Wiesmoor

Stadt im Landkreis Aurich in Niedersachsen
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Wiesmoor ist eine Stadt in Ostfriesland im Nordwesten Niedersachsens. Sie liegt am Nordgeorgsfehnkanal und ist dem Landkreis Aurich angegliedert. Wiesmoor ist seit Erteilung der Stadtrechte am 16. März 2006 die jüngste Stadt Ostfrieslands. Am 18. März 2006 feierte Wiesmoor sein 100-jähriges Bestehen. Wiesmoor gilt im ländlich geprägten Ostfriesland als die einzige Stadt, die ihre Entstehung der Industrialisierung verdankt, hier der industriellen Abtorfung des Moores. Die Stadt nennt sich selbst Blumenstadt, da die Verbrennung des Torfs im ehemaligen Kraftwerk und die Nutzung der daraus resultierenden Abwärme für die Aufzucht von Pflanzen, insbesondere Blumen, untrennbar mit der Wirtschaftsgeschichte der Komune verbunden ist. Die Stadt ist als Luftkurort anerkannt; der Tourismus ist neben dem Gartenbau ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor.

Wappen Deutschlandkarte
Wiesmoor
Deutschlandkarte, Position der Stadt Wiesmoor hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 24′ N, 7° 44′ OKoordinaten: 53° 24′ N, 7° 44′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Höhe: 11 m ü. NHN
Fläche: 82,94 km2
Einwohner: 13.968 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 168 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26639
Vorwahl: 04944
Kfz-Kennzeichen: AUR, NOR
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 025
Stadtgliederung: Kernstadt und neun weitere Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 193
26639 Wiesmoor
26639 Wiesmoor
Website: www.wiesmoor.de
Bürgermeister: Alfred Meyer (SPD)
Lage der Stadt Wiesmoor im Landkreis Aurich
KarteBaltrumJuistLandkreis WittmundLandkreis LeerMemmertNorderneyNordseeEmdenLandkreis FrieslandLandkreis LeerLandkreis WittmundAurichBerumburBerumburDornumGroßefehnGroßheideHageHagermarschHalbemondHinteIhlow (Ostfriesland)KrummhörnLeezdorfLütetsburgMarienhafeNorden (Ostfriesland)OsteelRechtsupwegSüdbrookmerlandUpgant-SchottUpgant-SchottWiesmoorWirdum
Karte

Geografie

Geographische Lage

Wiesmoor liegt im Nordwesten Deutschlands im Zentrum der historischen Landschaft Ostfriesland. Die Entfernung zur Nordsee beträgt ca. 30 km.

Nahe gelegene größere Städte sind Wilhelmshaven (gut 30 Kilometer nordöstlich), Oldenburg (gut 45 Kilometer ostsüdöstlich), Bremen (gut 80 Kilometer ostsüdöstlich) sowie Groningen (gut 80 Kilometer westsüdwestlich.

Die Landesplanung des Landes Niedersachsen weist Wiesmoor als Unterzentrum aus.[2] Angestrebt wird seit langem die Anerkennung Wiesmoors zu einem Mittelzentrum. Der geschätzte Einzugsbereich der Stadt beläuft sich auf 35.000 - 40.000 Personen.[3]

Ausdehnung des Stadtgebiets

Das gesamte Stadtgebiet Wiesmoors erstreckt sich auf einer Fläche von 82,99 km². Im Jahre 1919 hatte die Gemeinde Wiesmoor eine Fläche von 27,5 km². Bis 1951 wuchs die Gemeinde in mehreren Zügen auf 52,74 km², wodurch sie zur größten Landgemeinde Ostfrieslands wurde, war jedoch mit 95 Einwohnern je km² nur dünn besiedelt. Durch die Gemeindegebietsreform von 1972 erreichte die Stadt mit einem Flächenzuwachs von ca. 60 % ihre heutige Ausdehnung. Damit liegt sie innerhalb der ostfriesischen Kommunen auf Rang 17.

Die größte Ausdehnung des Stadtgebietes in nord-südlicher-Richtung beträgt ca. 11 km, in west-östlicher-Richtung etwa 7 km.

Geologie

Das gesamte Stadtgebiet Wiesmoors liegt im mittleren Teil des Ostfriesischen Zentralhochmoores. Dieses war im Laufe der letzten Jahrtausende nach der Saale-Eiszeit über der Grundmoräne gebildet und wies um 1900 Torfschichten bis zu 8 m auf. Unter der Sanddecke der Geest liegt in geringer Tiefe teilweise eine kalkhaltige Lehmschicht.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts dehnte sich das Moor hier auf einer Fläche von 100 km² aus. Davon werden heute 82,99 km² von der Stadt Wiesmoor bedeckt.

Der Ort liegt auf einer Höhe von 10,6 bis 14 m, durchschnittlich bei 11 m über Normalnull.[4]

Nachbargemeinden

Wiesmoor ist die südöstlichste Kommune des Landkreises Aurich und liegt zentral innerhalb der ostfriesischen Halbinsel. Die Stadt ist neben Ihlow eine von zwei Kommunen im Landkreis Aurich, die an zwei Nachbarlandkreise (bzw. einen anderen Kreis und eine kreisfreie Stadt) grenzen. Im Osten grenzt die Stadt an die Gemeinde Friedeburg (Landkreis Wittmund), im Süden an die Gemeinde Uplengen (Landkreis Leer). Westlich von Wiesmoor liegt die Gemeinde Großefehn, nördlich die Stadt Aurich (beide Landkreis Aurich). Wiesmoor ist wegen der Lage im äußersten Südosten des Landkreises die Kommune mit den wenigsten Nachbargemeinden innerhalb des Kreises Aurich.[5]

Stadtgliederung

Eine Besonderheit Wiesmoors liegt darin, dass fast alle heutigen Stadtteile jünger sind als der Stadtkern selbst. Dies erklärt sich aus der Geschichte Wiesmoors, dessen heutiger Siedlungskern erst ab 1906 angelegt wurde. Wiesmoor besteht aus der Kernstadt und neun weiteren Stadtteilen.

