Symbiogenese
Unter Symbiogenese versteht man die Verschmelzung von zwei oder mehreren verschiedenen Organismen in einem einzigen neuen Organismus. Begründet wurde die Theorie der Symbiogenese von Konstantin Mereschkowsky im Jahr 1926.[1] Sie wurde danach vom amerikanischen Biologen Ivan Wallin und im späten 20. Jahrhundert von Lynn Margulis aufgegriffen. Die Theorie der Symbiogenese stellt insofern eine Ergänzung der Evolutionstheorie dar, als die Entstehung neuer Zellorganellen, Organe oder Arten auf die symbiotische Beziehung und den Zusammenschluss zwischen einzelnen Arten zurückgeführt wird. Entsprechend folgt aus der Symbiogenese die Möglichkeit, dass sich Stammbäume nicht nur verzweigen, sondern auch wieder vernetzen können.[2]
Ein allgemein bekanntes Beispiel für Symbiogenese sind Flechten als Zusammenschluss zwischen Pilzen und Grünalgen bzw. Cyanobakterien. Ein weiteres wissenschaftlich inzwischen anerkanntes Beispiel für Symbiogenese ergibt sich aus der Endosymbiontentheorie. Demnach liegt der Ursprung bestimmter Organellen (Mitochondrien und Plastiden) der eukaryotischen Zelle darin, dass prokaryotische Zellen durch Endozytose in voreukaryotische Urzellen aufgenommen wurden. Daneben wird von Lynn Margulis und anderen Vertretern der Theorie auch angenommen, dass auch Flagellen und Zilien von Eukaryoten sich aus endosymbiotischen Spirochäten entwickelt haben könnten. Diese Hypothese ist unter Evolutionsbiologen umstritten, da die Organellen keine eigenständige DNS aufweisen.
Nach Auffassung von Lynn Margulis und Dorian Sagan hat das Leben den Globus nicht durch Kampf, sondern durch Bildung von Netzwerken erobert ("Life did not take over the globe by combat, but by networking").[3]
Einzelnachweise
- ↑ Sapp J, Carrapiço F, Zolotonosov M: Symbiogenesis: the hidden face of Constantin Merezhkowsky. In: History and philosophy of the life sciences. 24. Jahrgang, Nr. 3-4, 2002, S. 413–40, doi:10.1080/03919710210001714493, PMID 15045832.
- ↑ Peter Sitte: "Wesen, Werden und Wachsen der Lebenswelt", in: Hans Gebhardt, Helmuth Kiesel (Hg.), Weltbilder, Springer, 2004, S. 92.
- ↑ Margulis und Sagan: Microcosmos, New York 1986, S. 15.