Decca Tree (Decca-Dreieck)
Das "Decca-Tree"-Mikrofonsystem ist eine Art der Stereo-Aufnahmetechnik, die sich bei den Aufnahmen empirisch ergeben hat und die 1954 mit Arthur Haddy, Kenneth Wilkinson und ihren Aufnahmeteams ihren Anfang nahm. Die ersten richtigen Stereoaufnahmen der Decca wurden im Jahre 1958 von vier Produzenten gemacht und umfassten 60 Schallplatten. Die Decca kann auf eine langjährige Tradition im Erforschen von besonderen Methoden im Bereich der Aufnahmetechnik zurückblicken. So entwickelte sie außer ihrer Aufnahmemethode auch ihre eignen Stereo-Mischpulte, sowie andere spezielle Aufnahmegeräte.
Der Produzent James Locke berichtete im Artikel von Jim Betteridge, "Keyed In To Opera", Studio Sound, April 1987 über die notwendigen Kriterien, die zu einer guten Aufnahme gehören. Hier ist die Reihenfolge der Wichtigkeit:
1. Das musikalische Werk (Kompositorische Qualität), 2. Die Darstellungsart (Darbietungsqualität), 3. Die technische Qualität (Akustisch-elektrische Aufnahmequalität).
Die Anwendung der Dreier-Mikrofon-Technik, die als "Decca-Tree" oder "Decca-Dreieck" bekannt wurde, hat sich aus dem Wunsch heraus entwickelt, aus der Minimal-Aufnahmetechnik mit nur zwei Mikrofonen und der Multi-Mikrofontechnik einen Kompromiss zu finden, um die Klarheit sowie die Tiefenstaffelung bei Opern- und Orchesteraufnahmen besser darzustellen.
Das erste "Tree-System" sowie auch das erste Stereo-Mischpult wurden von Roy Wallace entwickelt. Das Mikrofondreieck wird in etwa 3,00 m bis 3,60 m Höhe über der Bühnenebene um den Dirigenten herum aufgestellt. Es steht also nicht vor dem Orchester, wie man häufig sieht. Üblicherweise werden außerdem noch zwei weitere Outrigger-Mikrofone an den Seiten verwendet, die etwa in der Mitte zwischen Dirigenten und äußerer Orchesterabgrenzung bis zu etwa 2/3 der Bühnenbreite aufgestellt werden. Das Panpot des Mittenmikrofons geht mit gleichen Pegeln auf beide Spuren ins Center der Stereoaufnahme. Das linke "Dreiecksmikrofon" und der linke "Ausleger" gehen voll zum linken Kanal und das rechte Mikrofon und der rechte Ausleger gehen zum rechten Kanal.
Als man diese Technik zuerst 1954 ausprobierte, wurden die Neumann-Mikrofone KM 56s verwendet, die eine Neigung von 30° auf das Orchester hatten. Auch andere Neumann-Mikrofone wurden genommen, wie das M 49 in Richtcharakteristik Niere. Man probierte auch zusätzliche Trennwände zwischen den Mikrofonen aus und versuchte die Mikrofone mit Kugelcharaktistik KM 53 und schließlich die Kugelmikrofone M 50 (Spezielle Kleinmembran-Druckempfänger an einer golfballgroßen Pexiglaskugel). Das war im Jahre 1955 unter Kenneth Wilkinson.
Die Trennwände, die man bei den Nierenmikrofonen M 49 probeweise ausprobierte, bestanden aus vier Brettern, die von einem Mittelpunkt nach außen gewinkelt wurden, so dass jedes Mikrofon in der Mitte seiner 60°-"Tortenstückecke" positioniert war. Seit der Verwendung der M 50-Kugelmikrofone wurden aber keine Trennwände mehr verwendet.
Die zusätzlichen "Ausleger" entwickelten sich dahin, dass auch dafür schließlich M 50-Mikrofone eingesetzt wurden, die diagonal über das Orchester zeigten. Diese Mikrofonsignale vergrößern die Abbildungsbreite und den Räumlichkeitseindruck der Stereoaufnahme. Solisten müssen üblicherweise mit gemacht und umfassten 60 Schallplatten.
weiteren Mikrofonen gestützt werden.
So blieb die "Tree"-Anordnung über lange Zeit generell unverändert, wenn auch die Decca-Ingenieure ständig kleinere Veränderungen an den Mikrofonaufstellungen machten, mit denen ja immer raum-, orchester- und partiturabhängig zu rechnen ist.
Diese Art der Aufnahmetechnik, die sich nicht physikalisch-mathematisch berechnen lässt, wurde aus diesen Gründen von den wissenschaftlichen Akustikinstituten nicht beachtet, ja geradezu gemieden.
Bei einer typischen Decca-Aufnahmesitzung wird zusätzlich jede Anstrengung unternommen, um einen passenden Aufnahmeraum für die Komposition und die Besetzung zu finden, der die richtige Nachhallcharakteristik besitzt. Durch Aufhängen von Tüchern oder durch Auslegen von großen Holzplatten über die gepolsterten Sitze im Konzertsaal kann die notwendige Qualität des reflektierten Schalls weiter optimiert werden.
Beim Decca-Tree gibt es nicht - wie beim ORTF-Mikrofonsystem - irgend welche festgelegten Abmessungen. Nur sollten die Abstände der Mikrofone zueinander niemals kleiner als einen Meter sein. Wenn man das Mikrofon im Center mehr als 3 dB gegenüber den anderen Mikrofonen im Pegel absenken muss, dann wird an den Mikrofonabständen etwas nicht richtig sein.
Besonders seit es Surround-Sound-Aufnahmen gibt, kommt man nicht mehr an dieser Decca-Tree-Aufnahmetechnik vorbei, auch wenn sie sich einer Berechnung entzieht. Künstlerisches Gestalten lässt sich eben nicht berechnen.
Decca-Tree Recording mit Neumann Druckempfängern M 50:
http://www.sengpielaudio.com/DeccaTreeRecordingM50.pdf