Die Sea Shepherd Conservation Society (SSCS) ist eine Umweltschutzorganisation mit Sitz in Friday Harbor im US-Bundesstaat Washington, die sich besonders dem Schutz der Meere und dem Kampf gegen den Walfang, die Robbenjagd sowie gegen unverhältnismäßige Fischerei verschrieben hat. Sea Shepherd ist eine Stiftung und finanziert sich durch Spenden[1]. Sie ist eine Non-Profit-Organisation nach § 501(c)(3) des US-amerikanischen Einkommensteuergesetzes. Sie wurde 1977 von Paul Watson gegründet, einem der ersten Mitglieder von Greenpeace.

Die Organisation führt in internationalen Gewässern Aktionen gegen Walfänger, Robbenjäger und japanische Delphinfänger durch und beruft sich dabei unter anderem auf die United Nations World Charter for Nature[2]. Nach eigener Auffassung übernimmt sie dabei die Strafverfolgung auf hoher See, die von den eigentlich zuständigen Regierungen nicht wahrgenommen wird.
Die Organisation hat nach eigenen Angaben seit 1979 zehn Walfangschiffe versenkt. Nach einer Mitteilung der Organisation habe es aber deswegen keine einzige Verurteilung von Sea Shepherd gegeben, da es sich in allen Fällen um illegal operierende Gesetzlose gehandelt habe.[3] Die Sea Shepherd Conservation Society legt Wert auf die Feststellung, dass bei keiner ihrer Aktionen Gewalt gegen Menschen eingesetzt wurde oder wird.
Geschichte
Sea Shepherd unternimmt direkte Aktionen zum Schutz der maritimen Fauna. [4] [5] Die Organisation schützt Fische ebenso wie Robben, Delfine und Wale. Zu ihren Aktionen gehören sowohl konventionelle Proteste, als auch das vorsätzliche Versenken von unrechtmäßig fischenden Fischerbooten und Fabrikschiffen.
1978 kaufte die Sea Shepherd Conservation Society ihr erstes eigenes Schiff. Schon mit diesem ersten Schiff, einem Atlantiktrawler, der nach einem Umbau auf den Namen „Sea Shepherd“ getauft wurde, wurde im Juli 1979 der illegal operierende Walfänger „Sierra“ gejagt und im Hafen von Leixões in Portugal gestellt und gerammt. Nach der Reparatur der „Sierra“ versenkten dann am 6. Februar 1980 Sea-Shepherd-Aktivisten das Schiff im Hafen von Lissabon, welches daraufhin endgültig abgewrackt wurde.[6] Sea Shepherd nimmt Treibnetze an sich und vernichtet diese. Gegen die japanische Hochseefischerei und den japanischen Walfang führt die Organisation eine intensive Medienkampagne. Im Februar 2007 sorgte eine Aktion für Furore, bei der Sea-Shepherd-Aktivisten sechs Ein-Liter-Flaschen mit Buttersäure auf das Deck der Nisshin Maru warfen.
Am 7. März 2008 wurde Paul Watson laut eigenen Angaben während eines Zwischenfalls mit der japanischen Küstenwache von einer Kugel in die Brust getroffen. Die Kugel sei von seiner Kevlar-Weste aufgehalten worden.[7]
Operationen
Sea Shepherd erhebt Anspruch darauf, seit 1979 zehn Walfangschiffe versenkt zu haben und bezeichnet diese Schiffe als moderne „Piraten“. Die Walfänger bezichtigen Sea Shepherd hingegen des Ökoterrorismus.
Die laut Sea Shepherd versenkten Schiffe:
- 1979 - den Walfänger Sierra gerammt und versenkt in Portugal;
- 1980 - die Walfänger Isba I und Isba II versenkt in Vigo, Spanien;
- 1980 - die Walfänger Susan und Theresa versenkt in Südafrika;
- 1986 - die Walfänger Hvalur 6 und Hvalur 7 versenkt in Island;
- 1992 - den Walfänger Nybrænna versenkt in Norwegen;
- 1994 - den Walfänger Senet versenkt in Norwegen;
- 1998 - den Walfänger Morild versenkt in Norwegen.
