An-Nāsir Muhammad ibn Qalāwūn

Sultan der Mamluken in Ägypten
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al-Malik an-Nasir Muhammad (*1284; † 1341), Sultan der Mamelucken in Ägypten (1293-1341)

Al-Malik an-Nasir Muhammad war der bedeutendste Mameluckensultan der Bakri-Dynastie in Ägypten. An-Nasir wurde nach der Ermordung seines Bruders Chalil (1290-1293) von den Mamelucken als Sultan eingesetzt. Die Regierung wurde allerdings von einem Rat der Mameluckenemire ausgeübt, in dem Khetbuga bald den entscheidenden Einfluss errang. Dieser verfolgte die Mörder von Chalil und ließ sich 1294 zum Sultan ausrufen. An-Nasir wurde nach Kerak in die Verbannung geschickt.

Nach der Regierung von Khetbuga (1294-1296) und Ladschin (1296-1299) wurde an-Nasir 1299 erneut, nun vierzehnjährig, zum Sultan ausgerufen, stand aber unter der Aufsicht der Emire Salar und Baybars. Der junge an-Nasir mußte im gleichen Jahr in Syrien dem Heer der Il-Khane (100.000 Mann) entgegentreten. Die Mongolem siegten zunächst im Dezember 1299 im Wadi al-Khazindas bei Hama und eroberten Damaskus. Die Mongolen gaben sich aber mit dieser Eroberung zufrieden. So konnte an-Nasir neue Truppen sammeln und zunächst den letzten Versuch der mit den Mongolen verbündeten Templer, auf der Insel Arwad bei Tartus einen Stützpunkt zu errichten, 1302 militärisch beenden. Im darauffolgenden Jahr gelang an-Nasir in der Schlacht bei Schaqhab (20. bis 21. April 1303) ein entscheidender Sieg, der die mongolische Bedrohung für das Mamelukenreich beseitigte.

Trotz dieses großen Erfolgs wurde an-Nasir nach seiner Rückkehr nach Kairo von Salar und Baybars von der Regierung verdrängt. Zwar konnten diese die ägyptischen Beduinen nach einem Massaker (16.000 Tote) unterwerfen (1306), doch geriet das Reich durch ein schweres Erdbeben (1303) und Feldzüge der Johanniter gegen das Nildelta, Akkon und Tartus in eine Krise. Um sich der Vorherrschaft der Emire zu entziehen, zog sich an-Nasir im April 1308 nach Kerak im Jordangebiet zurück und verkündete seine Abdankung. Den Aufenthalt in Kerak nutzte er, um Verbündete unter den Beduinen und den syrischen Mamelucken zu finden, mit denen er schon 1309 seinen Nachfolger Baibars II. stürzte.

Nun konnte an-Nasir die Emire entmachten und die persönliche Regierung übernehmen. Er förderte in der Folgezeit den Bau von Bewässerungsanlagen. Außerdem wurden die Finanzen reorganisiert, die Steuern für Großgrundbesitzer wurden erhöht und Abgaben auf Salz, Zucker, Geflügel etc. abgeschafft. Wegen vorangegangener Missernten wurde auch scharf gegen Wucherer vorgegangen. An-Nasir gelang gegen den Widerstand der Mamelucken auch die Umverteilung der Militärlehen zu Gunsten des Sultans und der kämpfenden Truppen. Dadurch konnte die Bildung einer feudalen Mameluckenoberschicht zunächst aufgehalten werden.

Außenpolitisch begnügte sich an-Nasir mit der Sicherung des Reiches. So wurde 1323 ein Friedensvertrag mit den Il-Khanen von Persien abgeschlossen. Im Hedschas und in Nubien wurde die Oberhoheit durch Expeditionen abgesichert.

Der Wohlstand des Landes ermögliche eine umfangreiche Bautätigkeit und die Förderung der Wissenschaft. So wurde u.a. die Moschee auf der Kairoer Zitadelle errichtet.

An-Nasir starb im Juni 1341. Nachdem die Emire ihm schwören mussten, als Nachfolger seine Nachkommen einzusetzen, wurden bis 1382 zwölf seiner Söhne und Enkel, meist im Kindesalter, als Sultane eingesetzt; sie unterstanden aber der Kontrolle der Emire. Letztere konnten ihre Macht weiter stärken, so dass sich die Mamelucken zu einer mächtigen Feudalklasse entwickelten, gegen die die Sultane in Zukunft kaum regieren konnten.