Uwe Topper

deutscher zeitgenössischer Vertreter der Chronologiekritik
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Uwe Topper (* 1940 in Breslau) ist ein zeitgenössischer Vertreter der Chronologiekritik. Er war maßgeblich an der Formulierung der These vom erfundenen Mittelalter beteiligt und baute die Theorie Heribert Illigs weiter aus.

Uwe Topper besuchte als Gasthörer einige Vorlesungen über Kunstgeschichte und den Islam und lebte anschließend als freier Künstler und Schriftsteller in Südasien und Nordafrika. Seit einiger Zeit hat er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Europa verlagert. Er lebt seither in Berlin, wo er unter anderem 1993 als Mitbegründer des Berliner Geschichtssalons auftrat, der sich mit "Problemen der Datierung und Chronologie" beschäftigt.

Topper sieht sich selbst aufgrund seiner Reisen als Spezialist für völkerkundliche Themen und Felsbildforschung und hat seine Ansichten in mehreren Vorträgen, Artikeln und Büchern niedergelegt.

Bereits in seinem Elternhaus wurde er mit der pseudowissenschaftlichen und rassistischen Welteislehre (WEL) eines Hanns Hörbigers vertraut gemacht, als deren Anhänger sich Topper auch noch heute bekennt [siehe seine Rezension zu Horst Friedrich, Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung. Unser kataklysmisches Ur-Trauma bei http://www.efodon.de/html/archiv/rezi/topper/utrezi1.htm . Ab den 1960er Jahren entwickelte er eigene, ebenfalls pseudowissenschaftliche und meist an den Kreationismus angelehnte Theorien zur Bedeutung von Naturkatastrophen für die Geologie und Menschheitsgeschichte. Topper ist unter anderem Anhänger der esoterischen Geomantik und veröffentlichte dazu selbst 1988 ein Buch.

Aufgrund seiner eigenen "Feldforschungen" in Westeuropa und Nordafrika und unter weitgehender Mißachtung wissenschaftlicher Ergebnisse gelangte Topper zu der Überzeugung, daß sich die Katastrophen der Menschheitsgeschichte an vielen Zeugnissen nachweisen ließen sowohl in der Landschaft als auch bei archäologischen Ausgrabungen und in älteren schriftlichen Quellen. Er formulierte ein Modell, nachdem die Menschheitsgeschichte gekennzeichnet ist durch vier große Einschnitte, die jeweils durch Katastrophen hervorgerufen worden sein und bei denen jedesmal das Wissen und die technischen Kenntnisse verlorengingen. Für die Iberische Halbinsel versuchte er, "die drei Stufen der Zerstörung" in seinem 1977 veröffentlichten Buch "Das Erbe der Giganten. Untergang und Rückkehr der Atlanter" zu belegen. Mit den üblichen Methoden der "Atlantisforschung" rekonstruierte er dabei verschiedenen Küstenlinien und Besiedlungsstufen, die nach der Überflutung dieser Landmasse stattgefunden haben sollen. "Klare Hinweise auf die vier Katastrophen" wollte er auch in der Offenbarung des Johannes erkannt haben, was er 1993 in "Das letzte Buch" veröffentlichte.

Nachdem Heribert Illig Anfang der 1990er Jahre mit seiner bekanntesten These von einem angeblich erfundenen Mittelalter auftrat, schloß sich Topper zunächst diesen Theorien an und versuchte sie, durch seinen eigenen "Spezialgebiete" zu belegen (siehe z.B. Uwe Topper, Zur Chronologie der islamischen Randgebiete. Drei Betrachtungen, in: Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart - Interdisziplinäres Bulletin 3/1994). Hierzu veröffentlichte er in dieser Zeitschrift und ihrem Nachfolger "Zeitensprünge" und weiteren Publikationsorganen eine Reihe Beiträge, in denen er unter anderem die These aufstellte, der Islam sei eine Nebenform des Arianismus.

Seit Ende der 1990er Jahre läßt Topper eine deutliche Nähe zu neurechten Verlagen und Zeitschriftenn erkennen. Sein Buch "Die »Große Aktion«. Europas erfundene Geschichte. Die planmäßige Fälschung unserer Vergangenheit von der Antike bis zur Aufklärung" erschien 1998 in zwei Auflagen in dem rechtsextremistischen Grabert-Verlag. 1999 folgte "Erfundene Geschichte. Unsere Zeitrechnung ist falsch." und 2001 "Fälschungen der Geschichte. Von Persephone bis Newtons Zeitrechnung" im Herbig-Verlag, der zur Gruppe der Buchverlage Langen Müller Herbig gehört, in der auch eine Reihe von Holocaustleugnern und Geschichtsrevisionisten verlegt werden. Der Inhaber der Verlagsgruppe, Herbert Fleissner, war bzw. ist Mitglied und Funktionär im "Witikobund" und anderen rechten Vereinigungen wie der "Sudetendeutschen Landsmannschaft" und unterstützte mehrere rechte bis rechtsextremistische Projekte finanziell[1], [2].

In der seit 1998 in dem rechtsextremen Dresdner Verlag Zeitenwende erscheinenden rechtsesoterischen bzw. neuheidnischen Vierteljahreszeitschrift "HAGAL - Die Allumfassende" (siehe Verfassungsschutzbericht Sachsen 2001) behauptete Topper 2003, die Himmelsscheibe von Nebra sei eine Fälschung, und verfasste 2004 einen Nachruf auf die nationalsozialistische Vorzeige-Regisseurin Leni Riefenstahl.


Literatur

  • Das Erbe der Giganten. Untergang und Rückkehr der Atlanter (Walter-Verlag, Olten und Freiburg 1977).
  • Märchen der Berber (Diederichs Verlag, Köln 1986) - (2. Auflage Rowohlt 1996)
  • Wiedergeburt. Das Wissen der Völker (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988)
  • Erdbefragung. Anleitung zur Geomantik (Droemer-Knaur, München 1988) - (2. Auflage in Österreich 1999)
  • Arte Rupestre en la Provincia de Cádiz (Provinzverwaltung Cádiz, Spanien 1988)
  • Sufis und Heilige im Maghreb. Marokkanische Mystik (Diederichs, Köln 1984/1991)
  • Das letzte Buch. Die Bedeutung der Offenbarung des Johannes (Hugendubel, München 1993)
  • Cuentos populares de los Bereberes (Miraguano, Madrid 1993)
  • Die »Große Aktion«. Europas erfundene Geschichte (Grabert, Tübingen 1998)
  • Erfundene Geschichte. Unsere Zeitrechnung ist falsch (Herbig, München 1999), ISBN 3776620854 .