Gruß
Ein Gruß ist eine oft formalisierte oder ritualisierte Geste, Floskel oder ein anderes Ausdrucksmittel zum Einleiten bzw. Abschließen eines persönlichen Kontaktes. Die Bezeichnung ist zurückgebildet aus dem Verb grüßen, welches auf das westgermanische grotjan - "zum Reden bringen, Sprechen machen" - zurückgeht. Bestimmte Gesten zeigen als Erkennungszeichen die Zugehörigkeit zu bestimmten Gesellschaften, Vereinen oder Bewegungen an.
Mit dem Gruß demonstriert der Grüßende seine Sicht der Beziehung zum Gegrüßten. Die Grußformen sind von Kultur, Zeit und Mode abhängig.
- Die offene Hand symbolisiert friedliche Absichten.
- Ein Handschlag drückt Verbundenheit aus auf gleicher Augenhöhe
- Niederwerfung, Fuß- und Kniefall oder die Abnahme der Kopfbedeckung symbolisieren Unterwerfung.
- Verneigung oder Verbeugung demonstrieren Respekt.
- Einander Zunicken demonstriert in unterschiedlichem Maße gesellschaftliche Anerkennung unter Gleichgestellten.
- Der Kuss bestätigt eine Zusammengehörigkeit in besonderem Maße, ähnlich die Umarmung.
Grußgesten reichen in Europa vom lässigen Einander-Zuwinken auf der Straße bis zum förmlichen Abnehmen der Kopfbedeckung bei bestimmten Zeremonien. Viele unterschiedliche Gesten werden weltweit als einfache Grüße verwendet. In der westlichen Gesellschaft ist der Händedruck verbreitet, der überaus vielsagend hinsichtlich des Händedrucks und des Gebrauches der linken Hand etc. eingesetzt werden kann.
Als besondere Grußformen haben sich u.a. entwickelt:
- als (beispielsweise kirchlichen) Segensgruß die ausgebreiteten nach vorn gestreckten Arme
- als Siegesgruß das V (=Victory) Zeichen, mit dem sich zum Beispiel Sportanhänger grüßen.
- die demonstrativ zum Kampfesgruß erhobene geballte Faust der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Nach ihrer Spaltung in Kommunisten und Sozialdemokraten 1918/19 haben – so wird überliefert – die Kommunisten mit der rechten, die Sozialdemokraten mit der linken Faust gegrüßt.
Noch in den 1980ern trugen mehrere sozialdemokratische Parteien die Faust mit Rose als Symbol (beispielsweise die französischen Sozialisten bzw. die Jungsozialisten). - Beim Gruß der Pfadfinder werden die drei mittleren Finger der Hand gestreckt, während der Daumen über dem kleinen Finger liegt.
- Motorradfahrer grüßen sich während der Fahrt mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger.
- Surfer grüßen sich mit ausgestrecktem Daumen und kleinem Finger ("Hang Loose")
- Der Nasengruß (Hongi) in Neuseeland ist eine traditionelle Begrüßung, bei der sich die Nasenspitzen der Personen berühren.
- Den faschistischen deutschen Gruß (Hitlergruß) entlehnte man dem Segensgruß des römischen Orators Bild.
- Der faschistischen Kühnen-Gruß (ausgestreckter rechter Arm mit abgespreiztem Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger).
In den östlichen Kulturen (Japan, Korea) ist die einfache Verneigung üblich, wobei zahlreiche regionale Varianten auftreten. Die Japaner legen die Hände auf die Vorderseite der Oberschenkel. In vielen südostasiatischen Ländern (z.B. in Thailand und in Korea) ist die Begrüßung und Verabschiedung durch das senkrechte Nebeneinanderlegen der Handflächen üblich.
Der arabisch gesprochene Friedensgruß salaam, "Frieden" wird von einer leichten Verneigung begleitet, wobei die rechte Handfläche auf die Stirn gelegt wird. In einigen Gesellschaften umarmen und küssen auch Männer einander, solche Gesten zeigen jedoch einen gewissen Grad der Intimität und werden nicht mit Fremden ausgetauscht. Alle diese Gesten werden ergänzt oder vollständig ersetzt durch den Händedruck in Bereichen, wo Begegnungen mit Vertretern des Westens erfolgen.
Diese Verneigungen zeigen Respekt und Anerkennung des gesellschaftlichen Ranges an, aber nicht notwendigerweise Unterwerfung.
Unterwerfung
Eine Unterwerfung ist eine Geste nicht nur der Höflichkeit, sondern auch der Unterordnung. Solche Gesten begegnen in weniger facettierten Gesellschaften seltener; Europäer zum Beispiel reagieren heute eher mit Befremden auf ein Niederknien vor einer menschlichen Autorität. Die Unterscheidung zwischen einen formal höflichen Gruß und einer Unterwerfung fällt nicht immer leicht; beispielsweise ist die Proskynese (griechisch für "das Küssen des Bodens") vom griechischen Forscher Herodot, 5. Jahrhundert v. Chr. überliefert:
- Wenn die Perser einander auf der Straße treffen, grüßen sich Gleichrangige anstelle von Worten des Grußes, mit einem Kuss auf den Mund; Rangverschiedene küssen einander die Wange; bei großen Rangunterschieden fällt er vor ihm nieder und huldigt ihm.
Nach der Eroberung Persiens führte Alexander der Große persische Manieren auf seinem eigenen Hof ein, einschließlich des Kniefalls. Besucher, mussten sich,abhängig von ihren Rang,niederwerfen, niederknien, oder den König küssen. Seine griechischen und mazedonischen Unterworfenen begehrten gegen diese Praxis auf, da sie diese für sie religiösen Rituale als allein den Göttern zustehend betrachteten.
In den Ländern mit vornehmer höfischer Gesellschaft ist das Verneigen vor Adel und Königshaus üblich, wobei die Verneigung stehend erfolgt. Im Westen verneigen sich Frauen nicht, sondern vollführen einen Knicks, wobei ein Fuß und der gesamte Körper zurückbewegt und gesenkt wird, während man den Kopf neigt.
Differenziertere Unterwerfungsgesten verwendete man in formalisierteren Gesellschaften. Der 叩頭 Kotau (wörtlich "den Kopf stoßen") im Kaiserreich China war ein Zeichen tiefer Verehrung. Dabei wird der Kopf so weit gesenkt, dass er den Boden berührt: Man beginnt mit dem Niederknien, setzt sich zurück auf die Fersen, bewegt die Händen über Schenkel und Kniee zum Fußboden und bewegt den nach unten geneigten Körper nach vorn. Ob der Kopf gebeugt wird oder nicht, spiegelt zudem den Grad der Unterordnung wider -- in der Kriegskunst zum Beispiel bleibt der Kopf gehoben, in religiösen Zeremonien berührt die Stirn den Boden.
Gebet
Viele Gläubige knien während des Gebets; Katholiken, Orthodoxe, und teilweise Anglikaner vollziehen eine Kniebeuge: ein Knie gebeugt berühren sie während des Gottesdienstes den Boden an verschiedenen Stellen.
Während des islamischen Gebets wird eine knieende Verneigung vollzogen: der sujud, bei der Stirn, Nase, Hände, Kniee und Zehen den Boden berühren.