Die Philosophie des Geistes beschäftigt sich mit der Natur mentaler Zustände, ihren Wirkungen und Ursachen. Doch was sind mentale Zustände? Hier ist eine allgemeine Definition wohl weniger sinnvoll, als das Nennen von Beispielen: Mentale Zustände sind etwa Gedanken, Empfindungen, Selbstbewusstsein, Wahrnehmungen und das Gefühl frei entscheiden zu können.
Das Leib-Seele Problem
Der Kern der Philosophie des Geistes ist das Leib-Seele-Problem. Es entsteht, wenn man sich fragt, wie sich unsere mentalen Zustände (oder der Geist, das Bewusstsein, das Psychische, die Seele) zu den physischen Zuständen ( oder dem Körper, dem Gehirn, dem Materieellen, dem Leib) verhalten. Handelt es sich hier um zwei verschiedene Substanzen? Oder sind das Mentale und das Physische letztlich eins? Dies sind die zentralen Fragen der Philosophie des Geistes. Die Beantwortung wirft jedoch zahllose neue Fragen auf. Die Philosophie des Geistes ist daher mittlerweile ein enorm differenziertes Projekt.
Die meisten Menschen empfinden intuitiv eine Kluft zwischen mentalen und physischen Phänomenen. Dies hat dazu geführt, dass lange Zeit dualistische Positionen in der Philosophie des Geistes vorherrschend waren. Heute ist jedoch der Materialismus die Position der Mehrheit der Philosophen. Der Materialismus schließt jedoch die Verpflichtung ein, zu erklären, wie mentale Zustände denn materielle Zustände sein können.
Dualismus
Der Dualismus reagiert auf die intuitive Kluft zwischen dem mentalen Innenleben und der physischen Realität wie folgt: Er behauptet, dass hier zwei grundsätzlich verschiedene Entitäten im Spiel sind - eben mentale und physische Entitäten. Je nachdem, wie die Entitäten weiter spezifiziert werden und wie man sich das Verhältnis von mentalen und physischen Entitäten vorstellt, kann man zu sehr verschiedenen Dualismen kommen. Zunächst sollten wir aber schauen, was für den Dualismus spricht.
Argumente für den Dualismus
Ruht der Dualismus allein auf der intuitiven Kluft zwischen Mentalem und Physischem? Oder gibt es konkrete Argumente für den Dualismus? Ja, die gibt es, hier sei jedoch nur das bekannteste vorgestellt: In den Meditationen entwickelte René Descartes ein Argument, dass sich wie folgt formulieren lässt: Ich kann mir klar und deutlich vorstellen, dass Geist ohne Materie existiert. Wenn ich mir dies klar und deutlich vorstellen kann, so ist es zumindest theoretisch möglich, dass Geist ohne Materie existiert. Wenn es theoretisch möglich ist, dass Geist ohne Materie existiert, dann müssen Geist und Materie verschiedene Entitäten sein. Also müssen Geist und Materie verschiedene Entitäten sein, also ist der Dualismus wahr.
Natürlich können viele Prämissen dieses Argumentes bezweifelt werden: Warum sollte zum Beispiel etwas möglich sein, nur weil ich es mir klar und deutlich vorstellen kann? Trotz derartiger Probleme werden auch heutzutage noch Variationen von Descartes Argument verteidigt - etwa von Saul Kripke. Man muss aber wohl zugeben, dass dualistische Positionen eher durch die Probleme des Materialismus plausibilisiert werden, als durch eigenständige positive Argumente.
Interaktionistischer Dualismus
Die klassische Form des Dualismus ist der interaktionistische Dualismus. Er wurde in maßgeblicher Weise von René Descartes formuliert und hat auch noch heute Anhänger. Karl Popper und John Eccles sind die bekanntesten interaktionistischen Dualisten im 20 Jahrhundert gewesen. Die grundlegenden Ideen lauten wie folgt: Geist und Materie sind verschiedene Substanzen und sie wirken aufeinander ein. Wenn ich mir mit dem Nadel in den Finger steche, so werden von dort Signale in das Gehirn geleitet und dort muss es eine Stelle geben, wo das Gehirn auf den immateriellen Geist wirkt. Genau so in die andere Richtung: Wenn ich Schmerzen habe, so wirkt der immaterielle Geist auf das Gehirn. Von da werden Signale ausgesendet und ich ziehe - z.B. - meine Hand zurück.
