Tachos (altägyptisch Djedhor, Djedho) war der griechische Name des zweiten altägyptischen Pharaos (König) der 30. Dynastie. Seine Regierungszeit ist nach seiner Krönung zum Pharao von 360 bis 359 v. Chr. anzusetzen. Zuvor regierte er als Sohn des Nektanebos I. vermutlich von 363 bis 360 v. Chr. gemeinsam mit seinem Vater. Auf einem Uschebti wurde er „Sohn des Renepnefer“ genannt.
Namen von Tachos | ||||||||||||
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Horusname |
Vorlage:Unicode Der vor Maat erscheint, Mächtiger der beiden Länder | |||||||||||
Nebtiname |
Vorlage:Unicode Der von Maat Geliebte der Götterschaft | |||||||||||
Goldname |
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Thronname |
Vorlage:Unicode Vollstrecker der Gerechtigkeit, ein Re | |||||||||||
Eigenname |
(Djed Hor setep en ini heret) Vorlage:Unicode Der von Horus Erwählte des Onuris | |||||||||||
Griechisch Manetho-Varianten: |
Ταχὠς (Tachos), Ταὠς (Taos), Θάμῳ (Thamus) Africanus: Teos [1] Eusebius: Teos [1] | |||||||||||
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Antike Namensableitungen
Djedhor
Tachos altägyptischer Eigenname „Djedhor/Djedho“ wurde in der griechischen Sprache unter anderem in den Varianten „Tachos“, „Thamaus“, „Thamus“, „Taos“ und „Teos“ wiedergegeben. Platon bezog sich in seinen Berichten auf einen „Thamus“, der in der altägyptischen Geschichte zweimal als Personenname auftauchte. Plutarch erwähnte „Thamus“ im Zusammenhang mit Tiberius.
Der Schriftsteller Polyainos berichtet dagegen von Chabrias, der einen in Geldnot befindlichen altägyptischen König „Thamus“ Ratschläge gab. Chabrias, der etwa 357 v. Chr. starb, war zunächst Feldherr des Pharaos Hakor und danach Zeitgenosse Tachos. Der von Polyainos erwähnte „Thamus“ erscheint in anderen Quellen immer als Teos oder Taos.[2]
Tjahapimu
Alfred Wiedemann verweist auf eine weitere Namensableitung. Der Name des altägyptischen Generals „Tjahapimu“, Vater von Nektanebos II. sowie Bruder des Tachos, wurde in der griechischen Übersetzung ebenfalls als Thamus beziehungsweise Tachos gelesen.[3]
In der griechischen Fassung des demotischen Historienromans Der Traum des Nektanebos wird ein „Tachos“ in der Namensform „Samaus“ als „Vater des Nektanebos II.“ genannt. Die Variante „Samaus“ war eine weitere Ableitung anderer Vorlagen, die sich auf „Thamaus, Thamus“ bezogen.[4]
Mitregent und Pharao
Nektanebos I. traf bereits in seiner Regierungszeit Vorbereitungen für einen Angriff gegen die Perser. Aufgrund seines hohen Alters ernannte er seinen Sohn Tachos zum Ende seiner Herrschaftsdauer zum Mitregenten. Im Jahr 360 v. Chr. verstarb Nektanebos I. Die genauere Ansetzung des Endes seiner Herrschaftsdauer konnte unter anderem indirekt aus dem demotischen Papyrus Traum des Nektanebos ermittelt werden. Nur die Nacht vom 5. auf den 6. Juli des Jahres 343 v. Chr. korrespondiert im julianischen Kalender mit den im Papyrus gemachten Angaben bezüglich der Vollmondnacht:[5]
„Nektanebos II., 16. Regierungsjahr: Die Vollmondnacht vom 21. auf den 22. Pharmouthi, dem vierten Monat der Peret-Jahreszeit.“
Tachos führte nach seiner Krönung zum Pharao die Pläne seines Vaters weiter und traf für den kurze Zeit später folgenden Feldzug nach Phönizien entsprechende Vorbereitungen. Die finanziellen Mittel für diese militärische Operation hatten Nektanebos I. und Tachos durch den Verkauf der Tempelschätze aufgebracht. Chabrias erklärte sich als Befehlshaber über etwa 200 Schiffe bereit, Tachos auf dem Seeweg zu unterstützen.[6] Der spartanische König Agesilaos, der ebenfalls einer Allianz zugestimmt hatte, rückte etwa zwei Jahre nach seiner Teilnahme an der zweiten Schlacht von Mantineia mit seiner Armee auf dem Landweg vor.
