Pienza

italienische Gemeinde
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Pienza ist eine italienische Stadt mit 1966 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) in der Toscana, im Val d’Orcia zwischen den Städten Montepulciano und Montalcino.

Pienza
Pienza (Italien)
Pienza (Italien)
Staat Italien
Region Toskana
Provinz Siena (SI)
Koordinaten 43° 5′ N, 11° 41′ OKoordinaten: 43° 4′ 43″ N, 11° 40′ 44″ O
Höhe 491 m s.l.m.
Fläche 122 km²
Einwohner 1.966 (31. Dez. 2023)[1]
Postleitzahl 56026
Vorwahl 0578
ISTAT-Nummer 052021
Bezeichnung der Bewohner Pientini
Schutzpatron Sant'Andrea (1. Juli)
Website Gemeinde Pienza

Allgemeines

Die Nachbargemeinden sind Castiglione d'Orcia, Chianciano Terme, Montepulciano, Radicofani, San Giovanni d'Asso, San Quirico d'Orcia, Sarteano, Torrita di Siena, Trequanda.

1996 erklärte die UNESCO das historische Zentrum Pienzas zum Weltkulturerbe und 2004 wurde das ganze Tal in die Liste aufgenommen.

Geschichte

Ursprünglich hieß der Ort Corsignano und war Geburtsort des Aeneas Silvius Piccolomini, Spross einer verbannten Sieneser Familie, und späterer Papst Pius II. Einmal Papst geworden ließ er das Dorf umbenennen und begann, in der Tradition antiker Stadtgründer, den Ausbau zu einer idealen Stadt. Das Städtchen hieß fortan nach seinem Bauherrn Pienza und gilt als ein erstes Beispiel einer so genannten humanistischen Stadtplanung, eine Anregung die in anderen italienischen Städten aufgenommen wurde und sich schließlich über ganz Europa verbreitete.

Die Umgestaltung wurde vom Florentiner Architekten Bernardo Rossellino 1459 begonnen, und binnen drei Jahren wurden die Hauptbauten fertiggestellt. Durch den Tod Papst Pius II. im Jahre 1464 wurde die Gesamtplanung jedoch nicht abgeschlossen.

Rossellino entwarf einen neuen Stadtplatz, die Piazza Comunale und die sie flankierenden vier Hauptbauten, den Dom und das Rathaus (Palazzo Publico), sowie den beiden Palazzos Vescovile und Piccolomini. Ersterer war der Wohnsitz von Kardinal Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI. Palazzo Piccolomini war Wohnsitz der Familie Pius II., ein vom Florentiner Palazzo Rucellai inspiriertes Gebäude und zugleich das größte und schönste am Platz. Am 29. August 1462 weihte Pius II. den neuerrichteten Dom.

Von allen Seiten führen Straßen auf die Piazza Comunale, wobei jeder Standort wechselvolle, harmonische Perspektiven auf die Gebäude, und weite inszenierte Ausblicke in das umliegende Tal gewährt. Der Travertin-Brunnen der Piazza, durch seine Aufstellung vor dem Palazzo Piccolomini die bewusste Asymmetrie des Platzes stärkend, trägt das Familienwappen der Piccolominis und wurde während der folgenden Jahrhunderte Vorbild für viele Toscanische Brunnen.

Sehenswürdigkeiten

 
Ansicht von Osten
 
Grundriss der Piazza in Pienza

Der Dom von Pienza wurde von Rossellino zwischen 1459-1462 als dreischiffige Hallenkirche mit Umgangschor errichtet. Trotz der Renaissance-Fassade zeigt der Dom eine typologische Orientierung an Bauten der nordalpinen Gotik, die den zahlreichen Reisen Pius II. vor seinem Pontifikat geschuldet ist. Die Gewölbezone mit toskanischen Kapitellen und den reliefierten Rippen zeigt jedoch die Übersetzung eines gotischen Raumkonzepts in die Formensprache der Frührenaissance. Unter der Apsis befindet sich das Baptisterium, das in Teilen noch auf dem ursprünglichen romanischen Vorgängerbau beruht und einer Krypta gleicht.

Es gibt ein Museo della Cattedrale im Dom. Das Diözesan-Museum im Palazzo Vescovile zeigt sowohl lokale Textil-Arbeiten, wie auch religiöse Artefakte. Drei Wandteppiche mit religiösen Darstellungen sind zu sehen; sie sind Ende des 15. Jahrhunderts in Flandern entstanden und gelangten über die Piccolominis nach Pienza. Die Gemäldesammlung enthält eine Arbeit des 7. Jahrhunderts, Christus am Kreuz (La Croce), Arbeiten des 14. Jahrhunderts von Pietro Lorenzetti (Madonna mit dem Kind) und Bartolo di Fredi (Madonna della Misericordia). Ebenso werden wichtige Werke des 14. und 15. Jahrhunderts gezeigt, darunter eine Madonna, die Luca Signorelli zugeschrieben wird.

Die Kirche von San Francesco, mit einer Giebelfassade und gotischem Portal ist eines der wenigen Gebäude, die noch aus der Zeit des alten Corsignano stammen. Sie ist auf den Grundmauern einer Kirche des 8. Jahrhunderts errichtet. Im Inneren befinden sich Fresken aus dem 14. Jahrhundert, von Cristofano di Bindoccio und Meo di Pero, Künstlern der Sieneser Schule, die das Leben des heiligen Franziskus zeigen. Das wertvolle alte Kircheninventar – etwa das mit Tempera gemalte Tafelkreuz von Segna di Bonaventura – ist inzwischen im Diözesan-Museum untergebracht.

Weiterhin sind in Pienza die Gebäude des Ammannati Palastes, des Gonzaga Palastes und des Palazzo del Cardinale Atrebatense, alle aus dem 15. Jahrhundert, erwähnenswert.

In der Nähe befindet sich die Pieve di Corsignano, eines der wichtigsten romanischen Monumente der Gegend.

Die südwestlich gelegene Lokalität Terrapille dient für Fotografen aller Welt als typisches Motiv für Postkarten. 1999 war es auch ein Schauplatz der Dreharbeiten für den Film Gladiator.

Literatur

  • Andreas Tönnesmann: Pienza: Städtebau und Humanismus, Hirmer, München 1990, ISBN 3-7774-5410-9
  • Maria Bonifazi Geramb: Pienza: Studien zur Architektur und Stadtplanung unter Pius II., Verlag an der Lottbek, Ammersbek 1994, ISBN 3-86130-021-4
  • Jan Pieper: Pienza - Der Entwurf einer humanistischen Weltsicht, Edition Axel Menges, 1997, ISBN 3-930698-06-4
  • Konstantin Vogas: Die Stadt als Bühne und Buch - Zur Selbstinszenierung Pius’ II. in der Architektur Pienzas, Avinus, 2007, ISBN 3-930064-58-8

Wirtschaft

Pienza ist Sitz von Bottega Verde, der größten Kosmetikkette Italiens.

Commons: Pienza – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Vorlage:Navigationsleiste Weltkulturerbe in Italien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).