Voßbarg entstand im Zuge der Moorkolonisation nach dem Urbarmachungsedikt des Königs Friedrich II. von Preußen. Es gehörte bis 1787 zu Strackholt, anschließend wurde es selbstständig. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Voßbarg 1972 ein Ortsteil von Wiesmoor.

Die Besiedelung von Wiesederfehn begann 1796. Anders, als es der Name vermuten lässt, ist der Ort keine Fehnsiedlung, sondern wurde als Reihensiedlung an einem Weg angelegt, der von Wiesede aus über das Wiesmoor nach Strackholt führte. Bis 1972 gehörte die Gemeinde Wiesederfehn dem Landkreis Wittmund und wurde dann der Gemeinde Wiesmoor zugeschlagen, die zum Landkreis Aurich zählt.

Die ersten Einwohner von Zwischenbergen ließen sich 1810 im Ort nieder, als sie von der Holländischen Verwaltung Ostfrieslands Grundstücke zugewiesen bekamen. Seit 1972 ist Zwischenbergen ein Ortsteil von Wiesmoor.

Wilhelmsfehn I und Wilhelmsfehn II wurden ab 1878 von der Großefehngesellschaft angelegt und nach Kaiser Wilhelm I. benannt. Beide Ortsteile gehören seit Gründung von Wiesmoor zum Ort.

Das Auricher Wiesmoor II wurde ab 1878 als staatliche Fehnsiedlung von Preußen angelegt. Im Jahre 1890 wurde es eine selbstständige politische Gemeinde, die 1951 in der Großgemeinde Wiesmoor aufging.

Marcardsmoor wurde nach dem Bau des Ems-Jade-Kanals ab 1890 geplant angelegt. Der Ort ist nach nach Eduard Marcard, ehemaliger Unterstaatssekretär im preußischen Landwirtschaftsministerium, benannt und seit 1972 ein Teil von Wiesmoor.

Im Jahre 1914 ließen sich die ersten Siedler in Mullberg nieder, nachdem die Entwässerung über neu angelegt Kanäle, die in den Ems-Jade-Kanal münden, gesichert war. Die weitere Urbarmachung erfolgte nach der Technik der Deutschen Hochmoorkultur. Seit 1922 ist Mullberg, dessen Name sich vermutlich vom ostfriesischen Wort für fruchtbaren Humusboden (= Mull) ableitet, eine selbstständige Gemeinde, die sich 1951 der Großgemeinde Wiesmoor anschloss.

Rammsfehn wurde 1929 als Torfarbeitersiedlung angelegt und nach Staatssekretär Dr. Ramm vom Preußischen Landwirtschaftsministerium benannt, der sich als Initiator und Förderer des Wiesmoorer Kraftwerks einen Namen gemacht hatte. Der jüngste Ortsteil Wiesmoors, Hinrichsfehn, wurde 1946 auf Initiative des Leiters der Nordwestdeutschen Kraftwerke, Jan Hinrichs, als Arbeitersiedlung auf zwei ehemaligen Torfabbau-Abschnitten angelegt. Rammsfehn und Hinrichsfehn sind seit Gründung Ortsteile von Wiesmoor.

Klima

Die Stadt liegt in einer gemäßigten Klimazone im Klimabezirk Niedersächsisches Flachland Nordsee-Küste. Das Großklima ist maritim geprägt und zeichnet sich durch relativ kühle und regenreiche Sommer; verhältnismäßig milde, schneearme Winter, vorherrschende Westwinde sowie hohe Jahresniederschläge aus (durchschnittliche jährliche Niederschlagssumme ca. 800 mm).

Nach der Klimaklassifikation von Köppen befindet sich Wiesmoor in der Einteilung Cfb.

  • Klimazone C: Warm-Gemäßigtes Klima
  • Klimatyp Cf: Feucht-Gemäßigtes Klima
  • Klimauntertyp b: warme Sommer

Die nächstgelegene Wetterstation befindet sich in Aurich (siehe dort für weitere Informationen).

Geschichte

Der Großteil des Gebiets der heutigen Stadt Wiesmoor sowie angrenzende Teile von Nachbargemeinden waren über Jahrhunderte unwegsames Hochmoorgebiet von etwa 100 Quadratkilometern Größe. [6] Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden Pläne, dieses auf die Landkreise Aurich und Wittmund verteilte Gebiet industriell abzutorfen – also mit großen Torfmaschinen im Gegensatz zu den meisten Fehnsiedlungen in Ostfriesland, die fast ausnahmslos mit Hacke und Spaten und mit menschlicher Muskelkraft entstanden.

Treibende Kraft zu diesem Plan war der preußische Geheime Rat und spätere Staatssekretär Dr. Eberhard Ramm aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, nach dem später der Stadtteil Rammsfehn benannt wurde. Er war mit Carl Friedrich von Siemens befreundet und überzeugte ihn von dem Projekt, das Gebiet abzutorfen und ein Torfkraftwerk zu errichten.

 
Torfkraftwerk um 1910

Im Jahr 1906 wurde der Nordgeorgsfehnkanal (vom Ems-Jade-Kanal bei Marcardsmoor bis zur Jümme bei Stickhausen, 31 km) durch das Gebiet gebaut, um es entwässern zu können. Während zu Beginn nur Fachleute und Strafgefangene zum Einsatz kamen, siedelten 1907 die ersten weiteren Einwohner im unerschlossenen Wiesmoor an. 1909 wurde die Überlandzentrale − das Torfkraftwerk Wiesmoor − in Betrieb genommen. Es wurde von den Siemens Elektrischen Betrieben eröffnet und 1921 von den Nordwestdeutschen Kraftwerke AG (NWK) übernommen. Es versorgte große Gebiete zwischen Ems und Unterelbe mit Strom.

Während des Ersten Weltkriegs wurden Kriegsgefangene für verschiedene Arbeiten eingesetzt, unter anderem legten sie einen Friedhof an.

