Vorlage:Navigationsleiste Bücher der Lehrweisheit und die Psalmen Das Buch Kohelet (hebräisch קהלת, auch Prediger Salomo oder Ekklesiastes genannt) ist ein Buch im Alten Testament oder Tanach der Bibel.
Bei dem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Weisheitssprüchen, praktischen Lebensratschlägen und Warnungen vor falscher Lebensweise. Seit dem Mittelalter wird es in 12 Kapitel unterteilt.
Titel
Das hebräische Wort קהלת kann von קהל abgeleitet sein, und bedeutet soviel wie "sammeln". Aus dieser Bedeutung heraus ergibt sich der Titel Εκκλησιαστής in der griechischsprachigen Septuaginta, das von Εκκλησία abgeleitet wird und ursprünglich eine sekuläre Versammlung bezeichnet. Im späteren Gebrauch im Neuen Testaments der Bibel bezeichnet dieses Wort die Versammlung der Gläubigen, die Kirchengemeinde oder die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen.
Luther überschrieb dieses Buch mit "Der Prediger Salomo", ein Titel, der entsprechend auch in anderssprachigen Übersetzungen zu finden ist. Allerdings trifft dieser Titel nicht den Inhalt des Buches, da es keine religiöse Predigt enthält, und wird in neueren Übersetzungen selten gewählt.
Autorschaft
Im ersten und zweiten Kapitel des Buches stellt der Autor sich als "Sohn Davids" und "König über Israel in Jerusalem" vor, der sich am Hof durch seine Weisheit auszeichnete. Diese Beschreibung trifft nur auf Salomo, den König Israels zu. Spätere Könige in Jerusalem herrschten nur noch über Juda. Traditionelle rabbinisch-jüdische und christliche Lehrmeinung akzeptierte diese Selbstdarstellung und schrieb das Buch der Feder Salomos zu.
Nach modernen Ansicht aber ist das Buch nicht von Salomo verfasst worden (der namentlich auch nirgends im Text genannt wird), sondern ist ein pseudoepigraphisches Werk, das einige Jahrhundere später unter dem Einfluss der griechischen Populär-Philosophie der Stoiker und Epikureer entstand. Dafür spricht auch der Sprachstil; das Buch enthält viele relativ Wörter (z. B. Lehnwörter aus dem Aramäischen oder Persischen), die im Hebräischen der Zeit Salomos unbekannt wahren. Die einleitenden Abschnitte sind demnach ein Versuch, dem Buch die Autorität eines berühmten Namens zu verleihen.
Das Buch wird heute auf die Zeit um 250 v. Chr. datiert, der oder die Autoren werden im nicht-hellenistischen Umfeld des zweiten Tempels angesiedelt. Die ältesten identifizierten Zitate oder Übernahmen aus dem Buch Kohelet finden sich im Buch Jesus Sirach, das um etwa 180 v. Chr. entstanden ist.
Inhalt
Das Buch Kohelet besteht in weiten Passagen aus persönlichen oder autobiographischen Betrachtungen, die auf Aphorismen oder Maxime konzentriert sind. Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Frage nach dem Sinn des Lebens und wie das Leben am besten zu führen sei. Zwischendurch findet sich ein ausführlicher Exkurs zum Tod.
Einige bekannte Zitate
- Alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind. (1, 14b)
- Es gibt eine Zeit für alles (3, 1-8)
- Zweisamkeit ist besser als Einsamkeit (4, 9-11)
- Die dreifache Schnur ( 4,12), von Christen später als Anspielung auf die Dreifaltigkeit verstanden
- Nütze das Leben, denn im Totenreich kannst du nichts mehr machen (9, 7-10)
- Carpe Diem, aber Gott wird am Ende richten (11, 9)
- Sei nicht zu fromm, und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! (7, 16)
"Alles ist Eitel"
Die sowohl zu Anfang als auch am Ende des Buchs auftretende Aussage "Alles ist Eitelkeit" hat Kommentatoren zu der These geführt, Kohelet sei ansatzweise nihilistisch. Das hebräische Wort (הבל) steht sonst für "Hauch", "Dampf" oder "Atem", und wird von Koheleth metaphorisch verwendet. Die beabsichtigte Bedeutung des Ausdruckes ist nicht eindeutig, und jede Übersetzung stellt notwendigerweise eine Interpretation dar.
Diese das Buch umspannende Aussage muss im Zusammenhang mit Kohelets Absicht verstanden werden, eine Sinnvolle Lebensführung zu finden. Gleichzeitig ist es notwendig, das Buch Kohelet als Teil der Weisheitsliteratur seiner Zeit zu sehen.
Kohelet kommt zu der Erkenntnis, dass der Tod letztendlich jede Errungenschaft des Lebens auslösche. Daher empfiehlt er, das Leben zu nutzen, und jeden Tag als einzigartig zu genießen, da die Zukunft ungewiss sei. Diese Einstellung hat Anklänge an die Lehren der Epikureer, nimmt bei Kohelet jedoch ihren Ursprung aus dem Unvermögen, dem Leben einen Sinn abzugewinnen.
Kanonisierung
Das Buch Koheleth spricht 32-mal von haelohim ("dem Gott"), und gilt Juden und Christen gleichermaßen als inspirierte Offenbarung Gottes, die angemessenerweise Teil des biblischen Kanons ist. Es finden sich eine Reihe von Übereinstimmungen mit anderen alttestamentlichen Werken:
- Der Mensch wird als dualistisches Wesen (materieller Körper und gottgegebener Geist) verstanden (Kohelet 3,20-21 und 12,7 wie auch im 1. Mo 2,7 und 7,22 sowie Jesaja 42,5).
- Der Mensch wird als perfekt geschaffenes aber aus eigenem Willen gefallenes Wesen angesehen (Kohelet 7,29 wie auch in 1. Mo 1, 31 und 3,17 sowie 5. Mo 32,4-5).
- Die Sicht vom Tod wird gleichfalls mit dem übrigen alten Testament geteilt (Kohelet 9,5 und 10 wie auch in 1. Mo 3,19, Psalm 6,5 und 115,17).