Momenten-Magnituden-Skala

Magnitudenskala
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Die Momenten-Magnituden-Skala (Mw) ist eine der bevorzugten Magnitudenskalen, die in der Seismologie zur Bestimmung der Stärke von Erdbeben verwendet werden. Insbesondere bei schweren Beben bezieht sich die Angabe einer Erdbebenmagnitude heute in der Regel auf diese Skala.

Entwicklung der Skala

Die ersten Magnitudenskalen, die zur Quantifizierung von Erdbeben entwickelt wurden, basieren auf der Messung von Maximalamplituden von Erdbebenwellen in Seismogrammen. Diese Amplituden konnten in einen linearen Zusammenhang mit der Energiefreisetzung gebracht werden, wodurch die Stärke verschiedener Erdbeben vergleichbar wurde. Insbesondere die bekannte Richterskala hat jedoch nur in einem sehr eingeschränkten Entfernungsbereich Gültigkeit. Überdies weisen die meisten Magnitudenskalen eine Sättigung bei sehr starken Beben auf – d.h. dass die Zunahme der freigesetzten Energie im oberen Bereich der Skala in immer geringer werdenden Maße zum Anwachsen der Magnitude führt. Die Vergleichbarkeit der Erdbebenstärke ist dadurch nicht mehr gewährleistet.

Um diese Einschränkung zu überwinden, führte Hiroo Kanamori 1977 eine neue Magnitudenskala ein, die auf dem 1966 von Keiiti Aki eingeführten seismischen Moment basiert.[1][2][3] Dies ist das skalare Produkt aus der Größe der Bruchfläche im Untergrund, der mittleren Verschiebung der Gesteinsblöcke und dem Schermodul des Gesteins.[1] Da das seismische Moment keine Sättigung erreicht, erfährt auch die Momenten-Magnitude im Gegensatz zu den übrigen Magnitudenskalen keinerlei Sättigung[2] und ist daher geeignet, auch Erdbeben mit großer Energiefreisetzung zu quantifizieren.

Methode

Das skalare seismische Moment kann z. B. aus der Asymptote des Verschiebungsamplituden-Spektrums bei quasi unendlicher niedriger Frequenz (f → 0 Hz) bestimmt werden. Die Momenten-Magnitude ist damit an die Oberflächenwellen-Magnituden-Skala ( ) angebunden. Nach Gutenberg und Richter ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen der abgestrahlten seismischen Energie ( ) und der Magnitude  :

 [4]

Hieraus folgt für das seismische Moment   in der Einheit Joule:

 [1]

Wenn diese Gleichung nach der Magnitude aufgelöst wird und diese durch   ersetzt wird, ergibt sich die Momenten-Magnitude als dimensionslose Kennzahl, die durch den Ausdruck

 

definiert wird.[1] Obgleich bei dieser Methode das seismische Moment   aus der Oberflächenwellen-Magnitude   bestimmt wird, die ebenso wie andere Skalen eine Sättigung erreicht, ist das seismische Moment selbst davon nicht betroffen, da es nicht von der Maximalamplitude sondern aus dem Amplitudenspektrum abgeleitet wird. Für die Bestimmung von   aus dem Seismogramm gibt es heute verschiedene Inversions-Methoden. Das berechnete seismische Moment hängt dabei von den Einzelheiten des verwendeten Inversionsverfahrens ab, so dass die resultierenden Magnitudenwerte   leichte Abweichungen aufweisen können.

Magnitudenwert und Vergleichbarkeit

Mw ES [J] Menge TNT [t] Äquivalentzahl
Hiroshima-Atombomben
(12,5 kT TNT)
4 0,63·1011 15 0
5 0,20·1013 475 0,04
6 0,63·1014 15.023 1,2
7 0,20·1016 475.063 38
8 0,63·1017 15.022.833 1202
9 0,20·1019 475.063.712 38005

Um die Bedeutung des Magnituden-Wertes plausibel zu machen, wird die bei dem Erdbeben abgestrahlte seismische Energie gelegentlich mit der Wirkung des herkömmlichen chemischen Sprengstoffs TNT verglichen. Die seismische Energie   ergibt sich aus der oben genannten Formel nach Gutenberg und Richter und kann nach Bestimmung des seismischen Moments leicht ermittelt werden. Für den Vergleich der seismischen Energie (in Joule) mit der entsprechenden Explosionsenergie gilt ein Wert von 4,2·109 Joule pro Tonne TNT. Die Tabelle[5] veranschaulicht den Zusammenhang der seismischen Energie und der Momenten-Magnitude.

Die Momenten-Magnitude ist nur bedingt mit anderen Magnitudenskalen vergleichbar, wie bereits aus der unterschiedlichen Bestimmung derselben deutlich wird. Die größte Übereinstimmung der Momenten-Magnituden-Skala (Mw) besteht mit der Oberflächenwellen-Magnituden-Skala (MS), die im Bereich von ungefähr Magnitude 5 bis 8 nur geringe Abweichungen zeigt. Oberhalb der Magnitude 8 beginnt die Sättigung, die bei ca. 8,5 erreicht ist. Eine gute Übereinstimmung hat die Momenten-Magnitude auch mit der Richterskala (ML) im Magnitudenbereich unterhalb von 6,5. Nicht vergleichbar ist sie hingegen mit der Raumwellen-Magnituden-Skala (mB), die lediglich bei einer Magnitude von 7,0 genau übereinstimmt und bei ca. 8,0 gesättigt ist, wie auch mit der kurzperiodischen Raumwellen-Magnitude (mb), die nur bei der Magnitude 5,0 exakt gleich ist und bereits bei etwa Magnitude 6,8 ihre Sättigung erreicht.[6]

Einzelnachweise

  1. a b c d Peter Bormann (Hrsg.): IASPEI New Manual of Seismological Observatory Practice, GeoForschungsZentrum Potsdam 2002 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „bormann“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. a b Thorne Lay & Terry C. Wallace: Modern global seismology, Academic Press, San Diego 1995, ISBN 978-0127328706
  3. Thomas C. Hanks & Hiroo Kanamori: A Moment Magnitude Scale, in: Journal of Geophysical Research, Bd. 84, 1979,S. 2348-50.
  4. Beno Gutenberg und Charles Francis Richter: The energy of earthquakes, in: Quarterly Journal of the Geological Society of London, Bd. 112, 1965, S. 1-14
  5. FAQs - Measuring Earthquakes: How much energy is released in an earthquake? United States Geological Survey
  6. Hiroo Kanamori: Magnitude scale and quantification of earthquakes, in: Tectonophysics, Bd. 93 (3-4), 1983, S. 185-199