Humanismus

geistige Strömung, welche der Menschheit die Fähigkeit zutraut, sich zu einer besseren Existenzform entwickeln zu können
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Humanismus ist eine Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Die eigentlichen Fragen des Humanismus sind aber: „Was ist der Mensch? Was ist sein wahres Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen ein Mensch sein?“ Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Der Begriff leitet sich ab von den lateinischen Begriffen humanus (menschlich) und humanitas (Menschlichkeit). Der Humanismus beruht auf folgenden Grundüberzeugungen:[1]

  1. Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll.
  2. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden.
  3. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln.
  4. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können.
  5. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.
Michelangelo Buonarroti:
Die Erschaffung des Menschen

Humanität ist die praktische Umsetzung der Ideen des Humanismus.[2] Dazu gehören Güte, Freundlichkeit und ein Mitgefühl für die Schwächen der Menschen, seiner selbst inne und mächtig zu werden und sich im Mitmenschen selbst wiederzufinden.

Epochen des Humanismus

Die Antike als Vorbild

Griechenland

 
Platon im Pergamonmuseum

Humanistisches Denken ist geprägt durch den Rückgriff auf das antike Ideal einer ethisch-kulturellen Höchstentfaltung der menschlichen Kräfte. Dabei diente insbesondere die griechische Philosophie als Vorbild. Zwei der frühen griechischen Philosophen sind Heraklit und Protagoras. Drei der auf sie zurückgehenden Lehren lauten: panta rhei (alles fließt)“[3] , „Aus Allem Eins und aus Einem Alles“[4] und „Der Mensch ist das Maß aller Dinge (panton chrematon)“[5]. Diese drei Aussagen haben das weitere Denken nachhaltig beeinflusst. Sie behaupten, dass alles einem ewigen Wandel unterworfen sei (Lehre vom Fluss aller Dinge); zugleich könne der Mensch die Einheit in der Vielfalt und die Vielfalt in der Einheit erkennen und sich selbst als Teil einer Ganzheit begreifen (Lehre von der Einheit aller Dinge); es gebe keine moralischen oder gesetzlichen Absolutheiten und der Mensch als schöpferisches Wesen sei die höchste Autorität im Universum (Lehre des Relativismus). In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde in der Athener Demokratie bereits die Paideia entwickelt. Dabei handelte es sich um das Ideal einer umfassenden geistigen und körperlichen Bildung des Menschen. Es ist das, was einer als sein Wesen bestimmend aus der Jugend mitbringt. Dieser menschlichen Prägung wurde eine größere Bedeutung beigemessen als der durch die Geburt erworbenen Zugehörigkeit.[6] Der Kerngedanke der Paideia betrifft dabei aber nicht nur den Schulunterricht für Kinder, sondern die Hinwendung des Menschen zum Denken des Maßgeblichen. Der alte delphische Spruch Gnothi seauton (Erkenne dich, denke daran, dass du ein Mensch und kein Gott bist) bedeutete nicht nur „Erkenne deine Nichtigkeit“ sondern nach Ansicht mancher Philosophen auch „Erkenne deine wunderbare Anlage, deine hohe Bestimmung, deine Würde und deine Pflicht“.[7] Apollon, der Gott von Delphi, war ein Gott der bewusstmachenden Wahrheit, des Maßes, der inneren Ordnung und der Reinheit. Er wies dem Menschen, den er als ein in der Zeit gebundenes und auf den Tod hin entworfenes Wesen ansprach und an seine Grenzen erinnerte, „den ihm zukommenden Ort […] in der großen Ordnung von Himmel und Erde an.“[8] Nur der richtig orientierte, geordnete und gerechte Mensch ist zum wahren Dienst an der Gottheit fähig. „Das Fromme ist ein Teil des Gerechten.“[9] Religio als gewissenhafte Beachtung dessen, was die Gottheit vom Menschen will, zielt auf die ethisch orientierte Verwirklichung dessen, was das Menschen-Gemäße ist. Dem Homo-Mensura-Satz des Protagoras hielt Platon entgegen: „Das Maß aller Dinge sei der Gott.“[10] Erst an diesem absoluten Maßstab wird der Mensch bescheiden und human. Das Höhlengleichnis Platons verdeutlichte den Aufstieg zur Schau der Idee des Guten. Durch diesen Aufstieg wird der Mensch fähig, aus Einsicht heraus zu handeln. Ansonsten bleibt sein Verhalten von Vorurteilen und Handlungsroutinen programmiert und ist weder selbstbestimmt noch frei.[11] In der griechischen Antike wurde die Idee von der Einheit und Gleichheit der Menschen geboren.[12] Es bestand ein großes Vertrauen in die kreativen Leistungen des Menschen und in seine Fähigkeit, das Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Rom

