Die Zuckerfabrik Nathusius[2] bestand von 1812 bis 1818 und war ein Teil der Nathusius Gewerbeanstalten in Althaldensleben. Sie entstand während der Kontinentalsperre, war zu ihrer Zeit die modernste Zuckerfabrik Preußens und diente dem preußischen Staat als Musteranstalt.
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Wie sich die dogmatisch vorgeprägte liberale Zoll-, Steuer-, Gewerbe- und Agrarpolitik Preußens auf die junge und noch beharrlich gegen die übermächtige Konkurrenz aus Großbritannien ankämpfende Rübenzuckerindustrie ab 1814 auswirkte, zeigt sich besonders eindringlich am Beispiel des Kaufmanns und Unternehmers Johann Gottlob Nathusius und dessen Zuckerfabriken.
Vorgeschichte
Franz Karl Achard hatte bereits 1802 die erste preußische Zuckerfabrik auf Gut Cunern (Konary) gebaut und in Betrieb genommen[3]. Bald gefolgt von seinen Schülern JGN und Moritz Freiherr von Koppy[4] in Krayn.
Im November 1806 verhängte Napoleon per Dekret über das Festlandeuropa die Kontinentalsperre für englische Handelswaren. Als Folge wurde der damals verwendete importierte Rohrzucker knapp und teuer. Entsprechend stieg das staatliche wie auch das unternehmerische Interesse an der Entwicklung einer inländischen Zuckerfabrikation. In den folgendenen sieben Jahren führte die Abschottung vom Rohrzuckermarkt zu einem starken Aufschwung der noch jungen Rübenzuckerindustrie.
Eine wirtschaftliche Dringlichkeit zur verstärkten Rübenzuckerproduktion ergab sich durch die von Napoleon 1806 gegen England verhängte Kontinentalsperre, die den Import von Rohrzucker aus Übersee verhinderte, wodurch eine große Nachfrage nach Ersatz entstand. Schnell wurden vielerorts kleine, häufig primitive Fabriken errichtet, die einen braunen, klebrigen Zucker herstellten.
Mit dem Erwerb des säkularisierten Klostergutes Althaldensleben durch Johann Gottlob Nathusius im Jahr 1810 begann auch die Geschichte der Nathusius Gewerbeanstalten. In den folgenden Jahren errichtete Nathusius in Althaldensleben wie auch in dem benachbarten Hundisburg verschiedene Handelsgewerbe und Manufakturen. Zunächst konzentrierte er sich auf eine Verbesserung der land- und viehwirtschaftlichen Methoden sowie der Verabeitung der dort gewonnenen Produkte.
In Magdeburg bestanden damals auch schon zwei Zuckerfabriken[5], aber die neue Fabrik, welche JGN plante, sollte die erste in Vollkommenheit der Leistungen werden. 1813, mitten im Krieg, begann die Fabrikation. Spter führte der Wunsch, die Abgänge der Rüben zu verwreten, auch su den ersten Versuchen, Essig und Rum herzustellen[6].
Gründung
„Nun komme ich auf die Geschichte meiner Zuckerfabrik aus Runkelrüben. Ob ich zwar in meinen früheren Verhältnissen keine Neigung hatte, eine dergleichen Fabrik anzulegen, weil ich vor dem Kriege 1807 so ausgebreitete andere Fabrik- und Handlungsgeschäfte betrieb, so interssierte mich doch die Sache an sich. Ich las fast alles, was darüber geschrieben wurde. Es genügte mir aber nichts. Selbst Versuche zu machen, hatte ich keine Zeit. Außer Brauerei und Branntweinbrennerei schien mir denn auch eine Zuckerfabrikation aus Runkelrüben zweckmäßig zu sein. ... Im Frühjahr 1812 wurde mit der Kultur der Rüben der Anfang gemacht und zu gleicher Zeit begann der Bau, die Einrichtung der Fabrik und die Anfertigung der Maschinen ... Presse war ganz nach Vorschrift, welche sich in Archards Europäischer Zuckerfabrikation findet.“
Presse war ganz nach Vorschrift, welche sich in Archards Europäischer Zuckerfabrikation findet ... der nicht gut funktioniert, viele Probleme, später Umbau von Zylindeerpressen aus der Tabakfabrik, das funktioniert besser [8]
- 1812 Nathusius gewinnt seinen ersten Zucker aus Runkelrüben und einem Blumentopfuntersatz in der Ofenröhre seines Wohnzimmers im Schloss ... [9]
- bereits 1814 in der Nähe der Niedermühle (unterhalb der Hundisburg) Errichtung des Zechenhauses (ebenfalls Zuckerherstellung[10].