Ein derartiger Dualismus hat mit massiven Problemen zu kämpfen: Wenn es einen Ort der Interaktion zwischen Geist und Gehirn gibt, so müsste dieser Ort auffindbar sein. Die Spekulationen von Descartes (er hoffte auf die Epiphyse als Interaktionsort) wurden jedoch bald wiederlegt. Auch sonst wurden nirgendwo Stellen im Gehirn gefunden, an denen das Verhalten der Neuronen durch Lücken im kausalen Geschehen zu erklären wäre. Im Gehirn scheint also gar kein "Platz" für eine solche Interaktion zu sein. Auch ist gar nicht klar, wie eine solche Interaktion genau aussehen könnte.
Weitere Dualismen
Nun kann man auch andere Dualismen vertreten, die vier wichtigsten seien genannt.
1) Parallelismus Der Parallelismus ist von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelt worden. Die zentralen Thesen sind: 1) Geist und Materie sind zwei verschiedene Substanzen. 2) Die beiden Substanzen wirken jedoch nicht aufeinander. Damit wären die Probleme des interaktionistischen Dualismus überwunden. Doch es stellen sich gleich neue Fragen, so etwa: Wenn ich zum Kühlschrank gehen will (mental), so gehe ich normaler Weise auch zum Kühlschrank (physisch). Wie kann das sein, wenn Geist und Materie gar nicht aufeinander wirken? Leibniz Antwort: geistige und materielle Ereignisse laufen parallel zueinander ab, so wie synchron laufende Uhren. Einwand: Aber warum sollte es eine solche Parallelität geben? Es wäre doch ein unglaublicher Zufall, wenn bei allen geistigen Wesen die physische Maschinerie exakt zum Geist parallel laufen würde. Leibniz Antwort: Gott hat es halt so eingerichtet.
2) Okkasionalismus Der Okkasitionalismus ist u.a. von Nicolas Malebranche vertreten worden. Die Idee: Wenn ich etwas tun will, so ist das ein immaterielles Ereignis in meinem Geist. Dies wird allerdings von Gott registriert und der setzt entsprechend den Körper in Gang.
3) Epiphänomenalismus Der Epiphänomenalismus ist von Thomas Henry Huxley entwickelt worden. Der Grundgedanke ist, dass das Verhältnis von Geist und Materie wie eine Einbahnstraße zu denken ist: Die Materie wirkt auf den immateriellen Geist, aber nicht umgekehrt. Der Epiphänomenalismus wird immer noch vertreten, ein bekannter Fürsprecher ist etwa Frank Jackson. Der Epiphänomenalismus hat jedoch ähnlich Probleme wie der interaktionistische Dualismus: Wo ist der Ort, an dem die Wirkung auf den Geist statt findet? Wie hat man sich diese Wirkung vorzustellen?
4) Eigenschaftsdualismus Der Eigenschaftsdualismus hat in den letzten Jahren - durch ein Buch von David Chalmers - eine Renaissance erlebt. Der Eigenschaftsdualismus gehört nur bedingt in unsere Reihe der Dualismen: Im Gegensatz zu den anderen Positionen ist er ein Substanzmonismus, ist also sogar mit der These verträglich, dass alles aus kleinsten physischen Teilchen zusammen gesetzt ist. Er besteht jedoch darauf, dass es nichtmaterielle Eigenschaften gibt. Chalmers nennt die Eigenschaft auf bestimmte Art erlebt zu werden (die Qualia) als eine nichtmaterielle Eigenschaft. Seine Überlegungen stützen sich auf den Begriff der Supervenienz und die Logik reduktiver Erklärungen.