 
Marcus Tullius Cicero

Zu den Vermächtnissen der Römer gehört der maßgeblich von Marcus Tullius Cicero geprägte Begriff humanitas, der erstmals in einer anonymen Schrift um 80 v. Chr. mit dem Titel „Rhetorica ad Herennium“ belegt ist. Cicero, bei dem der Begriff in zahlreichen Schriften begegnet, knüpft mit ihm an die griechische Paideia an. Humanität ist dem Menschen nicht angeboren, erst durch die Erziehung in den Künsten (artes) wird die Jugend zur humanitas geformt und gebildet („ad humanitatem informari“).[13] Humanität bezeichnet das im Menschen, was ihn eigentlich zum Menschen macht. Der Mensch ist etwas Großes und Bejahenswertes. Zur humanitas gehören neben Gerechtigkeit und einer sittigenden Kraft auch liebenswertes Miteinander, Muße, Freude an einer gepflegten Sprache sowie vor allem eine schwerelose und verbindende Geistigkeit.[14] Humanus steht im Tonfall und in der Bedeutung dem Wort urbanus nahe. Es bezeichnet keine ernste Besinnung sondern heitere Selbstsicherheit. Es geht um das geistreiche, feine, witzige und höfliche Wesen des Stadtrömers.[15] Es verbinden sich tiefer, unverkrampfter Ernst und anmutiges Scherzen. Die eigenen Wahrheiten werden leicht und elegant hingeworfen, man spottet milde über die eigene Rolle. Es geht um die Freude an einer gelungenen Erkenntnis und um die Freude an einer geistigen Tätigkeit, die ohne Zweck und Nutzen betrieben wird.[16] Der rücksichtslose Mensch, der sich für andere Menschen nicht interessiert, ist nicht human. Arroganz, Dickköpfigkeit, hinterwäldlerische Plumpheit und Brutalität sind mit humanitas unvereinbar. Sie ist dann in Gefahr, wenn der Mensch sich in der Äußerlichkeit verliert oder durch Gewöhnung an das Schlimme abstumpft.[17]

Renaissance-Humanismus

 
Erasmus von Rotterdam

Im engeren Sinne wird als Humanismus das fortschrittliche, sich vom Mittelalter und der Scholastik abwendende geistige Klima des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnet. Man unterscheidet dabei zwischen der Renaissance als dem umfassenden kulturellen und sozialen Wandel zwischen Mittelalter und Neuzeit und dem Humanismus als der Bildungsbewegung, die ihm zugrunde liegt. Nachdem es bereits von den Kreuzfahrern verwüstet und geschwächt worden war, fiel im Jahr 1453 Konstantinopel, die Hauptstadt des Oströmischen Reichs, an die Türken. Dadurch gelangten zahlreiche griechische Gelehrte und eine Fülle von griechischen Handschriften in den Westen. Erst mit der Einbeziehung der griechischen Sprache und Literatur gewann der humanistische Kanon seine volle Gestalt.[18] Auch die Erfindung des Buchdrucks war den Bestrebungen der Humanisten nützlich. Er verhalf ihren Werken zu weiter Verbreitung und machte die ganze gelehrte Welt mit ihren Ideen bekannt: Die antike Kultur wurde als unübertrefflich nachgeahmt. Das Studium der antiken Literatur und Philosophie diente dazu, sich einer in sich ruhenden Bildung zu vergewissern und sich von theologischen und philosophischen Vorentscheidungen zu lösen. Der über den ständischen Gliederungen stehende uomo universale verkörperte das ideale Menschenbild. Bereits im 15. Jahrhundert bestand ein Selbstverständnis gebildeter Kreise, die sich als humanistae begriffen und so bezeichneten, also als Humanisten. Der Begriff humanista tauchte zum ersten Mal 1490 in einem volkssprachlichen Brief auf.[19] Er bezeichnet die Gräzisten, Latinisten, Dichter und Redner, die sich den studia humanitatis widmeten und Cicero sowie Quintilian besonders in der Rhetorik als Vorbilder betrachteten. Diese Gelehrtenbewegung wollte das antike Menschenbild erneuern. Die antike Bildung wurde als unübertreffliches Vorbild empfunden und das lebensbejahende und schöpferische Individuum rehabilitiert. Die Verherrlichung des Menschen ergab sich bei den italienischen Humanisten aus der Überzeugung, dass der Mensch als das Ebenbild Gottes das Höchste in der ganzen Schöpfung sei.[20] Der berühmteste und einflussreichste Humanist der frühen Neuzeit war Erasmus von Rotterdam, dessen philosophia christiana die Überbetonung der rhetorischen Kultur relativierte. Weder Philipp Melanchthons Grundlegung der protestantischen Bildung noch das Schulwesen der Jesuiten sind ohne humanistischen Einfluss denkbar.[21] Den Humanismus als Bildungsbewegung in seiner Vielschichtigkeit hatte vor Jacob Burckhardt schon Georg Voigt erkannt.

