Stadtsoziologie

spezielle Soziologie, die sich mit den Beziehungen sozialer Gruppen im urbanen Raum befasst
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Die Stadtsoziologie befasst sich als eine spezielle Soziologie mit der Interaktion sozialer Gruppen im urbanen Raum.

Ihre Bedeutung ergibt sich aus der Tatsache, dass die moderne Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft wie auch das Städtewachstum der 'Dritten Welt' die städtische zur zahlenmäßig überwiegenden Bevölkerung gemacht hat.

Eine begrifflich-analytische Zuspitzung der "Stadtsoziologie" hängt davon ab, was genau als "urban" gekennzeichnet wird. Verzichtet man darauf, dann genügen für den Gegenstand der Stadtsoziologie viele Menschen auf wenigen km². Wie will man dann aber das typisch Städtische vom "Slum", vom "Lager", von der unternehmenseigenen Werkssiedlung abgrenzen? Wer genauere Aussagen will, muss also "urban" ("urbane Räume") entweder mit politiksoziologischen Zusatzkriterien charakterisieren (wie noch Max Weber, wo die "Stadt" ein politisch (oft stadtstaatlich) geschützter Marktort ist, vgl. auch die Polis), oder mentalitätsbezogen argumentieren (wie z. B. Georg Simmel in "Die Großstädte und das Geistesleben", oder die soziale Heterogenität betonend Louis Wirth in Urbanism as a way of life), und er muss mithin gewisse ("dichte") Knäuel (cluster) in sozialen Netzwerken als typisch "urban" definieren und "Städten" zuordnen; dann aber wird sich vermutlich ergeben, dass nicht alle (öffentlich-rechtliche) "Städte" "urban" sind, was für Großdörfer (in Nigeria) bereits Bascom als rus in urbe (lat., svw. 'Land in der Stadt') konstatiert hat.

Insoweit die Stadtsoziologie "soziale Probleme" (z. B. sog. "Problemviertel") behandelt, sieht sie oft von der stadtsoziologischen Grundsatzdiskussion ab, legt aber weltweit Wichtiges vor.

Die Stadtsoziologie weist Überschneidungen mit der Stadtgeographie, der Stadtplanung, der Stadtökologie und der Architektur auf. Stehen dort jedoch Raummuster bzw. raumwirksame Systeme im Vordergrund, so ist das Metier der Stadtsoziologie die soziale, politische und ökonomische Interaktion von Individuen oder Gruppen unterschiedlicher Interessen.

Nennenswert ist in diesem Zusammenhang der Ansatz des Urban Managerialism von R.E. Pahl (London 1970).

Literatur

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Stadt., hrsg. von Wilfried Nippel. ISBN 3-16-147278-0