Jatropha

Gattung der Familie Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
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Jatropha ist eine Pflanzengattung in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Ihr von den griechischen Worten für Arzt (Iatros) und Ernährung (Trophe) abgeleiteter botanischer Name weist auf die medizinische Nutzung der Samen einiger Arten sowie auf die essbaren Wurzelknollen des früher zu dieser Gattung gestellten Maniok (Manihot esculenta) hin.

Jatropha

Jatropha integerrima

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
Unterfamilie: Crotonoideae
Tribus: Jatropheae
Gattung: Jatropha
Wissenschaftlicher Name
Jatropha
L.

Beschreibung

Jatropha-Arten sind immergrüne oder laubabwerfende Bäume, Sträucher oder mehrjährige krautige Pflanzen mit oft dicken und knolligen Wurzeln. Ein Drittel bis die Hälfte der etwa 175 Arten ist stamm- oder wurzelsukkulent, ein großer Anteil weiterer Arten ist zumindest xerophytisch. Bei baumförmigen Arten sind die Stämme oft weichholzig und an der Basis angeschwollen. Krautige Arten sind dagegen häufig Geophyten mit nur kurzlebigen Zweigen. Bei fast allen Arten sind Zweige oder Blätter behaart, doch sind die Haare nie brennend. Sie enthalten einen Milchsaft, der bei vielen Arten rötlich ist.

Die wechselständigen und spiralig oder zweilig angeordneten Laubblätter sind gestielt, einfach und gewöhnlich gelappt. Die Blattränder sind glatt. Die fast immer vorhandenen Nebenblätter sind meist geteilt, bei sukkulenten Arten häufig drüsenhaarig, manchmal auch dornig.

Jatropha-Arten sind meist einhäusig (monözische), selten zweihäusig (diözische), getrenntgeschlechtige Pflanzen. Die end- oder achselständigen Blütenstände sind gabelig verzweigt und weisen eine besondere Anordnung der Blüten auf: In der Mitte eines Blütenstandes steht endständig eine weibliche Blüte (teils auch einige wenige weibliche Blüten), die von den auf den Verzweigungen stehenden männlichen Blüten umringt wird. Alle Blüten sind mit je fünf Kron- und Kelchblättern ausgestattet. Die Nektardrüsen am Grunde der Blüten können frei stehen oder zu einer ringförmigen Scheibe verschmolzen sein. Männliche Blüten tragen sechs bis zehn Staubblätter in zwei Kreisen. In den weiblichen Blüten sind meist zwei bis drei (bis fünf) Fruchtblätter zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen gewöhnlich mit drei freien Griffeln mit je einer zweilappigen Narbe. Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten (Entomophilie).

Es entwickeln sich dreilappige Kapselfrüchte, die bei Reife aufplatzen und die Samen mehrere Meter weit schleudern. Die ölhaltigen Samen sind etwa eiförmig und tragen ein Caruncula genanntes Anhängsel.

Verbreitung

Jatropha-Arten sind weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten beheimatet. Verbreitungsschwerpunkte bilden Asien, Amerika und Afrika. Auf Madagaskar ist nur eine einzige Art endemisch.

Verwechslungsmöglichkeiten

Pflanzen mit Brennhaaren, ähnlich denen der heimischen Brennnesseln (Urtica) und nur einfacher Blütenhülle (ohne Kelchblätter), die früher zu Jatropha gezählt wurden, gehören zur Gattung Cnidoscolus.

Verwendung

 
Purgiernuss (Jatropha curcas), Samen

Siehe Hauptartikel Purgiernuss

Eine relevante Nutzung liegt nur bei der Purgiernuss (Jatropha curcas) vor. Aufgrund ihrer Genügsamkeit kann diese sogar in trockenen Savannengebieten angebaut werden. Trotz der geringen Bedürfnisse produziert die Pflanze Öl: Ihr Samen hat einen Ölanteil von über 30 %, das obendrein mit einer Cetanzahl von etwa 60 (Raps hat lediglich etwa 54) eines der effektivsten technisch nutzbaren Pflanzenöle der Welt ist. Der Anbau ist demnach besonders lohnend, nicht nur für die Subsistenzwirtschaft (Ölproduktion für den Eigenbedarf), sondern auch für den Weiterverkauf auf dem internationalen Markt.

Derzeit liegt die weltweite Anbaufläche bei weniger als 1 Million Hektar, etwa 80% dieser Fläche entfallen dabei auf die asiatischen Länder, insbesondere Indien, China und Indonesien[1]. Aber auch in Südamerika und Afrika erfährt der kommerzielle Jatropha-Anbau einen Boom. Neuen Studien zufolge besteht weltweit ein Anbaupotenzial von zirka 30 Millionen Hektar.