Neuhumanismus

 
Johann Gottfried Herder

Seit etwa 1750 erfolgte eine Erneuerung der humanistischen Bewegung, um die Nivellierung des Menschen in der festgelegten spätfeudalen Ständeordnung zu überwinden. Das Individuum sollte sich als produktiv tätiger Mensch immer weiter vervollkommnen und Selbstbestimmung über seine Lebensbedingungen gewinnen. Die menschliche Individualität sollte sich frei entfalten. Damit verbunden war eine Hinwendung zum klassischen Altertum. Im Zeitalter der Aufklärung war der Begriff Humanismus zunächst noch ungebräuchlich. Überwiegend sprach man in Anlehnung an Cicero und die Renaissance gleichbedeutend von Humanität. Schiller und Herder verstanden unter Humanität die Menschlichkeit an sich. In seinen 1793 bis 1797 erschienenen Briefen zur Beförderung der Humanität erklärte Herder:

„Humanität ist der Charakter unseres Geschlechts; er ist uns aber nur in Anlagen angeboren, und muß uns eigentlich angebildet werden. Wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit; auf der Welt aber soll er das Ziel unsres Bestrebens, die Summe unsrer Übungen, unser Wert sein … Wenn der Dämon, der uns regiert, kein humaner Dämon ist, werden wir Plagegeister der Menschen … Humanität ist der Schatz und die Ausbeute aller menschlichen Bemühungen, gleichsam die Kunst unsres Geschlechts. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muß, oder wir sinken … zur rohen Tierheit, zur Brutalität zurück.“

Johann Gottfried Herder[22]

Insbesondere für Herder war Humanität zugleich an einen Fortschritt in der Geschichte geknüpft, er sah in ihr ein „Hauptgesetz der Natur“. Kunst und Wissenschaft helfen dabei, das wahre Wesen des Menschen zu verwirklichen und zu vervollkommnen. Der menschliche Geist ist in der Lage, einen sinnvollen Zusammenhang der Dinge zu erkennen und mit dem Willen zu bejahen.[23] Kant beschrieb die Humanität als „[...] den Sinn für das Gute in Gemeinschaft mit anderen überhaupt; einerseits das allgemeine Teilnehmungsgefühl, andererseits das Vermögen, sich innigst und allgemein mitteilen zu können, welche Eigenschaften zusammen verbunden die der Menschheit angemessene Geselligkeit ausmachen.“[24] Nach Kant wird der Mensch erst durch Erziehung zum Menschen. Das Programm der Menschenbildung hat nach Kant vier Stufen: In der Disziplinierung geht es um die Zähmung der animalischen Wildheit im Menschen. Bei der Kultivierung geht es um die Belehrung und Unterweisung, um Fähigkeiten zu beliebigen Zwecken zu erwerben. Bei der Zivilisierung geht es darum, dass der Mensch klug wird, sich in die menschliche Gesellschaft einfügt, beliebt ist und Einfluss erlangt. Bei der Moralisierung geht es schließlich um die Entwicklung einer vernunftgemäßen Gesinnung. Der Mensch soll lernen, gute Zwecke zu wählen. Gute Zwecke sind solche, die von jedermann gebilligt werden und gleichzeitig jedermanns Zwecke sein können. Kant verband mit diesem Programm die Idee eines Fortschreitens der Menschheit zum Besseren.[25] Wilhelm von Humboldt und seine Helfer schufen in kurzer Zeit ein dreistufiges Bildungswesen: Elementarschule, Gymnasium und Universität. Das Gymnasium sollte zur Hochschulreife führen und beschränkte sich im Wesentlichen auf allgemeinbildende Fächer. Einen wichtigen Beitrag leistete der altsprachliche Unterricht durch das Erlernen des Lateinischen und Griechischen, die am neuhumanistischen Gymnasium etwa die Hälfte der verfügbaren Schulstunden in Anspruch nahmen.[26] Die Schriften Platons und Ciceros gehörten zum Lektüreprogramm. Der Weimarer Klassik galt das klassische Griechenland als Inbegriff höchster Humanität. Es war das Symbol für die eigenen Bestrebungen. Insbesondere Goethe und Schiller propagierten das Ideal einer Persönlichkeit, das sich nur durch die harmonische Entfaltung aller Anlagen und Kräfte verwirklichen lasse. Man glaubte, dass diese Ideale im antiken Griechenland schon einmal verwirklicht worden seien. So beschrieb Goethe das Wirken der Humanität: „Seele legt sie auch in den Genuß, noch Geist ins Bedürfnis, Grazie selbst in die Kraft, noch in die Hoheit ein Herz.“[24] Der deutsche Begriff Humanismus wurde erstmals von Friedrich Immanuel Niethammer in dem 1808 erschienenen Buch „Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unserer Zeit“ verwendet. Er verteidigt die an der griechischen Klassik orientierte Bildung gegen die praktisch-technische Ausbildung an den Realschulen. Der praktische Nutzen soll nicht allein im Vordergrund stehen. Die humanistische Bildung gibt den Jugendlichen klassische Muster vor, die zu einer ästhetischen, moralischen und geistigen Entwicklung beitragen. Nach Niethammer hat der von den Griechen thematisierte Logos den Menschen über seine rohe Natur hinaus zum Geistigen geführt. Erst damit wurde seine wahre Menschlichkeit begründet. Der Logos habe sich in Jesus Christus inkarniert (Joh 1,14 EU). Der Logos sei zugleich das Urprinzip menschlicher Bildung.