- Zur Kultivierung der Rüben (zu mehr Zukermasse) der erfahrene Gärtner Heinrich Reinhard[10]
- Goslarer Apotheker Julius Heinrich Friedrich Lohmann (Mitglied der naturforschenden Gesellschaft in Halle), Direktor der Nathusius'schen Zuckerfabrik, Schrift für Fabrik-und Gutsbesitzer über den gegenwärtigen Zustand der Zuckerfabrikation in Deutschland, Verlag: W. Heinrichshofen, Magdeburg[11]. Lohmann leiutete die JGN Fabrik. In 1812 leistete die Fabrik unter ihm bereits Beachtliches. So entschied JGN 1813 sich, die bislang probeweise betriebene Fabrik als neuen Betriebszweig aufzunehmen.
- Unter der Leitung des Goslarer Apothekers J.A.F. Lohmann leistetet die Rübenzuckerfabrik J.G.v.Nathusius’ in Althaldensleben bei Magdeburg schon im ersten Probejahr 1812 Beachtliches.
Fabrikgebäude
- .. Zuckerfabrik (Leiter Friedrich Lohmann) im alten Klostergäude mit einem Neuanbau (Verdampferanstalt) im ehemaligen Kreuzganghof der Klausur ..[10]
- Zucker wurde auf Zuckerböden im Westflügel des Klosters gelagert, gem Lebensbild der Marie Nathusius ..., S. 59
1814 beschreibt Leberecht von Bülow die Zuckerfabrik:
„Herr Nathusius hat zu der Zuckerfabrik seine in gutem Stande befindlichen Kloster-Gebäude zu Althaldensleben sehr zweckmässig benutzt und außer der veränderten innen Einrichtung nur ein ganz neues Gebäude auf der Mitte des inneren Kloster-Hofes hinzugefügt.“
Dieses neue Gebäude beinhaltet die Verdampferanstalt
„Ein Theil des zum Rempter oder Speisesaal bestimmt gewesenen Locals faßte die Reiben und Schraubenpressen, ein anderer davon getrennter Raum war für die 3 Klärkessel, ein daneben befindlicher Schuppen zu einer Verdampfungsanstalt, die Klosterküche zur Siedung des Zuckers, und eine daranstoßende Kammer zur Abkühlung und Füllung der Zuckermasse vorgerichtet. Ueber dieser Füllstube befand sich der Zuckerboden zur Trennung der Melasse vom Zucker und zu dessen weiterer Vorbereitung, um ihn zu läutern.“
- Technische Ausstattung der Fabrik 1815: 1 Dampfapparat, 11 doppelte Reiben, 10 Schrauben-Pressen, 4 Klärkessel, 7 Verdampfpfannen, 6 weitere Pfannen, 3 Kessel, rund 2.000 Topf-, Candis-, Bastard- und Geschirrformen sowie rund 2.000 ungleicher
Höhepunkt
- Zunächst wurde mit dem bisherigen Pressverfahren gearbeitet. Dazu wurden die Rüben auf Karottenreibern zermalmt und zerrieben. Die so entstandene Masse wurde in Leinentücher eingeschlagen, und die so entstandenen Pakete übereinander gestappelt und in einer Presse ausgepresst.
