Preußen

Zusammenfassung von Herzogtum, Königreich und Freistaat Preußen (1525–1947)
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Der Begriff Preußen (lateinisch Prutenia oder Borussia, polnisch Prusy) durchlief im Laufe der Geschichte eine Reihe von Bedeutungen. Von der Beschreibung einer geographischen Gegend, über ein Herzogtum, eine Polnische Provinz, ein mit Brandenburg vereintes unabhängiges Königreich, ein Königreich im Deutschen Reich bis zu einem Freistaat in der Weimarer Republik.

Der Begriff findet seinen Ursprung im Volksstamm der Prussen, die in der Geschichtsschreibung auch als Pruzzen oder Prußen bezeichnet werden. Sie lebten an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel, aber auch darüber hinaus. Mit der Lautverschiebung der deutschen Sprache von "u" zu "eu" (z.B. Ul zu Eule, Hus zu Haus) wurden die Prussen und das Land Prussia dann zu Preußen.

Preußen als politische Einheit endete nach dem 2. Weltkrieg; die Gebiete wurden großenteils durch militärische Übernahme und Vertreibung Polen und der Sowjetunion angegliedert.

Die historisch bedeutendste Rolle Preußens bestand während des so genannten zweiten Reichs, unter dem Reichsarchitekt und Kanzler Otto von Bismarck.

Geschichte

Archäologische Funde bezeugen Balten südlich der Ostsee seit 2000 v. Chr. 98 n. Chr. berichtete Tacitus in seiner Germania über die Aesti gentes. Hiermit kann er sich auf die später als Aesti-Prussi bekannten baltischen Stämme beziehen, die zwischen Weichsel und Memel lebten. Allerdings hatte Tacitus diese Gebiete selber nie besucht, und fasste auch alle an der Ostsee (Mare Suebicum) lebenden Stämme (u.a. Lombarden), Burgunder, Semnonen, Wandalen, Lugier, Silinger, Goten) als Suebi zusammen, so dass man wenige Einzelheiten zur frühen Geschichte findet. Erst mit der Zeit der Christianisierung und des damit verbundenen Kirchenbaues fing man an, schriftliche Dokumente zu führen.

550 n. Chr. berichtete Jordanes, der gotische Geschichtsschreiber, dass die Aesti-Prußen zum Gotischen Reich gehörten.
Ca. 850 n. Chr. benannte ein bajuwarischer Geograf die Brus. Wulfstan von Haithabu (Schleswig) berichtete dem Angelsächsischen König Alfred über die Aesti-Prußen.

Die ostbaltischen Litauer wurden im 11. Jahrhundert erstmalig beschrieben, während die Prußen Westbalten waren.

Als im Verlauf der Völkerwanderung viele germanische Völker Mittel- und Osteuropas vor den Hunnen, später Avaren, Magyaren nach Westen zogen, wurde das meist leergewordene Gebiet von Slawen besiedelt, von denen die Wenden und Sorben die Gegend von Brandenburg erstmals Mitte des achten Jahrhunderts erreichten. Die Verbliebenen germanischen und die neu dazugezogenen Slawen wohnten dann gemeinsam. Ebenfalls sind Rückzüge von Wandalen beschrieben.

Im Jahre 808 nahm Karl der Große während seiner Sachsenzüge Sachsen von der Ostsee weg und gab das Land an seine Verbündeten Slawen (Abodriten, Obodriten, Wenden).

Mieszko I. gab Markgraf Gero und Kaiser Otto I. den Lehnseid und erhielt vom Kaiser, dann auch von Otto II. und Otto III. Landlehen im zehnten Jahrhundert.

Mieszko I. und sein Sohn Boleslaw I. versuchten, weiteres Land zu erobern und nach dem Tode der Kaiser, das kaiserliche Lehen für sich zu behalten.

997 n. Chr. kam Vojtech Adalbert von Prag mit Soldaten des Boleslav I. Chrobry nach Preußen um die Preußen zu unterwerfen. Sie drangen in der Gegend um Danzig zur Ostsee vor. Die Preußen konnten sich wehren und Adalbert wurde St. Adalbert, berichtet in der Vita Sankt Adalbert.

Mehrere weitere Versuche konnten erfolgreich abgewehrt werden, bis im Mittelalter dieses Gebiet durch eine Goldene Bulle (1228) von Kaiser Friedrich II. und eine päpstliche Bulle von 1234 unter die Regierung des Deutschen Ordens gestellt wurde. Konrad von Masowien hatte schon versucht, das Preußenland zu erobern. Nachdem er einen kleinen Teil des Kulmerlandes erobert hatte, gelang es den Prußen, ihr Land wiederzugewinnen. Daher rief Konrad von Masowien den Deutschen Orden zu Hilfe, um ihn gegen die wilden heidnischen Prußen zu schützen.