Humanismus in der Moderne

Dritter Humanismus

 
Werner Jaeger, Lithographie von Max Liebermann (1915)

Der bedeutendste Repräsentant des sogenannten Dritten Humanismus war Werner Jaeger. Die Bezeichnung Dritter Humanismus - nach dem Renaissance-Humanismus und dem Neuhumanismus - stammt aus einer 1921 gehaltenen Rede des Berliner Philosophen Eduard Spranger, mit dem Jaeger befreundet war und sich gemeinsam für die alten Sprachen und eine Philosophie der Bildung einsetzte:

„Aber ein Unterschied unseres Humanismus, den man den dritten nennen könnte gegenüber jenem zweiten, liegt in der Weite des Suchens und des Verstehens, das wir Modernen aufzubringen vermögen.“

Eduard Spranger[27]

Nach Jaeger hat die Kultur im Griechentum schlechthin ihren Ursprung. Die Griechen haben ihre geistige Gesamtschöpfung als Erbe an die übrigen Völker des Altertums weitergegeben. Für Jaeger beginnt der Humanismus mit der Übernahme der griechischen Kultur im römischen Reich. Der griechische Bildungsgedanke sei dann im Christentum in eigenständiger Weise fortgesetzt worden. Konstitutiv für jede Erscheinungsform von Humanismus sei dabei die Struktur des Wiederaufnehmens. Die abendländische Geschichte wird bei Jaeger zu einer Reihe von Erneuerungen der griechischen Bildungsidee.[28] Er setzte das Griechentum mit der Idee gleich, den Menschen nach einem bestimmten Ideal zu formen. Der Begriff der Paideia war für ihn gleichbedeutend mit der griechischen Bildung. Sie sei nicht ein bloßer Inbegriff abstrakter Ideen, sondern die griechische Geschichte selbst in der konkreten Wirklichkeit des erlebten Schicksals. Die Gesamtheit der griechischen Kultur sei Ausdruck dieses Strebens, den Menschen zu formen. Die Griechen hätten die Dinge „organisch“ betrachtet. Sie hätten das Einzelne als Teil eines Ganzen aufgefasst. Erst dadurch wären sie zur Schöpfung des Begriffs „Natur“ fähig geworden. Mit diesem habe sich das Interesse verbunden für die Gesetze, welche in den Dingen selbst wirkten. Aus der Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Wesens entsprängen die Normen für die persönliche Führung der Seele und für den Aufbau der Gemeinschaft. Das höchste Kunstwerk, das es zu bilden gelte, sei der Mensch. Über allem stehe der Mensch als Idee. Der erzieherische Gehalt der Antike solle für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden. Die Zukunft der Jugend sei durch Wahrheit, Bildung, Werte und eine Zentralperspektive - Jaeger spricht von einem „Totalbild“ - zu gewährleisten.[29] Die Formung des Menschen sei unwiderruflich an die Gemeinschaft gebunden. Der Mensch sei zu seiner wahren Form zu erziehen, nämlich dem eigentlichen Menschsein als allgemeingültiges und verpflichtendes Bild der Gattung. Die generalisierende Sichtweise Jaegers auf die Antike ist umstritten und wird teilweise als Idealisierung kritisiert.[30]

Plessner

Helmuth Plessner kritisierte den Humanismus aus der Sicht des Historismus: Die Geschichte der eigenen und der fremder Kulturen habe gezeigt, dass die Selbstauffassung des Menschen im Sinne einer Idee, was der Mensch sein solle, vom Menschen selbst geschichtlich und unter kulturell-kontingenten Annahmen hervorgebracht worden sei, also keinen Anspruch auf allgemeine Geltung erheben könne. So zeige die Erfahrung

„… daß die Selbstauffassung des Menschen als Selbst-Auffassung, als Mensch im Sinne einer […] ‚Idee‘ selbst ein Produkt seiner Geschichte bedeutet, die Idee Mensch, Menschlichkeit von ‚Menschen‘ eroberte Konzeptionen sind, denen das Schicksal alles Geschaffenen bereitet ist, untergehen […] zu können.“

Helmuth Plessner[31]

Er setzt dem eine Anthropologie entgegen, die die wesentliche Unergründlichkeit des Menschen ins Zentrum stellt: Was der Mensch sei, lasse sich nicht ergründen, denn der Mensch sei kein abgeschlossenes, sondern ein unfertiges Wesen. Diese Einsicht beende auch die Überheblichkeit einer missionierenden christlich-europäischen Kultur, die meine, die Menschlichkeit erst den anderen Kulturen bringen zu müssen.[32]

Sartre

 
Jean-Paul Sartre, humanistischer Existentialist

Der existentialistische Humanismus Jean-Paul Sartres betont die Eigenverantwortlichkeit des Menschen. Danach ist der Existentialismus „eine Lehre der Tat“. Grundlegend hierzu war der 1945 veröffentlichte Essay L'existentialisme est un humanisme. Sartre entwarf einen Humanismus im Gewand der Moderne: Die Existenz geht der Essenz voraus. Der Mensch tritt in die Welt ein und erst dann entwirft bzw. erfindet er sich selbst. Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich in seiner totalen Freiheit macht. Deshalb ist er auch für das, was er ist, verantwortlich. Dies verleiht ihm seine Würde. Das Leben hat a priori keinen Sinn. Der Mensch wählt sich seine Moral, sie ist seine Schöpfung und Erfindung. Mit sich selbst erschafft der Mensch ein Vorbild. Der Mensch ist nichts anderes als sein Leben. Er ist die Summe seiner Handlungen, seiner Beziehungen und Unternehmungen. Er existiert nur in dem Maße, in dem er sich selbst verwirklicht.