- Die Qualität der gewonnenen Zuckerprodukte (Raffinat, Meliszucker, Farin, Rohzucker) mit dem alten Pressverfahren war bereits vergleichbar hoch. Das Ergebnis bezogen auf Geschwindigkeit der Erzeugung wie auch Menge und Geschmack war besser als das aller anderen deutscher Zuckerfabriken[13].
- Mittels Einsatzes einer hydraulischen Presse sowohl zum Mahlen wie zum Entsaften sollte das Ergebnis deutlich gesteigert werden. Versuche ergaben, dass mit der neuen Produktionsvariante aus einem Zentner Rüben 4 kg Sirup erzielbar waren, auf die 1/3 Melasse und 2/3 Zuckermasse entfielen.
- Bereits 1813 besaß er die fortschrittlichste Rübenzuckerfabrik Preußens[14].
- Nathusius baute 1813 116 Morgen Runkelrüben an, davon 43 in Hundisburg.
- 1814 wurden 144 Morgen angebaut, von dem Ertrag wurden 6.563 Zentner Rüben verabreitet, daraus 209,96 Zentner Rohzucker gewonnen.
- In der Kampagne 1815/16 gab es nur noch 190 Zentner (zzgl 159 Zentner Melasse).
- 1815 erweiterte N die Anbaufläche auf 184 Morgen. Ernte 8.464 Zentner, die 296 Zentner Rohzucker erbrachten. ..
- Nathusius exportierte im April 1815 fünf kleine Partien Raffinaden und Kandis in mengen zwischen 20 und 60 Pfund nach Lohburg. Ausserdem Versand 1815 nach Berlin (an Firma Walcker): vier fass Raffinade im Gesamgewicht von sechs Zentnern und 29 Kisten Kandis mit Gesamtgewicht von 9 Zentnern und 20 Pfund.[15]
- Auch in der zweiten Kampagne ab Herbst 1813 gab es qualitativ und absatzmäßig gute Ergebnisse. In dem ersten, heute bekannten Bericht über Nathusius’ Rübenzuckerfabrik vom Dezember 1813 wird folgendes mitgeteilt:
„In diesen Tagen erst besuchte ich nun Gottl. Nathusius’s Fabrik. Die Reibemaschinen, die Pressen, die Art, den Saft zu klären, der Zusatz des Kalks war ganz von Dem verschieden, was ich bisher sahe. Sein Rohzucker war goldgelb, statt dass aller übrige, den ich bis dahin sah, von der noch an den Krystallen hängenden Melasse schwarz-braun war. Sein Resultatenbuch, wie er es nennt, zeigte den täglichen Gewinn an Saft, an Rohzucker und anderen Producten, und ich erstaunte, als ich sah, wie viel höher er Alles gebracht hatte, als ich es bisher nach den Angaben der Fabrikanten und nach meiner eigenen Erfahrung befunden hatte.“
„Besonders zeichnet sich der um die Vervollkommnung so vieler landwirthschaftlicher Gewerbe höchst verdiente Herr Nathusius, Erbherr auf Alt-Haldensleben, Hundisburg, etc. in der Fabrikation des Zuckers aus Runkelrüben aus, der solche, ohne weder Mühe, noch Kosten zu scheuen, zur höchsten Vollkommenkeit gebracht hat.“
- Bütten. 40 Zuckersieder sind bei schlechter Auslastung beschäftigt.
Niedergang
Als nach der Befreiung Europas von der Herrschaft Napoleons wieder ungehindert der Rohrzucker eingeführt werden konnte, brach der Absatz von Rübenzucker zusammen, die kleinen Fabriken gingen zugrunde. 1818 schloss die letzte der ursprünglich einmal 18 Zuckerfabriken in Magdeburg.
