Jesteburg

Gemeinde im Landkreis Harburg in Deutschland
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Jesteburg ist eine Gemeinde an der Seeve im nördlichen Niedersachsen und Sitz einer Samtgemeinde-Verwaltung für drei Gemeinden im Landkreis Harburg. Sie liegt 10 km nördlich des Naturschutzparkes Lüneburger Heide und 30 km südlich der Freien und Hansestadt Hamburg.

Wappen Deutschlandkarte
Jesteburg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Jesteburg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 18′ N, 9° 57′ OKoordinaten: 53° 18′ N, 9° 57′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Harburg
Samtgemeinde: Jesteburg
Höhe: 34 m ü. NHN
Fläche: 28,05 km2
Einwohner: 7758 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 277 Einwohner je km2
Postleitzahl: 21266
Vorwahlen: 04183, 04181 (in einigen Ortsteilen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: WL
Gemeindeschlüssel: 03 3 53 020
Gemeindegliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Niedersachsenplatz 5
21266 Jesteburg
Bürgermeister: Udo Heitmann (SPD)
Lage der Gemeinde Jesteburg im Landkreis Harburg
KarteKönigsmoorOtterWelleTostedtWistedtTostedtHandelohUndelohDohrenHeidenauDohrenKakenstorfDrestedtWenzendorfHalvesbostelRegesbostelMoisburgHollenstedtAppelNeu WulmstorfRosengartenBuchholz in der NordheideEgestorfHanstedtJesteburgAsendorfMarxenHarmstorfBendestorfBrackelSeevetalLandkreis HarburgNiedersachsenLandkreis Rotenburg (Wümme)HeidekreisLandkreis LüneburgLandkreis StadeFreie und Hansestadt HamburgSchleswig-HolsteinGödenstorfEyendorfVierhöfenGarlstorfSalzhausenToppenstedtWulfsenGarstedtStelleTespeMarschachtDrageWinsen
Karte

Die Mitgliedsgemeinde Jesteburg ist durch das Gesetz der Neugliederung der Gemeinden in Niedersachsen vom 23. Juni 1972 zusammen mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Bendestorf und Harmstorf zur Samtgemeinde Jesteburg zusammengeführt worden.

Ortsteile von Jesteburg sind Itzenbüttel, Lohof, Lüllau, Osterberg, Thelstorf sowie Wiedenhof.

Politik

Gemeinderat

In der Wahlperiode 2006-2011 ist der Gemeinderat nach Parteien folgendermaßen zusammengesetzt:

Gemeindepartnerschaften

Seit dem 8. März 1990 unterhält die Gemeinde Jesteburg eine Partnerschaft mit der Stadt Leitzkau im Landkreis Zerbst (Sachsen-Anhalt).

Geschichte

Lage und Entstehung

Jesteburg liegt am Zusammenfluss der Hanstedter Aue („Schmale Aue“) mit der Seeve. Diese Stätte markierte die Grenze zwischen dem früheren Gau Mosidi und dem Bardengau. Bis 1202 gehörte die Landschaft der Grafschaft Stade zu.

Erstmals wird Jesteburg im Jahr 1202 durch eine Urkunde des Erzbischofs Hartwig II. von Bremen erwähnt, in der er dem Dekanat des Hamburger Domkapitels unter anderem die Kirche in Gersdeburg überlassen hat. Hierdurch ist belegt, dass die Jesteburger St.-Martins-Kirche bereits bestand. Im hölzernen Turm der Kirche hängt eine romanische Glocke; sie wurde um 1190 gegossen und ist die älteste Glocke im Lüneburger Land.

Zum Kirchspiel Jesteburg gehörten zwölf Ortschaften. Seit dem ausgehenden Mittelalter war in Jesteburg ein Vogt ansässig, der Verwaltungsaufgaben für den Landesherren, den Herzog von Braunschweig-Lüneburg, wahrnahm.