„Es gibt kein anderes Universum als ein menschliches, das Universum der menschlichen Subjektivität. Diese Verbindung von den Menschen ausmachender Transzendenz – nicht in dem Sinn, wie Gott transzendent ist, sondern im Sinn von Überschreitung – und Subjektivität in dem Sinn, dass der Mensch nicht in sich selbst eingeschlossen, sondern immer in einem menschlichen Universum gegenwärtig ist, das ist es, was wir existentialistischen Humanismus nennen.“

Jean-Paul Sartre[33]

Heidegger

Martin Heidegger antwortete mit seinem Brief über den »Humanismus«, der 1947 als Anhang zu einem anderen Werk und 1949 erstmals selbstständig erschien, auf eine schriftliche Anfrage des französischen Philosophen Jean Beaufret.[34]. Er warf dem klassischen Humanismus vor, dass in seiner Bestimmung des Menschen als vernünftiges Subjekt die eigentliche Würde des Menschen noch nicht erfahren sei und er die humanitas des Menschen nicht hoch genug angesetzt habe. Die Philosophie seit dem klassischen Griechenland sei zur Metaphysik entartet. Das Wesen des Menschen müsse anfänglicher erfahren werden. Das Sein komme im Denken zur Sprache. Die Sprache sei „das vom Sein ereignete und aus ihm durchgefügte Haus des Seins“. Durch sie sei der Mensch in die Lichtung des Seins freigestellt. Das Sein selbst habe ihn „in die Wahrheit des Seins geworfen, dass er, dergestalt ek-sistierend, die Wahrheit des Seins hüte“. Heidegger bezeichnet den Menschen deshalb als Hirten des Seins. Das Denken vollbringe zugleich das Wesen des Menschen. Darum ruhe im Denken die Menschlichkeit. Das Denken des Seins ereigne sich noch vor der Unterscheidung von Theorie und Praxis. Es habe weder Ergebnis noch Wirkung. Es sei ein Tun, das alle Praxis übertreffe. Die Philosophie habe dagegen aus der Sprache ein Herrschaftsinstrument über das Seiende gemacht und das Denken damit falsch interpretiert. Das animal rationale gebärde sich als Herr des Seienden und kreise heimatlos um sich selbst. Es sei ausgestoßen aus der Wahrheit des Seins. Peter Sloterdijk kritisiert Heideggers Position. Er sieht den Menschen in der Reihe der Lebewesen und wendet sich gegen Heideggers Ablehnung jeder Anthropologie. Es gebe eine Geschichte des Heraustretens des Menschen in die Lichtung. Diese werde von Heidegger ignoriert. Diese Realgeschichte der Lichtung werde von der Natur- und Sozialgeschichte erzählt. Die Lichtung sei ein Ereignis, wo aus dem Sapiens-Tier der Sapiens-Mensch werde. Hier beginne die Sozialgeschichte der Zähmungen. Es zeige sich das andere, bisher verhüllte Gesicht der Lichtung. Diese sei ein Kampfplatz und ein Ort der Entscheidung und der Selektion.[35]

Fromm

In den Jahren von 1961 bis 1978 veröffentlichte Erich Fromm mehrere Aufsätze und Reden, die in dem Sammelband Humanismus als reale Utopie herausgegeben wurden. Die Entfremdung ist nach Fromm die Krankheit des modernen Menschen. Der Mensch wird zum Götzendiener, der das Werk seiner eigenen Hände anbetet. Er ist nur noch damit beschäftigt zu arbeiten, um konsumieren zu können. Er möchte viel haben statt viel zu sein. Machtstreben, Vergnügungssucht und Besitz verdrängen Liebe, Freude und persönliches Wachstum. Ängstlichkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit zu lieben. Der moderne Mensch flieht in ein leeres Geschäftigsein. An die Stelle der traditionellen Werte des Guten, Schönen und Wahren, die der Entfaltung des Menschen dienten, ist der technologische Wert getreten: Das technisch Mögliche wird zum Selbstzweck; ist etwas technisch möglich, dann wird es auch getan. Nach Fromm soll man sich der humanistischen Alternative bewusst werden. Der Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen, leidenden und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus.

„Bei diesem Bezugsrahmen besteht der Sinn des Lebens in der völligen Entwicklung der menschlichen Eigenkräfte, insbesondere in der von Vernunft und Liebe, im Transzendieren der Enge des eigenen Ichs und in der Entwicklung der Fähigkeit, sich hingeben zu können, in der vollen Bejahung des Lebens und von allem Lebendigen im Unterschied zur Anbetung von allem Mechanischen und Toten.“

Erich Fromm[36]

Über das Unbewusste kann man den Kontakt zum ganzen, universalen Menschsein gewinnen.

