Hagana

zionistische paramilitärische Untergrundorganisation in Palästina während des britischen Mandats (1920–1948)
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Die Hagana (hebr.: „Verteidigung“) war eine zionistische Militärorganisation in Palästina während des britischen Mandats (1920-1948). Später wurde die Hagana in die neu gegründete israelische Armee Zahal überführt.

Ursprünge

Der Vorgänger der Hagana war die 1909 gegründete Gruppe HaSchomer. Es war eine kleine Vereinigung jüdischer Immigranten, die nie mehr als 100 Mitglieder umfasste.

Nach den arabischen Unruhen von 1920 und 1921 wollte sich die zionistische Führung bei der Verteidigung der Siedlungen nicht länger auf die britischen Kolonialtruppen verlassen. Ha-Shomer reichte nicht mehr aus, weshalb man sie im Juni 1920 auflöste und die zentralisierte und besser organisierte Hagana gründete.

Während der relativ ruhigen ersten neun Jahre war die Hagana dennoch eine eher lose Organisation örtlicher Verteidigungsgruppen in größeren Orten und wenigen Siedlungen. Die von Jisrael Galili geführte Organisation unterstand der zivilen Führung der Gewerkschaft Histadrut und war ihrem starken Einfluss unterworfen.

Infolge der Unruhen des Jahres 1929, die zu 133 Toten auf jüdischer Seite führten, änderte sich die Rolle der Hagana dramatisch. Sie wurde zu einer wesentlich größeren Organisation und umfasste beinahe alle Jugendlichen und Erwachsenen in den ländlichen Siedlungen und hatte tausende Mitglieder in den Städten. Sie begann, ausländische Waffen zu besorgen und einfaches militärisches Gerät sowie Handgranaten herzustellen. Gleichzeitig wandelte sie sich von einer untrainierten Miliz zu einer ernst zu nehmenden paramilitärischen Vereinigung.

1936 bestand die Hagana aus 10.000 aktiven Soldaten und 40.000 Reservisten. Während des Arabischen Aufstands der Jahre 1936-1939 kämpfte sie aktiv zu Gunsten britischer Kolonialinteressen. Obwohl die britische Regierung die Hagana nicht öffentlich anerkannte, kooperierten britische Sicherheitseinheiten mit Teilen der Hagana. Die Kriegserfahrung dieser Jahre erwies sich später im Palästinakrieg 1947-1949 für die jüdische Seite als nützlich.

Aus Unzufriedenheit mit der insgesamt eher moderaten Haltung der Hagana spalteten sich 1937 die meisten Mitglieder der rechten Flügel ab und bildeten den Irgun. Die Untergrundorganisation Irgun und dessen Abspaltung Lechi wurden durch ihre geheimen, meist terroristischen Missionen bekannt.

Um die Lage zu beruhigen, wurde die jüdische Einwanderung nach Palästina 1939 von den Briten eingeschränkt, worauf die Hagana die illegale Einwanderung und Demonstrationen gegen die Briten organisierte. Sie gründete außerdem Alija Bet, die Organisation für illegale Einwanderung, die über Basen in der Schweiz und der Türkei operierte. Die Hagana führte auch Terroranschläge gegen die britische Kolonialverwaltung, z.T. auch gegen palästinensische Dörfer aus.

Teilnahme am 2. Weltkrieg

Trotz des Weißbuchs von 1939, das die Einwanderungsbeschränkungen für Juden festschrieb und damit die jüdische Führung in Palästina tief verärgerte, stellte sich David Ben-Gurion als Vorsitzender der Jewish Agency nach Kriegsausbruch an die Seite der Briten:

Wir werden Hitler bekämpfen, als ob es kein Weißbuch gäbe, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als ob es keinen Krieg gäbe.

Der Irgun nahm allerdings eine extremere Position ein und begann britische Einrichtungen anzugreifen.

Im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs ersuchte die britische Armee die Hagana aus Angst vor einem deutschen Durchbruch in Nord-Afrika um Unterstützung. Nachdem Erwin Rommel allerdings 1942 in El Alamein besiegt worden war, beendeten die Briten ihre uneingeschränkte Unterstützung der Hagana. Nach langen Verhandlungen wurde 1943 eine Jüdische Brigade innerhalb der britischen Armee gegründet. Zwar war den palästinensischen Juden schon seit 1940 der Eintritt in die britische Armee gestattet, die Jüdische Brigade war jedoch die erste ausschließlich jüdische Militäreinheit, die in einem Krieg diente; sie bestand aus 5.000 Soldaten und wurde im September 1944 in Italien eingesetzt. Die Auflösung erfolgte 1946.

Insgesamt dienten während des Krieges mehr als 30.000 palästinensische Juden in der britischen Armee.

Im Frühjahr 1941 gründete die Hagana die Palmach (Akronym für Plugot Mahatz— Einsatztruppen), eine militärartige Einrichtung, die sich auf das Training von Jugendlichen konzentrierte. Sie war vergleichsweise klein - bis 1947 umfasste sie nur fünf Batallione (ca. 2.000 Mann), spielte aber eine wichtige Rolle, da ihre Mitglieder grundlegende militärische Fähigkeiten und auch Führungsfähigkeiten erhalten hatten, die sie für Führungsfunktionen in der späteren israelischen Armee qualifizierten.

Nach dem Krieg

Nach dem Krieg führte die Hagana anti-britische Operationen in Palästina aus, z.B. die Befreiung internierter Immigranten aus dem Atlit Camp, Bombenanschläge auf das Eisenbahnnetz sowie Sabotageakte auf Radarstationen und Polizeistationen der Briten. Außerdem organisierte sie weiterhin die illegale Einwanderung von Juden, wie beispielsweise die Fahrt von europäischen Überlebenden des Holocausts mit der Exodus.

Am 28. Mai 1948, weniger als zwei Wochen nach der Gründung des Staates Israel (am 15. Mai), gründete die provisorische israelische Regierung die neue israelische Armee Zahal (IDF). Zeitgleich wurden alle anderen bewaffneten Gruppen verboten. Der Irgun akzeptierte die Entscheidung nach einem kurzen Zusammenstoß zwischen Hagana und Irgun. Schließlich legte der Irgun die Waffen nieder und Menachem Begin transformierte seine Miliz in eine politische Partei, die Herut.

Bekannte Mitglieder der Hagana: Jitzhak Rabin, Ariel Scharon, Rehavam Zeevi, Mosche Dajan