Die Amun-Priesterschaft äußerte dagegen seit längerer Zeit ihr Missfallen über den Ausverkauf der Tempelschätze, obwohl die Tempel üblicherweise nach gewonnenen Schlachten großzügig an der Kriegsbeute beteiligt wurden. Tachos, der zunächst die Ereignisse in Phönizien beobachtet hatte, ergriff im Umfeld des großen Satrapenaufstandes gegen Artaxerxes II. selbst die Initiative, um die vorhandene Schwächung mit einem Angriff seiner Truppen im Bündnis mit Agesilaos sowie Chabrias zu nutzen.
Das Ende der Herrschaft
Tachos Bruder Tjahapimu, der als Statthalter eingesetzt wurde, nutzte Tachos Abwesenheit, um mit dem Einverständnis der Priester seinen Sohn Nektanebos II. als neuen Pharao auf den Thron folgen zu lassen. Aufgrund der Usurpation Anfang seines zweiten Regierungsjahres 359 v. Chr. soll Tachos zu Artaxerxes II. geflohen sein und ihn um Asyl gebeten haben. Einige Monate später übernahm Artaxerxes III. zwischen Ende Februar und Mitte März 358 v. Chr. den persischen Thron. Über den Verlauf von Tachos Absetzung liegen verschiedene Versionen vor.
Xenophon (426 bis 355 v. Chr.)
In Xenophons Erzählung plante Tachos bereits vier Jahre vor dem Tod des Agesilaos (360/359 v. Chr.) einen Krieg gegen die Perser. Agesilaos war erfreut, von Tachos gerufen zu werden, da dieser ihm die Oberbefehlsgewalt über die Truppen in Aussicht stellte. Nach seiner Ankunft stellte Agesilaos fest, dass Tachos die Angriffsführung übernommen hatte, weshalb sich Agesilaos getäuscht fühlte, aber seinen ihm zugeordneten Rang akzeptierte. Da passierte es, dass sich Teile der ägyptischen Armee von ihrem König fernhielten. Die in den Truppen des ägyptischen Heeres aufkommende Unsicherheit führte zu weiteren zahlreichen Deserteuren. Tachos, nun ohne funktionierende Armee, flüchtete nach Sidon in das phönizische Exil. Die in zwei Lager gespaltene Armee musste nun entscheiden, welchem König sie folgen werden. Agesilaos entschied sich für jenen ägyptischen König, der zukünftig nach seiner Meinung ein treuer Anhänger Spartas sein werde. Mit diesem König zog Agesilaos gegen den Feind der Hellenen und besiegte ihn. Dem (ägyptischen) Rivalen, der große Geldsummen für die Lakedaimonier beschaffte, verhalf er auf den Thron. Danach setzte Agesilaos trotz des Winters die Segel, um im kommenden Sommer den Feind zu stellen.[7]
Diodor (1. Jahrhundert v. Chr.)
Nach Diodors Ausführungen hatte Tachos nicht den Rat von Agesilaos befolgt, in Ägypten zu bleiben und die Kampfhandlungen nur mit Geldzuwendungen zu unterstützen. Während Tachos mitkämpfte, rebellierte der in Ägypten zurückgebliebene General, der seinem Sohn Nektanebos II. in Phönizien mitteilen ließ, dass er ihn zum neuen König in Ägypten ausgerufen habe. Aus diesen Handlungen entwickelte sich ein größerer Krieg. Nektanebos II., der nach Bestechung von mehreren Beamten und Geschenken an die anderen Soldaten zum Kommandanten über die ägyptischen Soldaten ernannt wurde, zog von Phönizien nach Syrien, um die dortigen Städte zu belagern. Danach eroberten die Aufständischen Ägypten. Tachos zog über Arabien zu Artaxerxes II. und bat um Entschuldigung für seine Angriffe gegen die Perser. Artaxerxes II. vergab ihm und setzte Tachos als General ein, damit er Ägypten zurückerobern könne.[8]
Kurz darauf verstarb Artaxerxes II. und Nektanebos II. sammelte unter dem Nachfolger Artaxerxes III. in Syrien eine Armee von „mehr als einhunderttausend Mann“, um gegen Tachos zu vorzugehen. Er forderte daher Tachos auf, mit ihm „einen Kampf um die Königswürde zu führen“. Agesilaos, der Tachos Zögern bemerkte, riet ihm, den Kampf anzunehmen: „Nicht der mit der größeren Armee gewinnt, sondern der, der mehr Tapferkeit besitzt“. Tachos zog sich gegen den Ratschlag von Agesilaos mit ihm in eine befestigte Stadt zurück. Nektanebos II. verlor bei seinem ersten Angriff viele Männer, weshalb er aus taktischen Gründen eine Mauer und einen Graben um die Stadt errichtete. Tachos fürchtete nun um seine Sicherheit. Agesilaos beschloss einen nächtlichen Angriff und besiegte die von Nektanebos II. überraschten Truppen. Tachos, der das Königtum behielt, übergab Agesilaos aus Dankbarkeit wertvolle Geschenke. Auf dem kurz danach angetretenen Rückweg in die Heimat starb Agesilaos.[9]
Plutarch (45 bis 125 n. Chr.)
