Óglaigh na hÉireann

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Die Irish Republican Army (IRA, deutsch: Irisch-Republikanische Armee) ist eine paramilitärische Gruppe, die die Loslösung Nordirlands von Großbritannien und seine Vereinigung mit der Republik Irland zum Ziel hat. Sie ist traditionell eng mit der Partei Sinn Féin verbunden. IRA war ursprünglich in den USA die Bezeichnung für die Fenians beim Einmarsch in Kanada USA 1866.

Entwicklung

Die Irisch-Republikanische Armee wird schriftlich erstmals in der Oster-Proklamation erwähnt, mit der die Aufständischen von 1916 die Irische Republik ausriefen. Aus dem Zusammenschluss eines Teils der Irish Volunteers mit der Gewerkschaftsmiliz Irish Citizens Army nach dem Osteraufstand entstanden, bildete sie den militärischen Teil der irischen Unabhängigkeitsbewegung.

Nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung durch das irische Parlament 1919 führte die IRA bis 1922 Krieg gegen die englische Besatzung (Black and Tan-War). 1922 kommt es zum Anglo-Irischen Vertrag, mit dem die Teilung Irlands festgeschrieben wird. Die IRA und die damalige Regierungspartei Sinn Féin spalten sich jeweils an der Frage, ob man dem Vertrag zustimmen soll oder nicht. Die Vertragsgegner verblieben in der (später als Provisional bezeichneten) IRA, die in der Folge in beiden Teilen Irlands verboten wurde. Ministerpräsident Irlands, Arthur Griffith, setzt auf Druck der Briten am 28. Juni 1922 erstmals Waffengewalt gegen die IRA ein. In einem erbitterten Bürgerkrieg bekämpften sich beide Seiten, bis die IRA im Mai 1923 kapitulierte.

Die weitere Geschichte der IRA war vom Streit zweier Strömungen geprägt: auf der einen Seite eine linke Strömung, die die IRA auf einen antikapitalistischen Kurs festlegen wollte, auf der anderen Seite eine oft als traditionalistisch oder militaristisch bezeichnete Strömung, die sich im Wesentlichen als unpolitisch begriff. In den 30er Jahren verzeichnete die linke Fraktion einige Erfolge bei dem Versuch, die Spaltung zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland zu durchbrechen. Mit dem Republican Congress unternahm sie 1934 einen vielbeachteten Versuch, die IRA in eine antifaschistische Volksfront einzubinden. Die Weigerung der IRA-Führung, diesen Kurs mitzutragen, führte zu einer erneuten Spaltung. Frank Ryan führte einen Teil der Congress-Fraktion nach Spanien, wo sie in den Internationalen Brigaden gegen Franco kämpften.

Im Zweiten Weltkrieg versuchte die IRA, getreu dem Motto "Englands Schwierigkeit ist Irlands Chance" sogar mit Nazi-Deutschland zusammenzuarbeiten, um England zu schaden. Die Regierungen beider irischer Staaten antworteten mit Internierungen, zahlreiche Republikaner verbrachten die Kriegsjahre in Gefangenschaft. Von 1945 bis 1967 führte die IRA ein Schattendasein am Rande der Auflösung und wurde immer bedeutungsloser.

Das brutale Vorgehen der nordirischen Polizei gegen die Bürgerrechtsbewegung und die Überfälle loyalistischer Paramilitärs riefen 1967 die IRA wieder auf den Plan.

In den 60ern kommt es zu Differenzen zwischen den eher pragmatisch-militärisch orientierten Provisionals und den eher marxistisch-theoretisch ausgerichteten Officials. Dies führt 1969 zur erneuten Spaltung in Provisional Irish Republican Army PIRA und der „offizielle“ Fraktion OIRA, die sich stark an der Bürgerrechtsbewegung orientierte.

In den 80er Jahren wechselt die Führung der IRA; anstelle der Veteranen aus dem Süden übernehmen jüngere Aktivisten aus Nordirland die Schlüsselpositionen. An die Spitze der Sinn Féin tritt Gerry Adams, der die Partei deutlich nach links führt. 1993 initiiert er gemeinsam mit dem Sozialdemokraten John Hume den Friedensprozess, im August 1994 erklärt die IRA einen Waffenstillstand, der - mit einer Unterbrechung 1996/97 - bis heute hält und die Voraussetzung für das Karfreitags-Abkommen schuf. Zwei kleine Splittergruppen (Continuity IRA und Real IRA) halten bis heute am Kriegszustand fest, haben aber keinen nennenswerten Rückhalt in der Bevölkerung.

