Gothic (Album)

Album von Paradise Lost
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Gothic (engl.: gotisch, Gothic, fig. düster, schaurig) ist das zweite Studioalbum der englischen Band Paradise Lost.

Gothic
MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Paradise Lost

Veröffent-
lichung(en)

März 1991

Label(s) Peaceville Records

Format(e)

CD, LP

Genre(s)

Gothic Metal, Death Metal, Doom Metal

Titel (Anzahl)

10

Länge

39:24

Besetzung

  • Gesang: Nick Holmes
  • Gitarre: Gregor Mackintosh
  • Gitarre: Aaron Aedy
  • Bass: Stephen Edmondson
  • Schlagzeug: Matthew Archer

Produktion

Keith Appleton

Studio(s)

Academy Music Studios, London

Chronologie
Lost Paradise
(1990)
Gothic Shades of God
(1992)

Die bei ihrem Erscheinen im März 1991 auf dem Peaceville-Label als Death Metal mit Doom-Einflüssen oder Death-Doom [1][2] rezipierte Veröffentlichung gilt im Nachhinein als stilprägend und namensgebend für den Gothic Metal.[3][4]

Musikstil

Auf Gothic gehen Paradise Lost den Schritt vom Death Metal, der noch das Vorgängeralbum Lost Paradise bestimmte, zum Gothic Metal, für den sie zum Vorreiter avancierten.[5] Die schweren Riffs ähneln denen von Bands wie Trouble oder Candlemass, hinzu kommen allerdings Death-Metal-ähnliche Grunts, die allerdings variabler eingesetzt werden und zum Teil nicht mehr so tief ausfallen wie bei der vorangegangenen Platte, jedoch oft nicht weniger aggressiv. Diese Elemente werden mit Gothic-Rock- bzw. Dark-Wave-Einsprengseln á la Sisters of Mercy, insbesondere einzelnen, vom Engineer Keith Appleton eingespielten Keyboard-Passagen, sowie der hohen Stimme von Gastsängerin Sarah Marrion verbunden und nehmen damit spätere Erkennungszeichen des Gothic Metal vorweg. Darüber hinaus beinhaltet das Titelstück Gothic orchestrale Passagen, das Outtro Desolate ist gänzlich instrumental durch das Raptured Symphony Orchestra eingespielt.

Auffällig ist auch das gegenüber Lost Paradise, das zwar auch schon bei Breeding Fear weiblichen Gesang enthielt, deutlich variablere Songwriting. So wechselt das Tempo von langsamen, doomigen Passagen zu Midtempo-Songs, auf für den Death Metal typische Hochgeschwindigkeitsteile wird verzichtet. Auch innerhalb der Songs arbeitet Songwriter Gregor Mackintosh mit Tempowechseln, unerwarteten Breaks und ungewöhnlichen Taktarten, etwa einem 6/8-Takt bei Rapture. Beim Gitarren- und Schlagzeugsound wurde auf den großflächigen Einsatz von Reverb verzichtet, was der Platte jenseits der orchestralen Teile einen besonders trockenen Klang verleiht. Zudem sind die Gitarren deutlich weniger verzerrt als auf dem Debütalbum.[2] Hervorstechend sind insbesondere die dominierenden, oft zweistimmig übereinandergelegten Leadgitarren Mackintoshs, die – aufgrund des meist monotonen Gesangs – die Melodien der Stücke transportieren.

„Wir hatten unseren Stil komplett ausgereizt. Also versuchten wir, nicht mehr so engstirnig zu denken und unserer düsteren Seite vielleicht auch mal die ein oder andere Melodie zu gönnen.“

Gregor Mackintosh[5]

„Death Metal war und ist eine ziemlich aufregende Angelegenheit. Aber er hat natürlich auch seine Grenzen. Ich meine, wie tief kann man seine Gitarre noch runterstimmen? Bis die Saiten schlaff am Hals baumeln? Wir dagegen versuchten, das Ganze auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, außerdem sind mir früher schon genug Adern im Auge geplatzt, während ich wie ein tollwütiger Hund abgegangen bin.“

Nick Holmes[5]

