Tempel von Esna

Tempelruine in Ägypten
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Als Tempel von Esna (auch Hut-Chenmu, „Haus des Chnum“, oder Hut-nedjer, „Haus des Gottes“) bezeichnet man die Reste eines altägyptischen Tempels in der oberägyptischen Stadt Esna, etwa 55 Kilometer südlich von Luxor. Einziger erhaltener Tempelteil ist der Pronaos, die Vorhalle des eigentlichen Tempels. Die von 24 Säulen gestützte und mit einem intakten Dach versehene Halle steht inmitten des am Nil gelegenen Esna, 200 Meter westlich des Flussufers.

Tempel von Esna in Hieroglyphen
O6X1
O1
W9E10A40

Hut-Chenmu
Vorlage:Unicode
Haus des Chnum

Chnum-Tempel von Esna

Der Tempel von Esna war dem widderköpfigen Chnum geweiht, dem Gott der Nilquellen und Schöpfer von Menschen und Göttern. Daneben wurden auch seine Gemahlin Menhit, die Stadtgöttin Nebet-Uu sowie die Götter Heka und Neith verehrt. Der freigelegte Pronaos des Tempels liegt neun Meter unter dem Straßenniveau der Stadt Esna in einer ausgehobenen Senke. Zum Eingang des Tempels führen Treppen hinunter. Die heute sichtbaren Tempelteile stammen aus ptolemäischer und römischer Zeit.[1]

Geschichte

 
Tempel von Esna (Ägypten)
Chnum-Tempel (Esna)
Lage in Ägypten

Der Chnum-Tempel von Esna wurde auf den Ruinen eines früheren Heilgtums aus der 18. Dynastie, spätestens der Zeit Thutmosis III., errichtet.[1] Der Neubau entstand unter der Herrschaft der Pharaonen Ptolemaios VI. und Ptolemaios VIII. im zweiten vorchristlichen Jahrhundert.[2] Der ptolemäische Hauptteil des Bauwerks, der Naos mit dem Heiligtum des Chnum, ging im Mittelalter verloren. In römischer Zeit entstand beginnend unter Kaiser Claudius (41-54) der Bau des noch vorhandenen Pronaos, der unter Kaiser Decius (249-251) vollendet wurde. Durch die jährlichen Hochwasser des Nils und die damit verbundenen Überschwemmungen versank der Tempelbereich allmählich unter Schlick, dessen Menge bis zur Höhe des heutigen Straßenniveaus der Stadt Esna anwuchs.[1]

 
Tempel von Esna (1842-45)

Zu Beginn der Neuzeit reichte der Boden bis zu den Kapitellen der Säulen des Pronaos. Bei der Eroberung Ägyptens durch Napoleon Bonaparte sollen sich unter dem Tempeldach Einwohner der Stadt vor den Franzosen geschützt haben, Einschüsse seien oberhalb der Kapitelle noch erkennbar.[3] Anschließend gruben die französischen Soldaten den Pronaos teilweise aus. Erste wissenschaftliche Grabungen erfolgten Mitte des 19. Jahrhunderts durch Auguste Ferdinand François Mariette.

In der jüngeren Geschichte Ägyptens entwickelte sich der Chnum-Tempel zum wichtigsten touristischen Anziehungspunkt der Stadt Esna. Durch die nahe Lage am Nil ist der Besuch des Bauwerks ein fester Bestandteil der Flussreisen zwischen Luxor im Norden und dem 135 Kilometer südlich gelegenen Assuan. Der Weg von der Anlegestelle östlich des Chnum-Tempels führt durch die Straßen des Basars von Esna.

Literatur

  • Hans Bonnet: Latopolis, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 416 ff.
  • Alexandra von Lieven: Der Himmel über Esna – Eine Fallstudie zur religiösen Astronomie in Ägypten am Beispiel der kosmologischen Decken- und Architravinschriften im Tempel von Esna. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04324-5
  • Giovanna Magi: Eine Fahrt auf dem Nil – Die Tempel Nubiens, Esna · Edfu · Kom Ombo. Casa Editrice Bonechi, Florenz 2008, ISBN 978-88-7009-246-2, S. 6-11
Commons: Tempel von Esna – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Esna – Tempel des Chnum (www.nefershapiland.de)
  2. Giovanna Magi: Eine Fahrt auf dem Nil – Die Tempel Nubiens, Esna · Edfu · Kom Ombo. Casa Editrice Bonechi, Florenz 2008, ISBN 978-88-7009-246-2, S. 7
  3. ESNA: Chnum-Tempel (www.roland-harder.de)

Koordinaten: 25° 17′ 36,3″ N, 32° 33′ 22,4″ O