Monismus
Der Monismus behauptet, im Gegensatz zum Dualismus, dass es nur eine Substanz gebe. Heute sind fast alle Monismen materialistisch. Sie behaupten also, dass die einzig vorhandene Substanz die (physische) Materie sei. Es sind jedoch auch andere Formulierungen möglich: Man könnte auch behaupten, dass es keine Materie gebe, sondern nur den Geist. Ein solcher, idealistischer Monismus wird heute kaum vertreten. Eine dritte Möglichkeit ist, eine Substanz anzunehmen, die weder physische Materie, noch Geist ist. Das Mentale und Physische wären Eigenschaften dieser einen Substanz. Dieser Monismus ähnelt dem Eigenschaftsdualismus (s.o.). Im Folgenden werden wir die klassischen (materialistischen) Monismen betrachten.
Behaviorismus
Der Behaviorismus hat die Philosophie des Geistes in weiten Teilen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beherrscht. In der Psychologie war der Behaviorismus als Reaktion auf Probleme der Introspektion entstanden: Wenn jemand aufgrund von Introspektion über sein mentales Innenleben berichtet, so ist (oder war damals) keine Überprüfung der Aussagen möglich. Ohne allgemeine Überprüfbarkeit ist jedoch, so die Behavioristen, keine Wissenschaft möglich. Der Ausweg für die Psychologie: Sie sollte auf mentales Innenleben und Introspektion verzichten und statt dessen Verhalten beschreiben.
Parallel zu derartigen Entwicklungen der Psychologie entwickelte sich ein philosophischer Behaviorismus. Dieser ist durch einen Verifikationismus gekennzeichnet, der generell unüberprüfbare Aussagen für sinnlos hält. Wenn Aussagen über das mentale Innenleben nun unüberprüfbar sind, so sind sie eben sinnlos. Doch was sollen mentale Zustände denn sein, wenn sie kein mentales Innenleben sind, über das man mittels Introspektion berichten kann? Die Antwort des Behavioristen: Mentale Zustände sind Verhaltensbeschreibung bzw. -dispositionen.
Der philosophische Behaviorismus gilt heute weitgehend als überholt. Neben anderen Problemen ist es einfach schrecklich unplausibel, dass ich nur über Verhalten rede, wenn ich von meinen stechenden Kopfschmerzen berichte.
Identitätstheorie
Die Identitätstheorie war die direkte Reaktion auf das Scheitern des Behaviorismus. Wenn mentale Zustände etwas materielles sind, aber kein Verhalten, so sind mentale Zustände vermutlich mit inneren materiellen Zuständen identisch. Die hier nahe liegende Idee: Ein mentaler Zustand M ist nichts anderes als ein Gehirnzustand G. Der mentale Zustand „Wunsch nach einem Kaffee“ wäre also nichts anderes als „das und das Feuern in der und der Gehirnregion“.
Trotz einer gewissen Anfangsplausibilität hat die Identitätstheorie mit mindestens einem schweren Problem zu kämpfen, der multiplen Realisierung. Es scheint klar zu sein, dass nicht nur Menschen, sondern auch z.B. Lurche oder gar Marsmenschen Schmerzen haben können. Es scheint aber unwahrscheinlich das alle Wesen mit gleichen Schmerzen im gleichen Gehirnzustand sind. Also ist die Identitätstheorie vermutlich empirisch falsch. Trotz dieses Problems gibt es heute eine gewisse Renaissance der Identitätstheorie, die vor Allem Jaegwon Kim zu verdanken ist.
Funktionalismus
Der Funktionalismus wurde von Hilary Putnam als Reaktion auf die Probleme der Identitätstheorie entwickelt. Die Idee lautet wie folgt: Wenn Wesen mit verschiedenen Gehirnzuständen den gleichen mentalen Zustand haben können (die Identitätstheorie also falsch ist), so muss es dennoch etwas geben, was die Gehirnzustände gemeinsam haben. Der Vorschlag der Funktionalisten ist nun, dass die verschiedenen Gehirnzustände alle den gleichen funktionalen Zustand realisieren. Die mentalen Zustände wären dann funktionale Zustände.
