Coswig (Anhalt)

Stadt im Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt, Deutschland
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Coswig (Anhalt) an der Elbe ist eine Stadt im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt (Deutschland). In Coswig befindet sich der Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft, der neben Coswig noch eine weitere Gemeinde angehört.

Wappen Deutschlandkarte
Datei:Wappen Coswig (Anhalt).svg
Coswig (Anhalt)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Coswig (Anhalt) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 53′ N, 12° 26′ OKoordinaten: 51° 53′ N, 12° 26′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Wittenberg
Verwaltungs­gemeinschaft: Coswig (Anhalt)
Höhe: 83 m ü. NHN
Fläche: 295,72 km2
Einwohner: 11.273 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 06862, 06869, 06895
Vorwahlen: 034903, 034907, 034920
Kfz-Kennzeichen: WB, GHC, JE
Gemeindeschlüssel: 15 0 91 060
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
06869 Coswig (Anhalt)
Website: coswiganhalt.de
Bürgermeisterin: Doris Berlin
Lage der Stadt Coswig (Anhalt) im Landkreis Wittenberg
KarteBrandenburgSachsenDessau-RoßlauLandkreis Anhalt-BitterfeldAnnaburgBad SchmiedebergCoswig (Anhalt)GräfenhainichenJessen (Elster)KembergOranienbaum-WörlitzLutherstadt WittenbergZahna-ElsterZahna-Elster
Karte

Die Stadt ist nicht zu verwechseln mit Coswig im Landkreis Meißen im Bundesland Sachsen.

Geographie

Stadtgliederung

Zu Coswig (Anhalt) gehören die folgenden Ortsteile (in Klammern Datum der Eingemeindung):

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn (von Norden beginnend): Wiesenburg/Mark, Straach, Wittenberg, Wörlitz, Vockerode, Dessau-Roßlau, Thießen.

Geschichte

Am heutigen Standort wird bereits 1187 eine Burg Cossewiz erwähnt. Ob vor dieser Zeit schon eine slawische Siedlung existierte, ist nicht belegt. Als Oppidum wird Coswig im Jahre 1215 bezeichnet und gilt in jener Zeit als die wichtigste Stadt der anhaltischen Askanier nördlich der Elbe.

 
Schloss Coswig (2006)

Bereits im 16. Jahrhundert wurde Coswig von Wörpen aus durch eine Wasserleitung mit Trinkwasser versorgt. In dieser Zeit spielten die Weberei, das Töpferhandwerk sowie die Landwirtschaft (u.a. Hopfenanbau) wirtschaftlich die bedeutendste Rolle.

Im Schmalkaldischen Krieg wurde die Stadt durch spanische Truppen weitgehend zerstört. Im Dreißigjährigen Krieg befand sich Wallenstein auch in Coswig.

Coswig war von 1603 bis 1793 Teil von Anhalt-Zerbst. Das in der Stadt befindliche Schloss wurde 1667 – 1677 erbaut und diente bis ins 19. Jahrhundert als Witwensitz. Während im Bauschmuck des nördlich gelegenen Hauptflügels auf ältere Renaissance-Formen zurückgegriffen wurde, nahm die Gesamtanlage zeitgenössische Einflüsse der französischen Barockarchitektur auf. Ab 1874 wurde das Schloss teilweise in ein Gefängnis umgebaut und zu diesem Zweck der Südflügel um zwei Geschosse aufgestockt.

In der Zeit des Nationalsozialismus war das im Schloss untergebrachte Gefängnis stark überbelegt mit 900 Personen (statt vorgesehener 300), darunter vielen aus politischen Gründen, die hier zusammengepfercht wurden. Dazu kamen die 850 Häftlinge des Außenlagers Griebo, von denen etwa 300 aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen starben. Während des Zweiten Weltkrieges mussten hunderte Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit verrichten. In der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff AG (WASAG) kam es 1944 zu einer Detonation, der auch zahlreiche Zwangsarbeiter zum Opfer fielen.

Im Jahr 1987 feierte die Stadt ihr 800-jähriges Bestehen.

Am 2. Juli 2007 wurde die Stadt mit allen Mitgliedsdörfern der Verwaltungsgemeinschaft aufgrund einer Gebietsreform vom Landkreis Anhalt-Zerbst in den Landkreis Wittenberg eingegliedert.