Der Ordensstaat

1245 teilte der päpstliche Legat Wilhelm von Modena das Preußenland in vier Bistümer Ermland, Kulmerland, Pomesanien und Samland.
Der erste Bischof Preußens war der Mönch Christian aus dem Kloster Oliva bei Danzig, (seit Anfang des 20. Jh. "Danzig-Oliva").

Sechzig Jahre Freiheitskampf der Prußen folgten und Preußen wurde christianisiert und katholisch regiert. Die Neueinwohner aus anderen Teilen des Reiches und die alteingesessenen Preußen gerieten dann vor, während und nach der Reformation in Kämpfe gegen die katholische Regierung, wobei manche Ortschaften Preußens weiter katholisch blieben.

Altpreußen bestand aus den Gauen

Herzogtum Preußen unter den Hohenzollern

Am 8. April 1525 wurde der Ordensstaat in ein Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit (Sigismund I.) umgewandelt, und damit wurde der Großteil Preußens unter Albrecht von Brandenburg Preußen Hohenzollern evangelisch.

1618 fiel das Herzogtum an die brandenburgische Linie der Hohenzollern.

Im Frieden von Olivia von 1660 erlangte das Herzogtum seine Souveränität.

Königreich Preußen

Anfang des 15. Jahrhunderts erhielten die Hohenzollern das Kurfürstentum Brandenburg und im 16. Jahrhundert (seit 1511) regierten die Hohenzollern ebenfalls in Preußen und teilweise in Livland.

Im Jahre 1701 wurde Friedrich III. von Brandenburg zum König in Preußen gekrönt, er nannte sich fortan König Friedrich I. in Preußen. Das Herzogtum Preußen wurde damit mit dem Kurfürstentum Brandenburg zum Königreich Preußen vereinigt.

1713-1740 Friedrich Wilhelm I. siedelt über 20.000 Salzburger in dem von Pest, Krieg und Hungersnot entvölkerten Ostpreußen an.

31. Mai 1740: Amtsantritt Friedrich II. (Friedrich der Große), unter dem Preußen seine Vereinigung verschiedener deutscher Staaten (politisch bezeichnet als Expansionspolitik) mit dem Aufstieg zur europäischen Großmacht beginnt. Unter Friedrich II. kommen die offiziellen Namen Westpreussen und Ostpreussen in Gebrauch. Die Politik Friedrich II. wird von Friedrich Wilhelm II. (Regierung 1786-1797) fortgesetzt, gerät aber zur Zeit der französischen Revolution ins Stocken.

Während der napoleonischen Kriege vorübergehende Flucht des Königshauses nach Memel.

Nach der Krisenzeit beginnt seit 1815 der Wiederaufbau unter Friedrich Wilhelm III. (Regierungszeit 1797-1840). Unter Friedrich Wilhelm IV. (Regierungszeit 1840-1861) fanden erste Ansätze zur Demokratisierung nach der Revolution von 1948 statt, in dessen Folge Preußen Mitglied im Deutschen Bund wurde. Diese Zeit sah den Beginn des Konfliktes mit Österreich-Ungarn um die Vormachtstellung im Deutschen Bund.

1860 Krieg gegen Dänemark um Schleswig-Holstein

Nach dem Amtsantritt von Wilhelm I. fand 1866 der Krieg gegen Österreich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund statt. Es folgte die Gründung des Norddeutschen Bundes als Ersatz für den Deutschen Bund.

Nach dem Krieg von 1870/71 gegen Frankreich, an dem neben Preußen auch weitere deutsche Länder teilnamen, wurde das Deutsche Reich gegründet, dessen erster Kaiser der preußische König Wilhelm I. wurde.

Ihm folgten Friedrich III. (1888) und Wilhelm II. (1888-1918).

Freistaat Preußen

Nach der Revolution von 1918 und dem Rücktritt des Königs wurde der Freistaat Preußen proklamiert, in dessen Verlauf eine demokratische Verfassung verabschiedet wurde.

1932 wurde durch einen Staatsstreich der Regierung unter Franz von Papen in Berlin die Preußische Regierung unter Leitung des Ministerpräsidenten und Sozialdemokraten Otto Braun (SPD) militärisch übernommen. Dieser Staatstreich ist auch als Preußenschlag bekannt.

1947 wurde Preußen auf Beschluss des Alliierten Kontrollrats aufgelöst und auf Nachfolgeländer und Nachbarstaaten aufgeteilt.

Zu Preußen gehörten 1930 die Provinzen

Bildende Künstler in Preußen

Siehe auch

Ostpreußen, Brandenburg, Deutschland, Polen, polnische Geschichte, Kaliningrader Oblast (Russland).

historische Karte Landkarte PRVSSIA 1584 Ortelius
Große Landkarte von ca. 1660 (2.5 MB) von West- und Ost Preußen
Preußenschlag, Übernahme der Regierung