Warum läuft Herr R. Amok?
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Film | |
Titel | Warum läuft Herr R. Amok? |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1970 |
Länge | 84 Minuten |
Stab | |
Regie | Michael Fengler, Rainer Werner Fassbinder |
Drehbuch | Fengler, Fassbinder, Dialoge teilweise improvisiert |
Produktion | Wilhelm Rabenbauer |
Musik | Peer Raben |
Kamera | Dietrich Lohmann |
Schnitt | Franz Walsch |
Besetzung | |
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Warum läuft Herr R. Amok? ist ein Film von Michael Fengler von 1970. Vermarktet wurde der Film als kooperative Regiearbeit von Fengler und Rainer Werner Fassbinder. Fassbinder war allerdings nur wenige Tage beim Dreh und zog sich dann aus dem Projekt zurück. Sein Name blieb aber im Cast.
Es war der erste Farbfilm von Fassbinder, die Hauptrolle Herr R. spielte Kurt Raab. Die Dialoge sind großteils nach Absprache improvisiert, was Kritiker zu Vergleichen mit Filmen von Andy Warhol hinriss. Der Film stellt eine Kritik an Doppelmoral und erstarrenden sozialen Verhältnissen der Nachkriegszeit dar.
Inhalt
Der Angestellte R. lebt ein anständiges, unauffälliges Leben zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn. Er arbeitet als technischer Zeichner, seine monoton erscheinende Arbeit in einem unpersönlichen und schmucklos eingerichteten Großraumbüro wird immer wieder von seinem Vorgesetzten kritisiert, eine anstehende Beförderung verweigert. Abends sitzt er gewöhnlich mit Frau und Kind vor dem Fernseher. Der Alltag ist erfüllt von Monotonie und Trostlosigkeit. Der Sohn hat Probleme in der Schule. Die Erwartungen seiner Frau scheint R. nicht erfüllen zu können. Auch das Schwelgen in Erinnerungen mit seinem Jugendfreund bringt keine Hoffnung.
Auf einer Betriebsfeier steht Herr R. auf, um angetrunken eine Lobrede auf seine Firma zu halten und seinen Kollegen sowie seinem Vorgesetzten seine Sympathien auszudrücken. Ein freundschaftlicher Annäherungsversuch seinem Vorgesetzten gegenüber wird von diesem barsch abgewehrt. R. setzt sich wieder auf seinen Platz und wird von seiner Frau zischelnd flüsternd zurecht gewiesen und als Versager tituliert.
Gesundheitliche Probleme von R. werden ebenfalls angedeutet, allerdings kann der behandelnde Arzt keine Diagnose darüber erstellen, woher diese rühren.
Nachdem so das Leben von Herrn R. lange geschildert worden ist, kommt es plötzlich zum entscheidenden Moment. Eine Nachbarin ist zu Besuch bei der Ehefrau des Herrn R. und unterhält sich mit ihr tratschend über Belanglosigkeiten. Herr R. versucht währenddessen angestrengt, eine Jazz-Sendung im Fernsehen zu verfolgen, was ihm aufgrund der lautstarken Ausführungen der Nachbarin nicht gelingt. Auch, dass R. mehrmals den Fernseher lauter dreht, bewegt sie nicht dazu, das Zimmer zu verlassen und die Unterhaltung mit Frau R. im Nebenzimmer fortzusetzen. Herr R. wird − wie schon oft im Verlauf der Handlung geschehen − ignoriert. Als besagte Nachbarin R. den Rücken zudreht, ergreift dieser plötzlich einen Kerzenleuchter und erschlägt sie, seine Frau und seinen Sohn.
Am nächsten Morgen fährt R. wie gewohnt pünktlich zu seinem Arbeitsplatz und wird einige Zeit später dort erhängt auf dem WC vorgefunden. Der Film endet mit den rätselnden Fragen einiger Kollegen, die sich nicht erklären können, was zum Suizid des R. führte.
Hintergründe
Kurt Raab bemerkte zu seiner Rolle, da er seine Filmpartnerin Lilith Ungerer sowieso nie habe leiden können, sei es ihm ein besonderer Genuß gewesen, sie wenigstens im Film umbringen zu können.
Der Schriftsteller Martin Walser beschrieb die in diesem Film angewandte Methode: „Erst wenn alle denunziert sind, ist der Film aus.“ Der Kleinbürger werde „mit grimmigem Humor entlarvt“.[1]
Kritiken
„Fassbinder protokolliert schonungslos den banalen Alltag einer Durchschnittsexistenz und durchleuchtet die fatale Vorgeschichte einer vermeintlichen Kurzschlußhandlung - die Fallstudie eines Außenseiters, der an beängstigend normalen Verhältnissen zugrunde geht.“
„Ein böser Film, penetrant alltäglich. Die Dialoge, von den Darstellern improvisiert [,…] sind von so banaler Durchschnittlichkeit, daß allein das Zuhören fast Schmerzen bereitet. Der Film ist schon unerträglich ohne sein Ende, wozu die ausgelaugten Farben beitragen. Er macht spürbar, wie unnormal dieses scheinbar so normale bürgerliche Leben in seinem immer gleichen Trott ist. […] Was den Film so trostlos macht, ist nicht nur sein Inhalt, sondern auch seine ästhetische Methode. […] Wenn es einen naturalistischen Film gibt, dieser ist es. Ihm fehlt jedes utopische Element, jede Idee, wie ein menschenwürdigeres Leben aussehen könnte.“
Cast
- Ton: Klaus Eckelt
- Ausstattung: Kurt Raab
Literatur
- Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder. Rowohlt, Reinbek 2002 (Rowohlts Monographien), ISBN 3-499-50458-8
- Peter Iden: Rainer Werner Fassbinder - mit Beiträgen von Peter Iden u.a. 4., erg. u. erw. Aufl. Hanser, München 1983 (Reihe Film; 2), ISBN 3-446-13779-3
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ zuerst in dem literarischen Jahrbuch Tintenfisch, 7/1974, hier zitiert nach: Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder. Rowohlt, Reinbek 2002 (Rowohlts Monographien), ISBN 3-499-50458-8, S. 76
- ↑ Wilhelm Roth: Kommentierte Filmographie. In: Rainer Werner Fassbinder / mit Beiträgen von Peter Iden u.a. 4., erg. u. erw. Aufl. Hanser, München 1983 (Reihe Film; 2), ISBN 3-446-13779-3, hier S. 130ff