Der Domänenfiskus stellte die Abtorfung 1921 ein, dies wurde ebenfalls von der NWK unter ihrem Direktor Hinrichs übernommen, nach dem heute ebenfalls ein Stadtteil benannt ist: Hinrichsfehn. Auf den abgetorften Flächen wurden zunächst in Staatsregie Gemüse und Gartenpflanzen angebaut. Die im Torfkraftwerk entstandene Abwärme wurde ab 1925 dafür genutzt, Treibhäuser zu wärmen. Mit einer Unterglas-Fläche von 30 Morgen (etwa 75.000 Quadratmeter) entstanden die damals größten Treibhausanlagen Europas.[7]

Die Gemeinde Wiesmoor wurde 1923 gegründet. Sie wurde aus dem Gutsbezirk Friedeburger Wiesmoor (Kreis Wittmund) ausgegliedert und hatte eine Fläche von zunächst 3,34 Quadratkilometern. In den 1920er-Jahren wurde ein zwölf Hektar großer Park angelegt, der damit zu den größten Parkanlagen Ostfrieslands zählte. Schulen wurden ebenso gebaut wie eine (lutherische) Kirche am Nordgeorgsfehnkanal (1929/1930).

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte die Erfurter Blumenzuchtfirma Ernst Benary nach Wiesmoor über und errichtete einen Saatzuchtbetrieb mit zwanzig Gewächshäusern und vierzig Hektar Freilandfläche. Dies kann als der Beginn Wiesmoors als Blumengemeinde angesehen werden. In jener Zeit besuchten jährlich bereits etwa 40.000 Menschen die Gemeinde, und es entstanden Pläne zum Bau eines Moorbades, einer Freilichtbühne und zum Ausbau des Parks in eine Kuranlage – Anliegen, die danach sukzessive umgesetzt wurden.

Im Jahre 1951 wurde die Großgemeinde Wiesmoor gebildet. Die Gemeinden Wiesmoor und Mullberg sowie die Gutsbezirke Friedeburger Wiesmoor/nördlicher Teil und Friedeburger Wiesmoor Ost (alle aus dem Kreis Wittmund) sowie die Gemeinden Auricher Wiesmoor II und Wilhelmsfehn, der Gutsbezirk Wilhelmsfehn II und ein kleiner Teil der Gemeinde Voßbarg (alle aus dem Landkreis Aurich) wurden dazu zusammengefasst.[8] Die Großgemeinde wurde komplett in den Landkreis Aurich eingemeindet. Mit 51,64 Quadratkilometern war sie die flächengrößte Gemeinde Ostfrieslands und zählte 5.166 Einwohner.

Im Zuge der Vereinigung der Gemeinden wurde auch der Straßenbau erheblich verstärkt. So entstand unter anderem die wichtige Straßenverbindung entlang des Nordgeorgsfehnkanals (heute Landesstraße 12) nach Remels, durch das seinerzeit noch die Bundesstraße 75 führte – mit Anbindung an Leer einerseits, vor allem aber Oldenburg andererseits.

 
Bunkmaschine im Torfstich

1952 fand das erste Blütenfest statt. In jenem Jahr beschäftigte das Kraftwerk etwa 1.200 Arbeitnehmer und war damit im damals ansonsten recht industriearmen Landkreis Aurich der mit weitem Abstand größte industrielle Arbeitgeber. Etwa 120.000 Tonnen Torf wurden jährlich abgebaut und im Kraftwerk damit 100 Millionen Kilowatt Strom erzeugt. 60 Hektar Fläche wurden jährlich abgetorft und im Anschluss landwirtschaftlich genutzt. Weitere 200 Personen fanden in den angegliederten Gärtnereien der NWK Beschäftigung, deren Produkte wie Tomaten und Gurken bis in europäische Nachbarländer exportiert wurden.

Die Bedeutung Wiesmoors für den Landkreis Aurich, der damals noch aus dem Gebiet der heutigen Kommunen Aurich, Wiesmoor, Ihlow, Großefehn und Südbrookmerland bestand, wird dadurch ersichtlich, dass der Bürgermeister Wiesmoors als beratendes Mitglied dem Auricher Kreistag angehörte und dass der Kreis Aurich die Zusage gab, „von der von Wiesmoor aufgebrachten Kreisumlage jährlich einen erheblichen Teil zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau dieses Gebiets zu verwenden“.[9]

Die Torfproduktion durch die NWK wurde 1964 eingestellt. 1966 wurde das Torfkraftwerk abgerissen und mit dem Bau eines Gasturbinenkraftwerks (mit 25 MW) begonnen. Das 1950 von Heinrich Bohlen und Heinrich Doyen gegründete Fuhrunternehmen Bohlen und Doyen expandierte hingegen kräftig durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder[10] und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum heute größten privaten Arbeitgeber Wiesmoors.

1972 kamen im Zuge der niedersächsischen Gebietsreform die bis dahin selbständigen Gemeinden Marcardsmoor, Wiesederfehn, Voßbarg und Zwischenbergen zur Gemeinde Wiesmoor. Diese wurde 1977 zum „staatlich anerkannten Luftkurort“ erhoben.

1993 wurde die Fehnkaserne geschlossen, 1995 die Stromerzeugung in Wiesmoor beendet und im selben Jahr auch das Gasturbinenkraftwerk abgerissen.

Am 16. März 2006 wurde Wiesmoor das Stadtrecht verliehen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann überbrachte persönlich die Urkunde und betonte, dass damit die rasante Entwicklung Wiesmoors innerhalb von nur 100 Jahren gewürdigt werde. Einem Antrag auf Aufstufung von einem Grundzentrum zu einem Mittelzentrum wurde hingegen bereits 1994 nicht entsprochen, und auch im Zuge der Verleihung des Stadtrechts wurden entsprechende Begehrlichkeiten des Rates nicht beachtet.