Doch was sind funktionale Zustände? Dies wird oft am Beispiel von einfachen Automaten erklärt: Stellen wir uns einen Süßigkeitenautomaten vor. Dieser wirft bei einem Euro eine Süßigkeit aus. Nun kann man den Automaten mit verschiedenen Zuständen beschreiben: Es muss einen Zustand geben, in dem der Automat die Süßigkeit auswirft ohne weiteres Geld zu fordern. Es muss aber auch Zustände geben, in denen der Automat noch 1 Euro oder 50 Cent fordert, um etwas auszuspucken. Im Sinne der Automatentheorie lässt sich so der Süßigkeitenautomat komplett beschreiben. Der Witz an der Geschichte ist nun, dass die Beschreibung gilt, ganz egal, woraus der Automat konkret gemacht ist. Die Analogie ist klar: Mentale Zustände sind funktionale Zustände, es ist egal welche Gehirnzustände sie konkret realisieren.
Nichtreduktiver Materialismus
Bei vielen Philosophen kommen zwei Überzeugungen zusammen: 1) Der Materialismus ist wahr, mentale Zustände müssen materielle Zustände sein. 2) Die einzelnen reduktiven Vorschläge sind alle unbefriedigend: Mentale Zustände lassen sich nicht auf Verhalten, Gehirnzustände oder funktionale Zustände zurückführen. Daraus ergibt sich die Frage, ob es nicht einen nichtreduktiven Materialismus geben kann. Donald Davidsons anomaler Monismus ist etwa ein Versuch einen solchen Materialismus zu formulieren.
Oft wird die Idee mit dem Begriff der Supervenienz formuliert: Mentale Zustände supervenieren über physischen Zuständen, sind aber nicht auf sie zurückführbar. „Supervenieren“ beschreibt dabei eine Abhängigkeitsbeziehung: Das Mentale kann sich nicht verändern, ohne dass sich das Physische verändert.
Eliminativer Materialismus
Wenn man Materialist ist, die reduktiven Bemühungen für gescheitert hält und einen nichtreduktiven Materialismus für inkohärent hält, so kann man zu einem letzten Mittel greifen und behaupten: „Es gibt keine mentalen Zustände.“ Doch ist das nicht vollkommen absurd? Eliminativisten behaupten, dass mentale Zustände von unser Alltagspsychologie eingeführt worden seien. Wenn sich nun die Alltagspsychologie im Laufe der wissenschaftlichen Entwicklung als falsch herausstellt, so müssen wir eben auch die von ihr postulierten Entitäten abschaffen. Eliminativisten verweisen an dieser Stelle oft auf das Schicksal anderer, falscher Theorien. Das ganze System des Hexenglaubens hat sich etwa als falsch herausgestellt. Die Konsequenz: Wir müssen zugeben, dass es keine Hexen gibt.
Der Naturalismus und seine Probleme
Die These des Materialismus ist, dass der Geist etwas materielles sei. Eine solche Position hat das grundsätzliche Problem, dass der Geist Eigenschaften hat, die scheinbar kein materieller Gegenstand hat. Der Materialismus muss deshalb erklären, wie es sein kann, dass ein materieller Gegenstand doch diese Eigenschaften hat. Oft wird das Projekt der diesbezüglichen Erklärung die „Naturalisierung des Geistes“ genannt. Was sind nun die kritischen Eigenschaften? Am bekanntesten sind wohl die beiden folgenden:
Qualia
Viele mentale Zustände haben die Eigenschaft in bestimmter Weise erlebt zu werden. Das Wesentliche des mentalen Zustandes Schmerz ist etwa ganz offensichtlich, dass es weh tut. Doch woher kommt dieses Erleben (die Qualia)? Nichts an einem neuronalen oder funktionalen Zustand deutet darauf hin, dass er von einem Schmerzerleben begleitet ist. Oft wird das Argument auch wie folgt formuliert: Die Vorgänge im Gehirn können (noch) nicht verständlich machen, warum sie mit entsprechendem Erlebnisgehalt ablaufen. Warum laufen die ganzen Prozesse im Gehirn nicht ohne einen Funken Bewusstsein ab? Dies scheint nicht erklärbar zu sein.
