Schmotziger Donnerstag

Teil der schwäbisch-alemannischen Fastnacht
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Mit dem Schmutzigen Donnerstag beginnt die eigentliche Fastnacht. Er fällt auf den Donnerstag vor Aschermittwoch. Der Begriff wird nahezu ausschließlich in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht (d.h. in Baden-Württemberg und der Schweiz) verwendet. Je nach Region und Dialekt wird er hier auch Schmotziger Donnerstag, Gompiger oder Glompiger Donnerstag genannt. Der Tag wird in den rheinischen Karnelvalsgebieten meist als Weiberdonnerstag oder Weiberfastnacht bezeichnet. Teilweise ist der Tag auch als Schwerdonnerstag bekannt, beispielsweise in Mülheim-Kärlich, wo er der Haupttag der Fastnachtszeit ist. Vereinzelt nennt man ihn auch unsinnigen Donnerstag, im Saarland auch fetten Donnerstag.

Im hohen und ausgehenden Mittelalter bis hin in die Neuzeit war Fastnacht die letzte Möglichkeit, vor der österlichen Fastenzeit nochmals Fleisch zu essen. Der Ursprung des Namens Schmutziger Donnerstag kommt jedoch nicht von Schmutz = Dreck, sondern vom hochalemannischen Schmutz /Schmotz = Fett, Schmalz. An diesem Tag werden vielerorts (besonders im allemannischen Raum) die in-Fett-gebackenen "Fasnetsküchle" (ein Hefegebäck gefüllt mit Marmelade) gegessen.

Der kirchliche Zyklus der Monate, Wochen und Tage bzw. die Ausrichtung der Menschen des Hoch- und Spätmittelalters an der kirchlichen Liturgie begründet den Namen als fetten, schmutzigen Donnerstag. Der Donnerstag galt in der liturgischen Abfolge der Woche, d.h. in den von der katholischen Kirche angeordneten Richtlinien und Gebete in Form von Psalmen, als der allgemeine Schlacht- und Backtag. Mittwochs musste gefastet werden; der Freitag als der Gedenktag Christi – Jesus starb an einem Freitag (Karfreitag) - wird noch heute als Fastentag mit Fischgerichten begangen. Auch der Samstag fiel als Schlachttag aus; auf ihn nahmen Überbleibsel aus dem jüdischen Glauben Einfluss. Dieser besagt, dass der Tag nicht etwa am Morgen beginnt, sondern bereits am Abend. Daher beginnt der Sonntag schon am Samstag Spätnachmittag. An einem halben Tag war es nicht möglich, die verschiedenen Arbeitsgänge der Wurst- und Fleischherstellung zu bewerkstelligen. Der heilige Sonntag stand als Arbeitstag gemäß der Bibel außer Frage. Der Montag und Dienstag – von der Liturgie war dies grundsätzlich erlaubt – konnte an Fastnacht als Schlachttag nicht genutzt werden, da es schlichtweg keinen Sinn machte, zu schlachten: Der Aschermittwoch war nah, ab diesem Zeitpunkt durfte kein Fleisch mehr gegessen werden. Das überschüssige Fleisch wäre verdorben. Daher war es naheliegend, den Donnerstag als Schlacht- und Backtag zu nehmen. Die Menschen nannten daher diesen Tag, an dem nochmals alles mögliche Vieh zu Essbarem verarbeitet wurde, den fetten, schmutzigen Donnerstag. Dies erklärt auch, warum heute noch in sehr traditionellen Fasnachten wie Villingen oder Rottweil nur am Schmutzigen Donnerstag, Fasnachtsmontag und –Dienstag maskierte Narren zu sehen sind und Umzüge stattfinden: Die kirchliche Liturgie des Mittelalters ließ solche Dinge nur an diesen Tagen zu.

In späterer Zeit wurden am Schmutzigen Donnerstag von der Zunft der Metzger ein Metzgertanz öffentlich aufgeführt, der an diesen alten Schlachttag erinnern sollte.

siehe auch: Weiberfastnacht