Entwicklung des Ortsnamens

Der Ort ist nach einem Moorgebiet benannt, das unter diesem Namen erstmals 1778 in einer Karte erscheint und das den mittleren Teil des Ostfriesischen Zentralhochmoores bezeichnet. Über die Herkunft des Stadtnamens gibt es verschiedene Hypothesen. Vermutlich wurde das Gebiet so mit den Nachbargemeinden Wiesede und Wiesedermeer in Verbindung gebracht.[11]

Der Name selbst wird tautologisch gedeutet, da Wies die Bedeutung von Moor haben könne.[11] Andere mögliche Bedeutungen sind das Wiesige Moor oder Nasses Moor.[12]

Einwohnerentwicklung

1906 gegründet, lebten acht Jahre später in Wiesmoor erst 151 Einwohner. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die Einwohnerzahl die 1000er-Marke noch nicht durchbrochen; dies geschah erst nach dem Krieg durch die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Sprünge in der Einwohnerentwicklung 1951 und 1972 erklären sich durch die Bildung der Großgemeinde Wiesmoor und die Eingemeindung von umliegenden Kleinstgemeinden bei der Niedersächsischen Kommunalreform. Seit den 1990er-Jahren ist Wiesmoor durch Zuwanderung aus den neuen Bundesländern, von Spätaussiedlern, aber auch durch den Zuzug von Rentnern und Pensionären aus anderen Teilen Deutschlands gewachsen.

Jahr Einwohnerzahl[11]
1914 151
1919 383
1923 686
1939 905
1949 1.474
Jahr Einwohnerzahl[11]
1951 4.927
1963 6.276
1970 7.177
1972 9.724
1985 10.505
Jahr Einwohnerzahl[11]
1991 10.922
1996 11.874
2001 12.875
2003 13.039
2007 13.128

Politik

 
Rathaus in Wiesmoor

Stadtrat und Bürgermeister

Der Rat der Stadt Wiesmoor besteht aus 30 Ratsfrauen und Ratsherren. Hinzu kommt als stimmberechtigtes Mitglied kraft Amtes der Bürgermeister. Das amtliche Endergebnis der Kommunalwahl am 10. September 2006 lautete wie folgt:

  • SPD: 59,5 % (+0,1): 18 Sitze (-1 Sitz)
  • CDU: 32,8 % (-1,2): 10 Sitze (+0 Sitze)
  • FDP: 7,7 % (+5,9): 2 Sitze (+2 Sitze)

Die SPD stellt auch den Bürgermeister, Alfred Meyer, der am 10. September 2006 mit einem Stimmenanteil von 64,2 % direkt gewählt wurde.[13]

Vertreter in Landtag und Bundestag

Der Bundestagswahlkreis Aurich/Emden umfasst die Stadt Emden und den Landkreis Aurich. Bei der Bundestagswahl 2009 wurde der Sozialdemokrat Garrelt Duin erneut direkt gewählt. Mit einem Zweitstimmen-Ergebnis von 38,8 Prozent wurde die SPD zwar stärkste Partei, musste jedoch im Vergleich zur vorherigen Bundestagswahl, bei der sie mit 55,9 Prozent das beste Ergebnis aller deutschen Wahlkreise erzielt hatte, deutliche Verluste hinnehmen. Außerdem wird der Wahlkreis von dem Bündnisgrünen Thilo Hoppe aus Aurich vertreten. Dieser zog bei der Wahl über die Landesliste in den Bundestag ein.

Bei der Bundestagswahl 2009 ergaben sich folgende Ergebnisse:[14]

Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen
SPD 44,4 % Duin 38,8 %
CDU 25,8 % Hegewald 24,6 %
Bündnis 90
Die Grünen
11,1 % Hoppe 10,4 %
FDP 7,1 % Debus 10,4 %
Die Linke/PDS 10,1 % Heilemann 11,5 %

Wappen

Das Wappen von Wiesmoor stellt einen Birkhahn auf gelbem Grund sowie einen Blitz dar. Der Birkhahn repräsentiert das früher unwegsame Wiesmoor, in dem er in großer Zahl beheimatet war. Der Blitz steht für die elektrische Energie, die bis 1995 in Wiesmoor im Torfkraftwerk erzeugt wurde.

Auf dem Instrument des Gitarristen der Band Trio (Kralle Krawinkel) war ein Aufkleber mit dem Wappen zu sehen.

Städtepartnerschaften

Wiesmoor unterhält eine Partnerschaft mit dem polnischen Turek in der Woiwodschaft Großpolen. Neben Schulen pflegen auch verschiedene Vereine enge Kontakte.

Religion

 
Friedenskirche Wiesmoor
 
Kreuzkirche Marcardsmoor

Wiesmoor zählt zum Kirchenkreis Aurich, der mit rund 75.000 Gemeindegliedern der zweitgrößte Kirchenkreis der Hannoverschen Landeskirche ist.[15] Die lutherische Kirche hat in den Landkreisen Aurich und Wittmund die höchsten Anteile von Lutheranern in ganz Deutschland.[16] Heute gehören etwa 90 Prozent der Einwohner Wiesmoors der evangelischen Kirche an. Ungefähr 4 Prozent der Einwohner sind katholischen Glaubens. Der Rest verteilt sich auf andere Religionsgemeinschaften und konfessionslose.

In Wiesmoor gibt es die lutherischen Gemeinden Wiesmoor, Marcardsmoor und Hinrichsfehn. Bis zur Gründung einer eigenen Kirchengemeinde im Jahre 1928 waren die Lutheraner in Wiesmoor Teil der Kirchengemeinde Marcardsmoor, welche die älteste im Stadtgebiet ist. Im Jahre 1930 wurde die Friedenskirche im Zentrum von Wiesmoor errichtet. 1965 wurde im Ortsteil Hinrichsfehn die Versöhnungskirche als Filialkirche der Friedenskirche geweiht. Seit 1987 ist die Gemeinde selbstständig und damit die jüngste des Kirchenkreises Aurich.[11] Teile des Stadtgebiets gehören darüber hinaus zu den lutherischen Gemeinden Spetzerfehn und Ostgroßefehn.

