Prüderie

empfindliche Einstellungen gegenüber Sitte und Moral
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Prüderie bezeichnet eine meist offensiv propagierte Geisteshaltung bestimmter Gesellschaftsgruppen, die das Ziel hat, sexuelle Äußerungen jeglicher Art in der Öffentlichkeit und im Privaten weitestgehend auszuschließen. Dies betrifft vor allem die Darstellung oder auch nur Andeutung von Erotik in Ton- und Bildform, Mode, Medien, Literatur, historischen Zeugnissen, Konversation.

Prüderie in einer Gesellschaft hat allermeist einen religiösen Hintergrund, der sich aus den Regeln alttestamentlicher, patriarchalischer Stammesgemeinschaften nährt. Für diese war die Nachweisbarkeit der genetischen Herkunft unverzichtbar. So wurde alles Sexuelle tabuisiert bzw. streng ritualisiert. Doch ist Prüderie nicht nur ein Merkmal christlich/islamisch/tlw. jüdischer Traditionen - auch in anderen Großkulturen ist die Einschränkung des Sexuellen bis hin zu dessen Kriminalisierung gang und gäbe: Die Gesellschaftsnormen der Chinesen und Inder sowie bestimmter Teile der USA sind aufgrund der dortigen Gesetzgebung getrost als prüde zu bezeichnen. Im Schatten so groß angelegter Sexfeindlichkeit gedieh jedoch immer auch die Doppelmoral und Bigotterie.

Ausgangssituationen für verstärkte Prüderie können sein

  1. die wirtschaftliche Armut einer Gesellschaft: Erotik ist „der letzte Luxus“, den man vor der Öffentlichkeit verbirgt.
  2. der ökonomische/militärische Ehrgeiz einer Gesellschaft: Öffentlicher erotischer Diskurs ist ein Zeichen von Dekadenz, die die Leistungs-/Expansionsfähigkeit der Gesellschaft untergräbt (vgl. Triebverzicht).
  3. die massive Bedrohung einer Gesellschaft (AIDS, Epidemien) durch unkontrollierte sexuelle Kontakte: Prüderie als „Schutzwall“ vor den Folgen sexueller Ausschweifung.