Miep Gies (* 15. Februar 1909 in Wien als Hermine Santrouschitz; † 11. Januar 2010) gehörte zu den vier Helfern, die Anne Frank, ihrer Familie sowie der Familie van Pels und Fritz Pfeffer halfen, während des Zweiten Weltkriegs unterzutauchen.

Frühe Jahre
Miep Gies wuchs in armen Verhältnissen auf, weshalb sie im Rahmen eines Projektes zur Unterstützung unterernährter Kinder 1920 von ihren Eltern ins holländische Leiden geschickt wurde. Sie lebte dort in einer Gastfamilie, zu der sie ein außerordentlich gutes Verhältnis hatte. Dort erhielt sie auch ihren Spitznamen „Miep“. Im Jahr 1922 zog sie mit ihrer Gastfamilie nach Amsterdam. Sie bewarb sich 1933 als Sekretärin in Otto Franks niederländischer Filiale der Firma Opekta. Sie erhielt den Posten, und es entwickelte sich eine gute Freundschaft zu Otto Frank, seiner Frau Edith sowie den Töchtern Anne und Margot.
Verfolgung
In den folgenden Jahren stieg die Gefahr durch die Nationalsozialisten stetig und das nicht am Krieg beteiligte Königreich der Niederlande wurde 1940 von deutschen Truppen besetzt. Gies war eine Gegnerin der Politik Adolf Hitlers und sprach darüber offen mit Otto Frank. Da sie sich geweigert hatte, sich einer holländischen Nazi-Partei für Frauen anzuschließen, wurde kurzerhand ihr österreichischer Personalausweis für ungültig erklärt und sie aufgefordert, nach Österreich zurückzugehen. Sie bemühte sich, die Ehe mit einem Holländer einzugehen; hierin bestand ihre einzige Chance, im Lande zu bleiben. Sie schaffte es innerhalb der ihr verbliebenen drei Monate, ihre dazu nötige Geburtsurkunde aus Österreich zu beschaffen, und heiratete Jan Gies am 16. Juli 1941, wodurch sie die niederländische Staatsbürgerschaft erlangte.
Als die Gefahr für die jüdische Bevölkerung auch in den Niederlanden zunahm, informierte Otto Frank Miep Gies über seine Pläne, mit der gesamten Familie unterzutauchen. Trotz der Gefahr, die auch für sie dadurch entstand, sagte sie ihm sofort ihre Hilfe zu.
Am 5. Juli 1942 erhielt Margot Frank die Aufforderung, sich in einem Arbeitslager zu melden. Otto Frank beschloss daraufhin, die Familie und sich selbst unverzüglich im Hinterhaus in der Prinsengracht 263 zu verstecken, was eigentlich erst für einen späteren Termin geplant war. Miep Gies begleitete zunächst Margot, später Otto, Edith und Anne in das Versteck. Später stießen noch die Familie van Pels und Gies’ Zahnarzt Fritz Pfeffer dazu. In den folgenden zwei Jahren half Miep Gies den Familien Frank und van Pels sowie Fritz Pfeffer mit Lebensmitteln und Zeitungen, aber auch mit freundschaftlicher Zuneigung und Ermutigung. Diese Zeit ist besonders detailliert im Tagebuch der Anne Frank wiedergegeben. Zu den Helfenden gehörten noch Johannes Kleiman, Bep Voskuijl und Victor Kugler.
Am 4. August 1944 wurden die Versteckten von der „Grünen Polizei“ entdeckt und verhaftet. Miep Gies war ebenfalls anwesend, konnte aber einer Bestrafung ausweichen, indem sie dem Kommissar Karl Josef Silberbauer erklärte, sie sei, wie er auch, aus Wien. Daraufhin sah er von einer Meldung ab. Er drohte ihr aber, sie aufzuspüren, falls sie fliehen sollte. Später versuchte sie, ihn mit Geld zu bestechen, um die Entlassung der Familien Frank und van Pels aus der Haft zu erreichen, war diese doch fast gleichbedeutend mit dem Tod. Der Polizist wies diesen Bestechungsversuch zurück, da er „nicht in der Position“ sei, „dies entscheiden zu dürfen“.
Miep Gies betrat noch am Nachmittag nach der Verhaftung das Hinterhaus und rettete die übriggebliebenen persönlichen Gegenstände der deportierten Familien, unter anderem auch die Tagebuchaufzeichnungen von Anne Frank. Diese übergab sie 1945 Otto Frank, der als einziger nach Amsterdam zurückkehrte.
Nach dem Krieg
1950 brachte sie ihren Sohn Paul zur Welt. 1993 starb ihr Ehemann Jan Gies.
Miep Gies lebte zuletzt in guter körperlicher und geistiger Verfassung in ihrem Haus in Hoorn in der Provinz Friesland. Sie war die letzte noch lebende Helferin, die Anne Frank persönlich kannte.
Auszeichnungen
- 1972: Gerechte unter den Völkern zusammen mit ihrem Mann Jan[1]
- 1990: Raoul-Wallenberg-Medaille des Raoul Wallenberg Kommitees der Vereinigten Staaten von Amerika[2]
- 1994: Bundesverdienstkreuz I. Klasse
- 1995: Orden von Oranien-Nassau, Stufe Ritter[3]
- 2009: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[4]
- 2009: Benennung eines Asteroiden zwischen Mars und Jupiter mit dem Namen (99949) Miepgies durch die Internationale Astronomische Union (IAU)[5]
Siehe auch
Literatur
- Miep Gies: Meine Zeit mit Anne Frank. Frankfurt am Main, Scherz 1987, ISBN 3-502-18266-3.
Weblinks
- Offizielle autorisierte Website von Miep Gies
- Menno Metselaar: 1998: „Und ich schreibe auch über dich …“ Miep Gies über Anne Frank; Auf einem Interview mit Miep Gies (mit Bild) auf der Internetseite der Anne Frank Stichting.
- Arthur Max: „Nur getan, was nötig war“: „Heldenmut in Fröhlichkeit und Liebe“. Anne Franks Helferin Miep Gies wird 100 Jahre alt – Retterin des Tagebuchs ; Epoch Times Europe, Bericht vom 23. Februar 2009
- Vorlage:PND
Einzelnachweise
- ↑ Yad Vashem: Righteous Among the Nations Honored by Yad Vashem; Liste vom 1. Januar 2009.
- ↑ Raoul Wallenberg Award Recipients (Bisherige Preisträger), Webseite des Raoul Wallenberg Kommitees der Vereinigten Staaten von Amerika, abgerufen am 12. Januar 2010
- ↑ 100. Geburtstag Miep Gies, Pressemitteilung des Anne-Frank-Hauses Amsterdam vom 12. Februar 2009, abgerufen am 12. Januar 2010
- ↑ Österreichische Botschaft Den Haag: Österreichische Auszeichnung für Anne Frank-Helferin Miep Gies; Pressemitteilung auf APA-OTS Originaltext-Service.
- ↑ Stern nach Anne-Frank-Helferin Miep Gies benannt, in: Lausitzer Rundschau online vom 4. Oktober 2009, abgerufen am 12. Januar 2010
Personendaten | |
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NAME | Gies, Miep |
ALTERNATIVNAMEN | Santrouschitz, Hermine |
KURZBESCHREIBUNG | Helferin von Anne Frank und ihrer Familie |
GEBURTSDATUM | 15. Februar 1909 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 11. Januar 2010 |