Zum Inhalt springen

Schlachtschiff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Januar 2010 um 11:00 Uhr durch JAnDbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ändere: fa:نبردناو). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die Richelieu von 1940
Die HMS Prince of Wales im Jahre 1941
Die Tirpitz von 1941
Die USS North Carolina von 1941
Die Yamato, das größte und stärkste Schlachtschiff, das je gebaut wurde (1941)
Die USS Wisconsin im Jahre 1944

Als Schlachtschiffe werden gepanzerte Großkampfschiffe des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts bezeichnet. In Deutschland wurden diese Kriegsschiffe allerdings bis zum Ende des Ersten Weltkrieges als Linienschiffe bzw. Großlinienschiffe bezeichnet, in Anlehnung an die Geschwaderlinienschiffe des Segelzeitalters und die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges angewendete Linientaktik in Seegefechten. Im Ausland werden Schlachtschiffe zum Teil auch noch bis heute als Panzerschiffe bezeichnet (frz. Cuirassé, ital. Corazzata, span. Acorazado, poln. Pancernik).

Mit Einführung des Einheitskalibers beim britischen Schlachtschiff HMS Dreadnought setzte sich vor allem im angloamerikanischen Sprachgebrauch, aber auch in der k.u.k. Kriegsmarine die Bezeichnung „Schlachtschiff“ als Typenbezeichnung durch. Heute versteht man unter Schlachtschiffen im Allgemeinen – mit einigen Ausnahmen – die am schwersten bewaffneten und gepanzerten Großkampfschiffe des 20. Jahrhunderts. Ihre Wasserverdrängung nahm im Laufe der Jahre durch das Wettrüsten der Seemächte ständig zu. Lag sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch bei ca. 20.000 t, so erreichte sie am Ende der Ära bei den größten Entwürfen, wie der Yamato-Klasse, über 70.000 t.

Geschichte

Die ersten Vorgänger der Schlachtschiffe wurden gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut. Anfangs waren es mit Stahl gepanzerte Segelschiffe, die wie gewöhnliche Kriegsschiffe dieser Zeit an beiden Seiten mit Kanonen bestückt waren. Durch die Einführung von Explosivgeschossen auf Kriegsschiffen wurde Stahlpanzerung in der Folge unentbehrlich. Mit der Einführung des Dampfmaschinenantriebs, welcher die windabhängigen Segel ablöste, wurden große Kohlenbunker nötig, um große Reichweiten wie etwa eine Atlantik- oder Pazifiküberquerung zu ermöglichen. Daher mussten die Schiffe größer konstruiert werden, was mit dem nur begrenzt belastbaren Holz jedoch äußerst schwierig war, weshalb Stahl das Holz als tragenden Baustoff ablöste. Durch die Optimierung von Zielvorrichtungen und Treffgenauigkeit waren Segelschiffe zudem zu leichten Zielen geworden.

Die Überlegenheit gepanzerter Schiffe wurde erstmals im Krimkrieg (1853–1856) für die ganze Welt erkennbar. Aber auch die Nordstaaten mussten im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) feststellen, was es bedeutet, sich den Neuerungen zu verschließen, als die Südstaaten mit ihrem Panzerschiff CSS Virginia die großen Segelschiffe der Nordstaaten innerhalb von Minuten versenkten und dabei selbst schadlos blieben. Da die Nordstaaten im modernen Kriegsschiffbau noch keine Erfahrungen hatten, engagierten sie den schwedischen Schiffskonstrukteur und Erfinder John Ericsson, der in der Folge die Flotte der Nordstaaten mit anfangs nur ungern akzeptierten Neuerungen – er erfand etwa das Prinzip des Geschützturms (siehe auch Turmschiff) – modernisierte.

