Tente ist ein Ortsteil von Wermelskirchen. Er liegt an der Bundesstraße 51 zwischen dem Zentrum von Wermelskirchen und Hilgen, einem Ortsteil von Burscheid.

Lage und Infrastruktur
Die Bundesstraße 51 ist Teil einer alten Handelsstraße von Berlin nach Köln. Die parallel verlaufende Kursbuchstrecke 411 der Eisenbahn mit einem Haltepunkt in Tente wurde im Jahre 1983 stillgelegt. Am ehemaligen Bahnhof existierte bis in die 1990er Jahre ein Postamt.
Im Jahr 2007 ist Tente ein Ortsteil mit eigener Nahversorgungsinfrastruktur. Auch haben sich einige Unternehmen mit Mittelzentrumscharakter angesiedelt. Es gibt eine Grundschule, Lebensmittelgeschäfte, eine Bank und in Relation zur Umgebung eine hohe Anzahl von Wohngebäuden. Die Baumarktkette Obi betrieb dort bis Oktober 2005 eine Filiale. Sie wird seitdem nur noch als Labor genutzt. Außerdem ist Tente Standort des Ortsverbands Wermelskirchen des Technischen Hilfswerks (THW). Die Kirche St. Engelbert wurde 2005 von der katholischen Kirchengemeinde an eine Fotografin verkauft. In Wermelskirchen befindet sich zudem der Hauptsitz des gleichnamigen Rollenfabrikants "Tente".
Geschichte
Der im Bergischen Land mehrmals vorkommende Name Tente leitet sich aus dem lateinischen „tendere“ = „spannen“ ab welcher die die natürliche bzw. künstliche Beschaffenheit des Bodens kennzeichnen soll, eigentlich „Zelt“, „Festzelt“, dann auch „Krambude“[1]. Vermutungen eines sehr alten Wohnplatzes, entstanden aus „Entelingen“ oder „Tentelingen“, sind nicht verifizierbar [2]. Und auch Hinweise auf „Tente“ als ein Wort für eine sumpfige, morastige Stelle sind nicht belegbar.
In den Wermelskirchener Personen-Listen von 1441 bis 1731 und in den Steuerlisten der Niederhonschaft von 1684 und 1740 sowie den Listen von 1794 und 1800 kommt „Tente“ als Wohnort nicht vor [3]. In der Quartierungskostenliste von 1797 und in den Kirchbüchern von 1798 wird „Tente“ erstmals genannt [4]. Ein Wohnplatz am Döllersweg wird nach den Kirchbüchern am 28. August 1809 als „An der Tente“ bezeichnet.
„Wag“ an der Tente
Sicher ist bisher nur Tente Hausnummer 59, das in einer historischen Karte von zirka 1780–1790 [4] erwähnt wird, als „Wag“, mundartlich „Wooch“, zuletzt „Waage“. Dieses alte Wort kommt von „Woge“, mittelhochdeutsch „wâc“, wasserreiche Stelle [4]. Eine Waage zum Wiegen von Fuhrwerken, so wird zwar immer erzählt, ist jedoch urkundlich nicht nachweisbar. Das Haus soll zwar erst 1817 erbaut worden sein, der Wohnplatz ist jedoch älter.
Tente und Döllersweg
Döllersweg liegt in einer Quellmuldenlage und ist westlich ausgerichtet. Ein anderer alter Wohnplatz ist in der Nähe der Hinterweg in Burscheid, seine Erstnennung erfolgte mit "henterweg" im Jahr 1378. In ähnlichen Lage ausgerichtet, nennt auch er sich mit dem Bestimmungswort „-weg“. Bei beiden kann man eine frühe Besiedlung vermuten. Döllersweg erscheint erstmals um 1517–1560 als „Dududersweg“ in den Kirchenrechnungen [5] und 1684 in den Schatzlisten als „Deußers weg“ [3].
Es ist davon auszugehen, dass die heutige Bundesstraße 51 nicht den Verlauf der Wege vor den Bau der Chaussee durch Kurfürst Karl Theodor um 1770–1775 wiedergibt. Es gab vor dieser Chaussee mehrere Wege, beispielsweise die sogenannte „Alte Straße“. Sie verlief nördlich der heutigen B 51, etwa auf der Linie, heute Krupin-Weidenweg und ist noch in den Wohnplatzverzeichnissen der Schule Tente um 1890 als „Doiwelsgrawen“ (= „Teufelsgraben“), genannt. Das war ein Hohlweg in dem um 1818 ein Haus gebaut wurde. Hohlwege waren dunkel, darum „Teufelsgraben“. Heute stehen dort Neubauten am Weidenweg 5–9.
Krupin und Tente
Der Krupin ist älter als Tente. Pfarrer Hessel schrieb um 1890[2] dazu von einem Krüppelheim und Heinrichs spricht von einem kleinen armseligen Häuschen, dessen Eingang abwärts, wie in einen Keller hinein führte und eine niedrige Tür hatte durch welche man, so zu sagen hinein kriechen, krupen musste, daher der Name Krupin [6]. Der Mundartforscher Joest verlegt die Namensbildung in althochdeutsche Zeit [2]. Der Versuch eine alte Siedlung „Kruftheim“ zu erschließen ist bisher nicht gelungen [2].
Der Name der heutigen Straße „Am Krupin“ ist erstmals genannt in einer Jagdgrenz-Beschreibung von Kloster Altenberg. Im Jahr 1730 heißt es: „vom Hinterwege bis an den Kraufin“. Der heutige Name „Krupin“, hier in einer älteren Schreibweise, fehlt in der Abschrift im Altenberger Urkundenbuch[7], ist aber in der vorliegenden Original-Urkunde-Kopie enthalten. In der Karte von Haas um 1780–90 [4] heißt es „Kruffm“. Im Güterverzeichnis von 1807[3] ist die Schreibweise „ˇCrupin“, mit einem Akzent der eine Aussprache „Schrupin“ zulässt.
Karten
In der Karte von 1809 [8] ist Tente erstmals genannt mit drei Häusern. Die Karte von Müffling 1824–25 zeigt Tente mit 4–5 Häusern. Man kann aus der Wohnplatznennung der Familie Ann von 1794 „Döllersweg“ und der Eintragung eines ihrer Kinder 1809 „An der Tente“ erschließen, dass der ganze Bereich der heutigen Kreuzung Tente, ursprünglich Döllersweg genannt wurde. Dafür spricht die Ploennies-Karte von 1715, in der „Düllersweg“ als an der Landstraße gelegen eingezeichnet ist, ebenso in der LeCoq‘schen Karte von 1805.
Amtliches Kataster 1828
In der Flur 2, nördlich der B 51, findet sich in fetten Buchstaben „Döllersweg“ und gleichartig „Krupin“. An der Stelle wo heute Tente Hausnummer 76, „Gaststätte Alte Post“ und Tente Hausnummer 84 stehen, in kursive Buchstaben „An der Tente“. Die beiden Worte „An der“ sind später bei einer Ortsnamens-Vereinfachung, etwa 1860, durchgestrichen worden. Die gleiche Hand hat auch den weiter westlich genannten Wohnplatz „Krupin“ durchgestrichen und mit kleineren fetten kursiven Buchstaben „Tente“ überschrieben, dazwischen liegt noch der Wohnplatz „Jägerwald“ (heute Tente Hausnummer 100).
In der Flur 7, südlich der B 51, findet sich in fetten Buchstaben „Kolfhausen“, kleiner östlich der Einmündung der Straße nach Kolfhausen in kursiven Buchstaben „Waag“. Westlich die Wohnplätze „Kamp“ (später „Hofkamp“, heute Tente Hausnummer 99–101), „Wüste“ (heute Tente Hausnummer 129, Obi) und „Nußbaum“ (heute Tente Hausnummer 135). Die jüngere Hand von 1860 hat am höchsten Punkt, etwa vor der ehemaligen Schuhfabrik Siebel, in kleinen fetten kursiven Buchstaben „Tente“ eingetragen. An der Stelle der heute „Tenter Hof“ genannten Straße, hat die jüngere Hand von 1860, in großen fetten kursiven Buchstaben „Tente“ eingesetzt.
Marketender-Zelt
Der erste Ortschronist von Wermelskirchen, Peter Josef Heinrichs, schrieb im Jahr 1892: „Zum Schulbezirk Tente: In früheren Zeiten fand man zur Kirmeszeit, an den Straßen die nach Wermelskirchen führten und bei dieser Gelegenheit besonders frequentiert wurden, an einigen gelegenen Stellen Schanktische aufgeschlagen, wo besonders den Heimkehrenden kalte Speisen und Getränke nach Art der Marketender angeboten wurden. Das Zelt dieser Straßenwirtschaften wurde auch Tente genannt. Wahrscheinlich hat dieser Ort daher seinen Namen erhalten, dass hier zur Zeit eine ‚Tente‘ gestanden hat [6].“ Solche behelfsmäßigen Zelte und Unterkünfte wurden als „Tente“ bezeichnet, wahrscheinlich abgeleitet aus der französischen Wort für „Zelt“. Dafür gibt es einen Beleg aus Burscheid. Als dort um 1770 die alte Kirche abgerissen wurde, baute man eine „Tente“, einen Behelfsbau mit Leinwand bespannt, um den Gottesdienst während der Bauzeit abhalten zu können.
Für diesen Gedanken eines Behelfbaus, „Tente“ genannt, spricht die Grundstücks-Karte einer ehemaligen Gastronomie an der Unterstraße Hausnummer 162, heute 42 [9]. Zwei Kilometer westlich vom heutigen Ortsteil Tente, ist im Jahre 1874 dort neben dem Haus ein größerer Bau eingezeichnet und „Zelt“ genannt. Dies ist einen Nachweis, dass solche Zelte, Behelfsbauten, Tente genannt, zur Vergrößerung der Gastronomien üblich waren.
Erzählungen in der Schule
Die Fernhandelsstraße von Köln nach Dortmund und weiter in den Ostseeraum, heute B 51, Vorläufer der Ruhrtangente, Bundesautobahn 1, war durch den Fernverkehr schon immer so stark frequentiert, dass die dort ansässigen Wirte im Sommer die Kapazität ihrer Gastronomie durch Aufstellung einer „Tente“, eines Zeltes, eines Behelfbaus, erweiterten. Die Erzählung älterer Nachbarn, dass an der Tente ein französisches Truppenlager der Armee des Marschall Ney 1794 an der Waage stationiert gewesen sei, ist nicht zu belegen. Auch der Name des Hauses Tente Hausnummer 74, mit „Kiwippe“ als aus dem französischen stammend, für „Qui vivre“, als Anruf der Wachtposten des Zeltlagers der Franzosen, ist nicht nachzuweisen. Die Tenter Lehrer Hartmann und Hild haben dies um 1930 in der Schule Tente den Kindern erzählt. So wissen heute alte Einwohner von Tente zu erzählen, „das haben wir in der Schule gelernt“. Auch soll es im Wald südlich von Döllerweg eine Napoleons-Eiche geben, was als Gedankenspiel bezeichnet werden kann.
Noch Albert Schulte, der Gründer der Firma TENTE-Rollen, hat die Namensgebung seines Unternehmens, bereitwillig der ortsüblichen Überlieferung von dem Zeltlager der französischen Truppen abgeleitet. Sicher maßgebend war für ihn der Gedanke, dass "Tente" in vielen Sprachen die gleiche Bedeutung hat. Jedenfalls ist die Namensgebung des Bahnhofs Tente mit "Tente (Rheinland)" ab den 1920er Jahren vermutlich seinem Einfluss zu verdanken. Mit diesem Werbegag gelangte sein Firmenname Tente in alle Verzeichnisse der Reichsbahn.
Im Jahre 1848 sollen Aufständische auf dem Weg nach Elberfeld aus Bergisch Gladbach kommend, in Tente im „Gasthof zur Post“ eingekehrt sein. Im Überschwang der Gefühle hätten sie voller Begeisterung in die umstehende Bäume geschossen.
Park in Tente und Herrlinghausen
Bekannt ist, dass Bewohner von Herrlinghausen schon 1383 in Lübecker Akten genannt werden [2]. Zu diesen Informationen aus dem Mittelalter fügt sich, dass sich an der Tente ein Park befunden haben muss. In den Steuerlisten von 1684[3] findet sich: „Arndt Steffen ahn der Scheuren, Wies benieden dem Park der Roßenacker, Wiesgen under des Rucks Park“. Ruck wird der Name des damaligen Besitzers gewesen sein. Dieser Park hat seinen letzten Nachklang in dem heutigen Straßennamen „Im Rosenacker“ und war evtl. ein Teil des großen Guts Herrlinghausen. Dieser Park könnte das Gelände um die heutig Straße „Tenter Hof“ und über die Bundesstraße 51 Land nördlich der Straße „In den Birgden“ sein.
Tenter Badeteich
Dieser wurde im Jahre 1928, zur Zeit der großen Arbeitslosigkeit, durch Tenter Bürger in Selbsthilfe errichtet. Von 1956 bis 1986 wurde durch den neu gegründeten Wassersport-Verein Tente e.V., der bis dahin nur mit Holzbalken und Brettern am Beckenrad befestigte Teich mit Mauern versehen. Über mehrere Stationen wurde der Teich zu einer Badeanstalt ausgebaut und am 17. August 1981 mit einem Sommerfest eingeweiht [2].
Quellen
- 1 75 Jahre TENTE-Rollen, Wkirchen 1998 u. Kellermann,L., Rh.Berg.Kal. 1993
- 2 Dittmaier, ZBGV Bd.74 u. Leithaeuser, Volks., Wtal 1927
- 3 100 Jahre Schulhaus Tente, 1987
- 4 Buse/Frantz,Abgabenlisten, 1991 u. Breidenbach,N.J., Familien, Eigentum und Steuern…, Wermelskirchen 2003
- 5 Heinrichs,P.J., Wkirchen 1892
- 6 Landesarchiv NRW, Notar Pfleger, 210 u. Reichmann 3384
- 7 Memoiren des Marschall Ney, Mannheim 1834
- 8 Verführt,G., Franzosenzeit, 1940 u. Schumacher,J., Mon.Sch. BGV 1899
- 9 Haendeler,P., Pastor Faßbender, 1940
- 10 Landesarchiv NRW GHzBerg 9963
- 11 Mosler,H., Altenberger UB, II, Ddorf 1955
- 12 Quellen: TENTE-Rollen, Fam. v. Stein, Fam. Kreft, Fam. Brenzel
- 13 Löhmer,R., Schreibweisen, Burscheid 2005
- 14 Breidenbach,N.J., TENTE-Rollen ein großer Erfolg. Zur Geschichte eines kleinen Ortes, seiner Wohnplätze und seiner Industrie an der "Chaussee" bei Wermelskirchen. In: Rhein.Berg.Kalender 2010, Berg.Gladbach 2009
Einzelnachweise
- ↑ Dittmaier, ZBGV Bd.74 u. Leithaeuser, Volks., Wuppertal 1927
- ↑ a b c d e f 100 Jahre Schulhaus Tente, 1987
- ↑ a b c d Buse/Frantz,Abgabenlisten, 1991 u. Breidenbach, Familien, 2003
- ↑ a b c d TENTE-Rollen, Fam. v. Stein, Fam. Kreft, Fam. Brenzel
- ↑ Haendeler,P., Pastor Faßbender, 1940
- ↑ a b Heinrichs,P.J., Wkirchen 1892
- ↑ Mosler,H., Altenberger UB, II, Düsseldorf 1955
- ↑ Landesarchiv NRW GHzBerg 9963
- ↑ Landesarchiv NRW, Notar Pfleger, 210 u. Reichmann 3384
Koordinaten: 51° 7′ N, 7° 12′ O