Transsaharahandel, Handelsverkehr der Innerafrika mit der Mittelmeerwelt verband.
Die Ursprünge des Handelsverkehrs zwischen West- und Zentralafrika sowie der Mittelmeerwelt liegen im Dunkeln. Erste historische Überlieferungen berichten in der Antike von den Garamanten in Fessan, welche den Handel zwischen Leptis Magna in Tripolitanien und dem Tschadgebiet organisierten. Dieser Handel erlebte seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. durch den Aufstieg des Römischen Reichs einen starken Aufschwung. Vor allem Gold, Sklaven, Elfenbein und exotische Tiere für die römischen Zirkuskämpfe wurden im Austausch mit römischen Luxuswaren gehandelt. Große Bedeutung für den Aufschwung des Transsaharahandels hatte auch die zunehmende Verbreitung des Kamels in Nordafrika seit dem 1. Jahrhundert.
Seit dem 5. Jahrhundert kam es durch die Entstehung von Ghana (siehe: Reich von Ghana) in der westlichen Sahara zu einem neuen Aufschwung des Handels. Durch die Entstehung einer sozialen Oberschicht im Niger-Senegal-Gebiet stieg die Nachfrage nach Luxusgüter aus dem Norden erheblich an. Die Intensivierung des Handels wurde auch durch den staatlichen Schutz von Ghana erheblich begünstigt. Begünstigend für den Goldhandel wirkte sich im Gegenzug auch die Erschließung der Salzminen von Taghaza und Idschil im heutigen Algerien aus, da Salz im tropischen Westafrika sehr begehrt war. Endpunkt des Handels im Maghreb war bis ins 11. Jahrhundert Sidschilmasa.
Unter dem Songhaireich ab etwa 1400 stieg Timbuktu am Niger zum bedeutendsten Handelszentrum in der Sahelzone auf. Es wurde durch die engen Kontakte mit dem Maghreb auch Zentrum der islamischen Kultur im westlichen Afrika. Allerdings wurde das Songhaireich 1591 durch eine marokkanische Invasion zerschlagen. Diese führte zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Handels in der zentralen Sahara, da in der Folge eine Ordnungsmacht fehlte, die die Handelsrouten sichern konnte. Deshalb verschoben sich der Transsaharahandel im 17. Jahrhundert auf den Weg vom Tschadsee nach Tripolis ("Bornustraße").
Diese Verschiebung der Handelswege begründete den wirtschaftliche Aufschwung der Haussareiche und den erneuten Aufstieg des Reiches Bornu im Tschadgebiet. Nachdem durch die europäische Seefahrt an der Küste von Westafrika der Goldhandel durch die Sahara an Bedeutung verloren hatte, nahm der Sklavenhandel mit der islamischen Welt über die Tschad-Tripolis-Route erheblich. Bis ins 19. Jahrhundert konnte der Transsaharahandel seine wirtschaftliche Bedeutung für die Reiche in der Sahelzone behaupten. Auch wenn sich seit Bestehen des Handels durch die Sahara die Hauptrouten immer wieder verlagerten, wurden auch Nebenrouten weiter genutzt bzw. neu erschlossen. Mit der kolonialen Unterwerfung durch Frankreich, richteten sich die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen Innerafrikas endgültig zu den Küstengebieten am Atlantik aus.