Die starke Konkurrenz unter den großen Seestreitmächten, allen voran Großbritannien und Frankreich, brachte im Zeitalter der Industrialisierung zahlreiche neue Erfindungen und Verbesserungen in der Kriegsschifffahrt hervor. Viele Seestreitkräfte führten interne Wettbewerbe ein, um die besten und schnellsten Mannschaften an den Geschützen herauszufinden und um deren Verhalten und Vorgehen zu studieren, um es für die Ausbildung zu übernehmen. Mit der 1906 erbauten HMS Dreadnought führte man zur Vereinfachung der Feuerleitung die Verwendung von nur einem einzigen Kaliber ein. Denn man entdeckte, dass das gleichzeitige Abfeuern von Salven verschiedener Kaliber es dem Feuerleitpersonal erschwerte, die Aufschläge der verschiedenen Batterien zu unterscheiden. Auch dieses Prinzip wurde von den anderen führenden Seestreitkräften rasch übernommen. Anstelle der Bestückung der beiden Schiffsseiten mit Kanonen – was durch große Kohlenbunker seitlich der Kesselräume kaum noch durchführbar war – stellte man zusehends auf drehbare Gefechtstürme um. Diese Entwicklung - Türme anstatt von Batteriedecks - wurde ermöglicht und bedingt durch die Ausdehnung des Prinzips der Schnellfeuergeschütze auf immer größere Kaliber und die damit einhergehende Entwicklung der Verschlüsse, Ziel-, Richtmittel und der Munitionsförderung.

Gleichzeitig mit der Umstellung von Segel- auf Dampfmaschinen- und Turbinenantrieb sowie von Holz- auf Stahlbauweise führte all dies dazu, dass die Schiffe von Marinen, die diesen Trends nicht folgten, innerhalb weniger Jahre wertlos wurden. Denn gewöhnliche Kanonenkugeln prallten an den zur Gänze mit Stahl gepanzerten Schiffen einfach ab, und Segelschiffe waren durch höhere Trefferquoten und Explosivgeschosse leicht manövrierunfähig zu machen und, sofern sie keine ausreichende Panzerung hatten, innerhalb weniger Minuten versenkt.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges waren diese schwimmenden Festungen mit ihren manchmal bis zu 1400 Mann starken Mannschaften die uneingeschränkten Herrscher der Meere. Diese Schiffe hoben sich von den Linienschiffen des ausgehenden 19. Jahrhunderts dadurch ab, dass die bisher übliche Zahl von vier Hauptgeschützen vom Kaliber 24–30,5 cm in zwei Türmen auf acht bis 14 Geschütze (28–34,3 cm) in bis zu sieben Türmen erhöht und die hohen Kolbendampfmaschinen durch die wesentlich niedriger zu bauenden Dampfturbinen ersetzt wurden, was die Schiffe niedriger und somit schwerer zu treffen machte. Das erste Schiff mit einer solchen Konfiguration war die HMS Dreadnought. Im Ersten Weltkrieg wurden die ersten Super-Dreadnoughts wie die HMS Warspite mit weit stärkerer Panzerung und Geschützkalibern von 38,1 cm gebaut. Ein beispielloses Wettrüsten setzte ein, das in seinen Ausmaßen nur vom Kalten Krieg übertroffen wurde. Das größte Aufeinandertreffen von Schlachtschiffen war die Skagerrakschlacht (englisch: Battle of Jutland) am 31. Mai 1916, als 99 deutsche gegen 151 britische Kriegsschiffe kämpften; darunter 21 deutsche und 37 britische Großkampfschiffe.

