GTK Boxer

Modulares, gepanzertes Radfahrzeug
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Das Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug, kurz GTK Boxer, ist ein von der ARTEC GmbH mit Sitz in München entwickelter Transportpanzer. Die ARTEC (Armoured Vehicle Technology) ist dabei das Entwicklungs- und Fertigungsunternehmen, an dem die deutschen Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall beteiligt sind. Bis 2003 beteiligte sich auch das britische Unternehmen Alvis Ltd. Eine weitere, bundeswehrinterne Bezeichnung für das Fahrzeug während der Truppenerprobung ist PT 21.

GTK Boxer
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Boxer in der Konfiguration Infanterie-Gruppenfahrzeug

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3 (Fahrer, Kommandant, Schütze)
8 Infanterie (APC)
Länge 7,93 m
Breite 2,99 m
Höhe 2,37 m
Masse 25 t (Leergewicht), 33 t (Gefechtsgewicht)
Bewaffnung
Hauptbewaffnung FLW 200 mit Bewaffnung im Kaliber
7,62 x 51 mm
12,7 x 99 mm oder 40-mm
Sekundärbewaffnung Nebelmittelwurfanlage
Schutzsysteme
Panzerung Panzerstahl, adaptierte Verbundpanzerung (AMAP)
Minenschutzstärke Klasse IIIb STANAG 4569
8 Kilogramm TNT unter Wanne
Beweglichkeit
Antrieb MTU 8V199 TE20 Turbodiesel
militarisierte Baureihe OM 501LA
530 kW (710 PS)
Federung hydropneumatisch
Geschwindigkeit 103 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht 16 kW/t (21,5 PS/t)
Reichweite 1050 km (Straße)

Entwicklung

Im April 1998 vereinbarten Frankreich, Deutschland und Großbritannien, zusammen ein allradgetriebenes 8×8-Radfahrzeug zu entwickeln. Frankreich zog sich recht bald wieder zurück, um mit dem VBCI ein eigenes Fahrzeug zu entwickeln. Deutschland und Großbritannien verfolgten das Projekt alleine weiter. Im selben Jahr baute das deutsche Konsortium einen 6×6-Technologiedemonstrator, der einige Eigenschaften des geplanten GTK erproben und demonstrieren sollte. Im Jahr 1999 wurde der Entwicklungsvertrag, der eine Option für eine erste Serienfertigung von 600 Stück ab 2005 vorsah, unterzeichnet und die Firma ARTEC mit Sitz in München gegründet. Der erste von acht Prototypen wurde 2001 fertiggestellt. Daraufhin stiegen die Niederlande mit einem Bestellumfang von 200 Fahrzeugen in das unter dem Produktnamen Boxer vermarktete Programm ein. Einen erheblichen Rückschlag gab es im Jahr 2003, als Großbritannien aus der Entwicklung ausstieg. Das Fahrzeug sollte im Vereinigten Königreich nicht mit dem Programm Future Rapid Effect System (FRES) konkurrieren. Ursprünglich sollte die Produktion der Serie 2004 anlaufen. Aufgrund der Verzögerungen durch den Ein- und Ausstieg der Nationen und technischer Modifikationen war ein Produktionsstart für 2008 vorgesehen, verschob sich aber auf September 2009.

Technik

 
HK GMW als Turmbewaffnung. Die am Fahrzeug zu sehenden Kreise kennzeichnen die Gummielemente, auf denen die äußere Panzerung befestigt ist.
 
Eine Shock-Mounts-Anordnung an einem Leopard-1-Turm. Die Zusatzpanzerung wurde entfernt.

Das Fahrzeug ist modular aufgebaut und besteht aus einem Fahrmodul und einem versionsspezifischen Missionsmodul. Zum Fahrmodul gehören das Fahrwerk und das vordere Gehäuse mit Triebwerk- und Fahrerraum. Der Fahrer sitzt dabei rechts und verfügt über eine Dachluke und drei Winkelspiegel, der mittlere kann durch ein Nachtsichtgerät ersetzt werden. Links neben dem Fahrer befindet sich der Triebwerkraum, der über eine Feuerlöschanlage verfügt. Eine zentrale Reifendruckregelanlage gehört zum Standard. ABC-Schutz wird gewährleistet. Für das Fahrzeug wurden möglichst viele herkömmliche Bauteile (commercial off-the-shelf) verwendet, um die Kosten zu senken.