Die römisch-katholische Kirchengemeinde verdankt ihre Entstehung polnischen Gastarbeitern. Für sie wurde 1913 im heutigen Ortsteil Hinrichsfehn eine Kirche gebaut, die auch als Lagerkirche für Strafgefangene katholischen Glaubens diente. Während des Ersten Weltkrieges wurden hier zudem katholische Kriegsgefangene betreut. Diese Kirche wurde bis Mitte der Dreißiger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und des dadurch bedingten Zustroms von katholischen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus Schlesien wurde 1953 die Kirche Maria Hilfe der Christen errichtet, die bis 1990 selbstständig geführt wurde. Priestermangel führte in diesem Jahr dazu, dass die Gemeinde von der St.-Ludgerus-Kirche Aurich mitversorgt wurde. Seit 2007 ist die katholische Kirche Wiesmoor Teil einer Pfarreiengemeinschaft, der auch die katholischen Kirchengemeinden Wittmund, Neustadtgödens und Aurich angehören.[11]

Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde besteht seit 1923. Sie hat heute etwa 30 Mitglieder.

Die Neuapostolische Kirchengemeinde Wiesmoor wurde 1966 selbstständig. Sie zählt heute etwa 110 Mitglieder. Bis 1982 kam die Gemeinde an verschiedenen Orten für Gottesdienste zusammen, zuletzt in der Aula der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Wiesmoor. 1982 begann der Bau einer Kirche, der im folgenden Jahr abgeschlossen werden konnte und damit das jüngste Gotteshaus in der Stadt ist.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen und Bauwerke

Die Blumenhalle gilt als Wahrzeichen des Ortes. Sie wurde 1969 für wechselnde Gartenausstellungen errichtet. Auf einer Fläche von rund 1.500 Quadratmeter werden in jährlich wechselnden Ausstellungen von März bis Oktober mehr als 10.000 Blumen präsentiert. Die Halle wird zudem für Kunstausstellungen genutzt. Die Wasserorgel ist einzige fest installierte Ostfrieslands. Im Jahre 2007 wurde die Blumenhalle um ein 5 ha großes Freigelände, den Gartenpark, erweitert.[17]

 
Torf- und Siedlungsmuseum

Das Torf- und Siedlungsmuseum wurde 1980 gegründet. Es besteht aus mehreren originalen, wiederaufgebauten Gebäuden. Dazu gehört unter anderem auch eine historische Dorfschule, eine Schmiede und das Kolonistenhaus. Gezeigt wird die Geschichte der Moorkolonisation ab 1780 bis zur Urbarmachung des Wiesmoors ab 1906.[18] Das Museum ist über eine Moorbahn mit der Blumenhalle verbunden. Das historische Gebäudeensemble der Wiesmoor-Gärtnerei wurde unter Denkmalschutz gestellt. Von März bis Oktober werden Führungen angeboten.

Von 1963 bis 1965 wurde in Hinrichsfehn nach Plänen des Oldenburger Architekten Rainer Herrmann eine evangelische Kirche errichtete, die als ein Beispiel für den Stil der Klassischen Moderne gilt.[11] Die Glasbetonfassaden an der Südseite wurden von dem ebenfalls aus Oldenburg stammenden Informell-Künstler Max Herrmann gestaltet, der ein Schüler von Otto Dix und Max Beckmann war.[19] Im Jahre 1987 wurde ihr der Titel Versöhnungskirche verliehen.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Nordwestdeutschen Kraftwerke AG wurde 1936 als Torhaus errichtet, um so eine zügige Durchfahrt zu den dahinter liegenden Gewächshäusern zu sichern. In dem zweigeschossigen, lang gestreckten Rohziegelbau sind seit 1987 Teile der Stadtverwaltung und des Gewerbevereins untergebracht.[11]

Parks und öffentliche Grünanlagen

 
Ottermeer

Der Wild- und Gemeindepark wurde 1952 angelegt und hat eine Fläche von 14 ha. 1954 wurde im Zentrum des Parks eine Freilichtbühne mit 3.000 Plätzen errichtet. Der Kur- und Landschaftspark dehnt sich auf einer Fläche von 15 ha aus. Er wurde 1977 eröffnet und liegt zwischen der Blumenhalle und dem Torf- und Siedlungsmuseum. Diese beiden Sehenswürdigkeiten sind mit einer Moorbahn verbunden, welche den Park durchquert. Die Anlage des Nielsenparks von 1927 steht in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz.[11]

Das Ottermeer wurde 1977 als künstlicher Hochmoorsee angelegt. Sein Name geht zurück auf einen verlandeten Hochmoorsee, der etwas weiter nördlich lag. Der See liegt inmitten einer Moorlandschaft und wird vor allem als Naherholungsgebiet genutzt. Er ist von einem Wanderweg umgeben. Das Nordufer verfügt über einen Sandstrand und wird touristisch genutzt. Hier befindet sich der Camping- und Bungalowpark.

Theater, Kunst und Musik

In Wiesmoor gibt es neun Chöre, mehrere kirchliche und weltliche Blasorchester sowie Gitarrenchöre. Die Niederdeutsche Bühne Wiesmoor führte bis in die 1970er Jahre ihre Stücke auf der Freilichtbühne auf. Seither ist das Forum der KGS Wiesmoor zweimal im Jahr Spielort des Ensembles, das Mitglied im Bühnenbund Niedersachsen/Bremen ist. Der Kultur- und Kunstkreis Wiesmoor, der seit 1995 besteht, fördert Bildende Kunst, Konzerte und Literaturveranstaltungen in Wiesmoor. Die Freilichtbühne wird für Open-Air-Konzerte genutzt.

