Chormusik

Vokalmusik, die von einem Chor gesungen wird
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1. Der A Capella-Stil der Renaissance

Chöre gibt es bereits seit der Antike. Diese stellten aber eher ein Stück Literatur dar, waren handelnde Person im altgriechischen Drama. Die Musik war generell einstimmig. Es ist auch fraglich, ob der auf antiken Gegebenheiten aufbauende gregorianische Choral Chormusik im eigentlichen Sinne darstellt. Bei Dufay, also in der frühen Epoche der franko-flämischen Musik, finden sich zwar komplett textierte dreistimmige Sätze, es fehlt aber noch die Einteilung in Sopran, Alt, Tenor und Bass, die für die Chormusik bis heute bestimmend ist.

Im 16. Jahrhundert ist die Chormusik in der Neuzeit angekommen. Etwa ab dem Innsbrucklied von Heinrich Isaac (ca.1450 - 1517) kann von einem soundsovielstimmigen Satz a capella gesprochen werden.

In der Renaissancemusik bedeutet a capella keineswegs, dass keine Instrumente verwendet werden dürfen. A capella meint wohl eher, dass alle Stimmen vollständig textiert sind, so dass keine Instrumente notwendig sind, um den Satz adäquat zu besetzen. Als Hauptvertreter dieser Musikform sind Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 - 1594) und Orlando di Lasso (1534 - 1594) zu nennen. Vor allem ist hier die Musik ein Vehikel, um Text zu präsentieren. Das ist auch für die Renaissance und den Klassizismus wichtig, da Musik allein, mit Ausnahme spätmittelalterlicher einstimmiger Lieder (Oswald von Wolkenstein, Lochamer Liederbuch) keinen Rückgriff auf die klassische Antike bewirken kann.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts werden die Chöre immer größer, so dass auch zwei gleiche Stimmen eingebracht werden können. Die Mehrchörigkeit entsteht.

2. Die Chormusik der Reformationszeit

Etwas älter als der a capella Satz ist das instrumentalbegleitete Tenorlied. Sein Meister ist Ludwig Senfl (1486 - 1543/44). Das Tenorlied besteht aus einer textierten Melodie, einem Cantus firmus, zu dem als komplexer instrumentaler Kontrapunkt ein deutlich tiefer erklingender Bass, sowie zwei Oberstimmen hinzutreten. Gelegentlich ist es möglich, auch die Instrumentalstimmen zu textieren.

Diese Tatsachen nutzen die Komponisten der Reformationszeit für ihre erbaulich-weltlichen Gesänge (z.B. Ein feste Burg ist unser Gott. Diese bestehen ebenfalls aus dem Cantus firmus, zu dem weitere Stimmen, jetzt nicht mehr instrumentale, sondern vollkommen textierte, treten. Es bildet sich also auch ohne päpstlichen Wunsch eine Art a capella Stil heraus. Hauptvertreter dieser Richtung ist der Luther-Intimus Johann Walter (1490 - 1570), der auch als Gründer der Dresdner Hofkapelle gilt.

3. Der Opernchor

Bis hin zur Moderne ändert sich in der Chormusik nicht mehr viel. Romantische Chöre sind bisweilen von denen der Renaissance für Laien kaum zu unterscheiden. Lediglich Komponisten wie Anton Bruckner und Max Reger verstehen es, durch eine kühne Harmonik neue Akzente zu setzen. Vielleicht ist zu bemerken, dass das Publikum daran gewöhnt ist, dass der Cantus firmus regelmäßig in der Oberstimme zu finden ist, so dass bei der Aufführung älterer Musik Schwierigkeiten auftreten könnten.

Ende des 16. Jahrhunderts wird der Chor zunehmend funktional, d.h. er wird wie in der Antike Agens in verschiedenen umfangreicheren Werken, vor allem aber auch in der Oper. Diese entwickelte sich Ende des 16. Jahrhunderts auf Grund eines Missverständnisses, dass die Dramen der griechischen Antike gesungen gewesen seien, ein willkommener Kurzschluss, da man inzwischen über ein entwickeltes Chorwesen verfügte. Chöre blieben aber, vor allem im bürgerlichen Kunstverständnis, die Glanzlichter ernster und komischer Opernaufführungen.