Anthroposophie

von Rudolf Steiner begründete spirituelle und esoterische Weltanschauung
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Februar 2004 um 00:47 Uhr durch Asb (Diskussion | Beiträge) (Lit. erg.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Anthroposophie (wörtlich Menschen-Weisheit) ist eine von Rudolf Steiner (1861-1925) begründete Weltanschauung. Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit Anthropologie.

Sie ging aus der Theosophie (wörtlich Gottes-Weisheit) von Helena Blavatsky (1831-1891), die indische und westlich-okkultistische Lehren verband, und der Idee, dass die Realität im Wesentlichen geistig sei, hervor. Im Gegensatz zu dieser Lehre, welche das bestehende Christentum leidenschaftlich ablehnte, versteht sich die Anthroposophie allerdings als eine christliche und humanistische Lehre, die daneben auch buddhistisches Gedankengut integriert.

Die philosophische Basis der Anthroposophie findet sich in Steiners Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit, ein Werk das für sich in Anspruch nimmt, Immanuel Kant und seine Kritik der Reinen Vernunft zu widerlegen. Kernpunkt ist die Lehre, dass alle unser Erfahrungen wahr sind -- nicht bloss wahr als Erfahrungen, wie Kant gesagt hätte, sondern dass ihr Inhalt sich auch auf wahre Objekte bezieht. Diese Ansicht bildet die Grundlage für Steiners späteren Anspruch, "exakte wissenschaftliche Beobachtungen" über die "geistige Welt" anstellen zu können. Außerhalb der Anthroposophie wird diese Philosophie großteils abgelehnt. Die meisten neueren philosophischen Denker gehen davon aus, dass Steiner Kants Werke nicht verstanden hat und sehen in seiner Philosophie einen Rückschritt in die Denkmodelle der mittelalterlichen Scholastik und in seiner "Wissenschaft" eine lebhafte Vorstellungskraft, welche einen nicht begründbaren Anspruch auf Objektivität erhebt. (siehe auch Universalienstreit).

Die Anthroposophie besagt, dass Menschen aus drei Instanzen bestehen: Körper, Seele und Geist. Das Ziel der Anthroposophie sei, durch Meditation, Beobachtung und Offenheit auf einer lebenslangen 'Suche' höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, weil der Mensch und die gesamte Welt (geistige und physische) sich in einer beständigen Entwicklung (Evolution) befänden. Kritiker werfen der Bewegung allerdings vor, dass private Ansichten Steiners unkritisch mit "höheren Bewusstseinsebenen" gleichgesetzt würden.

Die Bewegung befürwortet Homöopathie und verwendet die Theorien, dass eine Pflanze Krankheiten in Organen, die Teilen der Pflanze ähnlich sehen, behandelt und dass 'sternförmige Kräfte' in Pflanzen den Körper beeinflussen.

Die katholische Kirche betrachtet die Antroposophie und ihre Organisationsformen wie die Anthroposophische Gesellschaft als eine ideologiegeprägte Sekte (vgl. hierzu [1]) mit Tendenz zu intellektuell überhöhtem Rassismus (Rassismusstreit).

Siehe auch: Anthroposophische Gesellschaft, Christengemeinschaft, biologisch-dynamische Landwirtschaft, Anthroposophische Medizin, Waldorfschulen, Goetheanum


Anthroposophische Publikationen:

Kritisch:

  • Ist Anthroposophie / Waldorf eine gefährliche Sekte? Eine Forumsdiskussion und Recherche auf über 30 Seiten.

Literatur

Zum Rassismusstreit:

  • Hans-Jürgen Bader, Lorenzo Ravagli: Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit. Anthroposophie und der Rassismusvorwurf, Verlag Freies Geistesleben (2003).