Es scheint aber dennoch so zu sein, dass die Wissenschaften diesen Erlebnisgehalt erklären müssten. Dies ergibt sich aus der Logik reduktiver Erklärungen: Wenn ich ein Phänomen (z.B. Wasser) reduktiv erklären will, so muss ich auch erklären, warum das Phänomen all die Eigenschaften hat, die es hat (z.B. Flüssigkeit, Durchsichtigkeit). Im Fall der mentalen Zustände hieße das, dass erklärt werden müsste, warum sie die Eigenschaft haben, in bestimmter Weise erlebt zu werden.
Intentionalität
Intentionalität bezeichnet die „Gerichtetheit“ der mentalen Zustände, die sie auch „wahrheitswertfähig“ macht. Das heißt, dass unsere Gedanken wahr oder falsch sein können. Dies mag zunächst noch nicht rätselhaft erscheinen, doch wenn wir Gedanken auf Naturprozesse reduzieren wollen, so entsteht ein Rätsel: Naturprozesse sind nicht wahr oder falsch - sie geschehen einfach. Es wäre sinnlos, von einem Gehirnprozess zu sagen, er sei wahr bzw. falsch. Gedanken sind aber wahr oder falsch, wie können Gedanken da Naturprozesse sein?
Die Wahrheitswertfähigkeit der Gedanken kommt daher, dass unsere Gedanken auf Sachverhalte gerichtet sind: Mein Gedanke, dass Herodot Historiker war, bezieht sich auf Herodot und den Sachverhalt, dass er Historiker war. Besteht der Sachverhalt, so ist der Gedanke wahr - sonst eben falsch. Doch woher kommt dieser Bezug? In meinem Gehirn laufen doch nur elektrochemische Prozesse ab und die haben doch mit Herodot rein gar nichts zu tun!
Konsequenzen der Philosophie des Geistes
Die Antworten auf das Leib-Seele-Problem haben Konsequenzen für zentrale Begriffe unseres Selbstverständnisses:
Freiheit
Zum Einen stellt sich die Frage nach der Freiheit in neuer Schärfe. Dies gilt zumindest, wenn man sich vom Materialismus und Determinismus hat überzeugen lassen: Die Naturgesetze legen den Lauf der materiellen Welt komplett fest. Alle mentalen Zustände - also auch unser Wollen - sind materielle Zustände. Also ist unser Wollen und Handeln komplett durch die Naturgesetzte fest gelegt. Manche argumentieren nun weiter: Also können wir gar nicht selbst bestimmen, was wir wollen und tun. Also sind wir nicht frei.
Dieser Argumentation widersprechen die so genannten Kompatibilisten. Sie weisen darauf hin, dass wir die Frage „Sind wir frei?“ nur beantworten können, wenn fest steht, was mit „frei“ gemeint ist. Und, so argumentieren sie weiter, wir sollten mit Freiheit nicht Indeterminiertheit meinen. Vielmehr sollten wir damit Wollen und Handeln nach besten Wissen und Gewissen meinen. In diesem Sinne könnten wir auch frei sein, wenn der Determinismus wahr ist.
Selbst
Eine weitere Konsequenz betrifft den Begriff des Selbst. Verstehen wir unter Selbst nämlich eine immaterielle Seele, so dürfte die Existenz des Selbst mit den meisten Positionen der Philosophie des Geistes unvereinbar sein. Aber bedeutet das gleich, dass es kein Selbst gibt, oder müssen wir den Begriff nur anders ausfüllen? Diese Fragen werden weiter heiß diskutiert und die Palette der Antworten reicht von einem starken Realismus bis hin zu einem Eliminativismus.
Weiteres
Es gibt zahllose weitere Themen, die nicht unberührt von den Ergebnissen der Philosophie des Geistes sein können. Offensichtliche Beispiele sind etwa die Natur und Endgültigkeit des Todes, die Natur der Emotionen, der Wahrnehmung und des Gedächtnisses. Auch die Frage, was eine Person ist, und was ihre Identität ausmacht, hat viele Schnittstellen mit der Philosophie des Geistes.