Burganlage

Die Burg, nach der das Dorf benannt wurde, wird vor dem 13. Jahrhundert den Seeveübergang bewacht haben, der auch später eine wichtige Verkehrsfunktion hatte. Ruinen oder Bruchstücke sind nicht mehr vorhanden. Es existiert jedoch das Fragment einer Eisenplatte (50 mal 20 cm / 7kg), die im Kleckerwald, etwa zwei Kilometer vom Ortskern entfernt, gefunden wurde. Auf dem gusseisernen Stück befindet sich ein Relief, das eine Hinrichtungsszene und im Hintergrund eine Burg zeigt. Sowohl die Gestaltungsart als auch die dargestellte Kleidung weisen auf das 16. oder 17. Jahrhundert als Entstehungszeit hin. Ob es sich bei dem Fundort um einen früheren Richtplatz handelt, muss zur Zeit ebenso unbeantwortet bleiben, wie die Frage, in welchem Zusammenhang die Platte mit einer örtlichen Burg steht.

Historische Ereignisse

Im 17. Jahrhundert gehörten zur Vogtei Jesteburg elf Ortschaften.

Ab 1831 konnten die Bauern Abgaben und Dienste ablösen und auf diese Weise freie Eigentümer ihrer Stelle werden.

1841 wurde die alte Feldsteinkirche abgebrochen und leicht versetzt ein neuer Kirchenbau errichtet.

1872/73 erfolgte der Bau der Bahnstrecke Buchholz-Lüneburg.

Seit dem 28. Juni 1928 stellt die Freiwillige Feuerwehr Jesteburg den Brandschutz in der Gemeinde sicher. Mit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr wurde die zuvor bestehende Pflichtfeuerwehr abgelöst. Seit wann die Pflichtfeuerwehr genau existierte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, bekannt ist jedoch, dass die Gemeinde Jesteburg im Jahre 1859 eine Feuerspritze bestellte, die 1860 ausgeliefert wurde.

Zweiter Weltkrieg und jüngere Zeit

Am 31. Januar 1943 erfolgte ein alliierter Luftangriff auf Hamburg: Nachdem die erste Bomberwelle ihre Schleife über dem Süden Hamburgs gedreht hatte, warfen sie die Bomben, die noch an Bord waren, auf die damals größten Dörfer, zu denen auch Jesteburg gehörte. Durch Brandbomben wurden zahlreiche Gebäude vernichtet, 23 Personen wurden obdachlos.

Am 19. April 1945 wurde die Eisenbahnbrücke von Wehrmachtssoldaten vor den anrückenden britischen Truppen gesprengt.

Einen starken Bevölkerungszuwachs erhielt Jesteburg ab 1945 durch den Flüchtlingsstrom, der der Gemeinde erhebliche Wohnungsprobleme brachte. Die Einwohnerzahl war zwischen 1933 und 1946 von 1099 auf 2044 Menschen angewachsen, darunter 1945 auch 300 verwundete Soldaten und Tuberkulose-Patienten.

Verkehr

Eisenbahn

Jesteburg liegt an der ehemaligen Bahnstrecke Buchholz–Lüneburg, die 1981 für den Personenverkehr stillgelegt und 2000 ab Höhe der Seeve / Auebrücken bei Marxen in Richtung Lüneburg abgebaut wurde. Der Abschnitt bei Jesteburg wurde dagegen schon in den 1970er Jahren im Zuge der Neuschaffung einer Umleiterstrecke zum damals neu errichteten Rangierbahnhof Maschen modern ausgebaut, so dass auch heute noch Güterzüge durch Jesteburg rollen.

In den vergangenen Jahren kam aus der Region öfter der Vorschlag, die Güterumgehungsbahn zwischen Buchholz und Maschen auch mit Personenzügen zu befahren (indem eine S-Bahn- oder Regionalbahnverbindung nach Buchholz über Jesteburg geführt wird). Aufgrund der geringen notwendigen Investitionen erscheint dieses Vorhaben realistischer als eine Reaktivierung der Bahnstrecke Buchholz-Lüneburg. Schließlich würde das einwohnerreiche Jesteburg auch durch diese Lösung wieder an den Schienenverkehr angeschlossen werden.

Den ehemaligen Bahnhöfen und Haltepunkten zwischen Jesteburg und Lüneburg wird dagegen nur ein geringes Fahrgastpotential unterstellt. Kommunalpolitische und andere Probleme verhinderten jedoch bisher sämtliche dieser Vorhaben.

Bus

Der Schienenersatzverkehr Buchholz-Lüneburg wurde wegen geringer Nachfrage durch eine Linie Buchholz - Jesteburg - Brackel - Winsen ersetzt. Die wichtigste Verbindung aber stellte lange Zeit die Postbuslinie Harburg - Hittfeld - Jesteburg - Hanstedt dar, die in den 80er Jahren von der KVG Stade übernommen wurde.Sie gehört heute als Linie 4148 zum Hamburger Verkehrsverbund. Seit 2008 verkehrt alle 1-2 Stunden die neue Linie 4207 (Hanstedt - Jesteburg - Buchholz), die in Buchholz Anschluss an die Metronom-Züge hat und somit die schnellste Verbindung nach Hamburg darstellt.

Im Schülerverkehr, der für die Allgemeinheit freigegeben ist, bestehen Verbindungen in zahlreiche weitere Orte.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kunstwoche Jesteburg

Die Kunstwoche Jesteburg findet alljährlich im Herbst statt. Die Teilnehmer werden aus dem Bewerberkreis durch eine Jury ausgewählt und kommen aus Deutschland und dem benachbarten Ausland. Während der Kunstwoche 2008 haben fast sechzig Künstler ihre Arbeiten präsentiert.

Kunststätte Bossard

Im Ortsteil Lüllau befindet sich die seit 1926 von dem Bildhauer Johann Michael Bossard errichtete Kunststätte Bossard.

Weitere Einrichtungen

  • Jesteburger Puppenmuseum
  • Filmmuseum Bendestorf
  • Museumsscheune Jesteburg
  • Wassermühle Bendestorf
  • Wassermühle Lüllau

Vereine

  • Verein für Leibesübungen (VfL) Jesteburg von 1912 e.V.
  • Jesteburger Kammerspiele
  • Jesteburger Schützenverein von 1864 e.V.

Musikvereinigungen / -verbände

  • Blasorchester Jesteburg v. 1998
  • Kreismusikverband Harburg

Persönlichkeiten

Literatur

  • Carl Meyer: Beiträge zur Geschichte Jesteburgs. Mit vielen Abbildungen, Jesteburg 1961.
  • Heiner Dürr: Boden- und Sozialgeographie der Gemeinden um Jesteburg, nördliche Lüneburger Heide. Ein Beitrag zur Methodik einer planungsorientierten Landesaufnahme in topologischer Dimension, Hamburg: Institut für Geographie u. Wirtschaftsgeographie der Universität Hamburg, 1971 (Hamburger geographische Studien; H. 26).
  • Carl Meyer: Jesteburg in Wort und Bild. Hrsg. und erg. von den Mitgliedern des Arbeitskreises für Heimatpflege Jesteburg, Jesteburg, 1979.
  • Heinrich Haustein: Jesteburg im Zeitgeschehen der 20er Jahre, Hamburg: Jahn und Ernst, 1989.
  • Helge Scheper: Jesteburg: ein Dorf in der Lüneburger Heide, Leipzig: Stadt-Bild-Verl., 1998.
  • Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege e. V. (Hrsg.), Hans-Heinrich Wolfes: Jesteburg 1202-2002 - Vom Bauerndorf zur Großgemeinde. Beisner-Druck, Buchholz 2002, ISBN 3-00-009402-4
  • Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege e. V. (Hrsg.), Hans-Heinrich Wolfes: Die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in Jesteburg. ALDRU, Buchholz 2003
  • Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege e. V. (Hrsg.), Hans-Heinrich Wolfes: Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Jesteburg und Umgebung. Karisma, Buchholz 2005, ISBN 3-938497-66-1
  • Jesteburger Arbeitskreis für Heimatpflege e. V. (Hrsg.), Hans-Heinrich Wolfes: Itzenbüttel - Osterberg - Reindorf. Dorfgeschichte. Karisma, Buchholz 2005, ISBN 3-938497-70-X
  • Jesteburg auf dem Sofa. Die andere Dorfchronik. Eine Fotosession von Hauke Gilbert und Hans-Jürgen Börner, Hamburg: Walter Zenner GmbH, 2008.

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).