Mit dem Sturz Napoleons und der einhergehenden Aufhebung der Kolonialsperre im Jahr 1816 überschwemmten die jahrelang gelagerten Rohrzuckerbestände den europäischen Markt und die vorher konkurrenzgeschützten deutschen Fabriken mussten einen erheblichen Preisverfall bei Zuckerprodukten verkraften. In Folge mussten in Frankreich viele und in Deutschland fast alle Rübenzuckerfabriken schliessen[3].
Zunächst versuchte Nathusius, die Althaldensleber Fabrik über die Entwicklung effektiverer Produktionsmethoden zu halten. Ein Plantageninspektor aus Surinam besuchte 1817 die Fabrik und gab neue Anregungen bezgl Klärung des Rübensaftes. Auch Albrecht Daniel Thaer hielt sich mit Fachkollegen acht Tage in Althaldensleben auf.
Das grösste Hindernis bei Erzielung konkurrenzfähiger Ergebnisse war ein Mangel an geeigneten Maschinen, um die Rüben zu zerkleinern und auszupressen. Die damals erhältlichen Maschinen waren nicht stark genug, einen wirtschaftlich ausreichenden Anteil an Zucker aus den Rüben zu gewinnen. Der Versuch, in der eigenen Maschinenfabrik geeignete Dampfmaschinen und Pressen zu entwickeln, scheiterte.
- 1816 Einstellung Rübenzuckerproduktion, da wieder Rohrzucker günstig importiert werden konnte. Aber noch bis 1818 diente die Fabrik als Raffinerie für Rohrzucker... [10]
- 1820 wurde Rübenzuckerproduktion aufgegeben, nur noch Verarbeitung (Raffinerie) von Rohrzucker. Als letzte der preussischen Fabriken gab er auf.
- 1817 Betrieb wir eingestellt [16]
- Zur Rüberproduktion: Über diese Zeit des wachsenden technischen Erfolges, aber der schrumpfenden finanziellen Erträge in seiner Rohzuckerfabrik bemerkte Nathusius am 30. April 1816 in einem Brief an das preußische Finanzministerium als Erklärung für seine Fabrikgründung und sein Bemühen, die Fabrik trotz der finanziellen Schwierigkeiten weiter zu betreiben:
„Keine Belohnung vom Staat, nicht Rang und Titel noch irgend eine andere Auszeichnung hat mich zu den Aufopferungen veranlasst, welche der Erhaltung dieses Industriezweiges unter den bisherigen ungünstigen Umständen notwendig machte. Nur allein die Überzeugung und die Aussicht, dem Vaterlande so wie dem Kontinent überhaupt eine solche vorzügliche Quelle des Nahrungsstandes, durch welche nicht nur die Industrie, sondern auch die Landeskultur erhöht wird, zu sichern und uns von den Produktionen entfernter Gegenden unabhängig zu machen, war es, was meine Bemühungen leitete und der höchste Gewinn wird es für mich sein, überall Nacheiferung erweckt und der Nachwelt einen Industriezweig überliefert zu sehen, der segnend auf künftige Geschlechter wirken wird.“
Zweiter Anlauf
1834 entstand der Deutsche Zollverein. Verbunden mit der Erhebung einer drastischen Einfuhrsteuer auf Rohrzucker. Zweite Gründunsgwelle, 1836 produzierten bereits 122 Fabriken in Deutschland wieder Rübenzucker[3].
Nach dem Tod Johann Gottlob Nathusius' 1835 und einer vorübergehenden Verwaltung durch den zweitältesten Sohn Philipp hatte 18XX Heinrich den Althaldensleber Gutsbetrieb und die dort noch vorhandenen Gewerbebetriebe übernommen. Gemeinsam mit dem älteren Bruder Hermann, der bereits früher den Hundisburger Gutsbetrieb übernommen hatte, wurde 1848 in Althaldensleben erneut eine Zuckerfabrik gegründet. Sie bestand bis 1878[10].