Siehe auch
Unterthemen:
- Bildliche Vorstellung, Emotion, Freier Wille, Leib-Seele-Problem, Materialismus, Neurophilosophie, Selbstbewußtsein, Selbsterkenntnis des Gehirns
Positionen in der Metaphysik des Geistes:
- Behaviorismus , Dualismus, Epiphänomenalismus, Funktionalismus, Identitätstheorie, Monismus, Okkasionalismus, Psychophysischer Parallelismus
Begriffe:
- Bewußtsein, Denken, Determinismus, Emergenz, Epiphänomen, Gedächtnis, Gehirn, Geist, Handlungsfreiheit, Holismus, Ignoramus et ignorabimus, Intentionalität, Kompatibilismus und Inkompatibilismus, Konnektionismus, Materialität der Seele, Materie, Multiple Realisierung, Qualia, Supervenienz, Turingmaschine, Turing-Test, Wille
Disziplinen mit Überschneidung:
- Analytische Philosophie, Anthropologie, Erkenntnistheorie, Kognitionswissenschaft, Künstliche Intelligenz, Kybernetik, Modallogik, Neurowissenschaften, Philosophie, Psychologie, Theoretische Informatik, Wissenschaft des Bewusstseins
Personen - historisch:
- Henri Bergson, Emil du Bois-Reymond, Rene Descartes, David Hume, Edmund Husserl, William James, Gottfried Wilhelm Leibniz, John Locke, Ernst Mach, Nicolas Malebranche, Karl Popper, Baruch Spinoza, Alan Turing, Ludwig Wittgenstein
Personen - aktuell:
- Peter Bieri, David Chalmers, Noam Chomsky, Patricia Churchland, Paul Churchland, Antonio Damasio, Donald Davidson, Daniel Dennett, John Eccles, Jerry Fodor, Douglas Hofstadter, Jaegwon Kim, Saul Kripke, Joseph Levine, David Lewis, Marvin Minsky, Thomas Nagel, Roger Penrose, Stephen Pinker, Hilary Putnam, John Searle, Gerhard Roth, Richard Rorty, Wolf Singer, Holm Tetens
Literatur
Einführungen - allgemein :
- Ansgar Beckermann (2000): Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, Berlin
- Jaegwon Kim (1998): Philosophie des Geistes, Wien
- Michael Pauen (2001): Grundprobleme der Philosophie des Geistes, Frankfurt
- Michael Tye (1995): Ten Problems of Conciousness, Cambridge
Leib-Seele-Problem:
- David Armstrong (1968): A Materialistic Theory of mind, London (Identitätstheorie)
- Paul Churchland (1988): Matter and Concoiusness, Cambridge (Eliminativismus)
- Donald Davidson (1985): Handlung und Ereignis, Frankfurt (Anomaler Monismus)
- David Lewis (1983): Die Identität von Körper und Geist (Funktionalismus)
- Karl Popper / John Eccles (1982): Das Ich und sein Gehirn, München (interaktionistischer * Dualismus)
Qualia:
- David Chalmers (1996): The Concious Mind, Oxford
- Heckmann & Walter (2001): Qualia, Paderborn
Intentionalität:
- Daniel Dennett (1987): The Intentional Stance, Mass.
- Jerry Fodor (1987): Psychosemantics, Mass.
- John Searle (1987): Intentionalität, Frankfurt
Selbstbewußtsein:
- Manfred Frank (1994): Analytische Theorien des Selbstbewußtseins, Frankfurt
- Ernst Tugendhat (1979): Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung, Frankfurt
Freiheit:
- Peter Bieri (2001) : Das Handwerk der Freiheit, München
- Daniel Dennett (1984) : Freedom Evolves, Mass.
Weblinks
- Dictionary of Philosophy of Mind (eng.) (umfassendes Glossar)
- Contemporary Philosophy of Mind: An Annotated Bibliography (eng.) (David Chalmers herausragende Bibliographie; Stand: 2001)
- A Field Guide to the Philosophy of Mind (eng.) (Lexikon mit sehr guten Beitraegen und humoristischen Illustrationen; im Aufbau)
- Online papers on consciousness (Sammlung an Texten, die im Internet frei zugänglich sind)
- Association for the Scientific Study of Consciousness (Internetseite der ASSC)