Zweiter Weltkrieg

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Schlachtschiffe als kampfkräftigste Kriegsmaschinen überhaupt eindrucksvolle Zeugnisse militärischer und wirtschaftlicher Macht von Staaten wie Deutschland, England, Frankreich, Italien, Japan und auch den USA, welche nach dem Ersten Weltkrieg über die modernste Kriegsflotte der Welt verfügten. Doch bereits im Zweiten Weltkrieg zeigte sich der Schwachpunkt auch dieser taktischen Waffe, denn die Schlachtschiffe waren in zunehmendem Maße nur noch unzureichend gegen Angriffe durch Flugzeuge geschützt. Ging die größte Bedrohung zu Anfang noch hauptsächlich von Torpedos aus, wurden Flugzeuge im Verlauf des Krieges mit Waffen ausgestattet, mit denen sie Schlachtschiffe erfolgreich versenken konnten (Tallboy, Fritz X). Durch die bahnbrechenden Entwicklungen im Luftsektor waren die Schlachtschiffe praktisch veraltet. Die Verluste der deutschen Schlachtschiffe Bismarck und Tirpitz, der britischen Schiffe HMS Prince of Wales und HMS Repulse sowie die Verluste der US-Marine in Pearl Harbor zeigten dies deutlich. Die Versenkung der mit etwas über 70.000 Tonnen größten und stärksten je gebauten Schlachtschiffe Yamato und Musashi der japanischen Marine, die eine Hauptbatterie mit neun 46-cm-Geschützen besaßen, schien dies endgültig zu beweisen. Diese Angriffe wurden allerdings jeweils von hunderten Flugzeugen geflogen. Es zeigte sich auch, dass Schlachtschiffe nur selten miteinander in Gefechte verwickelt wurden – bei der Jagd auf die Bismarck, der Versenkung der Scharnhorst durch die HMS Duke of York, der Seeschlacht bei Punta Stilo im Mittelmeer, der Seeschlacht um Guadalcanal und dem Gefecht in der Straße von Surigao bei den Philippinen – und daher ein eher schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufwiesen. Schlachtschiffe bewährten sich zwar als „schwimmende Artillerie“ bei Landungsunternehmen, diese Aufgaben konnten aber auch durch kleinere, billigere Schiffe und in zunehmendem Maße auch von Kampfflugzeugen übernommen werden. Versuche, bereits vorhandene Schlachtschiffe für die neue Bedrohungslage aus der Luft durch Umbauten anzupassen, erwiesen sich als zu teuer oder, wie beim wohl spektakulärsten Versuch, der japanischen Ise-Klasse, als ineffektiv. Daher wurden die Schlachtschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der nunmehr wegfallenden traditionellen Einsatzgrundlage in den meisten Marinen der Welt ausgemustert.

Zeit nach 1945

Die USS Iowa feuert eine Vollsalve; gut zu erkennen ist die Druckwelle auf dem Wasser

Die letzten in Dienst gestellten Einheiten waren die britische HMS Vanguard im Jahre 1946 und die aufgrund vieler Verzögerungen erst 1949 in Dienst gestellte französische Jean Bart. Beide Schiffe hatten jedoch ein eher kurzes Leben, denn sie wurden bereits Ende der 1960er Jahre verschrottet. Die letzten amerikanischen Schlachtschiffe der Iowa-Klasse wurden bereits 1958 eingemottet. Die USS New Jersey (BB-62) wurde allerdings 1968 für rund eineinhalb Jahre für Küstenbeschießungen im Vietnamkrieg reaktiviert. Alle vier Schiffe der Klasse wurden dann ab 1982 nocheinmal im Rahmen des Plans Marine der 600 Schiffe aktiviert, dafür wurden sie zusätzlich mit Armored Box Launchers mit Marschflugkörpern ausgerüstet. Zwei dieser Schiffe kamen letztmals im Jahre 1991 zum Einsatz, als diese im Zweiten Golfkrieg Ziele im Irak mit Artillerie und Marschflugkörpern beschossen.

Nach dem Golfkrieg wurde das letzte Schlachtschiff der USA, die USS Missouri (BB-63), am 31. März 1992 ausgemustert. Die USS Iowa und die USS Wisconsin wurden von der US Navy noch bis 2006 in Bereitschaft gehalten, dann aber endgültig stillgelegt.

Berühmte Schlachtschiff-Klassen

Literatur

  • David Howarth (Hrsg.): Die Schlachtschiffe. Bechtermünz Verlag, 1992, ISBN 3-86047-030-2
  • John Jordan: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer. Podzun-Pallas Verlag, 1989, ISBN 3-7909-0365-5

Siehe auch

Wiktionary: Schlachtschiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA Vorlage:Link FA