Sport

Die Turngemeinschaft Wiesmoor, 1930 gegründet, ist mit rund 2.600 Mitgliedern der größte Sportverein der Stadt und der zweitgrößte im Landkreis Aurich nach dem MTV Aurich. Angeboten werden unter anderem Basketball, Volleyball, Turnen, Leichtathletik, Tennis, Radsport, Gymnastik und Tanzen. Der Bezirksfischereiverband Ostfriesland ist seit 1926 im Ortsteil Marcardsmoor mit einem Anglerheim vertreten. Auch in Wiesmoor selbst gibt es eine Ortsgruppe des Verbandes. Anfang 2007 wurden diese beiden Ortsgruppen zusammengelegt. Die so neu entstandene Ortsgruppe trägt, da sie das Gebiet der Stadt Wiesmoor jetzt komplett abdeckt, den Namen Ortsgruppe Wiesmoor. Seit 1952 gibt es in Wiesmoor einen Schwimmverein. Auf Initiative des Schwimmvereins wurde 1958 mit der Planung eines Wiesmoorer Hallenbads begonnen, das 1964 fertiggestellt wurde. Nachdem die Mitgliederzahl bei der Gründung des Vereins lediglich zehn betrug, zählt der Wiesmoorer Schwimmverein derzeit mehr als 500 Mitglieder.[20] Der Wassersportverein Marcardsmoor wurde 1994 gegründet. In mehreren Stadtteilen gibt es Sportvereine, die die Friesensportarten Boßeln und Klootschießen anbieten.

Wiesmoor verfügt über ein Hallen- und ein Freibad. Als weitere Sportstätten unterhält die Stadt sechs Sporthallen, acht Sportplätze, eine Tennishalle und zwei Tennisplätze. Dazu kommen ein Minigolf und ein 27-Loch-Golfplatz.[21] Die KGS Wiesmoor unterhält zudem einen öffentlichen Freizeit- und Bewegungspark mit diversen Sportplätzen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die größte jährlich wiederkehrende Veranstaltung ist das Blütenfest, das vom Verkehrs- und Heimatverein organisisert wird. Es findet am ersten Septemberwochenende an fünf aufeinander folgenden Tagen statt. Das 1952 gegründete Fest zieht jedes Jahr Tausende Touristen in den Luftkurort. Ein Höhepunkt der fünftägigen Veranstaltung ist der Blumenkorso, der in jedem Jahr einem anderen Motto gewidmet ist und aus mehreren – mit Tausenden von Blüten besteckten – Wagen besteht und langsam einen Rundkurs durch die Gemeinde fährt. Beim Dämmerschoppen am Samstagabend springen die alte Blütenkönigin und ihre Hofdamen mit dem Fallschirm über dem Fußballstadion ab. Anschließend findet dort eine Feier statt, die mit einem großen Feuerwerk ihren Höhepunkt erreicht. Am Sonntagnachmittag wird auf der Freilichtbühne von den Zuschauern eine neue Blütenkönigin gewählt. Die Zweit- und Drittplazierte werden ihre Hofdamen. Das Königshaus repräsentiert Wiesmoor ein Jahr lang bei vielen regionalen und überregionalen Veranstaltungen. Begleitet wird das Fest von einem Flohmarkt, sowie einem Rummel auf dem Marktplatz. Am Montagabend wird das Blütenfest durch „Kanal in Flammen“ beendet. Dabei handelt es sich um ein Feuerwerk, das direkt am und über dem Nordgeorgsfehnkanal gezündet wird.

Der Gewerbeverein der Stadt organisiert mehrere regelmäßig stattfindende Veranstaltungen. Dazu zählen das Wiesmoorer Frühlingsfest (jährlich im März), der Blumen- und Pflanzenmarkt (jährlich im Frühjahr), das Oktoberfest, das Stadtfest und der an den vier Adventssonntagen stattfindende Weihnachtsmarkt. Das Sommerfest wird von der Stadt und dem Gewerbeverein gemeinsam ausgerichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Gärtnerei Wiesmoor und Touristeninformation

Wiesmoor ist wirtschaftlich von Landwirtschaft (hier insbesondere Gartenbau), Tourismus und einigen Industriebetrieben geprägt. Die Stadt gilt als die einzige Kommune Ostfrieslands, die ihren Ursprung der Industrialisierung verdankt: durch den maschinellen Torfabbau und die Nutzung des Torfs für ein Kraftwerk.

Die Wiesmoor-Gärtnerei entstand 1925, als die Nordwestdeutsche Kraftwerke AG (NWK) begann, überschüssige Wärme des Kraftwerkes zur Beheizung von Gewächshäusern für Gemüse zu nutzen. Im Jahre 1965/66 wurde die Wiesmoor-Gärtnerei GmbH gegründet, deren alleinige Gesellschafterin die NWK blieben. Im Jahre 2001 gingen die Geschäftsanteile im Rahmen eines Management-Buy-out-Verfahrens an fünf leitende Mitarbeiter über, die seither die Gesellschafter bilden.[22] Heute exportiert die Gärtnerei vor allem Schnittblumen. Mehrere Gärtnerei-Betriebe haben sich zudem mit Gärtnereien aus anderen Orten zur Genossenschaft Nordwest-Blumen zusammengeschlossen.

Noch heute wird in Wiesmoor in industriellem Maßstab Torf abgebaut. Dieser wird als Dünger (teils unter Beimischung von Rinderdung) verwendet. Größter Industriebetrieb ist die Firma Bohlen und Doyen, die im Baugeschäft und im Anlagenbau tätig ist und in Wiesmoor ihren Sitz hat. Bundesweit beschäftigt sie zirka 1500 Mitarbeiter.[23] Sie ging aus einem Zwei-Mann-Fuhrbetrieb hervor, der 1950 von Heinrich Bohlen und Heinrich Doyen gegründet wurde. Darüber hinaus gibt es Industriebetriebe aus den Bereichen Fahrzeugbau und Metallbau.

Die Torf-Betriebe finden sich in den Außenbereichen der Stadt, nahe den Grundstoff-Vorkommen. Die Firma Bohlen und Doyen ist im Südwesten der Kernstadt ansässig. Die meisten anderen produzierenden Betriebe konzentrieren sich in drei Gewerbegebieten: eines nahe der Bundesstraße im Stadtteil Wiesederfehn, die anderen beiden an der in Richtung Süden führenden Oldenburger Straße, am Ortsausgang Wiesmoors und im Stadtteil Hinrichsfehn. Sie liegen den Anschlussstellen der A 28 am nächsten.

