Kelten

Volksgruppen der Eisenzeit in Europa
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Die Kelten (lat.: celti, gr.: keltoi, galatoi) waren ein indoeuropäisches Volk, das sich aus einem einem äußerst losen Verbund vieler Stämme mit ähnlicher Kultur zusammensetzte, die zwischen ca. 550 v. Chr. und 50 v. Chr. in Mitteleuropa heimisch waren. Im Süden grenzte zu dieser Zeit der griechisch-römische Kulturkreis an, im Norden siedelten germanische Stämme. Mit deren Vorrücken nach Süden am Beginn des 1. Jhdts. v. Chr. starb die keltische Zivilisation in Mitteleuropa aus, hielt sich aber als Inselkeltentum in Irland und Wales noch bis ins fünfte nachchristliche Jahrhundert.

Allgemeines

Die Kelten hatten keine Schrift und haben nur minimale eigene Aufzeichnungen mit dem griechischen Alphabet hinterlassen. Daher beruhen Kenntnisse über die Kelten auf der Geschichtsschreibung ihrer Nachbarn (antikes Griechenland, Römisches Reich) sowie auf archäologischen Funden. Anscheinend war die Ogham-Schrift alleiniges Gebiet der Druiden, welche Aufzeichnungen nur in sehr begrenztem Umfang zuließen (Funde: irische Grab- und Grenzsteine des 4.-7. Jh).

Daneben gibt es eine (moderne) Klassifikation der Kelten als diejenigen Völker, die keltische Sprachen gesprochen haben. Eine eindeutige Zuordnung zwischen Sprache und historischen bzw. archäologischen Daten ist in der Regel nicht möglich. Eine archäologische Stätte, die 'typische' Kulturmerkmale (La-Tène-Kultur) enthält, kann, muss aber nicht auf eine keltisch sprechende Bevölkerung hinweisen. Genauso kann ein keltischsprechendes Volk eine eigenständige kulturelle Entwicklung durchmachen, und sich von der 'typischen' keltischen Kultur unterscheiden.

Daher sind die folgenden, auf archäologischen und historischen Daten beruhenden Angaben als Aussagen zur Kultur, und nur bedingt zur Sprache zu verstehen.

Geschichte

Kelten treten zum ersten Mal am Ende der Hallstatt-Kultur zu Tage. Diese Kultur, die vorwiegend von den Illyrern getragen wurde, überzog weite Teile Mitteleuropas in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (je nach Quelle 1200-500 v. Chr. bis 800-400 v. Chr.). Gegen deren Ende, etwa im 6. Jahrhundert v. Chr., zeichnen sich im Gebiet der oberen Donau (heutiges Westösterreich und Süddeutschland) erste keltische Spuren ab. Gegen Ende der Hallstatt-Kultur wanderten die Kelten von dieser Region ausgehend nach Westen und Norden.

Der Hallstattkultur folgt die vorwiegend durch die Kelten geprägte La Tène-Kultur (475 - 40 v. Chr.), deren typische Merkmale dem Einfluss des Reitervolks der Kimmerier auf die Kelten zugeschrieben wird. Die La Tène-Zeit stellt die Blüteperiode keltischer Kultur dar, die mit der Eroberung fast aller keltischen Völker durch das römische Reich und dem Vordringen der Germanen nach Süden ein Ende fand.

Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. drangen Kelten nach Nordspanien ein, verdrängten die Ligurer und vermischten sich mit den ebenfalls dort ansässigen Iberern zu den Keltiberern.

Der Ursprung der Kelten auf den britischen Inseln ist umstritten. Spuren einer großen Eroberung sind nicht bekannt; eventuell waren die Britischen Inseln sprachlich schon lange keltisch beeinflusst, oder es fand eine allmähliche Einwanderung und sprachliche Vermischung statt (siehe z. B. Geschichte Irlands).

In der Folgezeit fanden Wanderungen nach Osten und Süden statt, die von griechischen und römischen Geschichtsschreibern aufgezeichnet sind, und daher detaillierter bekannt sind als die West- und Nordwanderungen. Einige Stämme fielen unter Brennus in Italien ein (Schlacht an der Allia im Jahre 390 v. Chr.). In Norditalien ließen sich einige Stämme daraufhin nieder. Weitere Siedlungsgebiete keltischer Stämme waren Griechenland und Galatien (in Kleinasien).

Die größte Ausbreitung erreichten die Kelten um 200 v. Chr.. Danach wurden sie vom aufstrebenden römischen Reich im Süden und den germanischen Stämmen im Osten bedrängt und gingen letztendlich im römischen Reich auf: Der letzte Feldzug der Gallier gegen die Römer unter Vercingetorix im Jahr 52. v. Chr. endet in der Niederlage der Kelten auf dem europäischen Festland; auf den britischen Inseln bestanden in Irland und Wales noch bis ins 5. Jahrhundert eigenständige keltische Kulturen, die sich im Zuge der folgenden Christianisierung wandelten.

