Herodias, (* 8 v. Chr., † nach 39 n. Chr.) war eine Tochter des Aristobul und eine Enkelin Herodes des Großen aus der Ehe mit der Hasmonäerin Mariamne. Sie soll hauptsächlich für die Hinrichtung Johannes des Täufers verantwortlich sein.
Ehe mit Herodes Antipas
Herodias war in erster Ehe mit ihrem Onkel Herodes Boethos, einem Sohn Herodes des Großen aus der Ehe mit der zweiten Marianne verheiratet. Aus dieser Ehe ging die Tochter Salome hervor. Herodes Boethos, der im Testament des Königs Herodes nicht bedacht worden war, musste als Privatmann leben. Möglicherweise war dies Anlass für seine ehrgeizige Ehefrau Herodias eine Beziehung mit dessen Halbbruder, dem Tetrarchen Herodes Antipas zu beginnen, einem der Haupterben Herodes des Großen. Herodes Antipas verstieß daraufhin seine Frau, die Tochter des Nabatäerkönigs Aretas und heiratete Herodias. Dieser doppelte Ehebruch erregte bei den jüdischen Untertanen von Herodes Antipas starken Anstoß. Johannes der Täufer kritisierte diese Eheschließung in öffentlichen Predigten auf scharfe Weise. Er wurde daraufhin zunächst eingekerkert. Herodes Antipas vorheriger Schwiegervater Aretas unternahm seinerseits einen Vergeltungsfeldzug, bei dem das Heer des Tetrarchen Herodes vernichtend geschlagen wurde.
Hinrichtung Johannes des Täufers
Bei einem Fest soll der Tetrarch Herodes Antipas, entzückt über einen Schleiertanz seiner Stieftochgter Salome, dieser einen Wunsch freigegeben haben. Angestachelt von ihrer Mutter Herodias, der der moralisierende Prediger ein Dorn im Auge war, soll Salome nach landläufiger Meinung gemäß dem Bericht des Neuen Testaments der Bibel die Enthauptung Johannes des Täufers erbeten haben. Ihr Name wird jedoch in der Bibel nicht genannt.
Verbannung nach Südgallien
Als Herodias' Bruder Agrippa I. von Caligula den Königstitel bekam (37 n. Chr.), trieb sie ihren Mann Herodes Antipas an, ebenfalls die Königswürde zu verlangen. Herodes Antipas reiste deshalb nach Rom, musste jedoch einen vollkommenen Rückschlag einstecken. Er wurde im Jahr 39 anstatt zum König ernannt zu werden im Gegenteil als Tetrarch abgesetzt und ins Exil geschickt. Herodias folgte ihrem Mann in die römische Verbannung nach Südgallien.
Herodias in Kunst und Literatur
Herodias tritt als Figur in zahlreichen künstlerischen Gestaltungen der Salome-Legende auf. In einigen ist sie sogar Titelfigur:
- Hérodiade von Stéphane Mallarmé (Fragmente seit 1864, Scène de Hérodiade veröffentlicht 1896)
- Hérodias, kurze Erzählung von Gustave Flaubert, enthalten in den Trois contes (1877)
- Hérodiade, Oper von Jules Massenet (Uraufführung am 19. Dezember 1881 in Brüssel)
Quellen
- Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. („Antiquitates iudaicae“). Fourier Verlag, Wiesbaden o. J.
- Flavius Josephus: Der jüdische Krieg. („De bello iudaico“). Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2. Aufl. 1982.
Literatur
- Linda-Marie Günther: Herodes der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15420-7
- Gerhard Prause: Herodes der Große. Die Korrektur einer Legende. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06558-6
- Peter Richardson: Herod. King of the Jews and Friend of the Romans. Verlag T&T Clark, Edinburgh, 1999, ISBN 0800631641
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Herodias |
KURZBESCHREIBUNG | Enkelin Herodes des Großen, Mutter der Salome |
GEBURTSDATUM | 1. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | 1. Jahrhundert |