 
Blumenhalle

Als staatlich anerkannter Luftkurort mit einer Reihe Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten ist Wiesmoor Ziel von Urlaubern. 2007 wurden in Wiesmoor 41.000 Übernachtungen in Herbergen mit mehr als sieben Betten verzeichnet, in kleineren Unterkünften weitere 65.000 bis 70.000. In der Stadt gibt es mehr als 40 Beherbergungsbetriebe, darunter vier Hotels und Pensionen. Bei der Mehrzahl handelt es sich um Ferienwohnungen und -häuser. Außerdem sind ein Campingplatz und Wohmmobilstellplätze am Ottermeer vorhanden, ein weiterer Campingplatz befindet sich in Marcardsmoor am Ems-Jade-Kanal. Die Touristen blieben im Durchschnitt 2,9 Tage in der Stadt. Die Blumenhalle verzeichnete 2007 59.000 Besucher. Die Tourismus-Wertschöpfung in der Stadt wurde mit zirka 21 Millionen Euro angegeben.[24] Die Stadt liegt an der Deutschen Fehnroute, der Tour de Fries sowie der Radroute Rad up Pad. Die wichtigste Einkaufsstraße ist die Hauptstraße (B 436), an deren beiden Straßenseiten sich Fachgeschäfte und Einkaufsmärkte aufreihen.

Separate Arbeitsmarktdaten für die Stadt Wiesmoor werden nicht erhoben. Gemeinsam mit der Stadt Aurich sowie den Gemeinden Großefehn, Ihlow und Südbrookmerland bildet Wiesmoor den Bereich Geschäftsstelle Aurich innerhalb des Bezirks Emden der Agentur für Arbeit. Im Bereich der Geschäftsstelle Aurich lag die Arbeitslosenquote im Dezember 2009 bei 8,6 Prozent und damit etwa eineinhalb Prozentpunkte über dem niedersächsischen Durchschnitt.[25] Wiesmoorer Betriebe stellen zirka 4000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

Medien

Wiesmoor liegt im Verbreitungsgebiet von drei Tageszeitungen. Dies ist zum einen die Ostfriesen-Zeitung, die in Wiesmoor eine Geschäftstelle mit Redaktionsbüro unterhält. Ebenfalls mit einer Geschäftstelle vertreten ist der Anzeiger für Harlingerland. Dieser hat sein Vebreitungsgebiet traditionell im Landkreis Wittmund. Da weite Teile des heutigen Wiesmoorer Stadtgebiets jedoch bis zur Bildung der Großgemeinde Wiesmoor noch zum Landkreis Wittmund gehörten, ist der Anzeiger weiterhin in der Stadt verankert. Dritte der Tageszeitungen sind die Ostfriesischen Nachrichten, die in Aurich erscheinende Zeitung, die vornehmlich im historischen Auricherland (Altkreis Aurich, bis 1977) gelesen wird. Aus Wiesmoor berichtet zudem der Bürgerrundfunksender Radio Ostfriesland.

Bildung

Bildung gewährleistet in erster Linie die Kooperative Gesamtschule (KGS) im Zentrum Wiesmoors mit mehr als 1.450 Schülerinnen und Schüler (Stand: 2010). Sie verfügt neben dem Haupt-, Real- und Gymnasialzweig auch über eine Grundschule und eine gymnasiale Oberstufe, die 1999 ihren ersten Abiturjahrgang verabschiedete. Die KGS Wiesmoor wird auch von Schülern aus den Nachbargemeinden in den Landkreisen Leer und Wittmund besucht. Separate Haupt- und Realschulen oder Gymnasien gibt es in Wiesmoor nicht. Das nächstgelegene Gymnasium befindet sich in Aurich, ebenfalls Berufsbildende Schulen.

Grundschulen gibt es in Wilhelmsfehn II (Grundschule Am Ottermeer), in Hinrichsfehn (Grundschule Wiesmoor-Süd) und im Wiesmoorer Zentrum (Grundschule Wiesmoor-Mitte). Schulen für Lernhilfe (Förderschulen) gibt es Wiesmoor nicht, die nächstgelegene befindet sich in der Nachbargemeinde Großefehn. Die Kreisvolkshochschule Aurich unterhält in Wiesmoor eine Außenstelle.

Öffentliche Einrichtungen

Die Gemeindebücherei befindet sich in der KGS Wiesmoor. Die Freiwillige Feuerwehr Wiesmoor wurde 1930 gegründet und ist seit 1951 Teil des Feuerwehrverbands des Landkreises Aurich. Heute hat die Stadtfeuerwehr jährlich 70 bis 90 Einsätze. Ihr Einsatzgebiet ist nicht nur auf Wiesmoor beschränkt, sondern umfasst auch Nachbargemeinden bis zur Bundesstraße 72. Die Freiwillige Feuerwehr Wiesmoor hat heute 74 aktive Mitglieder in Wiesmoor und 30 im Ortsteil Marcardsmoor. Neben den zwei einsatzbereiten Wehren gibt es noch eine Jugendabteilung mit 37 sowie eine Altersabteilung mit 12 Mitgliedern. Der Bestand der Stadtfeuerwehr umfasst neun einsatzbereite Fahrzeuge, einschließlich des Fahrzeugs der Feuerwehr Marcardsmoor.

Verkehr

 
Lage Wiesmoors (Mitte) an den Verkehrsadern in Ostfriesland

Wiesmoor liegt an der Bundesstraße 436, die von Weener nach Sande in Südwest-Nordost-Richtung quer durch die ostfriesische Halbinsel führt. Die Länge auf Wiesmoorer Stadtgebiet beträgt elf Kilometer. In Wiesmoor kreuzt sie sich mit der Landesstraße 12, die von Wittmund in südlicher Richtung nach Remels führt. Die auf Stadtgebiet 14 Kilometer lange L 12 [26] stellt für Wiesmoor die kürzeste Verbindung zur A 28 (LeerOldenburg) dar. Des weiteren führen Kreisstraßen von Wiesmoor in die Nachbargemeinden. Die Länge der Kreisstraßen in Wiesmoor beträgt 15 Kilometer. Hinzu kommen weitere städtische Straßen von etwa 200 Kilometern Länge, so dass das Straßennetz in der Stadt insgesamt ungefähr 240 Kilometer lang ist.