Wirtschaft

Die keltische Wirtschaft basierte auf Ackerbau und Viehzucht. Auf kleinen, umzäunten Äckern wurden Getreide (Emmer, Dinkel, Gerste, Hirse) und Leguminosen (Saubohnen, Erbsen, Linsen) angebaut. Bekannt waren Löwenzahn, Brennessel, Rübe, Rettich, Sellerie, Zwiebel, Kohl u.a. Aus archäologischen Funden (Speiseresten) in Hallstatt lässt sich etwa ablesen, dass die Kelten ein noch heute übliches Gericht gegessen haben, "Ritschert" einen Eintopf aus Rollgerste und Bohnen.

Da das lateinische Wort für Bier (cervisia) ein keltisches Lehnwort ist, wird vermutet, dass die Kelten das Brauen beherrschten.

Wichtigstes Haustier war das Rind, welches neben Fleisch, Milch (Käse) und Leder auch unabdingbar bei der Ackerbestellung war. Der Reichtum eines Kelten wurde in der Anzahl seiner Rinder gemessen. Daneben wurden Schafe (Wolle) und Schweine gehalten; Hunde kannte man ebenfalls als Nutztiere (Hütehunde). Pferde waren ein Statussymbol und waren bei Kriegszügen wichtig. Von Bedeutung für die keltische Wirtschaft war auch der Bergbau.

Aus reich ausgestatteten Hügelgräbern der späten Hallstatt-Zeit ("Fürstengräber") ist bekannt, dass die Gesellschaft auf lokaler Ebene unter einem Fürsten stand. In der späten La Tène-Zeit hatten sich weiträumige politische Strukturen entwickelt.

Die keltischen Stämme auf dem Kontinent übernahmen das Geldwesen von Griechen und Römern und prägten eigene Münzen. Grabfunde zeugen noch heute von dem ausgedehnten Handel der Kelten mit allen Völkern des antiken Europa. Exportiert wurden u.a. Eisen, Zinn, Salz, Holz, Flachs, Wolle, Waffen, Werkzeuge, Prunkwagen, Textilien, Schuhe. Importiert Glas, Wein und andere Luxusgüter aus dem Mittelmeerraum. Entlang der wichtigsten Handelsstraßen entstanden keltische "Oppida", befestigte, städtische Siedlungen. Das bedeutendste keltische Oppidum in Mitteleuropa lag beim heutigen Manching in Bayern.

Gesellschaft

Die Einblicke historischer Schreiber in den Aufbau der keltischen Gesellschaft sind gering.

Julius Cäsar gibt im "Gallischen Krieg" (De bello Gallico) einen Einblick in die Gesellschaft der Kelten. Demnach gab es die Oberschicht der Fürsten, mit einer politischen und militärischen Führungsrolle. Aus den oberen Gesellschaftsschichten stammten wahrscheinlich auch die Druiden, mit Verantwortung des Kultus, der keltischen Religion.

Obwohl Frauen in hohem Ansehen standen und auch hohe Ränge einnehmen konnten, war die keltische Gesellschaft isgesamt patriarchal organisiert. Die bekannteste keltische Kriegerin war Boudicca, Anführerin der Icenier (Britannien) im Aufstand gegen die römische Besatzung im Jahre 61 n. Chr. sowie Cartismandua, Königin der Briganten, die 77 n. Chr. von Agricola besiegt wurde.

So genannte Fürstengräber zeigen in den Grabstätten männlicher Toter reichere Grabbeigaben. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in einfacheren Gräbern geringer; die Ausnahme ist, dass Frauen im allgmeinen keine Waffen mit ins Grab bekamen.

Religion

Über die Religion der Kelten ist nur sehr wenig bekannt. Hauptgründe dafür sind die geringe Verbreitung von Schrift (erst durch die Römer erhielten die Kelten Zugang zur Schrift) sowie die Tradition der mündlichen Überlieferung des Druidentums, welches bei den Kelten einen hohen Stellenwert einnahm.

Caesar (VI 16) bescheinigt den Kelten eine tiefe Religiosität. In der Tat stellten die Römer die keltischen Götter sogar den eigenen gleich. Aus Teutates wurde Merkur, aus Cernunnos Pluto, Grannus wurde dem Apollo gleich gestellt und Lenus dem Mars, usw.

Zentral in der keltischen Religion und Mythologie waren die Druiden, der keltische Priesterstand. Dies war eine besondere Eigenheit der Kelten, da sonst weder Römer, Griechen oder Germanen hauptamtliche Priester kannten. Die Bezeichnung "Druide" stammt wahrscheinlich vom griechischen drys - Eiche. Nach Plinius (naturalis historia 16, 249 ff.) war den Druiden die Eiche auch tatsächlich heilig, nebst der auf ihr wachsenden Mistel.