Bedeutung
In mehrfacher Hinsicht kam der - wenn auch nur kurzlebigen - Nathusius'schen Zuckerfabrik eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Rübenzuckerindustrie in Preußen wie auch der Industrialisierung Sachsen-Anhalts zu. Zunächst einmal übertraf die Qualität der dort hergestellten Erzeugnisse bisherige Resultate und führte so zu einer grösseren Akzeptanz des neuartigen Verfahrens. In den Neuen Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschaftsgesellschaft wurde dazu festgestellt, dass Nathusius in der Lage sei, das Misstrauen gegenüber Rübenzucker abzubauen, da die Produkte äußerlich und geschmacklich nicht mehr von der Rohrzuckerraffinade unterschieden werden könne[17].
Auch diente die Zuckerfabrik in Althaldensleben als Vorbild für die Errichtung solcher Betriebe anderswo. So hatte beispielsweise Alexander Graf von der Schulenburg-Emden im benachbarten Emden nach dem Althaldensleber Vorbild eine eigene Fabrik bauen lassen[18][10]. Offenbar war sie aber nicht so komplett ausgestattet wie Nathusius' Fabrik[19], da Schulenburg weder Raffinaden noch Kandis produzierte, sondern Rohzucker und Zuckermasse an seinen Nachbarn nach Althaldensleben verkaufte[15]. Trotz der offiziellen Aufhebung der Kontinentalsperre am 6. April 1814 war der Preussische Staat noch immer auf der Suche nach einer mustergültigen Fabrik zur Rübenzuckererzeugnung. Dieser Wunsch ging auf den preussischen Finanzminister Hans Graf von Bülow, den Staatskanzler Freiherr von Hardenberg sowie den Graf von der Schulenburg zurück, die die preussische Rübenzuckerindustrie aufrecht erhalten wollten. Auch der damalige Vorsitzende der Halberstädter Gouverments-Commission und spätere preussische Finanzminister von Motz war daran interessiert. Nachdem man aufgegeben hatte, die von Achard angelegte Fabrik als Musterfabrik zu betrachten, sollte eine Fabrik gefunden werden, die unter den neu eingetretenen wirtschaftspolitischen verhältnissen des freien handels als praktische Vorbild empfohlen werden konnte. Es wurde beschlossen, Gutachten von Sachverständigen erstellen zu lassen. Beuaftragt zur Ersttellung war ein Hauptmann Leberecht von Bülow, wichtige Fachberater waren der Agrarwissenschaftler und Staatsrat Albrecht Daniel Thaer sowie der ProfessorSigismund Friedrich Hermbstädt[15].
Thares Gutachten datiert vom 20. Oktober 1814, Titel: Bericht über die Runkelrüben-Zuckerfabrik des Herrn Nathusius zu Alt-Haldensleben. 4 Wochen zwischen Auftragserteilung und Gutachten-Abschluss. Wenn auch Beurteilung der JGN Fabrik sehr positiv, kommt Thaer insgesamt zum Schluss, die Rübenzuckerproduktion mache für Preussen keinen Sinn.
