Curaçao

Insel in der Karibik, eines der vier autonomen Länder des Königreiches der Niederlande
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Curaçao (Papiamentu: Kòrsou) ist mit rund 444 km² die größte Insel der Niederländischen Antillen in der Karibik.

Geographie und Klima

Die Insel liegt in ca. 60 km Entfernung zum Festland (nördlich von Venezuela und nordöstlich von Kolumbien). Westlich von Curaçao befindet sich die Insel Aruba, die bis 1986 ebenfalls zu den Niederländischen Antillen gehörte, östlich die Insel Bonaire. Zusammen mit dieser gehört Curaçao innerhalb der Niederländischen Antillen geographisch zu den Inseln unter dem Winde, während die anderen drei politisch zu diesen gehörenden Inseln (Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten) zu den Inseln über dem Winde gehören. Südöstlich liegt Klein Curaçao, eine besonders bei Tauchern beliebte unbewohnte Insel, auf der nur ein Leuchtturm steht.

Die Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao werden auf Grund ihrer Anfangsbuchstaben zusammengefasst auch als ABC-Inseln bezeichnet.

Curaçao liegt im direkten Einflussgebiet des Nordost-Passats. Da die Insel zu flach für Steigungsregen ist, bringen die Luftmassen nur relativ wenig Regen auf die Insel und da die Niederschläge auf Curaçao nicht regelmäßig erfolgen, gibt es auf der Insel keine permanenten Flüsse. Es herrscht ein semiarides Tageszeitenklima mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 550 mm und einer Jahresdurchschnittstemperatur von fast 28 °C. Die jährlichen Niederschlagsmengen sind mit Werten zwischen 200 und 1200 mm dabei jedoch recht starken Schwankungen unterworfen.

Höchste Erhebung ist der Sint-Christoffelberg.

Bevölkerung

Im Jahre 2008 lebten 140.794 Einwohner auf Curaçao. Der größte Teil der Bevölkerung konzentriert sich auf die Hauptstadt Willemstad und den urbanen Raum rund um das Schottegat im zentral-östlichen Teil der Insel.

Die Bevölkerung Curaçaos setzt sich aus einer bunten Mischung verschiedener Völker zusammen. Die meisten von ihnen sind Nachkommen ehemaliger afrikanischer Sklaven. Mit nur 6 % stellen weiße Niederländer dagegen eine kleine Minderheit in der Bevölkerung dar. Von den ursprünglichen Einwohnern, den Arawak-Indianern, leben heute nur noch sehr wenige auf der Insel. Nachfahren von sephardischen Juden, die im 17. Jahrhundert aus Spanien und Portugal vor der Inquisition geflohen waren, und für die Ölindustrie auf die Insel geholte Gastarbeiter aus Asien, Südamerika und der Karibik runden das multikulturelle Bild ab.

Eine Familie hat im Durchschnitt 2 Kinder; Männer werden etwa 73 Jahre, Frauen etwa 77 Jahre alt (zum Vergleich Niederlande insgesamt: Männer ca. 77, Frauen ca. 82 Jahre[2]). Der Alphabetisierungsgrad ist hoch, etwa 96 % der Bevölkerung über 15 Jahren können lesen und schreiben. Die Politiker wollen, sobald das Land Curaçao am 10. Oktober 2010 gegründet wird, die Bildung verschärft angehen und verbessern. Ziel ist es unter anderem, den Alphabetisierungsgrad auf 99% zu bringen und die Zahl der Studierenden zu erhöhen.

Sprachen

Die Niederländische Sprache ist Amtssprache, aber Papiamentu (eine Kreolsprache mit spanischen, portugiesischen, niederländischen und englischen Elementen) ist auch eine offizielle Sprache und herrscht in der Praxis weitgehend als dominierende gesprochene Sprache vor. Das Papiamentu ist hoch entwickelt: es gibt z.B. zahlreiche Literaturwerke. Englisch- und Spanischkenntnisse sind verbreitet.

Willkommen auf Papiamentu = "Bon Bini"

Geschichte

Die Insel ist seit ungefähr 4000 v. Chr. von indianischen Ureinwohnern besiedelt. Eine weitere, höher entwickelte indianische Kultur bildete sich nach einer zweiten Besiedelungswelle um ca. 1500 v. Chr. Die Zeichnungen sind heute noch an der Hatohöhle sichtbar.

Die europäische Entdeckung der Insel 1499 durch den Spanier Alonso de Ojeda führte bereits nach wenigen Jahren dazu, dass die indianischen Ureinwohner zur Zwangsarbeit aufs Festland deportiert wurden. 1527 begannen die Spanier schon mit der Wiederbesiedelung. Die nächsten Jahrzehnte blieb die Insel spanisch.

