Wojciech Korfanty, geboren als Albert Korfanty (* 20. April 1873 in Sadzawka (Kreis Kattowitz), Oberschlesien; † 17. August 1939 in Warschau) war Journalist, Mitglied des deutschen Reichstages, polnischer Ministerpräsident, ein polnischer Nationalist, Politiker und Freischärler.
Albert Korfanty war Sohn einer Bergarbeiterfamilie. Er studierte an der Technischen Universität von Charlottenburg und in Breslau (heute Wrocław).
Er war der erste Abgeordnete, der mit dem Mandat der Polnischen Nationaldemokratischen Partei (Polenpartei) von 1903 - 1912 Mitglied des Deutschen Reichstages wurde. Sein Wahlkreis war Kattowitz-Hindenburg. Nach einer Unterbrechung wegen eines Finanzskandals zog er 1918 über eine Nachwahl, diesmal im Wahlkreis Gleiwitz, erneut in den Reichstag ein.
In der Zeit von 1904 und 1918 war Korfanty zugleich Mitglied des Preußischen Landtages. In seiner Reichstagsrede vom 25. Oktober 1918 setzte er sich für den Anschluss der deutschen Ostgebiete an Polen ein.
Nach Beendigung des 1. Weltkrieges ging Korfanty in den wieder errichteten Staat Polen und polonisierte seinen Vornamen.

Wojciech Korfanty war Organisator der polnischen Aufstände in Oberschlesien, die den Anschluss Oberschlesiens an Polen zum Ziel hatten. Nachdem mit dem Versailler Vertrag das Deutsche Reich zunächst ganz Oberschlesien an Polen abtreten sollte, erreichte die deutsche Bevölkerungsmehrheit nach Protesten die Durchführung eines Plebiszits. Die polnischen Freikorps Bojówka polska lösten am Morgen des 17. August 1919 in Paprotzan, Landkreis Pleß, einen Aufstand aus, der durch die Korps der Schwarzen Reichswehr, u.a der Brigade von Hermann Ehrhardt, in dem Kämpfen um Oberschlesien niedergeschlagen wurde. Das Gebiet wurde nun durch eine Kommission der Alliierten verwaltet und Korfanty mit der Organisation der Volksabstimmnung beauftragt. Das Polnische Plebiszitskommissariat hatte seinen Sitz in Beuthen (Oberschlesien), wo sich im Hotel Schlesischer Hof auch die Zentrale des unter der Tarnbezeichnung Verband ehemaliger Kriegsgefangener firmierenden Korfantyschen Freikorps befand.
Am 20. August 1920 probte Korfanty mit seinen Nationalisten erneut erfolglos den Aufstand und zeichnete auch für den politischen Mord an Theofil Kupka, einem ehemaligen Gefolgsmann und späteren Autonomisten, der die Bewegung Bund der Oberschlesier - Związek Górnoślązaków begründet hatte und die Ziele eines autonomen Staates verfolgte, verantwortlich.
Letztlich konnte Korfanty die Abstimmung vom 21. März 1921 nicht mehr verhindern, die eine klare Absage an Polen erbrachte. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses, das mit 59,6 % eine deutliche Entscheidung für den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland erbrachte, setzte Konfanty wiederum auf Gewalt und Terror gegen die deutsche Zivilbevölkerung und brach in der Nacht vom 2. zum 3. Mai 1921 seinen dritten Aufstand los. In den Kämpfen am St. Annaberg schlug der aus deutschen Freikorps gebildete Selbstschutz Oberschlesien (SSOS) mit Unterstütung der Alliierten am 21. Mai 1921 die Freischärler Korfantys endgültig.
Korfanty begab sich darauf hin wieder in die Politik, war vom 16. Juli - 31. Juli 1922 polnischer Ministerpräsident und von 1922 - 1930 Mitglied des Parlamentes der Republik Polen mit dem Mandat der Christdemokraten und wurde zum politischen Gegner Józef Piłsudskis. Im Herbst 1930 erfolgte seine Verhaftung im Rahmen einer auf Veranlassung Piłsudskis durchgeführten Verhaftungswelle gegen Oppositionspolitiker. Nach seiner Freilassung emigrierte Korfanty 1935 in die Tschechoslowakei, die er nach dem deutschen Einmarsch verließ, und ging nach Frankreich ins Exil. Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieg kehrte er nach Polen zurück, wo er wiederum verhaftet wurde. Auf Grund einer schweren Erkrankung wurde er nach einer dreimonatigen Haftzeit auf freien Fuß gesetzt und verstarb wenig später.
Literatur
- Sigmund Karski: Albert (Wojciech) Korfanty. Eine Biographie. ISBN 3-87466-118-0
- Marian Orzechowski: Wojciech Korfanty, Wrocław, 1975
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Korfanty, Wojciech |
ALTERNATIVNAMEN | Korfanty, Albert |
KURZBESCHREIBUNG | Mitglied des deutschen Reichstages, polnischer Ministerpräsident, polnischer Nationalist, Politiker und Freischärler |
GEBURTSDATUM | 20. April 1873 |
GEBURTSORT | Sadzawka bei Siemianowitz, Oberschlesien |
STERBEDATUM | 17. August 1939 |
STERBEORT | Warschau |