Quintus Fabius Pictor

römischer Geschichtsschreiber
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Juni 2005 um 11:40 Uhr durch RedBot (Diskussion | Beiträge) (Redf0x - robot Ergänze: hu Ändere: nl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Quintus Fabius Pictor (* um 254 v. Chr.) war einer der ersten römischen Geschichtsschreiber. Er war Mitglied der Patrizierfamilie der Fabier, Enkel von Gaius Fabius Pictor, einem Maler (pictor auf lateinisch). Er war ein römischer Senator, der 225 v. Chr. gegen die Gallier und im Zweiten Punischen Krieg gegen Karthago kämpfte, und wurde beauftragt, zum Orakel von Delphi zu reisen, um nach der Niederlage in der Schlacht von Cannae Rat einzuholen.

Er schrieb in griechischer Sprache und war mehr ein Verfasser von Annalen als ein Geschichtsschreiber. Sein Werk, auch als „Annalen“ zitiert, ist bis auf wenige Testimonien verlorengegangen. Es berichtet meist nach annalistischem Schema von der Gründung der Stadt Roms bis etwa zum 2. Punischen Krieg. Wo das Werk genau endet ist umstritten. Fabius wird stark von der griechischen Geschichtsschreibung beeinflusst, ihre Vorbild-Funktion zeigt sich schon bei seiner Darstellung der Frühzeit. Hier bedient er sich der griechischen Ktisis-Literatur und benutzt die „Tyro“ desSophokles sowie die Romuluslegende des Diokles, um diese zu einer Gründungssage Roms aufzuspinnen. Wie auch anderen fehlte es ihm an Material, um die Frühgeschichte Roms verlässlich zu rekonstruieren. Als Quellen benutzte er eigene Chroniken und die anderer wichtiger römischer Familien, wobei er seine Berichte mit der Ankunft des Aeneas in Latium beginnt.

Ab dem 1. Punischen Krieg gibt Pictor einen ausführlichen Bericht über die Zeitgeschichte, in der er sich auch selbst einbringen kann. Dabei leiten ihn hauptsächlich politische Ziele. Auf dem künstlerisch-literarischen Gebiet hätte er wohl ohnehin nicht mit der griechischen Sprachkunst standhalten können. Er schreibt sein Werk dennoch in griechischer Sprache. Die Gründe hierfür sind allerdings eher, dass er die griechisch sprechende Welt erreichen und der dort herrschenden romfeindlichen Gesinnung entgegenwirken wollte. Er wollte den Griechen den römischen Standpunkt, römische Werte und Traditionen näherbringen und die römische Weltmachtsstellung rechtfertigen. So stellte er beispielsweise „seine Version“ über den ersten Punischen Krieg denen der griechischen Autoren gegenüber. Hierbei nahm er vor allem den Senat, dessen Mitglied er selbst war, in Schutz vor Anschuldigungen. Dennoch kann man nicht sagen, dass Pictor in seinem Werk die allgemein gültige Haltung des römischen Volkes oder dessen Oberschicht wiedergibt. Vielmehr nimmt er den Standpunkt seiner Familie, der Fabier, ein und steht damit nicht selten in Opposition zu anderen senatorischen Familien. So lässt Pictor auch tagespolitische Auseinandersetzungen und längeranhaltende Rivalitäten mit anderen gens in sein Werk einfließen. Aufgrund dieser doppelten Zielsetzung steht Pictor im Konflikt zwischen der von seinem Geschlecht vertretenen Erwartungshaltung, auch auf dem Feld der Geschichtsschreibung für bestimmte Überzeugungen einzutreten und dem Dogma einer pragmatischen Geschichtsschreibung, welches größtmögliche Objektivität fordert und zu dem er sich als Geschichtsschreiber hingezogen fühlte.

Seine Arbeit endet mit seinen Erinnerungen an den Zweiten Punischen Krieg, wobei er die Kriegsschuld völlig auf Seiten der Karthager, insbesondere bei der Familie Barkas, also Hamilkar Barkas und Hannibal, sieht - ein Versuch, der hellenistischen Welt den politischen Standpunkt Roms nazubringen.

Fabius wird somit zum Begründer einer römischen Geschichtsschreibung in griechischer Sprache und einer Tradition, wonach die Beschäftigung römischer Geschichte besonders als Aufgabe von Männern galt, die wie er an leitender Stelle im öffentlichen Leben Roms mitwirkten. So entstammten die meisten seiner Nachfolger senatorischen Familien und schrieben ebenfalls in griechischer Sprache. Das Phaenomen des Politikers, speziell des Senators als Historiker“ setzt sich bis zu Cato, Sallust und Tacitus fort.

Von Polybius, Livius und Dionysios von Halikarnassos und Diodor wurde er als Quelle genutzt. Ins Lateinische übersetzt wurden seine Texte zur Zeit Ciceros.

Ausgaben

  • H. Peter (Hg.): Fragmente, in: Historicorum romanorum reliquiae, Band 1 (Neuausgabe 1967)

Literatur

  • M. Gelzer: Römische Politik bei Fabius Pictor, in: ders.: Kleine Schriften, herausgegeben von H. Strassburger u.a., Band 3 (1964)