„Haben wir aber mit dem ganzen Menschen in uns Kontakt, dann gibt es nichts Fremdes mehr. Es gibt kein Verurteilen anderer mehr aus einem Gefühl der eigenen Überlegenheit […] Der Mensch steht heute vor der Wahl: Entweder wählt er das Leben und ist zur neuen Erfahrung von Humanismus fähig, oder die neue 'eine Welt' wird nicht gelingen.“

Erich Fromm[37]

Die Liebe ist der Hauptschlüssel, mit dem sich die Tore zum persönlichen Wachstum öffnen lassen. Die Praxis der Liebe ist das menschlichste Tun, das den Menschen ganz zum Menschen macht und ihm zur Freude am Leben gegeben ist.[38]

Humanismus und Recht

 
Gustav Radbruch, ein humanistisch geprägter Rechtsphilosoph

Da die Existenz Gottes nicht allgemein anerkannt wird, hat man sich auf die unantastbare Menschenwürde als Grundlage eines Wertesystems sowohl völkerrechtlich als auch in den meisten nationalen Verfassungen geeinigt. Durch die Übernahme des sittlichen Wertes der Menschenwürde in geltendes Recht ist sie zugleich zu einem Rechtswert geworden. So beginnt die Präambel der Charta der Vereinten Nationen:

„Da die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt bildet […]“

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Und in Art. 1 Satz 1 heißt es dort: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Art. 1 Abs. 1 des deutschen Grundgesetzes lautet beispielsweise: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Dieser Gesamtanspruch wird dann im Einzelnen international durch die Menschenrechte und beispielsweise in Deutschland, der Schweiz und Österreich national durch die jeweiligen Grundrechte konkretisiert. In Deutschland sind die Grundrechte durch das Grundgesetz aus dem Jahr 1949 und in der Schweiz durch die revidierte Bundesverfassung aus dem Jahr 1999 garantiert. In Österreich sind die Grundrechte auf mehrere Gesetze verteilt und nicht zentral geregelt: Bundesverfassung, Staatsgrundgesetz von 1867, Staatsverträge von Saint-Germain (1919) und Wien (1955), Europäische Menschenrechtskonvention von 1958, Zivildienstgesetz und Datenschutzgesetz. Auch auf europäischer Ebene ist ein Grundrechtsschutz anerkannt, insbesondere durch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde als Rechtswert ist eine historische Konsequenz aus dem Staatsterror des Nationalsozialismus. Dabei half das humanistisch geprägte Denken des Rechtsphilosophen Gustav Radbruch, die Grenzen für die Rechtsgeltung von Schandgesetzen aufzuzeigen, an die kein Richter mehr gebunden ist:

„[…] eine andere Grenzziehung aber kann mit aller Schärfe vorgenommen werden: wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde, da ist das Gesetz nicht etwa nur „unrichtiges“ Recht, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur. Denn man kann Recht, auch positives Recht, gar nicht anders definieren als eine Ordnung und Satzung, die ihrem Sinne nach bestimmt ist, der Gerechtigkeit zu dienen.“

Gustav Radbruch[39]

Humanismus und Psychologie

Die humanistischen Theorien in der Psychologie wurden maßgeblich von Abraham Maslow und Carl Rogers geprägt. Die Persönlichkeit entwickelt sich mit dem Ziel, sich selbst zu verwirklichen. Die eigenen Fähigkeiten und Talente sollen entwickelt werden, um das innere Potential zu realisieren. Das Streben nach Selbstverwirklichung ist zugleich der

„[…] Organisator all der unterschiedlichen Kräfte, deren Zusammenspiel ununterbrochen das erschafft, was eine Person ausmacht … Dieses angeborene Streben nach Selbsterfüllung und nach Realisierung des eigenen einzigartigen Potentials ist eine konstruktive leitende Kraft, die jede Person im allgemeinen zu positiven Verhaltensweisen und zur Weiterentwicklung des Selbst bewegt.“

Philip G. Zimbardo[40]

Humanismus und Religion

Im Verhältnis des Humanismus zur Religion gibt es ein weitreichendes Spektrum von ausdrücklichem Bezug auf die Religion bis zu ausdrücklicher Ablehnung. Dabei steht der Begriff Humanismus im Spannungsfeld zwischen der menschlichen Autonomie einerseits und der traditionellen Rückbindung der Menschenwürde an die ontologische Zwischenstellung des Menschen zwischen Gott und Welt andererseits, die transzendente Sinnressourcen eröffnen soll.[41] Die etablierten Religionen haben in der Regel humanistische Traditionen selbst entwickelt, Anliegen des Humanismus aufgenommen und in ihre Glaubenssätze integriert oder eigene Impulse zur Entwicklung des Humanismus gegeben.

Judentum

 
Die Tora entspricht den fünf Büchern Mose im Alten Testament. Sie ist Teil des Tanach, der Hebräischen Bibel.