Ungeklärter Beschuss durch japanische Walfänger
Laut eigenen Angaben wurde Paul Watson am Freitag, dem 7. März 2008, während eines Zwischenfalls mit der japanischen Küstenwache von einer Kugel in die Brust getroffen. Die Kugel wurde nach seiner Darstellung von seiner Kevlar-Weste aufgehalten. Die Situation spielte sich während der "Anti-Whaling-Campain 2008" in arktischen Gewässern ab. [8] Während der Kampagne kam es zur direkten Konfrontation zwischen dem Sea Shepherd Schiff Steve Irwin und dem Walfänger Nisshin Maru. In der letzten Folge der Doku-Serie "Whale Wars" des US-Senders Animal Planet ist dieser Zwischenfall zu sehen. Danach stand Watson an Deck der Steve Irwin während seine Crew kleine, mit Buttersäure befüllte Flaschen auf die Nisshin Maru warf. Zu sehen ist, wie die Japaner Leuchtgranaten zurück warfen. Anschließend zeigt Watson auf der Brücke seine Jacke und die schusssichere Weste und sagt "Ich wurde getroffen". Es ist zu sehen, wie er eine runde Metallkugel aus der Weste puhlt. Es wurden keine weiteren gefundenen Kugeln von Sea Shepherd dokumentiert.
Das japanische Institute of Cetacean Research wies die Behauptung, die japanische Küstenwache hätte scharfe Munition eingesetzt als "Lüge" zurück. Das Institut und die japanische Küstenwache (deren Angehörige auf den Walfängern waren) gaben an, dass es sich bei den Leuchtgranaten ausschließlich um Pyrotechnisches Gerät gehandelt habe, welches Lärm und Lichteffekt produziert ohne jemanden dabei verletzen zu können.
Der Fall wurde von keiner unabhängigen Stelle untersucht. Am selben Tag gab es zwei Presseerklärungen des australischen Außenministeriums. Laut der Ersten wurde die australische Botschaft in Tokyo von Japanischer Seite darüber informiert, dass "Warnschüsse" abgegeben worden seien.[9] In einer späteren Version wird der Ausdruck "'warning balls' – also known as 'flashbangs' – had been fired" (dt. "Warning-Balls" - auch bekannt als "Leuchtgranaten" wurden abgefeuert) verwendet.[10]
Flotte
Sea Shepherd betreibt zur Zeit eine Flotte von drei Schiffen.
Die Farley Mowat ist mit ihren 54 Metern Länge und 659 BRT das Flaggschiff der Sea Shepherd Conservation Society. Es ist ein Eisklasse-Schiff und wurde für die Hochsee gebaut. Ursprünglich wurde es von norwegischen Forschern genutzt, bis Shepherd das Schiff im August 1996 in Schottland kaufte und es nach dem kanadischen Schriftsteller Farley Mowat benannte.
Im Dezember 2007 wurde das Schiff Robert Hunter in Steve Irwin umbenannt, zu ehren des verstorbenen Dokumentarfilmers Steve Irwin.[11] Die Steve Irwin ist mit ihren 53 Metern Länge ebenfalls hochseetauglich. Das Schiff wurde 1975 gebaut und diente zuvor der Scottish Fisheries Protection Agency (Fischereibehörde).
Die Sirenian war ein ehemaliges Schiff der US-Küstenwache und wurde 1955 gebaut. Im Jahre 1979 bekam das Schiff stärkere Motoren und wurde dadurch sehr schnell. Sea Shepherd erwarb es 1991 von der US-Küstenwache. Im Jahre 2006 wurde das Schiff in Yoshka umbenannt und überarbeitet.[12]
Weiterhin gehören Sea Shepherd noch mehrere kleinere Boote.
Im Jahr 2007 wurden die beiden Schiffe von Sea Shepherd (Farley Mowat und Robert Hunter) aus dem Schiffsregister von Belize und Großbritannien gestrichen.[13] Noch im gleichen Jahr erhielten die Schiffe die Flagge der Kahnawake Mohawk Nation. Seit November 2007 fahren beide Schiffe unter der niederländischen Flagge.