1634 eroberte eine Expedition von Johan van Walbeeck Curaçao für die Niederländische Westindien-Kompanie. Unter Generaldirektor Jacob Pieters Tolck wurde die Insel zum Zentrum für den karibischen Sklavenhandel und blieb dies bis 1863, als die Sklaverei von den Niederlanden abgeschafft wurde. Die Insel blieb niederländisch, bis die Briten die Insel während der napoleonischen Kriege – ähnlich wie Südafrika – besetzten. 1816 kam sie wieder an die Niederlande zurück.

Ab den 1860er Jahren verlor Curaçao an wirtschaftlicher Bedeutung, die sie erst mit den Erdöl-Entdeckungen der 1930er Jahre wieder verbessern konnte. Heute basiert die Wirtschaft auf fünf Säulen: Erdöl, Hafen, Tourismus, Offshore-Banking und eine beschränkte lokale Produktion.

Die Niederländischen Antillen sind seit 1954 innenpolitisch völlig autonom, lediglich die Außen- und Verteidigungspolitik wird durch die Niederlande wahrgenommen.

Die militärische Bedeutung der strategischen Lage der Insel, die den größten natürlichen Innenhafen der westlichen Hemisphäre besitzt, wurde im Juni 2006 nochmals unter Beweis gestellt, als ein großes Militärlandemanöver auf der Insel stattfand. An der Joint-Caribe Lion 2006 (J-CL06)-Übung nahmen Soldaten aus Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien und den USA teil.

Politik

Voraussichtlich bis 2010 wird der Landesverband der Niederländischen Antillen aufgelöst. Dann wird Curaçao ein eigenständiges Bundesland innerhalb des Königreiches der Niederlande, neben den Niederlanden, Aruba und Sint Maarten.

Im Jahr 2005 stimmte die Bevölkerung Curaçaos bei einem Referendum über den zukünftigen Status der Insel ab, wobei sich die Mehrheit für den Status als autonomes Land innerhalb des Königreiches der Niederlande entschied.

  • a) Curaçao bleibt Teil der Niederländischen Antillen (3,74%)
  • b) Curaçao wird ein autonomes Land innerhalb des Niederländischen Königreiches (67,83%)
  • c) Curaçao wird Teil der Niederlande (vgl. Status von Bonaire, Saba und Sint Eustatius) (23,61%)
  • d) Unabhängigkeit vom Niederländischen Königreich (4,82%)

Am 15. Mai 2009[3] fand ein erneutes nicht bindendes Referendum statt, bei dem die Bevölkerung Curaçaos aufgerufen war, über das ausgehandelte Ergebnis abzustimmen.

Eine knappe Mehrheit von nur 52% stimmte mit "Si" (Ja), dem zufolge Curaçao ein eigenständiges Land innerhalb des Königreiches der Niederlanden soll.

Mittlerweile laufen die Vorbereitungen für die Einrichtung des Landes Curaçao auf Hochtouren, in dem Gesetze angepasst und geändert werden. Am 10. Oktober 2010 soll das Land Niederländische Antillen aufgehoben werden und die neuen Länder Curaçao und Sint Maarten ihren Platz im Niederländischen Königreich einnehmen.

Willemstad

 
Blick auf Willemstad

Die Hauptstadt von Curaçao ist Willemstad. Die Innenstadt von Willemstad mit den Stadtteilen Punda (Deutsch: "der Punkt" - vom niederländischen "de punt") und Otrabanda (Deutsch: die andere Seite), Scharloo und Pietermaai beherbergen viele historische Gebäude der niederländischen Kolonialarchitektur. Diese vier Ortsteile stehen nahezu komplett unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes. Die beiden Stadtteile Punda und Otrobanda verbindet für Fußgänger und Radfahrer eine schwimmende Brücke, die "Konigin Emmabrug" (Königin Emmabrücke), die für ein- und ausfahrende Schiffe aus dem Hafen mehrmals am Tag geöffnet wird. Der Autoverkehr muss den Umweg über die 55 m hohe Julianabrug (Julianabrücke) nehmen, die etwas nördlich der historischen Altstadt die Sint Annabaai überquert.

Willemstad mit Vororten rund 120.000 Einwohner, womit etwa 85% der Einwohner Curaçaos in Willemstad wohnen. Das politische Zentrum liegt im und um den historischen Regierungsviertel im Fort Amsterdam in Punda. Punda und Otrobanda sind auch die Zentren für nationale Feiertage. So wird am 30. April der Königinnentag groß gefeiert. An diesem Tag trifft sich die Insel, in orange gekleidet, in der Innenstadt, wo ein Königinnenmarkt mit Unterhaltung stattfindet und viele lokale Handwerker ihre Ware anbieten. Am 2. Juli feiert die Insel ihren Flaggentag, mit ähnlichen Aktivitäten, nur dieses Mal in blau gekleidet.

Im Norden der Hauptstadt, am Nordrand des Ortsteils Biesheuvel, liegt das Egilio Hato Stadion, in dem die Niederländischen Antillen ihre Heimspiele bestreiten.