Panzerung

Fahrmodul und Missionsmodul werden als Gehäuse mit adaptierter Panzerung gefertigt. Diese Konstruktion ermöglicht neben einer Reduzierung der Infrarotsignatur durch einen Luftspalt zwischen Grund- und Adaptionspanzerung das schnelle Austauschen beschädigter Elemente beziehungsweise das Anpassen an das benötigte Schutzniveau.[1]

Die Panzerung besteht aus der aus Panzerstahl gefertigten Grundpanzerung und der von IBD Deisenroth Engineering (Ingenieurbüro Deisenroth) entwickelten Verbundpanzerung AMAP (Advanced Modular Armour Protection), die schockgedämpft (mit Shock-mounts genannten Gummielementen) auf der Grundpanzerung befestigt wird. AMAP besteht im Prinzip aus einer Trägerschicht (backing), der aufgeklebten Keramikschicht und einer Abdeckschicht und ist eine Weiterentwicklung der Mexaspanzerung. Der Innenraum des Boxers ist mit Gewebematten (Spall-Liner, AMAP-L) aus hochfesten Fasern wie Aramid (Kevlar) ausgekleidet, um den Splitterkegel beim Durchschlagen der Panzerung zu reduzieren oder komplett zu verhindern. Der ballistische Schutz (AMAP-B) schützt die Besatzung gegen Beschuss mit mittleren Kalibern sowie gegen Einwirkung von Artilleriesplittern (155 Millimeter) und Bomblets und hält gemäß Hersteller auch mehreren Treffern an derselben Stelle Stand. Darüber hinaus verfügt der Boxer über einen Minenschutz (AMAP-M und AMAP-IED)[1], der die Forderung der Klasse IIIb nach STANAG 4569 erfüllt, was einer Sprengkraft von 8 Kilogramm TNT entspricht.

 
Geöffnete Fahrerluke. Zu sehen ist ebenfalls der Abstand zwischen adaptierter Panzerung und Gehäuse auf der Triebwerksraumabdeckung. Die Luftschicht reduziert die Wärmesignatur des Triebwerks.

Versionen

Auf das Heck wird ein Missionsmodul gesetzt, das über einen Durchgang zum Fahrerraum verfügt und gasdicht mit diesem abschließt. Dieses Missionsmodul kann innerhalb einer Stunde durch ein anderes ausgetauscht werden und wiegt bis zu acht Tonnen. Die verschiedenen Module verfügen über eine ABC-Schutzbelüftung. Nachfolgend aufgelistet die verschiedenen Versionen und ihre bestellte Stückzahl:

Gruppentransportfahrzeug

Deutschland  Deutschland:125

Die Version mit Gruppentransportmodul (Armoured Personnel Carrier) bietet Platz für acht Soldaten und verfügt über eine Heckrampe. Auf dem Vorderteil des Moduldaches befindet sich eine mittige Öffnung für eine Kuppel mit Winkelspiegel und HK GMW oder Browning M2.

Schweres geschütztes Sanitätsfahrzeug

Deutschland  Deutschland:72, Niederlande  Niederlande:58

Die Sanitätsfahrzeuge (Ambulance Vehicle) können mit bis zu 7 Sitzen für Verwundete oder mit drei Tragen ausgestattet werden.

Führungsfahrzeug

Deutschland  Deutschland:65, Niederlande  Niederlande:55

Die Führungsfahrzeuge (Command Post Vehicle) sind mit einer Fünf-Mann-Besatzung besetzt.

 
Boxer der Koninklijke Landmacht in der Konfiguration Ambulanz

Pionierfahrzeug

Niederlande  Niederlande:41

Die Pionierversion (Armoured Engineer Group Vehicle) transportiert eine sechsköpfige Panzerpioniergruppe mit Ausrüstung.

Transportfahrzeug

Niederlande  Niederlande:27

Die Transportfahrzeugversion (Cargo Vehicle) besitzt nur Fahrer und Kommandant. Der Kommandant bedient im Notfall die Waffenstation. Es können bis zu 2 Tonnen Nutzlast mitgeführt werden.

Cargo/C2 Version

Niederlande  Niederlande:19

Diese Version ist eine Kombination aus Transport- und Führungsfahrzeug. Es kann ein 3-köpfiger Stab oder 1,5 Tonnen Fracht oder eine Trage transportieren.

