Detlev-Rohwedder-Haus

Gebäude in Berlin, Sitz des Bundesministeriums der Finanzen
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Das Detlev-Rohwedder-Haus ist ein monumentales Bürogebäude in Berlin, Wilhelmstraße 97/Leipziger Straße 5–7. Das Gebäude war 1935 zur Zeit des Nationalsozialismus als Sitz des Reichsluftfahrtministeriums errichtet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es in der DDR als Haus der Ministerien in Gebrauch. In den 1990er-Jahren war es der Sitz der Zentrale der Treuhandanstalt, heute ist es Sitz des Bundesministeriums der Finanzen. Seit 1992 trägt das Gebäude den heutigen Namen nach Detlev Rohwedder, dem ersten Präsidenten der Treuhandanstalt.

Detlev-Rohwedder-Haus, Blick von der Leipziger Straße, 1938

Geschichte

 
Bau im Jahr 1935

Vornutzung

Im Jahr 1819 siedelte sich auf dem Grundstück des heutigen Detlev-Rohwedder-Hauses das Preußische Kriegsministerium an. 1919 wurde das Kriegsministerium mit dem Ende der Monarchie aufgelöst. Der Gebäudekomplex wurde in der Folgezeit vom Reichswehrministerium und dem Berliner Arbeitsgericht genutzt. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ging das Grundstück im Mai 1933 an das neu gegründete Reichsluftfahrtministerium (RLM) über. Reichsminister der Luftfahrt war Hermann Göring.

Reichsluftfahrtministerium (1935–1945)

Der alte Gebäudekomplex des Kriegsministeriums entsprach in Größe und Aussehen nicht dem Repräsentationsbedürfnis der Nationalsozialisten. In den Jahren 1935/1936 wurde in der Wilhelmstraße daher auf Veranlassung Görings und nach Plänen des Architekten Ernst Sagebiel ein Neubau mit über 2000 Büroräumen und ca. 112.000 m² Bürogeschossfläche errichtet. Es entstand das damals größte Bürogebäude Berlins, ausgeführt als ein vier- bis siebengeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Flachdach. Als Architekturstil wurde der von den Nationalsozialisten bevorzugte monumentale Neoklassizismus gewählt.

Nutzung in der SBZ und DDR (1945–1989)

 
Das Wandbild Aufbau der Republik von Max Lingner in der Pfeilervorhalle, 1953

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das nur geringfügig beschädigte Gebäude des RLM anfangs von der sowjetischen Militäradministration (SMAD) genutzt. Später bezogen die deutsche Wirtschaftskommission (DWK) und danach die Staatliche Plankommission und der Volkswirtschaftsrat der DDR Teile des Gebäudes.

Das Gebäude wurde auch Tagungsort des deutschen Volksrates, der am 7. Oktober 1949 durch Inkraftsetzung der Verfassung die DDR gründete und sich als provisorische Volkskammer konstituiert.

Nach Gründung der DDR wurden verschiedene Fachministerien der Wirtschaft in dem Komplex untergebracht. Der Bau wird nun offiziell als Haus der Ministerien bezeichnet. 1950–1953 wurde von dem Porträt- und Landschaftsmaler Max Lingner in der nordöstlichen Pfeilervorhalle das monumentale Wandgemälde Aufbau der Republik ausgeführt. Das von dem Künstler ursprünglich konzipierte Bild eines verhaltenen Neuanfangs nach dem Krieg wurde auf Wunsch des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht mehrfach überarbeitet, um am Ende einen euphorischen Aufbruch der Arbeiterklasse darzustellen.[1]

Während des Aufstandes am 17. Juni 1953 fand eine Demonstration vor dem Gebäude statt. Heute erinnert daran das von Wolfgang Rüppel gestaltete Denkmal zur Erinnerung an den Aufstand des siebzehnten Juni neunzehn-hundertdreiundfünfzig.

Nutzung nach der Wiedervereinigung Deutschlands (ab 1990)

 
Farbbeutel-Bewurf vom 1. Mai 2009

Ab 1990/1991 haben verschiedene Bundesbehörden, darunter anfangs die Treuhandanstalt, dort ihren Sitz. 1992 wird das Gebäude in Detlev-Rohwedder-Haus umbenannt – nach dem von der RAF ermordeten Chef der Treuhandanstalt Detlev Rohwedder.

Zwischen 1994 und 1999 wurde das Gebäude umgebaut und renoviert. Heute sind im Detlev-Rohwedder-Haus das Bundesministerium der Finanzen sowie Teile der Bundesratsverwaltung untergebracht. Das Detlev-Rohwedder-Haus steht unter Denkmalschutz.

Während der EuroMayDay-Demonstration am Ersten Mai 2009 wurde das Gebäude als Sitz des Finanzministeriums aus Protest gegen die wirtschaftlichen Verhältnisse mit etwa 60 Farbbeuteln beworfen.[2]

Interessantes Detail

Das Haus verfügt über einen nach 1974 in Deutschland gebauten Paternoster, da 1982 (Baujahr gemäß Typenschild) noch DDR-Recht galt und das Verbot neue Paternoster zu errichten nur im Westen Gültigkeit hatte.

Literatur

  • Volker Wagner: Regierungsbauten in Berlin. Geschichte, Politik, Architektur. Berlin 2001, S. 66–69, ISBN 978-3930863945.
Commons: Detlev-Rohwedder-Haus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.in-berlin-brandenburg.com/News/Kultur/Detlev-Rohwedder-Haus.html
  2. Vereinzelt Krawalle in Berlin Märkische Allgemeine, 1. Mai 2009

Koordinaten: 52° 30′ 31,2″ N, 13° 23′ 2,6″ O