Überland-Buslinien verbinden Wiesmoor mit Aurich und Leer. Busse fahren von zirka 6 Uhr morgens bis ungefähr 19 Uhr abends einmal pro Stunde. Buslinien in Richtung Wittmund und Wilhelmshaven sind mit einer deutlich schlechteren Vertaktung und längeren Fahrtzeiten verbunden. Einen Anschluss an das nationale Eisenbahnnetz hat Wiesmoor nie besessen. Die nächstgelegenen Personenbahnhöfe befinden sich in Wittmund, Leer, Sande und Augustfehn, wobei nur Leer von diesen vieren auch ein Intercity-Halt ist. Die nächstgelegenen Flugplätze befinden sich in Leer und Mariensiel bei Wilhelmshaven. Der nächstgelegene internationale Verkehrsflughafen ist derjenige in Bremen.

Für den Bootstourismus sind die Kanäle von großer Bedeutung, ihre frühere Funktion im Frachtverkehr haben sie hingegen längst eingebüßt. Im Norden durchquert der Ems-Jade-Kanal in West-Ost-Richtung das Stadtgebiet. Im Stadtteil Marcardsmoor zweigt der in südlicher Richtung durch Wiesmoor verlaufende Nordgeorgsfehnkanal von ihm ab und führt in Richtung Leda und Jümme.

Persönlichkeiten

Der ehemalige Direktor des Torfkraftwerkes und der Wiesmoor-Gärtnerei, Johann Gerhard (genannt: Jan) Hinrichs (1887–1974), der sich um die Entwicklung des Ortes verdient gemacht hat, ist bisher der einzige Ehrenbürger der Stadt.

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Verordnung über das Landesraumordnungsprogramm auf www.nds-voris.de
  3. Wiesmoor.Conne.net: Zahlen • Daten • Fakten • Wissenswertes
  4. Karl-Heinz Frees (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Wiesmoor, pdf-Datei, S. 1, abgerufen am 3. Februar 2010
  5. Zählt man jedoch nur auf Einheits- und Samtgemeindeebene, so hat Dornum ebenfalls nur zwei Nachbargemeinden im Kreis, nämlich Hage und Großheide
  6. Landkreis Aurich: Tätigkeitsbericht 1948 bis 1952. Verlag A. H. F. Dunkmann, Aurich 1952, ohne ISBN, S. 28.
  7. Landkreis Aurich: Tätigkeitsbericht 1948 bis 1952. Verlag A. H. F. Dunkmann, Aurich 1952, ohne ISBN, S. 29.
  8. Landkreis Aurich: Tätigkeitsbericht 1948 bis 1952. Verlag A. H. F. Dunkmann, Aurich 1952, ohne ISBN, S. 30.
  9. Landkreis Aurich: Tätigkeitsbericht 1948 bis 1952. Verlag A. H. F. Dunkmann, Aurich 1952, ohne ISBN, S. 33.
  10. Firmenhistorie von Bohlen & Doyen, abgerufen am 6. Februar 2010.
  11. a b c d e f g h i j Karl-Heinz Frees (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Wiesmoor, Stadt Wiesmoor, Landkreis Aurich, S. 5, abgerufen am 6. Februar 2010.
  12. Wiesmoor-Info: Stadt Wiesmoor, angerufen am 6. Februar 2010.
  13. wiesmoor.de: Ergebnis Bürgermeisterwahl 2006, abgerufen am 2. März 2010.
  14. Wahlkreis 25 Aurich/Emden, Quelle: Der Bundeswahlleiter.
  15. Kirchenkreis Aurich: Gemeinden, abgerufen am 2. Februar 2010.
  16. Sprengel Ostfriesland: Statistisches, abgerufen am 2. Februar 2010.
  17. Luftkurort Wiesmoor Touristik GmbH: „Blumenreich“ Blumenhalle & Gartenpark, eingesehen am 1. März 2010.
  18. torf-und-siedlungsmuseum.de: Torf- und Siedlungsmuseum, abgerufen am 1. März 2010.
  19. Kirchenkreis Aurich: Versöhnungskirchengemeinde Hinrichsfehn, abgerufen am 4. März 2010.
  20. Schwimmverein Wiesmoor: Vereinsgeschichte, abgerufen am 2. Februar 2010.
  21. www.wiesmoor.de: Turn- und Sportstätten, abgerufen am 5. März 2010
  22. Wiesmoor-Gärtnerei.de: Geschichte, eingesehen am 1. März 2010.
  23. www.bohlen-doyen.de: Wir über uns, abgerufen am 3. Februar 2010
  24. Quelle: Wiesmoor Tourismus GmbH, zitiert in: Ostfriesischer Kurier, 17. März 2008, S. 23
  25. Zahlen der Arbeitsagentur Emden, pdf-Datei, S. 4
  26. www.wiesmoor.de: Zahlen, Daten, Fakten, abgerufen am 1. Februar 2010

Literatur

  • Karl-Heinz Frees (Hrsg.): Das große Wiesmoor. Die Blumengemeinde Ostfrieslands. Soltau-Kurier, Norden 1987, ISBN 3-922365-74-4.
  • Karl-Heinz Frees: Wiesmoor. Der lange Weg vom Moor zur Blumenstadt. Rautenberg, Leer 2005.
  • Jan Hinrichs: Wiesmoor. Entstehung und Zukunft. Hinck, Hannover 1961.
  • Helmut Sanders: Großefehn-Wiesmoor. Sutton, Erfurt 1999, ISBN 3-89702-162-5.
  • Helmut Sanders: Wiesmoor. Seine Kultivierung und Besiedlung von den Randgemeinden aus. Mettcker, Jever 1990, ISBN 3-87542-006-3.
  • Helmut Sanders: Wiesmoor 1906- 1996. Von der Überlandzentrale zum zentralen Ort. Rautenberg, Leer 1997, ISBN 3-79210-587-X.
  • Horst Wöbbeking, Hermann Gutmann, Friedrich Schröder: Stromlandschaften Wiesmoor. Christians, Hamburg 1987, ISBN 3-7672-1026-6.