Atriumseptumdefekt

Fehlbildung des Herzes
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Der Atriumseptumdefekt (ASD) ist ein Loch in der Herzscheidewand zwischen den Herzvorhöfen. Er ist mit ca. 7,5 % aller angeborenen Herzfehler die prozentual dritthäufigste angeborene Herzfehlbildung.

Formen

Er tritt in vier Varianten auf:

Persistierendes Foramen ovale

Die einfachste Form eines Atriumseptumdefektes ist das persistierende Foramen ovale. Das Foramen ovale ist eine türartige Verbindung zwischen den Herzvorkammern, die im fetalen (vorgeburtlichen) Kreislauf den Blutübertritt von rechts (Lungenkreislauf) nach links (Körperkreislauf) zulässt. Da die Lunge noch nicht belüftet ist und somit auch noch nicht relevant durchblutet wird, fließt das Blut über das Foramen ovale in die linke Vorkammer und durch den Ductus arteriosus (oder auch D. a. Botalli) aus der Lungenschlagader in die Aorta.

Das Foramen ovale verschließt sich normalerweise in den ersten Lebenstagen oder -wochen. Geschieht dies nicht, spricht man von einem persistierenden (anhaltenden, andauernden) Foramen ovale (PFO). Mit Hilfe der Farbdopplerechokardiographie (Ultraschall) lässt sich dann ein geringer Blutfluss durch diese Öffnung nachweisen. Die Kinder sind nicht beeinträchtigt und eine Behandlung meist nicht erforderlich.

Sekundum-Typ

Die häufigste Form ist der Vorhofseptumdefekt vom Sekundumtyp, auch ASD II genannt. Das Loch liegt in der Mitte und je nach Größe fließt wegen des Druckunterschiedes in den Herzkammern eine mehr oder weniger große Blutmenge von links nach rechts, also wieder in den Lungenkreislauf. Dieser Defekt kann in vielen Fällen durch das Einsetzen eines Verschlusssystems mit dem Herzkatheter verschlossen werden: ein 'Doppelschirmchen' oder ein selbstzentrierendes Metallgerüst aus Nitinol (Amplatzer-System) wird durch den Katheter in das Loch eingeführt und dort entfaltet. Nach Überwachsen mit Herzinnenhaut (Endokard) ist das Loch dauerhaft verschlossen. Voraussetzung dafür ist, dass das Loch nicht zu groß ist, mittig liegt und glatte Ränder hat. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, muss das Loch chirurgisch verschlossen werden.

Eine Endokarditisprophylaxe wird beim ASD II nicht empfohlen. Eine Pulmonale Hypertonie (= Lungenhochdruck) durch den Shunt ist in den ersten Lebensjahrzehnten nicht zu erwarten, da der Druckunterschied in den Vorhöfen nicht sehr bedeutsam ist. Dieser Herzfehler wird manchmal auch erst im Jugendlichen- oder fortgeschrittenen Erwachsenenalter diagnostiziert. Es hat sich gezeigt, dass die Patienten mit zunehmendem Alter bedeutsame Beschwerden bekommen. Deshalb wird der ASD II heute grundsätzlich verschlossen wenn ein Shunt nachzuweisen ist - auch wenn die Patienten sich allgemein wohl fühlen.

Zu erwähnen wäre noch, dass ein auf Grund weiterer Fehlbildungen nachgeburtlich unverschlossen gebliebenes Foramen ovale bei hämodynamischer Relevanz unter den ASD II fällt.

Ostium-Primum-Typ

Die nächst häufige Form ist der Ostium-primum-Defekt, auch ASD I genannt. Das Loch liegt im unteren Anteil der Vorhofscheidewand, reicht bis an die Klappenebene heran und ist oft mit einer Fehlfunktion der Mitralklappe (zwischen linkem Vorhof und linkem Ventrikel = Herzkammer) verbunden, seltener mit einer Fehlfunktion der Trikuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer). Eine Herzkatheteruntersuchung oder transösophageale Echokardiografie ("Schluckecho) vor der Operation ist nur selten notwendig. Dieser Defekt wird immer chirurgisch mit einem Patch aus Kunststoff oder körpereigenem Gewebe verschlossen. Wird nach der Operation eine oft auftretende geringgradige Mitralklappenfehlfunktion festgestellt, muss weiter ein erhöhtes Endokarditisrisiko beachtet werden.

Sinus-Venosus-Typ

Eine sehr seltene Form des ASD ist der Sinus-venosus-Defekt. Er liegt im oberen Anteil der Vorhofscheidewand und in ca. 90 % der Fälle werden eine oder mehrere in den rechten Vorhof oder in die obere Hohlvene fehleinmündende Lungenvenen nachgewiesen. Daher ist hier fast immer eine transösphageale Echokardiografie oder ein Herzkatheter vor einer Operation notwendig. Auch dieser Defekt wird chirurgisch mit einem Patch verschlossen und die Lungenvene/n so umgesetzt, dass der normale Blutfluss in die linke Vorkammer gewährleistet ist. Wie bei vielen Defekten im Vorhofbereich kommt es im Langzeitverlauf häufiger zu Herzrhythmusstörungen.