Fahrschulpanzer

Deutschland  Deutschland:10

Die Fahrschulversion (Driver Training Vehicle) des Boxer mit Kabine.

Technische Daten

  • Bodenfreiheit: 50 cm
  • Spurweite: 2,58 m
  • Radstand: 1,55 + 1,90 + 1,55 m
  • Wattiefe: 1,20 m
  • Tiefwaten: 1,50 m
  • Steigfähigkeit: 60 %
  • Max. Querneigung: 30 %
  • Kletterfähigkeit: 80 cm – auch bis zu 1,00 m möglich
  • Grabenüberschreitfähigkeit: 2,0 m
  • Wenderadius: 15 m

Das GTK Boxer ist mit Abstand das größte und schwerste Fahrzeug seiner Klasse. Ein Lufttransport in einer C-130 Hercules ist daher nicht möglich. Für das Fahrzeug wird mindestens ein Airbus A400M zur strategischen Luftverladung benötigt.

Programmstatus

Am 17. Februar 2006 gab Artec den Serienpreis des Boxers bekannt, der allerdings von den Niederlanden und Deutschland als zu hoch und inakzeptabel zurückgewiesen wurde. Aufgrund der Wichtigkeit des binationalen Programms für die Industrie wollte Deutschland allerdings weitere Preisverhandlungen unternehmen, wogegen die Niederlande nach einer Meldung der Jane’s Information Group einen Rückzug und eine Neuausschreibung in Betracht zogen. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht umgesetzt. Ende Juni 2006 entschied die Tweede Kammer, das niederländische Parlament, eine Fortführung des Boxerprogramms und bewilligte auch gleich die Ausgaben für 200 Fahrzeuge. [2]

Laut einem Bericht der Zeitung „Die Welt“ vom 25. August 2006 rechnet das deutsche Verteidigungsministerium mit Kosten von 891 Millionen Euro für die 272 Boxer, mit denen die Bundeswehr ausgerüstet werden soll.[3]

Am 3. Dezember 2006 wurde die Beschaffung von insgesamt 272 GTK Boxer durch den deutschen Bundestag genehmigt. Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am 19. Dezember 2006 in der Bernardkaserne im niederländischen Amersfoort.

Nach einem Ausstieg aus dem Programm hatte das britische Verteidigungsministerium den GTK Boxer wieder in die engere Auswahl gezogen. So nahm das Fahrzeug neben dem Piranha von MOWAG und dem Véhicule Blindé de Combat d'Infanterie von GIAT an der Vergleichserprobung zum FRES (Future Rapid Effect System) teil. [4] Die Entscheidung, die zunächst für Ende November 2007 angekündigt war, jedoch vom neuen britischen Verteidigungsminister erst im Mai 2008 getroffen wurde, fiel zugunsten des Piranha aus. [5] Am 23. September 2009 wurde das erste Serienfahrzeug von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall an die OCCAR und das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung ausgeliefert, wo das Fahrzeug bis zu seiner voraussichtlichen Indienststellung im Oktober 2010 unter Einsatzbedingungen getestet wird.[6]

Commons: GTK Boxer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Firmenkonsortium (Vertragspartner):

Beteiligte Firmen (Hauptauftragnehmer):

Auftraggeber (Vertragsschließende Organisation):

Beteiligte Nationen:

  • Thomas Meuter: Datenblatt GTK Boxer. Presse- und Informationszentrum des Heeres, 4. September 2009, abgerufen am 11. Dezember 2009.

Einzelnachweise

  1. a b Kampfpanzer Heute und Morgen: Bautechnologie der Kampfpanzer, Rolf Hilmes, Motorbuchverlag ISBN 978-3-613-02793-0 S. 329 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „„Panzerung“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. Pressemitteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums (in niederländisch): KAMER STEUNT VOORTGANG BOXER, 28. Juni 2006 [1].
  3. Hans-Jürgen Leersch: Jung bestellt für sechs Milliarden neue Rüstungsgüter, Die Welt, 25. August 2006 [2].
  4. Pressemitteilung KMW: BOXER in enger Auswahl für FRES, 7. Juni 2007 [3].
  5. Pressemitteilung vom 8. Mai 2008 [4]
  6. Übergabe des ersten BOXER an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. BMVg Presse- und Informationsstab, 23. September 2009, abgerufen am 11. Dezember 2009.