Friedrich Georg Schmieder (* 24. Juli 1911 in Köln; † 2. Februar 1988) war ein deutscher Mediziner, der an den nationalsozialistischen Krankenmorden beteiligt war. 1950 gründete er die Kliniken Schmieder.
Leben
Über das frühe Leben von Friedrich Schmieder ist nichts bekannt. Gesichert gilt, dass er im Mai 1933 Mitglied in der NSDAP wurde, und mit Hilfe der Partei ein Studium der Medizin beginnen konnte. Im Dezember 1936 promovierte er und veröffentlichte eine Dissertation unter dem Titel Das Geburtstrauma im Fragenkreis des Erbgesundheitsgerichts Köln. 1938 nahm er eine Assistenzstelle am Universitätsklinikum Heidelberg an, um in der Psychiatrisch-Neurologischen Abteilung unter Carl Schneider seine psychiatrische Facharztausbildung zu absolvieren.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges betreute er in der Lazarettabteilung der Universitätsklinik Heidelberg als Arzt der Wehrmacht hirnverletzte Soldaten. Schmieder war unter seinem Ausbilder Schneider von Juli 1942 bis März 1943 maßgeblich an der Erforschung und dem Sezieren von geistig Behinderten beteiligt. Ab 1943 fertigte er Fotos von seinen Arbeiten an, und publizierte diese in einer Fachzeitschrift. Mit zynischen Bemerkungen, wie etwa “Idiot von 96 Zentimetern Größe. In Chloräthylnarkose senkrecht aufgenommen” wurden die pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse kommentiert. Ab November 1944 erfolgte noch ein Fronteinsatz.
Schmieder geriet bei Kriegsende in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juni 1945 entlassen wurde. Anschließend kehrte wieder nach Heidelberg zurück und nahm wieder sein Beschäftigungsverhältnis an der Universitätsklinik Heidelberg auf. Schmieder gehörte zu jenen Medizinern, die trotz ihrer Tätigkeiten zur Zeit des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland mühelos an ihre Arbeit anknüpfen konnten. Er war noch bis 1948 in Heidelberg tätig und gründete 1950 in Gailingen am Hochrhein eine eigene Neurologische Klinik, der später eine zweite Einrichtung in Allensbach folgte. 1970 wurde Schmieder zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Hirntraumatologie ernannt.
Die Politik ignorierte weitgehend Schmieders Vergangenheit. So wurde er 1971 Ehrenbürger von Gailingen und 1974 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 1979 wurde er zudem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. 1980 erhielt er den Professor-Titel.
Erst am 20. März 1984 wurde ein Verfahren gegen Schmieder wegen seiner Rolle während der nationalsozialistischen Krankenmorde eingeleitet. Schmieder gab an, er könnte sich nicht an Einzelheiten erinnern; auch fehlten konkrete Beweise, dass Schmieder je einen Mord begangen hatte. Am 16. Mai 1986 stellte die Staatsanwaltschaft in Heidelberg das Verfahren ein.
Friedrich Schmieder starb zwei Jahre später im Alter von 77 Jahren.
Literatur
- Ernst Klee: Friedrich Georg Schmieder, Eintrag in: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Aktualisierte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 693.
- Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord. 12.Auflage. Fischer-TB, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-596-24364-5.
Personendaten | |
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NAME | Schmieder, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Neurologe und Psychiater |
GEBURTSDATUM | 24. Juli 1911 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 2. Februar 1988 |