Entstehungsgeschichte

Paradise Lost setzten mit Gothic einen Kontrapunkt zur Grindcore-Welle in England Anfang der 1990er-Jahre. Das Album wurde von November 1990 bis Januar 1991 in den Academy Music Studios in London eingespielt. Ab April 1991 folgte eine erste ausgedehnte Europa-Tour. Auch ermöglichte dieser erste Achtungserfolg der Band, für die nächsten Alben einen lukrativeren Vertrag bei Music for Nations auszuhandeln.[3]

Texte

Auch in textlicher Hinsicht stellt Gothic eine Weiterentwicklung dar, die Texte, die allesamt von Nick Holmes verfasst wurden, wirken reifer als noch auf Lost Paradise.[2] Sie handeln oft von dunklen Emotionen, „being miserable“, wie Holmes es zusammengefasst hat.[4] Motive wie Schmerz, Furcht oder Trennung werden in oft kryptischer[3], nicht eindeutig interpretierbarer Weise thematisiert.

Rezeption

Gothic gilt im Allgemeinen als „Durchbruch“ für Paradise Lost.[6] Rock-Hard-Chefredakteur Götz Kühnemund, der acht von zehn Punkten vergab, lobte gerade die Tatsache, dass sich die Band mit dem Album von den „üblichen Death-Metal-Klischees“ entfernte,[1] was andererseits für die frühen Fans schon damals wie ein Stilbruch wirkte.[2] Dennoch ebnete gerade der auch in der Folge praktizierte Stilwandel den Weg zu neuen Fangruppen.[6] Auf Allmusic.com, wo Eduardo Rivadavia Gothic als „perfect logical step in retrospect“ bezeichnete, erhielt das Album drei von fünf Sternen.[2]

Im Buch „Best of Rock & Metal“ des deutschen Rock-Hard-Magazins belegt Gothic den 148. Platz von 500 besprochenen Alben. Robert Pöpperl hebt die „wunderbar disponierte“ Gastsängerin hervor und spricht von einer „Jahrhundert-Scheibe“, die die spätere Entwicklung „zur lahmen Kopie von Depeche Mode“ „tragisch“ erscheinen lasse.[7] Alexander Melzer von metal-observer.de hält den Nachfolger Icon für stärker, zählt aber Gothic „zu den einflussreichsten Alben des Metal, da es eine komplette Stilrichtung neu definiert hat...“[8] Im britischen „Decibel-Magazine“ wird die Platte auch dank ihres „innovativen“ Klangs als „Kult-Klassiker“ bezeichnet, der „die Tore für viele Trends in der Metal-Welt geöffnet“ habe.[9]

Titelliste

  1. Gothic – 4:51
  2. Dead Emotion – 4:37
  3. Shattered – 4:01
  4. Rapture – 5:09
  5. Eternal – 3:54
  6. Falling Forever – 3:35
  7. Angel Tears – 2:40
  8. Silent – 4:41
  9. The Painless – 4:02
  10. Desolate – 1:52

Artwork

Das Cover wurde von Mackintosh und Holmes als verwackelter Ausschnitt aus einem Foto einer kirchlichen Figur, bei der auch das Gesicht nicht auf dem Bild ist, gestaltet. Es wurde von Richard Moran fotografiert. In ähnlicher Weise wurden auch auf dem inneren, ebenfalls verwackelt wirkenden Bandfoto die Gesichter der Bandmitglieder durch die Wahl des Ausschnitts größtenteils nicht abgebildet.

Einzelnachweise

  1. a b www.rockhard.de: Rezension von Götz Kühnemund
  2. a b c d e www.allmusic.com: Rezension von Eduardo Rivadavia
  3. a b c www.laut.de: Bandbiografie
  4. a b www.gauntlet.com: Bandbiografie
  5. a b c Albert Mudrian: Choosing Death. Die unglaubliche Geschichte von Death Metal & Grindcore, Berlin 2006, S.196f.
  6. a b www.allmusic.com: Bandbiografie von Jason Ankeny
  7. Rock Hard: Best of Rock & Metal
  8. www.metal-observer.com: Rezension Gothic von Alexander Melzer
  9. www. decibelmagazine.com: Interview Paradise Lost, eigene Übers., abgerufen 29. Dezember 2009.