Die Ausbildung zum Druiden dauerte lange, nach Caesar (VI 14,1) mehr als zwanzig Jahre. In dieser Zeit lernte der angehende Druide die Künste seiner Zunft; die Sterne, die Erde, den Wind und das Wasser zu deuten, die Götter, die Natur im Allgemeinen. Aber auch Gedichte, Gesänge und Rätsel waren Gebiete, auf denen die Druiden wissend waren. Die Überlieferung dieses Wissens erfolgte mündlich, auch nachdem die Kelten die Schrift von den Römern übernommen hatten.

Neben ihren priesterlichen Funktionen hatten die Druiden aber auch durchaus weltliche Pflichten und Privilegien. So hatten sie in allen Streitfragen, öffentlichen wie privaten, zu entscheiden, seien es nun Erbstreitigkeiten, Grenzkonflikte oder sogar Mord. Die Druiden legten auch die Strafen fest, laut Caesar (VII 33,3) war die Exkommunikation die schwerste der denkbaren Strafen. Die Druiden wären für ihre Gerechtigkeit bekannt, rühmte Strabon (IV, 4,4).

Allem Anschein nach gab es auch weibliche Druiden, zumindest in Wales.


Kunst und Kultur

Die Grals-Sage und das Nibelungenlied sind Legenden die möglicherweise zu Teilen auf Basis von späten keltischen Mythen entstanden sein könnten.

Die darstellende Kunst der Kelten hat sich bis in die Neuzeit retten können und erfreut sich insbesondere bei Neuheiden und Anhängerinnen der New Age-Bewegung grosser Beliebtheit.

Auch die Keltische Musik ist nach wie vor aktuell - Spuren davon findet man im irischen und schottischen Folk sowie im französischen Celtic.

Stämme

Die Kelten zerfielen in viele unterschiedliche Stämme, die wiederum zu gewissen Stammesgruppen zusammengefasst werden können. (siehe auch Liste der keltischen Stämme) Genaue Grenzziehungen sind (wie üblich) schwierig. Nach Regionen soriert ergibt sich in etwa folgendes Bild:

Gallien

Die gallischen Stämme, zusammenfassend unter Gallier geführt, saßen im heutigen Frankreich bis hinunter in die Schweiz.

Im heutigen Frankreich und den angrenzenden Gebieten Belgiens und Deutschlands waren es insbesondere die Allobroger (Savoyen und Dauphiné), die Ambianer (bei Amiens), die Arverner (Auvergne), die Biturigen (bei Bourges), die Cenomanen (Seine-Loire-Gebiet, sowie teilweise in Norditalien), die Eburonen (Eifel, Ardennen), die Häduer (Mittelfrankreich, um Autun), die Mediomatriker (Region um Metz, Teile des Saarlandes), die Parisier (Zentralbritannien und Gallien/Paris?), die Senonen (bei Sens, sowie in Norditalien), die Treverer (im Moselraum, bei Trier), die Veneter (an der Loire-Mündung), die Viromanduer (bei Vermandois)

In Süddeutschland und der heutigen Schweiz fand sich die Gruppe der Helvetier, mit den Stämmen der Tiguriner und Toygener,

Im Süden des gallischen Gebietes, in Norditalien, saßen die Insubrer, im Norden die Nervier und Belger, die teilweiße auch bis Britannien vorzufinden waren.

Britannien

Die britannischen Stämme der Kelten waren die Ancalitae, die Atrebaten, die Bibrocae, die Briganten (großer Stammesverband in Britannien von der Irischen See bis zur Nordsee), die Cantae, die Cassi, die Catuvellaunen (mächtiger Stamm in Britannien), die Dobuni (obere Themse), die Dumnonii (Cornwall und Devon), die Durobrigen (Südbritannien, bei Dorset), die Icener/Iceni (bei Norfolk und Suffolk), die Ordovices (Wales), die Parisier (Zentralbritannien und Gallien/Paris?), die Regner, die Segontiaci, die Siluren (Zentralbritannien), die Skoten und die Pikten (vermutlich keltisch, sicher keltisch beeinflusst), die Trinovanten (nördlich der Themse), sowie die bereits erwähnten Nervier/Belger, die auch in Nordgallien vorkamen.

Donaugebiet und auf dem Balkan

Hier sind insbesondere zu erwähnen die Boier (Böhmen, Mähren, WestSlowakei, Norditalien), die Kotiner (Slowakei) die Eravisker (Danubien, bei Budapest) sowie die Skordisker (Wanderung zwischen Mitteleuropa und Griechenland)

Iberische Halbinsel

Galatien/Kleinasien

In der Region des heutigen Ankara fanden sich die Galater, die sich in die Stämme der Tektosagen, Tolistobogie und Trokmer differenzieren lassen.

Noch nicht zugeordnete keltische Stämme

Literatur