Das Schloss wurde 2006 verkauft, die neue Eigentümerin plant hier ein Kulturzentrum einzurichten. Die im 19. Jahrhundert hinzugefügten Obergeschosse des Südflügels wurden zurückgebaut, um den ursprünglichen Zustand des Schlosses wiederherzustellen.[2]

Religionen

Politik

 
Rathaus
  • Bürgermeisterin: Doris Berlin
  • Stadtrat: 28 Sitze, davon:

Die Wahlbeteiligung bei der Wahl des Stadtrates der Stadt Coswig (Anhalt) am 7. Juni 2009 lag bei 47,92%.

Wappen

Blasonierung: „Im blauen mit zwölf goldenen Sternen bestreuten Schild eine Frauengestalt in langem, silbernem Kleid, golden gekrönt, in der Rechten einen goldenen Stechhelm, die Linke einen Schild haltend. Der Schild gespalten, vorn in silber ein roter golden bewehrter Adler am Spalt, hinten neunmal schwarz-golden geteilt, belegt mit einem grünen Rautenkranz.“

Das Wappen wurde vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch 1994 nach korrigierter (im 19. Jahrhundert war der anhaltische Stammschild seitenverkehrt dargestellt) historischer Vorlage gestaltet und ins Genehmigungsverfahren geführt.

Flagge

Die Flagge der Stadt Coswig (Anhalt) ist Rot - Blau gestreift mit aufgelegtem Wappen.

Städtepartnerschaft

Coswig (Anhalt) unterhält seit 1993 eine Partnerschaft mit der Stadt Stadtallendorf in Hessen.

Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische KircheSt. Nicolai“ ist das älteste Gebäude und prägt das Stadtbild Coswigs.
  • Das Coswiger Schloss
  • Das Coswiger Rathaus mit dem Amtshaus
  • Die Neuapostolische Kirche, Flieth 4a, erbaut im Jahre 1925 mit interessanter Architektur und Pfeifenorgel. Im Jahre 2001 aufwendig restauriert.
  • Die Unterfischerei
  • Das Simonettihaus in der Zerbster Straße
  • Das Kavalierhaus in der Schlossstraße (ehemalige Sparkasse).
  • Die Kommende des Deutschen Ordens im Ortsteil Buro, mit Ordenskirche, Komturei und historischer Garten und Parkanlage
  • Die B 187 zwischen Dessau-Roßlau und Coswig, die Landesstraße (L 123) von Coswig nach Straach sowie die Kreisstraße (K 2376) von Coswig nach Wörlitz gehören zur Deutschen Alleenstraße.

Mahnmale

  • Gedenkanlagen mit Einzel- und Massengräbern auf dem Waldfriedhof in der Wittenberger Straße
  • Gedenkstein für die Opfer des Faschismusam Eingang Coswiger Stadtschloss von Karl Kothe
  • Gedenkstein und Tafeln für die 15 sowjetischen, 3 niederländischen, 2 französischen, einem italienischen sowie 73 deutschen Opfer des WASAG-Unglücks vom 14. November 1944
  • Gedenkstein für alle Opfer der Zwangsarbeit
  • Gedenkstein für den Leiter des Rotfrontkämpferbundes Hermann Hagendorf, der 1933 im KZ Oranienburg ermordet wurde
  • Mahnmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten
  • Gedenkstein für die gefallenen deutschen Soldaten
  • Gedenkmauer an die jüdischen Opfer des Nazi-Regimes in der Domstraße (ehemaliger Standort der Synagoge)
  • Gedenktafel mit Ausführungen und Gestaltung zum Schaffen von Hermann Cohen im Museum des Klosterhofes (es existiert in Coswig eine Hermann Cohen-Gesellschaft, die sich mit dem Leben und Schaffen des jüdischen Philosophen beschäftigt und die jährlich internationale Tagungen durchführt)
  • Gedenkstein für Friedrich Ebert auf dem ehemaligen Hagendorf-Platz
  • Gedenkstein Johann Wolfgang von Goethevon Karl Kothe
  • Fassade Friedhofshalle von Karl Kothe

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Autoverkehr

Coswig liegt an der Bundesstraße 107 (TangermündeChemnitz) und an der Bundesstraße 187 (Dessau-RoßlauWittenbergJessenSchönewalde). Die Bundesstraße 187a wurde zwischen Coswig und Zerbst/Anhalt herabgestuft. Die nächstgelegene Anschlussstelle Coswig zur Bundesautobahn 9 (MünchenBerlin) liegt etwa 5 km westlich. Im Jahr 2005 fand ein umfangreicher Ausbau des durch Coswig verlaufenden Elberadweges statt.