Bereits im Judentum gelten die Gebote der Nächsten- und Fremdenliebe nach der hebräischen Bibel:

„Hasse deinen Nächsten nicht in deinem Herzen! Sondern weise ihn auf das Recht hin, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. Räche dich nicht noch behalte Zorn gegen die Kinder deines Volkes. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Ich bin JHWH.“

Tanach, Wajikra (Lev 19,17 EU)

Das Gebot der Fremdenliebe wendet sich gegen eine Beschränkung der Nächstenliebe auf Mitjuden:

„Den Fremdling, der bei euch wohnt in eurem Land, sollt ihr nicht unterdrücken. Er soll wie ein Einheimischer unter euch wohnen, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr ward auch Fremdlinge in Ägypten. Ich bin JHWH, euer Gott.“

Tanach, Wajikra (Lev 19,33 EU; vgl. auch Devarim Dtn 10,19 EU)

Das Judentum hat mit seinem Gebot, auch den Fremden zu lieben, einen erheblichen Beitrag zu den moralischen Standards der Menschheit geleistet.[42] In der Pflicht gegen den Fremdling ist die unbedingte Humanität am bestimmtesten erfasst worden. Die Entdeckung des Menschen als Mitmensch setzt voraus, dass auch der Fremdling ein zum Ebenbild des einzigen Gottes geschaffenes Lebewesen ist (Gen 1,26 EU). Auch der Fremdling und Nichtjude ist jener Nächste, auf den das Gebot der Nächstenliebe zu beziehen ist. Der Fremdling lehrt die Humanität. An ihm ist der Mensch als Mitmensch immer wieder klar erkannt und gewissermassen aufgedeckt worden.[43] Der Begriff des Noachiden definiert das Recht des Fremdlings im Judentum. Ein Noachide, ein Nachkomme Noachs (Gen 7,7 EU), ist jeder, der die elementarsten Pflichten übt, die sich aus der Menschlichkeit und der Landeszugehörigkeit ergeben. Gleichgültig ist dabei seine Religionszugehörigkeit oder Staatsangehörigkeit. Der Noachide hat nicht nur Duldung, sondern Anerkennung zu beanspruchen. Er ist dem einheimischen Staatsbürger gleichgestellt.[44] Der Noachide wird damit zum Prototyp des Mitmenschen. Er repräsentiert eine fundamentale ethische Gleichheit, die jedem positiven staatlichen Recht vorangeht. Eine besondere Bedeutung haben die Verpflichtungen der noachidischen Gebote erlangt. Auf sieben Gebote sind die Nachkommen Noachs nach dem Babylonischen Talmud verpflichtet:[45]

Die noachidischen Gebote sind dabei nicht einklagbares Recht, sondern „Ausdruck des theologisch-ethischen Horizonts, in dem sich die geistig-religiöse Nachbarschaft zum außerjüdischen Mitmenschen vollziehen kann“.[46] Gleichwohl wurden die grossen Völkerrechtler des 17. Jahrhunderts Hugo Grotius und John Selden vom Recht des Fremdlings im Talmud angeregt und haben diesen Gedanken in ihre Systeme aufgenommen. Nach Hermann Cohen ist der Begriff des Noachiden sogar ein Vorläufer des Naturrechts, was allerdings umstritten ist.[47] Die jüdische Ethik und rabbinische Literatur hat die Bestimmungen des Tanach beständig verfeinert und humanisiert. Sie steht der christlichen Ethik nicht nach.

Christentum

 
Gregor von Nyssa verband Christentum und Platonismus

Anknüpfungspunkt für den christlichen Humanismus im Neuen Testament ist das Doppelgebot der Liebe:

„Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und wichtigste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Das frühe Christentum sprach griechisch und explizierte sich in Denkkategorien, die von Platon und Aristoteles geprägt waren. Paulus knüpft in der Apostelgeschichte auf dem Areopag in Athen an die griechische Philosophie an (Apg 17,22 EU). Es wurde die Paideia Christi verkündigt.[49] Mit Clemens von Alexandria und Origenes erfolgte eine philosophische Vertiefung und weitere Hellenisierung der christlichen Religion. Origenes erklärte die Bibel in umfangreichen Kommentaren nach ihrem wörtlichen, grammatischen, historischen und pneumatischen Sinn. Mit dieser vom Griechentum übernommenen Philologie wurde er zum Vater der theologischen Exegese. Mit den Kirchenvätern Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa erfolgte eine weitere Verschmelzung griechischen Denkens mit dem Christentum, welche dann das westliche Denken für tausend Jahre prägte. Der Renaissance-Humanismus wurde von den Päpsten finanziell gefördert. Mit Papst Pius II. stellten sie selbst einen bedeutenden Humanisten.[50] Trotz der Annäherung an humanistische Fragestellungen akzeptiert der Katholizismus aber bis heute den Humanismus nicht als eine dem Glauben übergeordnete Idee, sondern fordert eine Vorrangstellung der kirchlichen Kompetenz im religiösen Bereich. Der evangelische Theologe und Dichter Johann Gottfried Herder erklärte in seinen Briefen zur Beförderung der Humanität:

„Das Christentum gebietet die reinste Humanität auf dem reinsten Wege. Menschlich und für jedermann faßlich; demüthig, nicht stolz-autonomisch; selbst nicht als Gesetz sondern als Evangelium zur Glückseligkeit Aller gebietet und giebt es verzeihende Duldung, eine das Böse mit Gutem überwindende thätige Liebe.“