Sigismund Friedrich Hermbstädt dagegen sah in der Althaldensleber Fabrik den Grundstein zu einer Neuordnung des Zuckerwesens in Europa:
„Nathusius allein wird es der preußische Staat, ja ganz Europa zu verdanken haben, wenn in einem Zeitraum von 30 Jahren kein indischer Zucker mehr gebraucht wird. Die Verarmung wird die Regierungen dazu zwingen.“
Auch nach Aufhebung der schützenden Kontinentalspere schien die Althaldensleber Fabrik so fortschrittlich, dass sie von der preußischen Regierung als konkurrenz- und damit überlebensfähig eingeschätzt wurde. Erneut sah Härmbstedt angesichts der zukünftig fallenden Exportschranken die Nathusius'sche Zuckerfabrik in der Lage, trotz einer geänderten Wirtschaftspolitik und stark fallender Zuckerpreise die Rübenzuckerfabrikation rentabel zu gestalten:
„Und es wird hinreichend seyn, diesen Mann zu nennen, um jeden Gutsbesitzer, der viele Ländereien hat, darauf aufmerksam zu machen, die Vortheile zu theilen, die die gute Sache verursacht. Auch versichert Herr Nathusius mir dabei, daß der Zucker aus Runkelrüben zu dieser Zeit mit dem Indischen im Preise Concurrenz halten wird, ohne Erhöhung des Komposts oder eine andere Auflage, nöthig zu machen.“
Diese Vorhersage erfüllte sich aufgrund der realen Verhältnisse, besonders der einseitigen, liberalen Wirtschaftspolitik nicht[15].
Schliesslich wirkte die Nathusius'sche Fabrik indirekt auf die Industrialisierung der Region. Anders als im Rheinland oder in Sachsen, setzte die Industrialisierung im Mittelgebiet Preußens (Sachsen-Anhalt) erst etwas später ein. Im Gegensatz zu diesen Gegenden wirkte in Sachsen-Anhalt die Zuckerrübe (die wegen der geeigneten Böden vor Allem dort angebaut wurde) als Auslöser des Maschinenbaus. Gerade die Rübenzuckerproduktion mit dem Bedarf an schweren Produktionsmaschinen[20] hatte bei Nathusius zu dem Wunsch geführt, solche Maschinen statt des teuren Imports selber herzustellen. Auch anderswo in Sachsen-Anhalt entstanden so erste Maschinenhersteller.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ a b c Ueber den gegenwärtigen Zustand der Zuckerfabrikation in Deutschland ..., siehe LitVerz.
- ↑ Gem. Tabelle zur Übersicht des technischen und des ökonomischen Betriebs zu Althaldensleben und Hundisburg bei Friedrich Benedict Weber, Bemerkungen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft ..., siehe LitVerz., wurde die Zuckerfabrik intern als Runkelrübenzucker-Fabrik geführt und gehörte zu der ersten Verwaltung (von zwei Verwaltungen) des Bereiches Landwirthschaftliche Gewerbe der Nathusius landwirthschaftliche Gewerbe-Anstalt. Hier wurde auch als Vorsteher bzw „Mitinteressent“ der Fabrik ein Herr Bracker genannt.
- ↑ a b c gem. Betina Meißner, Erfolg kann man sähen, 150 Jhare KWS (Klein-Wanzlebener Satzucht), Wallstein, Jena 2007, S. 17 ff.
- ↑ sein Sohn, Georg Friedrich Wilhlem Freiherr von Koppy (1781-1854) in führte die Zuckerproduktion seines Vaters fort
- ↑ nämlich in Magdeburg-Neustadt: Johan Wilhelm Placke und August Leberecht Bodenstein. Später entstandene Magdeburger Fabriken waren Hammer & Lange, Foelsche & Burchardt, Listemann & Burchardt sowie Reinhardt & Helle, gem. Herbert Pruns, Drittes Kapitel: Zusammenbruch ..., siehe LitVerz, S. 11 und 14
- ↑ gem. Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius ..., siehe LitVerz.
- ↑ Bezugsangabe
- ↑ gem. Schrohe, Der erste Vakuum-Apparat in Deutschland
- ↑ gem. Ulrich Hauer, 850 Jahre Hundisburg, Broschüre zur 850-Jahrfeier, Rat der Gemeinde Hundisburg (Hrsg.), Hundisburg 1990
- ↑ a b c d e f gem. Ulrich Hauer, Der Kaufmann Johann Gottlob Nathusius und sein Agrar-Industriekomplex in Althaldensleben und Hundisburg, 2004 bei Ecomusee.de
- ↑ gem einer Anzeige in: Magdeburger Zeitung, 1818, Nr. 101 vom 25. August 1818, Magdeburg 1818
- ↑ Gem. Lohmann, Eine Anleitung zur leichten Darstellung des Zuckers, Magdeburg 1837
- ↑ Friedrich Benedict Weber, Bemerkungen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft, ..., siehe LitVerz.