Schienenverkehr

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Roßlau–Falkenberg/Elster. Am Bahnhof Coswig (Anhalt) gibt es stündlich die Möglichkeit, nach Dessau-Roßlau sowie weiter Richtung Halle (Saale) bzw. Leipzig, oder, in Gegenrichtung, Richtung Lutherstadt Wittenberg - Annaburg zu fahren. Der Bahnhof Coswig (Anhalt) wird von Regionalbahnen der DB Regio fahrplanmäßig angefahren. Der Bahnhof der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn wurde am 10. September 1841 eingeweiht.

 
Gierseilfähre Coswig

Schiffsverkehr

Als Elbestadt hat Coswig eine Anlegestelle für Fahrgastschiffe. Im Mai 2007 wurde die Marina, eine weitere Anlegestelle für private Schiffsreisende und Bootsbesitzer, eröffnet. Am Ortsrand von Coswig befindet sich außerdem eine Gierseilfähre über die Elbe im Zuge der Kreisstraße K 2376 nach Wörlitz.

Ansässige Unternehmen

Die SchwörerHaus KG unterhält in Coswig das Ausstattungszentrum Ost und ein Werk zur Fertigung großformatiger zementgebundenen Holzwerkstoffplatten. Die Handelskette Netto betreibt seit 2008 ein Auslieferungslager für Mitteldeutschland in Coswig.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Hermann Cohen (1842–1918), deutscher Philosoph, Gründer der Marburger Schule
  • Heinrich Berger (* 4. August 1844 in Berlin; † 14. Oktober 1929 in Honolulu; auch Henry/Henri Berger), deutscher Militärmusiker und langjähriger Kapellmeister der Königlich Hawaiischen Blaskapelle (Royal Hawaiian Band)
  • Hermann Drewitz (1887–1955), Politiker (Wirtschaftspartei, später CDU), Mitglied des Preußischen Landtags, Reichstagsabgeordneter
  • Dietrich Falke (* 1927), Arzt, Facharzt, Medizinischer Mikrobiologe, Infektiologe und Autor medizinischer Fachliteratur
  • Barbara Höll (* 1957), Politikerin der Partei Die Linke, MdL Sachsen, MdB Kandidatin
  • Franz Hübner (1840–1914), Missionar und Bischof der Neuapostolischen Kirche
  • Manfred Kuschmann (1950-2002), Langstreckenläufer
  • Bernhard Lassahn (* 15. April 1951), deutscher Schriftsteller
  • Carl Gustav Rudolf Oeser (1858-1926), deutscher Journalist und Politiker (Deutsche Fortschrittspartei, Freisinnige Volkspartei, später DDP)
  • August Gottlob Friedrich Koltitz (* 29. Januar 1728 in Zerbst; † 8. Juni 1799 in Coswig (Anhalt)), deutscher evangelischer Theologe
  • Karl Kothe (11. März 1913 in Coswig (Anhalt); † 15. August 1965 in Dessau), Maler und Bildhauer

Gäste der Stadt

  • Caroline Bardua (* 11. November 1781 in Ballenstedt; † 2. Juni 1864 ebenda) war eine deutsche Malerin. Sie war eine der ersten bürgerlichen Frauen, die sich eine Existenz als freie bildende Künstlerin aufbauen konnte. (Arbeitete im Coswiger Schloss)

Literatur

  • "Stadtkirche St. Nicolai und ehemaliges Dominikanerinnenkloster in Coswig (Anh.)" Autor: Matthias Prasse, ISBN 978-3-00-027632-3 Herrenhaus-Kultur-Verlag Dresden, 2009
  • "Schloss Coswig in Anhalt, Ein Führer zu Geschichte und Architektur" Autor: Matthias Prasse, ISBN 978-3-00-027631-6 Herrenhaus-Kultur-Verlag Dresden, 2009
  • "Der Deutsche Ritterorden in Buro, Komturei, Ordenskirche und historische Gartenanlage" Autor: Mathias Prasse, ISBN 978-3-00-024926-6, Herrenhaus-Kultur-Verlag, Dresden 2008
  • "Franz Hübner und die Entstehung der Gemeinde in Coswig" in "Tagungsband - Treffen in Coswig 2008" Autor: Sebastian Müller, EPS-21.0004, Edition-Punctum-Saliens-Verlag, Nürtingen 2008

Referenzen

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. http://www.anhaltweb.de/article-4889.html
  3. Neuapostolische Gemeinde Coswig (Anhalt)
Commons: Coswig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien