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Benutzer:Vbrems/Erich Klausener

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Erich Klausener (1933)

Erich Klausener (* 25. Januar 1885 in Düsseldorf; † 30. Juni 1934 in Berlin) war katholischer Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Ausbildung

Am 25.1.1885 wurde Erich Klausener als Sohn Peter Klauseners und Elisabeth Biesenbachs in Düsseldorf geboren. Peter Klausener stammte aus einer Aachener Kaufmannsfamilie, die sich aus dem Handwerkerstand hochgearbeitet hatte. Klausener musste in seinem Elternhaus schweres körperliches Vergehen mitansehen. Diese Geschnisse stärkten ihn später im weitern Berufsleben. 1903 absolvierte er in seiner Geburtsstadt die Reifeprüfung [1] und nahm ein Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Berlin und Kiel auf. 1906 legte er das Referendar-Examen, 1910 das Assessor-Examen ab. Mit der Arbeit Das Koalitionsrecht der Arbeiter nach Reichsrecht und preußischem Landesrecht systematisch und kritisch dargestellt erwarb Klausener 1911 den Dr. iur. et rer. pol. in Würzburg.[2] Erst mit 40 Jahren heiratete Peter Klausener, Elisabeth Biesenbach, deren Familie zur exklusiven Düsseldorfer Gesellschaft gehörte.[3] Die Berufswahl bewies sich als kein Hindernis für Klausener, da er jegliche Berufe, die er nicht in Erwägung gezogen hatte, ohne weiteres ausschliessen konnte. Den Gedanken einmal Geistigiger zu werden, gab Erich Klausener schnell auf. Er spielte häufiger mit dem Gedanken, Mediziner zu werden.[4] Speziell empfund er den Beruf des Chirurgen interessant.

Berufliche Laufbahn vor 1933

Klausener war fortan im Verwaltungsdienst beschäftigt. Zunächst trat er eine Stelle bei dem Landratsamt Neustadt (Oberschlesien) an und wechselte 1913 als Regierungsassessor an das preußische Handelsministerium in Berlin.

Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er Ordonnanzoffizier und war zunächst in Belgien und Frankreich, dann an der Ostfront eingesetzt. 1914 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse, 1917 das der 1. Klasse.

1917 wurde Klausener aus dem Militärdienst entlassen und zum Landrat des Landkreises Adenau in der Eifel ernannt. Bereits knapp zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum Landrat des Landkreises Recklinghausen, des damals größten preußischen Landkreises.

Klausener war, gerade auch vor dem Hintergrund seiner christlichen Überzeugung, sozial engagiert, was ihm den Beinamen roter Landrat und die Gegnerschaft rechtsgerichteter Kreise eintrug. 1923 wurde Klausener während der Ruhrbesetzung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt und zeitweise aus dem Ruhrgebiet ausgewiesen.

Enge Kontakte unterhielt Klausener zu führenden Vertretern des Katholizismus seiner Zeit, so zu Franz Xaver Münch, Abt Ildefons Herwegen von Maria Laach und Erich Przywara. Klausener wurde in den Vorstand des Katholischen Akademikerverbandes gewählt.

Im Jahr 1924 erfolgte die Berufung zum Ministerialdirektor und Abteilungsleiter für Jugend- und Erwerbslosenfürsorge im preußischen Wohlfahrtsministerium. 1926 wechselte Klausener in das preußische Innenministerium auf die Position des Leiters der für die Polizei zuständigen Abteilung, die von der Zentrumspartei zu besetzen war. In dieser Funktion war er insbesondere auch mit dem Vorgehen gegen die Ausschreitungen von Nationalsozialisten vor 1933 befasst.

Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin

Auf Wunsch des Weihbischofes Deitmer übernahm Klausener 1928 zusätzlich zu seiner Minesterialdirektorstelle die Leitung der Katholischen Aktion in der Fürstbischoflischen Delegatur Berlin und Brandenburg, die 1930 nach dem Preußenkonkordat zum Bistum Berlin wurde. Die Rolle der Aktion bestand darin, bereits existierende katholische Vereine wie z.B. das Zentralkomitee der katholischen Vereine Berlin und Umgebung und die berliner Caritas sowohl zu koordinieren und zu unterstützen, als auch ihre Interesse zu vertreten.[5] Die Katholische Aktion in Berlin stand 1928 vor der Aufgabe der Expansion von atheistisch und zum Teil antikirchlich geprägten Bewegungen wie der SPD, KPD und Freidenkervereine entgegenzuwirken. Die nationalistischen Bewegungen inklusiv die NSDAP wurden von der Kirche um 1928 als nicht so bedrohlich angesehen.[6]

In dieser Funktion organisierte er drei jährliche Kundgebungen : die Kundgebung der Papstkrönung, den Märkischen Katholikentag und den Vereinstag am Buß- und Bettag. Diese Kundgebungen wurden unter seiner Leitung zu Massenveranstalltungen mit z.B. 60000 Teilnehmern am märkischen Katholikentag in Hoppegarten am 24. Juni 1934.

Machtergreifung der Nationalsozialisten

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden viele Ämter im Preußischem Innenministerium neu besetzt, auch Klausener musste mit einer Entlassung aus seinem Dienst rechnen. Um den 13.Februar 1933 wurde er von seinen Dienstpflichten im Innenministerium entbunden. Bei diesem Gespräch kam Göring auf den Wiederstand der Preußischen Staatsregierung zu sprechen:>>Sie haben uns mit Nadelstichen bekämpft, und diese Taktik hat unsere Lebenskraft noch angefeuert.Ich versichere Sie, merken wir, daß jemand gegen uns arbeitete, so werden wir mit der Faust zuschlagen.<< jedoch versetzte man ihn am 1. März 1993 als Leiter der Schifffahrtsabteilung in das Reichsverkehrsministerium. Trotz der erfolgten Machtübernahme setzte Klausener seine Tätigkeit fort und provozierte mit demonstrativen Treuebekundungen zur Kirche die nationalsozialistischen Machthaber. Anlässlich des Katholikentages hielt Klausener, der ein ausgesprochen talentierter Redner war, am 24. Juni 1934 im Hoppegarten eine leidenschaftliche Rede vor 60.000 Zuschauern, in der er sich gegen die Ausgrenzung von Menschen anderer Weltanschauung durch die Nationalsozialisten wandte. Diese Rede wird als Anlass für seine sechs Tage später erfolgte Ermordung angesehen.

Ermordung

Am 30. Juni 1934 wurde Klausener von dem SS-Mann Kurt Gildisch, auf Befehl Reinhard Heydrichs in seinem Dienstzimmer des Verkehrsministeriums am Wilhelmplatz in Berlin aufgesucht und unter dem Vorwand verhaftet, dass Klausener verdächtig sei im Zusammenhang mit den Ereignissen des Röhm-Putsches. Er sagte zu Klausener, dass er den Auftrag erhielt, ihn in das geheime Staatspolizeiamt zu überführen. Als Klausener sein Jackett und seinen Hut vom Kleiderständer nehmen wollte, sah Gildisch jetzt die Möglichkeit, seinen Auftrag auszuführen. Er griff zu seinem Waffenrock, hielt die Pistole auf Augenhöhe und schoss Klausener in die rechte Hinterkopfhälfte. Klausener, der tödlich getroffen worden war, brach zusammen. Als Gildisch den Auftrag erledigt hatte, rief er Heydrich an und dieser gab ihm einen weiteren Auftrag: Er sollte den Mord als Selbstmord tarnen. Gildisch kehrte nach der Vollendung seiner Aufträge ins geheime Staatspolizeiamt zurück. Heydrich sagte Gildisch nun den wahren Grund, wieso Klausener sterben musste. Er erklärte ihm, dass Klausener der Führer der Katholischen Aktion gewesen sei und aus diesem Grund sei er ein gefährlicher Katholik, der gegen die Regierung gearbeitet habe. Auf einer Pressekonferenz führte Göring den Vorfall jedoch neben anderen Taten als „bedauerlichen Irrtum“ an. Insbesondere von katholischer Seite gab es empörte Stellungnahmen. Juristisch wurde eine Schadensersatzklage gegen das Deutsche Reich und das Land Preußen erhoben. Es erfolgten jedoch erhebliche Repressalien, so wurden die mit der Sache betrauten Anwälte Werner Pünder und Erich Wedell in so genannte Schutzhaft verbracht.[7]

Ein Vetter von Klausener, Leo Statz, Düsseldorfer Fabrikant, wurde am 1. November 1943 von den Nationalsozialisten nach einem Urteil unter Vorsitz von Roland Freisler wegen „Wehrkraftzersetzung“ ermordet.

Ehrungen

Grab von Hedwig und Erich Klausener auf dem St. Matthias-Friedhof in Berlin-Tempelhof
52° 27′ 15,5″ N, 13° 21′ 40,6″ O
Datei:Klausener 1945.jpg
Erich Klausener (Briefmarke der Sowjetischen Besatzungszone 1945)
Datei:Stamps of Germany (Berlin) 1984, MiNr 719.jpg
Erich Klausener (Briefmarke zum 50. Todestag)
Gedenktafel am Haus Keithstraße 8 in Berlin-Schöneberg

Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hat an seinem Standort in der Invalidenstraße in Berlin den im Zuge der Restaurierung (1997-2000) wiedergewonnenen Lichthof nach Erich Klausener benannt. Der Saal wird heute für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.

In der Berliner Kirche Maria Regina Martyrum wurde für Erich Klausener nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein Mahnmal errichtet. Eine mögliche Seligsprechung wurde von katholischen Theologen thematisiert.

Zu Ehren von Klausener gab die Deutsche Bundespost am 8. Mai 1984 eine Briefmarke (Mi. 719) heraus.

Die Stadt Berlin erinnert an Klausener mit einer Gedenktafel in der Keithstraße 8 im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sowie in der Behrenstraße im Bezirk Mitte. Diverse Städte in Deutschland haben Straßen, Plätze oder Schulen nach Klausener benannt (zum Beispiel Klausenerplatz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, Klausenerstraße in Magdeburg). In Herten, Kreis Recklinghausen tragen eine bischöfliche Realschule und eine Straße seinen Namen. In Dorsten, Kreis Recklinghausen ist ebenfalls eine Schule nach ihm benannt worden. In Adenau, wo er zeitweise als Landrat tätig war, wurde das städtische Gymnasium nach ihm benannt. Die Polizei NRW benannte in Schloß Holte-Stukenbrock eine Polizeischule mit Diensthundeführer-Schule nach Klausener.

Literatur/Quelle

  • Walter Adolph: Erich Klausener. Berlin: Morus-Verlag 1955
  • Stefan Baur: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler. 1962, S. 54–57.

Einzelnachweise

  1. Adolf, S.58
  2. Baur, 1962, Adolf, S.59
  3. Adolf, S.57
  4. Adolf, S.59
  5. Adolf, S. 20-25
  6. Adolf, S. 26-34
  7. Adolf, S.104-111

Siehe auch