Richard Wossidlo

Lehrer, deutscher Ethnologe, Nestor der Mecklenburgischen Volkskunde
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Richard Wossidlo (* 26. Januar 1859 in Friedrichshof bei Tessin; † 4. Mai 1939 in Waren (Müritz)) ist Begründer der mecklenburgischen Volkskunde, einer der Väter der deutschsprachigen Volkskunde und einer der bedeutendsten Feldforscher der europäischen Ethnologie.

Biografie

Er wurde am 26. Januar 1859 als drittes Kind des Rittergutsbesitzers Adolf Ferdinand Wossidlo in Friedrichshof bei Tessin geboren. Häufig war er zu Besuch auf den Höfen seines Großvaters bei Waren und seines Onkels in Körkwitz bei Ribnitz, wo er zum ersten Mal mit den Volksweisheiten und Bräuchen der einfachen Leute (Tagelöhner, etc.) in Berührung kam.

Nach dem Abitur an der Großen Stadtschule in Rostock im Jahre 1876 studierte er bis 1883 Klassische Philologie in Rostock, Leipzig und Berlin. Er brach seine mühselige Dissertation auf dem Gebiet der griechischen Sprache ab, wählte er das höhere Lehramt und war (nach Probandenzeit in Wismar) 1886 bis 1922 Lehrer für Latein und Griechisch am Gymnasium in Waren.

Seine Leidenschaft, der er über 50 Jahre eifrig nachging, war allerdings das volkskundliche Sammeln und Forschen, für das er auch große Teile seines Vermögens opferte. Seine etwa 2 Millionen Notizzettel mitsamt den Zettelkästen sind noch heute die Grundsubstanz des Instituts für Volkskunde der Universität Rostock. Des weiteren durch Wossidlo gesammelte Utensilien und Trachten kann man heute im Mecklenburgischen Volkskundemuseum Schwerin betrachten.

Ab 1883 bereiste Wossidlo nahezu jeden Ort Mecklenburgs und hielt die um die kulturellen Traditionen, wie zum Beispiel Geschichten, Liedgut, Bräuche, Arbeitsweisen und Lebensformen schriftlich fest. Er schrieb das, was ihm von seinen Landsleuten berichtet wurde, auf handtellergroße Zettel, die dann gut sortiert nach Sachgruppen und Orten in seinem Zettelkastenarchiv landeten. Daraus entstand eine weitere Sammlung, die Grundlage für seinen Beitrag zum Mecklenburgischen Wörterbuch wurde.

Richard Wossidlo erhielt zahlreiche Preise. Darunter zweimal den "John-Brinckman-Preis" der Hansestadt Rostock, die "Große Medaille für Kunst und Wissenschaft" des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, die "Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft" der Regierung Mecklenburgs (1934) und die Leibniz-Medaille. Er war Ehrensenator und Ehrendoktor der Universität Rostock, Ehrenbürger der Stadt Waren und pensionierter Gymnasialprofessor.

Richard Wossidlo starb am 4. Mai 1939 in Waren und wurde später auf dem Alten Friedhof in Ribnitz beigesetzt.

Werk

  • Volkstümliches aus Mecklenburg (ein Heft)
  • Mecklenburgische Volksüberlieferungen, Band 1 bis 3
  • Ein Winterabend in einem mecklenburgischen Bauernhause, Theaterstück
  • Aus dem Lande Fritz Reuthers: Humor in Sprache und Volkstum Mecklenburgs. Mit einer Einleitung über das Sammeln volkstümlicher Überlieferungen
  • Buernhochtied, Theaterstück
  • ca. 2 Millionen Handzettel im sogenannten Wossidlo-Archiv, heute in Obhut der Universität Rostock