Hilfskreuzer

umgerüstete, bewaffnete Handelsschiffe oder Passagierdampfer für den Handelskrieg
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Hilfskreuzer waren bewaffnete und umgerüstete Handelsschiffe für den Handelskrieg.

Allgemeines

Sie wurden bereits zu Segelschiffzeiten eingesetzt. In der jüngeren Vergangenheit wurden Hilfskreuzer unter anderem im Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 und im Japanisch-Russischen Krieg von 1904 bis 1905 eingesetzt. Zahlreiche Hilfskreuzer wurden im 1. Weltkrieg von den kriegführenden Mächten eingesetzt. In der Marine von Österreich-Ungarn wurden Hilfskreuzer als Auxiliarykreuzer bezeichnet. Im 2. Weltkrieg kamen erneut zahlreiche Hilfskreuzer zum Einsatz. In der deutschen Kriegsmarine wurden sie als Handelsschutzkreuzer, später als Handelsstörkreuzer (HSK) bezeichnet. Das Deutsche Reich rüstete im 2. Weltkrieg 10, Großbritannien 56, Italien 37, Japan 14 und Frankreich 11 Hilfskreuzer aus. Die britischen Hilfskreuzer wurden überwiegend zu Aufklärungszwecken (Patroler), aber auch als Geleitfahrzeuge eingesetzt.

Die Bewaffnung der Hilfskreuzer bestand meist aus mehreren Geschützen verschiedener Kaliber und Torpedorohren. Mitgeführt wurden mitunter auch bis zu 2 Schwimmerflugzeuge zu Aufklärungszwecken, Minen und leichte Schnellboote, die für den Minenwurf oder Torpedoabschuss vorgesehen waren. Die deutschen HSK wurden in Schwere Hilfskreuzer (ab 7.000 BRT) und Leichte Hilfskreuzer (max. 5.000 BRT) eingeteilt. Sie waren mit 6 Geschützen Kaliber 15 cm, leichterer Artillerie (2 bis 10,5 cm) und bis zu 6 Torpedoausstoßrohren bewaffnet. Da sie feindliche Schiffe möglichst unerkannt kapern bzw. vernichten sollten, fuhren sie meist unter neutraler Flagge und führten Material zur Tarnung mit. Das Aussehen der HSK konnte so völlig verändert werden. Die Waffensysteme waren zunächst verborgen und wurden erst bei Feindannäherung enttarnt. Da es für Hilfskreuzer überlebenswichtig war nicht entdeckt zu werden, wurde dann das feindliche Handelsschiff aufgefordert nicht zu funken. Funkte es doch, wurde es beschossen. Normalerweise wurde die gesamte Besatzung gefangen genommen und das Schiff versenkt. Bei besonders wertvollen Schiffen bzw. Ladungen wurde ein so genanntes Prisenkommando an Bord geschickt, das das gekaperte Schiff in einen eigenen Hafen brachte.

Deutsche Hilfskreuzer im Ersten Weltkrieg

Deutsche Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg

Schon lange vor Kriegsausbruch hatte die deutsche Marineleitung Vorbereitungen getroffen, um diese getarnten Kriegsschiffe ebenso wie die größeren Kriegschiffe durch Versorgungsschiffe an einer Reihe von geheimen Treffpunkten auf See mit Treibstoff und Munition zu versorgen. Schon Anfang 1940 gelang dem ersten dieser getarnten Kriegsschiffe der Durchbruch. Die meisten nahmen Kurs auf den Südatlantik und den Indischen Ozean, wo sie Handelsschiffen unter geringerer Gefährdung durch feindliche Kriegsschiffe auflauern konnten. Einzelne Schiffe wie die Atlantis und die Pinguin erzielten große Erfolge. Sie kaperten oder versenkten eine Reihe von Handelsschiffen. Die Thor versenkte sogar einen britischen Hilfskreuzer und setzte zwei weitere außer Gefecht. Die Kormoran versenkte den australischen leichten Kreuzer Sydney. Allerdings musste die Besatzung ihr Schiff ebenfalls aufgeben.

Insgesamt gelang es diesen wenigen Hilfskreuzern 133 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 829.644 Tonnen zu versenken - fast doppelt soviel wie die von konventionellen deutschen Kriegsschiffen versenkte Tonnage. Trotzdem war ihre strategische Bedeutung nicht ganz so groß, weil sie zum einen nur Jagd auf einzelne Schiffe und nicht auf die Konvois machten, und zum anderen, weil sie keinesfalls eine Bedrohung der britischen Seeherrschaft darstellten. Darüber hinaus erzielten sie ihre größten Erfolge in der Zeit von 1940-1941, als die Royal Navy am stärksten bedrängt war. Mit der Zunahme der alliierten Luft- und Seemacht und angesichts der Tatsache, dass Deutschland weniger Hilfskreuzer zum Einsatz brachte, begann diese Kampagne sich allmählich zu erschöpfen. Eine Reihe der getarnten Schiffe schaffte die Rückkehr, aber der Rest wurde aufgespürt und einzeln Stück für Stück ausgeschaltet: die Atlantis durch den britischen Kreuzer Devonshire, die Kormoran durch den Kreuzer Cornwall, die Komet durch britische Zerstörer.

Mit Fortschritten in der Luftaufklärung und Schiffidentifizierung sowie der immer dichter werdenden Blockade der europäischen Gewässer kam das Ende dieser Kaperschiffe in Sicht. Gegen Ende 1943 war nur noch der Hilfskreuzer Michel in See, der wenig später im Pazifik von einem amerikanischen U-Boot versenkt wurde.

Liste der Hilfskreuzer

Coronel (HSK 10) und Hansa (HSK 11) kamen nicht mehr zu einem eigentlichen Einsatz als Handelsstörkreuzer, überlebten dafür den Krieg, um noch bis in die 80er Jahre als Handelsschiffe im Dienst zu sein.

Literatur

  • Jochen Brennecke: Die Deutschen Hilfskreuzer im Zweiten Weltkrieg, Koehler Verlag, ISBN 3-782-20828-5
  • August K. Muggenthaler: Das waren die deutschen Hilfskreuzer 1939-1945, Motorbuch Verlag Stuttgart
  • Zvonimir Freivogel: Deutsche Hilfskreuzer des Zweiten Weltkriegs - Kaperfahrer auf den Weltmeeren, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-02288-5
  • Wolfgang Frank & Bernhard Rogge: Schiff 16, Die Kaperfahrten des schweren Hilfskreuzers Atlantis auf den sieben Weltmeeren, Wilhelm Heyne Verlag München
  • Jochen Brennecke: Gespensterkreuzer HK33, Hilfskreuzer Pinguin, ISBN 3-453-00469-8
  • Paul Schmalenbach: Die deutschen Hilfskreuzer 1895-1945, ISBN 3-797-91877-1
  • Karl August Nerger: SMS Wolf, Scherl Verlag, Berlin

Siehe auch: Seeschlacht, Kaperbrief, Kreuzer, Zerstörer, Liste von Schiffstypen