Hirse

kleinfrüchtiges Spelzgetreide
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Hirse ist eine Sammelbezeichnung für kleinfrüchtiges Spelzgetreide mit 10–12 Gattungen. Alle gehören zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Der Name Hirse stammt aus dem Altgermanischen (hirsi) und steht für „Sättigung, Nahrhaftigkeit“. Hirse ist das älteste Getreide, das bereits vor 8000 Jahren dazu diente, ungesäuertes Fladenbrot herzustellen. In China wird Rispenhirse seit mindestens 4000 Jahren landwirtschaftlich genutzt. Die Rispenhirse oder Echte Hirse (Panicum miliaceum) wurde früher auch in Europa als Nahrungsmittel angebaut.

Hirsepflanzen
Coix lacryma-jobi (Hiobs-Träne)
Hirsekörner

Genutzte Arten

Zu den kultivierten Hirsen zählen folgende Arten:

Durchschnittliche Zusammensetzung von Millet- und Sorghumhirsen

(in g/100g) [1]
Bestandteile Millethirsen Sorghumhirsen
Wasser 14 g 14 g
Protein, gesamt 11,2 g 12,0 g
Fett, gesamt 5,1 g 3,0 g
Kohlenhydrate 70 g 81 g
Mineralstoffe 3,8 g 3,8 g

Verwendung

Von Durra (Mohrenhirse) wird neben den Samen auch der Halm zur Faserherstellung genommen. Wenn man im deutschen Sprachraum von Hirse spricht, handelt es sich oft um die Rispenhirse.

Hirse ist das mineralstoffreichste Getreide. In Hirse sind Fluor, Schwefel, Phosphor, Magnesium, Kalium und besonders viel Silizium (Kieselsäure) und Eisen enthalten.

Im Handel üblich ist die von Schalen befreite Goldhirse, es gibt daneben die ungeschälte Braunhirse, in der die meisten an den Schalen haftenden Mineralstoffe und Spurenelemente erhalten sind. Möglicherweise ist jedoch der Blausäuregehalt besonders bei roher Hirse nicht ganz unbedenklich [2].

Hirse kann zur Herstellung glutenfreier Backwaren verwendet werden.

Geschichte

Die beiden ältesten Funde von Rispenhirse in Deutschland (Nähe Leipzig und Kreis Hadersleben) stammen aus der Zeit der Linienbandkeramik (Altneolithikum 5500–4900 v. Chr.). [3] Im Altertum und Mittelalter zählten die unterschiedlichen Hirsearten zum meistangebauten Getreide. Durch Ausgrabungen in Mittel- und Norddeutschland ist ebenso der Hirseanbau in der vorrömischen Eisenzeit (Hallstatt- und Latènezeit) sowie der römischen Zeit (1.–3. Jhd. n. Chr.) belegt. [4] In der frühen Neuzeit wurden sie in Europa durch die Einfuhr von Kartoffel und Mais fast völlig verdrängt. Im Himalayagebiet wird aus verschiedenen Sorten ein schwachalkoholisches Bier gebraut. Gästen des Hunnenkönigs Attila wurde ausschließlich Hirse gereicht. Um die Gesundheit und Kraft zu stärken, empfahl der griechische Philosoph Pythagoras die Hirse.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die wichtigsten Hirsen sind:

Weltweit wurden im Jahr 2007 laut FAO 98,1 Mio. t an Sorghum und Millet produziert, die hauptsächlich zu Breinahrung und Futtermittel verarbeitet wurden. Der Hektarertrag ist von allen Getreidearten mit nur 7 dt/ha der geringste. Dies ist einer der Gründe, weshalb der wesentlich ertragreichere Mais in den traditionellen Hirseanbaugebieten immer populärer wird. Allerdings hat Hirse gegenüber Mais den großen Vorteil, dass selbst bei sehr schlechtem Wetter die Ernte fast nie komplett ausfällt.

Hirse ist darüber hinaus die Grundlage einiger traditioneller Biere, zum Beispiel Dolo in Westafrika, Pombe in Ostafrika und Merisa im Sudan. In Äthiopien ist die Hirseart "Teff" (Eragrostis tef) die wichtigste Nahrungspflanze der Menschen. Industriell wird Hirse von einigen spezialisierten Brauereien zur Herstellung von glutenfreiem Bier für Menschen mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) genutzt.

In den USA werden große Hoffnungen in die Rutenhirse als Lieferant von Cellulose-Ethanol gesetzt, Mohrenhirse gilt als aussichtsreiche Energiepflanze zur Biogaserzeugung, vor allem in trockenen Lagen [5].

In vielen Gebieten Afrikas und Asiens sind die unterschiedlichen Hirsearten Hauptnahrungsmittel, werden allerdings zunehmend durch Mais verdrängt. Kolbenhirse (Vogelhirse, Fennich, Setaria italica) dient als Nahrung und in Osteuropa als Viehfutter.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ternes, Täufel, Tunger, Zobel: Lebensmittel-Lexikon, Behr's Verlag, 4. Auflage 2005, ISBN 3-89947-165-2
  2. agrarheute.com Blausäuregehalt
  3. Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Deutschland: Kulturgeschichte und Biologie, Verlag Theiss, 1987, ISBN 3-8062-0481-0
  4. Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen und Umwelt im römischen Germanien, herausgegeben von der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e. V.
  5. Technologie- und Förderzentrum (TFZ): Anbauhinweise Sorghum-Hirsen (Sorghum bicolor, Sorghum sudanense, S. bicolor x S. sudanense ) für die Verwendung in Biogasanlagen. TFZ, Straubing 2007. (PDF-Dokument)]