Wirtschaft

 
Strand

Die größten Industriezweige der Insel sind der Tourismus und die Erdölraffinerie. Weiterhin hat die Rolle als Offshore-Finanzplatz eine große Bedeutung. Ab 2010 stehen die Niederländischen Antillen in den USA jedoch nicht mehr auf der schwarzen Liste der Steuerparadiese.

Im Jahr 2007 besuchten insgesamt 299.784 Touristen die Insel Curaçao. Davon kam mit 33,6% der größte Teil aus den Niederlanden, 20,4% kamen aus dem benachbarten Venezuela und 15,5% aus den USA. Die Zahl der deutschen Touristen auf Curaçao ist zwar mit 5.516 (oder 1,3% - 2008) noch sehr niedrig, wächst aber in den letzten Jahren mit vielverspechenden Zuwachsraten von bis zu 18,5% (2008). Martinair erwägt ab 2010 einen Direktflug ab Frankfurt (Main) nach Curaçao anzubieten. Auch der skandinavische (insbesondere der schwedische) Markt wird für Curaçao immer wichtiger.

Offizielle Währung ist der Niederländische-Antillen-Gulden, bezahlt werden kann aufgrund des festen Wechselkurses in der Regel auch mit dem US-Dollar. In der Tourismusbranche wird oftmals auch der Euro akzeptiert

Die Arbeitslosigkeit auf der Insel liegt bei 10,3% (Oktober 2008). Seit Oktober 2005, wo die Arbeitslosigkeit mit 18,2% ihren Höchststand erreichte, hat sich die wirtschaftliche Lage der Insel deutlich erholt. Dies führt auch dazu, dass mehr und mehr Antillianen aus den Niederlanden zurückkehren.

Verkehr

Vom Flughafen Hato aus bestehen tägliche Direktverbindungen nach Amsterdam, Miami, Sint Maarten, verschiedenen Karibikinseln, verschiedene Orte in Venezuela und Bogotá in Kolumbien.

KLM fliegt täglich mit einer Boeing 747 (stand November 2009) von Amsterdam nach Curaçao. Da auch die zu KLM gehörende Martinair sowie ArkeFly von Amsterdam aus nach Curaçao fliegen, gibt es täglich 2 bis 3 Direktflüge zwischen Curaçao Hato Intl. Airport und Amsterdam Schiphol Intl. Airport.

Martinair erwägt ab 2010 einen Direktflug von Frankfurt (Main) nach Curaçao anzubieten.

Kulinarische Spezialitäten

Aus den Schalen von Bitterorangen (Pomeranzen), die auf der Insel wachsen, wird der nach der Insel benannte Likör Curaçao hergestellt. Die Schalen werden mazeriert und dabei in Alkohol eingelegt, der Aroma und Farbstoffe herauslöst. Danach werden blaue, seltener rote Farbstoffe zugesetzt. Nach der Farbe wird das Getränk dann als „Blue Curaçao“ oder „Red Curaçao“ bezeichnet.

Zeitungen

  • Antilliaans Dagblad (Niederländisch)
  • Amigoe (Niederländisch)
  • Karbische Ausgabe von De Telegraaf (Niederländisch)
  • Bala (Papiamentu)
  • Boletin (Papiamentu)
  • Extra (Papiamentu)
  • La Prensa (Papiamentu)
  • Nobo (Papiamentu)
  • Ultimo Noticia (Papiamentu)
  • Vigilante (Papiamentu)

Radio

  • Radio One (Nederlands)
  • Radio Hoyer I (Papiamentu)
  • Radio Hoyer II (Nederlands)
  • Radio Nederland (Wereldomroep Nederland - Nederlands)
  • Kórsou FM (Papiamentu)
  • Top FM (Papiamentu)
  • Radio Krioyo (Papiamentu)
  • Mi 95 (Papiamentu)
  • Clazz FM (English)
  • Easy FM (English)
  • Rock Korsow (Papiamentu)
  • Paradise FM (Nederlands)
  • Radio mas 99 (Papiamentu)
  • Radio New Song (Papiamentu)
  • Hit 100.3 (Papiamentu)
  • Radio direct (Papiamentu)
  • Radio Delta (Papiamentu)

Fernsehen

  • TeleCuraçao (Papiamentu)
  • TV11 (Papiamentu, mit niederländischsprachiger lokaler Talkshow Drayer&Campman (Dienstag und Sonntag 21.00 Uhr lokale Zeit und anderen niederländischsprachigen Sendungen)
  • BVN (Wereldomroep Nederland - Niederländisch)
  • Venezolanische Kanäle (gratis - Spanisch)
  • weitere amerikanische Kanäle (über Satellit, nicht gratis - Englisch)
  • Kanal 24 (nicht gratis - Englisch)

Söhne und Töchter der Insel

Commons: Curaçao – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Curaçao – geographische und historische Karten

Quellen

  1. Statistisches Landesamt
  2. OECD Factbook 2008 mit Daten für 2005
  3. [1]

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Koordinaten: 12° 11′ N, 68° 59′ W