Systematik

Allgemein

Als offizielle Erstbeschreibung der Gattung gilt die 1753 erschienene Auflistung im Werk Species Plantarum von Carl von Linné.[2]

Die bekannteste Art ist die Purgiernuss (Jatropha curcas). Diese, aus dem tropischen Amerika stammende, etwas sukkulente Pflanze wird weltweit in tropischen Gebieten zur Gewinnung von Biodiesel angepflanzt. Die Art ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Hier noch Kurzbemerkungen zu einigen weiteren Arten:

  • Jatropha cathartica (Syn.: Jatropha berlandieri Torrey) aus Mexiko und den südlichen USA produziert einjährige Triebe. Ihre sukkulente, kugelförmige Knollenwurzel wird in Kultur fast immer überirdisch gesetzt.
  • Jatropha dhofarica bildet in der Dhofar-Region Omans bis zu 3 m große, leicht sukkulente Sträucher.
  • Jatropha glandulifera ist eine leicht sukkulente, indische Art mit auffallenden Drüsenhaaren.
  • Jatropha gossypiifolia ist eine etwas sukkulente, aus dem tropischen Amerika stammende Pflanze, die wegen ihrer blutroten Blüten und des rotbraunen Laubes eine Zierpflanze ist.
  • Jatropha integerrima ist ein aus Mittel- und Südamerika stammender xerophyter Strauch. Sie ist wegen ihrer fast ganzjährig erscheinenden Blüten eine Zierpflanze.
  • Jatropha macrantha stammt aus Peru und bildet niedrige, kahle Sträucher mit sukkulenten Zweigen.
  • Jatropha macrorhiza aus Mexiko und den südlichen USA besteht größtenteils aus einer sukkulenten Knollenwurzel, die jährlich nur einen dünnen und kurzlebigen Zweig hervorbringt.
  • Jatropha mahafalensis ist die einzige Art aus Madagaskar.
  • Jatropha malacophylla aus Mexiko und den südlichen USA bildet kleine, sukkulente Sträucher oder Bäume mit stark angeschwollenen Stämmen.
  • Jatropha multifida ist eine seltene, etwas sukkulente Zierpflanze mit auffallend gefiederten Blättern, die aus dem tropischen Amerika stammt.
  • Jatropha podagrica ist eine sukkulente, aus Mittelamerika stammende Art mit flaschenförmig verdicktem Stamm. Sie wird bei uns als Zimmerpflanze angeboten.
  • Jatropha spicata bildet in Süd- bis Ostafrika sukkulente Sträucher mit knollig verdickten Basen.
  • Jatropha variifolia stammt aus Südafrika und Mosambik, wo sie sukkulente Sträucher mit verdickten Basen und Knollenwurzeln bildet.

Viele früher in die Gattung gestellte Arten werden mittlerweile anderen Gattungen zugeordnet; beispielsweise ist die als „Hyänengift“ bekannte Jatropha globosa Gaertn. jetzt Hyaenanche globosa (Gaertn.) Lamb..

Artenliste

In der folgenden Auflistung der rund 190 anerkannten Arten[3] ist neben dem botanischen Autorkürzel auch die Veröffentlichung mit Erscheinungsjahr der Erstbeschreibung angegeben:

 
Die stammsukkulente Jatropha cathartica, Habitus mit Blättern und Blütenstand
 
Jatropha glandulifera, blühende Pflanze
 
Jatropha gossypiifolia, Blüten
 
Jatropha macrantha, Blüte
 
Jatropha podagrica, Blütenstand
 
Jatropha variifolia, Blütenstand

Synonyme

Für die Gattung gibt es eine Reihe von Synonymen:

  • Adenorhopium Rchb.
  • Adenoropium Pohl
  • Castiglionia Ruiz & Pav.
  • Collenucia Chiov.
  • Curcas Adans.
  • Jatropa Scop., orth. var.
  • Loureira Cav.
  • Mesandrinia Raf.
  • Mesandrinia Ortega
  • Tempate
  • Zimapania Engl. & Pax

Literatur

  • C. Linnaeus: Species Plantarum (ed.1) 1: 1006, 1753
  • Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulentenlexikon Band 2 Zweikeimblättrige Pflanzen (Dicotyledonen) ausgenommen Aizoaceae, Asclepiadaceae, Cactaceae und Crassulaceae. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-8001-3915-4; dieser Band 2 beschreibt u. a. rund 60 sukkulente Arten der Gattung Jatropha.

Einzelnachweise

  1. GEXSI Global Market Study on Jatropha: eine Studie über den derzeitigen Stand des weltweiten Jatrophaanbaus, mit mehreren Fallbeispielen, per Download erhältlich (Stand: Juli 2008)
  2. Sp. Pl.: 1006 (1753).
  3. Artenliste bei Kew Checklists (Jatropha in der Suchbox eingeben); abgerufen am 27. März 2008.
Commons: Category:Jatropha – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Beträge zu einzelne Arten: