Bleichenviertel

Ortsteil von Mainz
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Das Bleichenviertel ist ein Quartier in Mainz, das am nördlichen Rande des Stadtteils Mainz-Altstadt liegt. Es besteht aus Blocks eines überwiegend quadratischen Grundrisses: Die Hauptachsen bestehen aus drei Straßen, die Große Bleiche, die Mittlere Bleiche und die Hintere Bleiche, die alle parallel zur ehemaligen Stadtmauer und zur Kaiserstraße verlaufen. Diese werden von Querstraßen gekreuzt. Hierin unterscheidet es sich deutlich von allen anderen Vierteln der Altstadt, mit Ausnahme des Lauterenviertels, das durch Anlandung während der Rheinbegradigung neu geschaffen wurde.

Das Bleichenviertel (links der Kaiserstraße) in einem Stadtplan aus dem späten 19. Jh.
Eine Aufnahme vom Bleichenviertel 1892. Die Bebauung im Vordergrund aus dem 19. Jh. liegt außerhalb der Stadtmauern und ist größer als die barocke Bebauung dahinter. Im Hintergrund ist das kurfürstliche Schloss sowie die Peterskirche zu sehen.
Der Neubrunnenplatz im Mainzer Bleichenviertel, ca. 1840, mit Blick auf die Große Bleiche Richtung Peterskirche, sowie auf das Gebäude des Casino „Hof zum Gutenberg“

Vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert bestanden hier die „Bleichwiesen“ – ein unbebautes Gelände innerhalb der aus römischer Zeit entstandenen Stadtmauer, das von zwei Bächen durchkreuzt wurde, Zeybach und Umbach. Wäsche, die in diesen Bächen gewaschen wurde, konnte auf den angrenzenden Wiesen gebleicht werden. Auch das Gerberhandwerk siedelte sich in der Nähe dieser Wasserläufe an.

Im Rahmen des Festungsausbaus wurde die Gegend 1656 unter der Herrschaft von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn trockengelegt und zur Bebauung freigegeben. Das Viertel lag im Schutz der Bastionen Leopold, Felicité, Damian und Raimund. [1] Zum Rhein hin wurde es durch den alten Winterhafen und das Schlossviertel abgegrenzt. Im Zuge der Ansiedlungspolitik, die dem Bevölkerungsrückgang der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges entgegenwirken sollte, entstand hier im Laufe der folgenden Jahren das Bleichenviertel auf seinem heutigen Grundriss. Der wirtschaftliche Fokus des neuen Stadtteils war ein Marktplatz, auf dem 1726 der Kurfürst Lothar Franz von Schönborn (Neffe von Johann Philipp) einen Laufbrunnen im barocken Stil mit einem Obelisken errichten ließ, der heute für den Neubrunnenplatz der Namensgeber ist.

Heute ist der Viertel geprägt von Banken und Geschäftshäusern in der Großen Bleiche sowie von einem hohen Anteil an Migranten und ethnischen Lebensmittelläden in den anderen Bleichen und Querstraßen. In dem zum Rhein gelegenen Ende des Viertels befinden sich auch einige Ministerien der rheinland-pfälzischen Landesregierung.

Einzelnachweise

  1. Nach dem Kupferstich: Siège de Mayence en l'année 1689. von Coentgen

Literatur

 
Der Stadioner Hof, ein barockes Gebäude, das als Bankfiliale benutzt wird, mit angrenzender Nachkriegsbebauung in der Großen Bleiche
 
Auch die Golden-Ross-Kaserne ist ein barocker Bau in der Großen Bleiche
  • Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Kulturdenkmäler in Rheinland Pfalz, Band 2.2, hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege (3. Auflage, 1997), da die Einträge zu Große Bleiche und Neubrunnenplatz und Neubrunnenstraße

Koordinaten: 50° 0′ 8,1″ N, 8° 15′ 52,8″ O