Plutarch berichtet, dass Tachos und Nektanebos II. in der Regierungszeit von Artaxerxes II. gemeinsam am Feldzug teilnahmen. Agesilaos zeigte sich enttäuscht darüber, dass Tachos den Oberbefehl über die Truppen erhielt und bezeichnete den Pharao als „aufgeblasen und eitel“. Nektanebos II., den Plutarch als Cousin von Tachos einordnete, fiel mit seinem Heer ab, da er zwischenzeitlich in Ägypten zum neuen Pharao ausgerufen wurde. Mit dem Versprechen von wertvollen Geschenken konnte Nektanebos II. Agesilaos zum Nachdenken eines Übertrittes bewegen, der wiederum Chabrias bat, Gleiches zu veranlassen. Agesilaos fragte unterdessen in Sparta an, um weitere Weisungen zu erhalten. Nachdem Sparta Agesilaos freie Hand ließ, vereinigte er sich mit den Truppen des Nektanebos II. Ohne die Unterstützung des Heeres von Nektanebos II. flüchtete Tachos.[10]
Plutarch wusste ebenfalls von einer „Armee mit einhunderttausend Mann“, die jedoch nicht zu Nektanebos II. gehörte, sondern ihn angriff. Ähnlich wie bei Diodor flüchtete Nektanebos II. mit Agesilaos in eine befestigte Stadt, um später den Sieg davonzutragen. Bei dem Widersacher soll es sich um einen selbsternannten ägyptischen König aus Mendes gehandelt haben, der gegen Nektanebos II. rebellierte.[11]
Demotische Chronik
In den pharaonischen Listen der demotischen Chronik wird Tachos bezüglich der Könige nach der ersten Perserherrschaft als sechster legitimer und achter Herrscher mit einer einjährigen Regierungsdauer aufgeführt. Er gilt als Pharao, den den Weg seines Vaters fortsetzte: Das Maß des Baumeisters, Tag 1, das heißt: Derjenige, der auf dem Weg ist, den sein Vater gebaut hat. Ein Jahr ist es, was man ihn an der Macht verbringen lassen wird, das heißt: Pharao Taos, welcher geht nach dem Maß seines Vaters.[12] Im weiteren Verlauf berichtet die Demotische Chronik über einen namenlosen Pharao, der am zweiten Mondmonatstag des dritten Peret-Monats (Monat Mai) am Tag des Neumondfestes in Buto gekrönt wurde.[13]
Die in der demotischen Chronik als Orakelaussage formulierte Prophezeiung besagte, dass dieser Pharao von Ägypten in die Region Syrien-Palästina ziehen wird. In seiner Abwesenheit folgt ein „Tausch der Pharaonen“: Derjenige, der in das Land Chor gehen wird, den wird man im Tausch geben gegen den, der in Ägypten sein wird. Die Angaben der demotischen Chronik beziehen sich auf die belegte Rebellion während des Syrienfeldzuges von Tachos.[13]
Literatur
- Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4) . LIT, Berlin 2007, ISBN 3-8258-0762-2
- Alan B. Lloyd: The Late Period (664–332 BC). In: Ian Shaw: The Oxford history of ancient Egypt. Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 0-19-280293-3, S. 369–394.
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 281.
- Wilhelm Spiegelberg: Die sogenannte demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliotheque National zu Paris nebst auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7). Leipzig 1914
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Regierungsdauer: 2 Jahre.
- ↑ Felix Scheidweiler: Zum Platonischen Phaidros. In: Hermes 83, Nr. 1. Franz-Steiner 1955, S. 120.
- ↑ Alfred Wiedemann: Ägyptische Geschichte. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1888, S. 291.
- ↑ Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur. S. 164.
- ↑ a b Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur. S. 162; Jean Meeus: Astronomische Algorithmen (Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5). Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool, Version 4,5 (Umrechnungsprogramm 2001).
- ↑ Alan B. Lloyd: The Late Period (664–332 BC). S. 390.
- ↑ Xenophon, Agesilaus II.
- ↑ Diodor, Kapitel 15.91.
- ↑ Diodor Kapitel 15.92.
- ↑ Plutarch, Agesilaus Kapitel 37 und Kapitel 38.
- ↑ Plutarch, Agesilaus Kapitel 39 und Kapitel 40.
- ↑ Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur. S. 184 und 189.
- ↑ a b Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur. S. 185.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Nektanebos I. | Pharao von Ägypten 360 bis 359 v. Chr. | Nektanebos II. |
Personendaten | |
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NAME | Tachos |
ALTERNATIVNAMEN | Teos, Taos |
KURZBESCHREIBUNG | Pharao der 30. Dynastie |