Hungerstreiks

Eng verbunden mit der Politik der IRA ist auch der Widerstand gegen Besatzung und Repression in der Gefangenenschaft mittels Hungerstreik. Diese Aktionen führten zu vielen Todesfällen:

  • Thomas Ashe starb nach Zwangsernährung 1917 im Dubliner Montjoy Gefängnis.
  • Der Oberbürgermeister von Cork, Terence MacSwiney, starb 1920 im Gefängnis von Brixton (London)
  • Von 1940 bis 1946 wurden Hungerstreiks als Druckmittel gegen die Politik der Regierung de Valeras eingesetzt. Drei Gefangene, die den Status politischer Gefangener erkämpfen wollten, starben dabei.
  • Nachdem das Internierungslager Lager Long Kesh aufgelöst und in den Hochsicherheitstrakt Maze umgebaut wurde, wehrten sich die IRA-Volunteers Jahre lang dagegen, als Kriminelle behandelt zu werden, indem sie die Sträflingskleidung verweigerten und sich lediglich mit dem Bettlaken und Decken bekleideten. Am 27. Oktober 1980 kam es zu einem erfolgreichen Hungerstreik, der von Tausenden in so genannten H-Block-Kommitees unterstützt wurde. Den Gefangenen wurde zugestanden, Zivilkleidung zu tragen. Nachdem sich der Gefängnisdirektor von Maze jedoch nicht an die Zusage hielt, erreichte der Widerstand gegen die Kriminalisierung der IRA-Gefangenen am 1. März 1981 eine weitere Zuspitzung, als IRA-Volunteer und Gefangenensprecher Bobby Sands einen Hungerstreik begann, der international für Aufsehen sorgte. Maggie Thatcher ging jedoch auf keine der Forderungen der Gefangenen ein. In fünf Monaten Nahrungsverweigerung starben dabei Bobby Sands, Francis Hughes, Raymond McCreesh, Patsy O’Hara, Joe McDonnell, Martin Hurson, Kevin Lynch, Kieran Doherty, Tom McElvee und Mickey Devine. In den Unruhen, die diese Kampagne begleitete, starben über 60 Menschen.

Anschläge

Von 1970 bis 1999 (sehr unvollständige Auswahl)

  • August 1970: Die IRA tötet zwei Polizisten der Royal Ulster Constabulary (RUC)
  • Februar 1971: 1 britischer Soldat getötet
  • Juli 1972: Neun Unbeteiligte kommen bei einem Anschlag in Belfast ums Leben
  • November 1973: In Birmingham wurden 21 Pub-Besucher von einem IRA-Sprengsatz getötet.
  • 15-monatiger Waffenstillstands 1975/76
  • 1996: Am 15. Juni 1996 um 11.20 Uhr explodierten 1.500 kg Sprengstoff im Zentrum Manchesters. Die IRA hatte diese Bombe in einem Lieferwagen in der Corporation Street nahe der Einkaufsstraße Market Street platziert. Dies war die größte IRA-Bombe, die bisher in England detonierte. Trotz dieser Größe und der zentralen Lage des Anschlags wurde niemand getötet, es gab jedoch 206 Verletzte. Gut eine Stunde vor der Zündung erfolgte um 9.53 Uhr eine Warnung, die Schlimmeres verhinderte. Der Anschlag zerstörte 50.000 m² Einkaufsfläche und 25.000 m² Bürofläche. Seit dem Anschlag wurde die gesamte Umgebung komplett wiederbelebt, was das Stadtbild allgemein verbesserte. Ein Briefkasten außerhalb Marks & Spencer in der Corporation Street überlebte den Anschlag beinahe unversehrt und wurde mit einer kleinen Gedenktafel versehen.

Bewaffnung & Finanzierung

Mit Waffen und Geldmitteln wurde die IRA hauptsächlich von einer Organisation aus den USA namens NORAID (Irish Northern Aid) unterstützt. Außerdem erhielt sie Hilfe von der PLO und Hilfe in Form von Waffen und Training aus Libyen.

In den von ihr kontrollierten Gebieten Nordirlands (insbesondere Teile von Belfast, Londonderry und das ländliche South-Armagh) erhebt die IRA "Steuern". Von ihren Gegnern wird diese Praxis als Schutzgelderpressung bezeichnet. Sie ist aber auch legal im Baugewerbe und der Gastronomie tätig.

Literatur

Die Werkstatt, 1996, ISBN 3-89533-177-5

Siehe auch