Am 6. Januar 2010 wurde das Boot Ady Gil, Begleitboot der MS Steve Irwin, von der Shonan Maru vermutlich gerammt.[14] Das Ganze spielte sich in antarktischen Gewässern ab. Keines der sechs Mannschaftsmitglieder kam dabei ums Leben.
Bekannte Unterstützer von Sea Shepherd
Zu den bekanntesten Unterstützern von Sea Shepherd gehören Richard Dean Anderson[15], Pierce Brosnan, Brigitte Bardot, der Dalai Lama[16], Sean Penn, Red Hot Chili Peppers[17] , Rutger Hauer, Fürst Albert von Monaco, Daryl Hannah[18][19] und Martin Sheen.
Die amerikanische Hardcore-Band Ignite fügt ihren Booklets Überweisungsträger bei, mithilfe derer man Sea Shepherd direkt unterstützen kann.
Auch Wissenschaftler wie Roger Payne und Godfrey Merlen haben sich der Sache von Sea Shepherd verschrieben.[20]
Literatur
- Peter Heller, Wir schreiten ein - Der Kampf des Paul Watson gegen die Walfangflotten der Welt (2008; marebuchverlag). ISBN 978-3-86648-083-4
- Paul Watson, Ocean Warrior. Mein Kreuzzug gegen das sinnlose Schlachten der Wale, Verlag: Ehrenwirth (Mai 2002) ISBN 978-3431033748
Weblinks
Quellen
- ↑ Homepage Sea Shepherd, Spendenseite
- ↑ UN World Charter for Nature
- ↑ Victory for the Whales in Berlin - "Sea Shepherd"-Pressemitteilung (16.06.2003).
- ↑ Südliches Polarmeer - Seeschlacht zwischen Walfängern und Tierschützern FAZ, 23. Dezember 2009 (abgerufen 27. Dezember 2009)
- ↑ Sea Shepherd: Mit Laser gegen Japans Walfänger Die Presse, 27.Dezember 2009
- ↑ Geschichte der Sea Shepherd Conservation Society
- ↑ Japanese Open Fire on Sea Shepherd Crew: Three Injured - "Sea Shepherd"-Pressemitteilung (07.03.2008)
- ↑ Japanese Open Fire on Sea Shepherd Crew: Three Injured - "Sea Shepherd"-Pressemitteilung (07.03.2008).
- ↑ Incident in the Southern Ocean - The Hon Stephen Smith MP, Minister for Foreign Affairs. Foreignminister.gov.au, 7. März 2008, abgerufen am 31. Oktober 2009.
- ↑ Incident in the Southern Ocean - Update - The Hon Stephen Smith MP, Minister for Foreign Affairs. Foreignminister.gov.au, 7. März 2008, abgerufen am 31. Oktober 2009.
- ↑ Sea Shepherd Renames Its Whale Defending Ship the Steve Irwin. Sea Shepherd Conservation Society, 5. Dezember 2007, abgerufen am 26. Dezember 2009 (englisch).
- ↑ http://www.seashepherd.org/who-we-are/the-fleet.html
- ↑ http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/asia/article1358479.ece
- ↑ Kollision in der Antarktis: Walfänger rammt Walfanggegner. tagesschau.de, 6. Januar 2010, abgerufen am 6. Januar 2010 (deutsch).
- ↑ http://www.seashepherd.org/news/media_050310_1.html
- ↑ Radikale Ökos auf Walfänger-Jagd
- ↑ http://www.surfline.com/surf-news/industry-news/dave-rastovich-donates-money-from-signature-vector-rasta-keel-to-sea-shepherd-conservation-socie_11637/
- ↑ Japanische Walfänger stoppen, Der Standard vom 13.11.2008
- ↑ Daryl Hannah segelt mit Walfang-Gegnern, Hamburger Abendblatt vom 03.12.2008
- ↑ Interview mit Paul Watson vom 15. Januar 2006