- ↑ gem. Info auf der Website des Alvensleben'schen Familienverbandes
- ↑ a b c d e gem. Herbert Pruns, Drittes Kapitel: Zusammenbruch ..., siehe LitVerz.
- ↑ gem. Zucker im Leben der Völker. Eine Kultur und Wirtschaftsgeschichte Autorzy Jakob Baxa, Guntwin Bruhns Wydawca A. Barten, 1967S. 389
- ↑ ????
- ↑ In Emden endete die Produktion 1819
- ↑ Neben Nathusius waren in Sachsen-Anhalt vermutlich nur die Fabriken Burchard & Listemann, Placke sowie Büttner & Schulze (Sitz: Salzwedel) in der Lage, Kandis zu produzieren. Das kann daraus geschlossen werden, dass nur diese Unternehmen in den Exportregistern der Zoll- und Steuerdirektion Magdeburg genannt werden, gem. Herbert Pruns, Drittes Kapitel: Zusammenbruch ..., siehe LitVerz., S. 16
- ↑ gem. Mathias Tullner, Am Anfang stand die Zuckerrübe ....
Literatur
- Friedrich Benedict Weber, Bemerkungen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft. Gesammelt auf ökonomischen Reisen in Schlesien, Sachsen, Thüringen, am Rhein und in anderen deutschen Gegenden in den Sommern 1814, 1815, 1816 und 1817. Nebst einer staatswirthschaftlichen Abhandlung über die bisherige Getreideheurung. Mit 1 Kupfertafel und 2 Tabellen, Hartknoch, Leipzig 1819, S. 287-297 zzgl Anlage A: Tabelle zur Übersicht des technischen und des ökonomischen Betriebs zu Althaldensleben und Hundisburg
- Ulrich Hauer, Der Kaufmann Johann Gottlob Nathusius und sein Agrar-Industrie-Komplex in Althaldensleben und Hundisburg, in: Modell und Wirklichkeit. Politik, Kultur und Gesellschaft im Großherzogtum Berg und im Königreich Westphalen, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte Münster, Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 56, Gerd Dethlefs u.a. (Hrsg.), Ferdinand Schöningh, Paderborn u.a. 2008, S. 441-446
- Justus Heinrich Friedrich Lohmann, Ueber den gegenwärtigen Zustand der Zuckerfabrikation in Deutschland, vorzüglich in Beziehung zu einem sehr einfachen und vortheilhaften Verfahren, ohne viel Mühe und Kosten reinen Zucker und Syrup daraus zu gewinnen. Nach den in der landwirthschaftlichen Gewerbe-Anstalt des Herrn Nathusius in Althaldensleben erhaltenen mehrjährigen Resultaten und anderen gemachten Erfahrungen theoretisch und practisch dargestellt, W. Heinrichshofen, Magdeburg 1818
- Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius. Ein Pionier deutscher Industrie, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin 1915
- Herbert Pruns (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft), Europäische Rübenzuckerindustrie im Frühkapitalismus - Wirtschaft, Staat, Verband, 1747 – 1799 – 1850, Festschrift anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Vereins der Zuckerindustrie und des 50-jährigen Jubiläums der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker
- Herbert Pruns, Zusammenbruch der Rübenzuckerindustrie in Preußen (1814-1822), Drittes Kapitel, in: Manuskript zu Band 4 der: Geschichte der Europäischen Zuckerwirtschaft
- Karl Ulrich, Zur Geschichte der Rübenzuckerfabrik Alt-Haldensleben, in: Die Deutsche Zuckerindustrie, Berlin 1926
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