Johann Gottfried Herder[51]

Der katholische Philosoph Jacques Maritain vertrat einen christlichen Humanismus. Dieser sei aber erst dann integral, wenn der Mensch in seinem wahren Wesen, in seiner Bindung an Gott und seiner Erneuerung durch Gott erfasst werde. Die modernen Auffassungen von Humanismus sollten mit der von der mittelalterlichen Scholastik entwickelten Seinslehre verbunden werden.[52] Dagegen meinte der evangelische Dogmatiker Karl Barth, man müsse in erster Linie von einem Humanismus Gottes sprechen: von der Liebe Gottes zum Menschen. Der Mensch als das von Gott bewirkte Wesen solle sich aus seiner irdischen Wirklichkeit in das Geheimnis seines Ursprungs öffnen. Dabei erfahre er dann die Heiligung der Gnade, den Humanismus Gottes. Die weltlichen Humanismen seien eigentlich überflüssig. Sie seien nur „abstrakte Programme“ gegenüber der von den Evangelien verkündeten Gotteskindschaft des Menschen.[53] Nach Rudolf Bultmann ist der Humanismus ein Glauben an den Adel des Menschen als Geistwesen. Der Geist verwirkliche sich im Wahren, Guten und Schönen. Diese Ideen bestimmten Wissenschaft, Recht und Kunst. Der Humanismus mache die Welt so zur Heimat des Menschen. Dagegen sei für das Christentum die Welt die Fremde. Der christliche Glaube entweltliche den Menschen. Gott als schlechthin jenseitiger sei von der Welt geschieden. Der Mensch als Sünder bedürfe der Gnade, da er nicht so sei, wie er sein solle. Die Gnade Gottes befreie den Menschen von sich selbst und mache ihn zu einem neuen Geschöpf. Der christliche Glaube bedürfe deshalb des Humanismus nicht, es bestehe vielmehr ein Widerspruch. Der einzelne Christ sei aber auf den Humanismus angewiesen, weil er die Welt durch Wissenschaft, Recht und Kunst beherrschbar mache.[54]

Islam

 
Averroës stand für die hellenistische Dimension des Islam

Muslimische Theologen betonen, dass Christentum und Islam im Gebot der Nächstenliebe übereinstimmen.[55] Von Mohammed sind die Sätze überliefert:

„Niemand von Euch hat den Glauben erlangt, solange er nicht für seine Brüder liebt, was er für sich selbst liebt.[56]
Keiner von Euch hat den Glauben erlangt, solange ihr für euren Nachbarn nicht liebt, was ihr für euch selbst liebt.[57]

Kitab al-Iman

Eine rationalistisch ausgerichtete islamische Lehre war der Mutazilismus, der vom 8. Jahrhundert an Einfluss erlangte. Die Mu'tazila hat die Entwicklung der islamischen Dogmatik tief beeinflusst. Sie bediente sich des Kalam, was ursprünglich „Rede“ und zunehmend „verstandesmäßige Darlegung“ bedeutete. Kalam war eine Methode, die sich an der Vernunft orientierte und intensiv mit hellenistischen Denkmethoden auseinandersetzte.[58] Die Mu'tazila versuchte, die absolute Einheit Gottes zu beweisen. Irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen Gott und Schöpfung wurden abgelehnt. Wenn Gottes Attribute mit ihm gleichewig wären, würden sie seine Einzigkeit beeinträchtigen. Aber sie seien vielmehr geschaffen. Deshalb sei auch der Koran als Gottes Wort nicht wesensgleich mit Gott, sondern geschaffen. Der Koran sei nicht ewig, sondern zeitlich bedingt. Gott habe ihn für Menschen einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen erschaffen. Die Interpretation islamischer Prinzipien solle der Vernunft gehorchen. Die Freiheit des Menschen sei ein hoher Wert. Der Mensch sei für seine Handlungen verantwortlich. Der Gläubige, der sich im Zustand der Sünde befinde, stehe genau in der Mitte zwischen Glauben und Unglauben. Fatalismus wurde abgelehnt. Vertreter dieser Lehre waren beispielsweise al-Hasan al-Basri, Amr ibn Ubayd und Abu al-Hudhayl. Die sunnitische Geistlichkeit betrachtete diese rationalistische Lehre als Häresie, weil der göttliche Charakter des Korans geleugnet werde. In Bagdad wurde 825 das Haus der Weisheit gegründet. Dort wurde über mehrere Jahrhunderte eine von der griechischen inspirierte islamische Philosophie gelehrt. Neben der Lektüre des Koran stützten sich islamische Philosophen auch auf Aristoteles und Platon. So wurde ein von Toleranz geprägtes humanistisches Denken bewahrt, dessen Überlieferung im Westen durch die Wirren der Völkerwanderung behindert war. An die Leistungen bedeutender Philosophen wie al-Kindi, al-Farabi, Avicenna, Averroës und al-Ghazali knüpfte die mittelalterliche Philosophie im Westen an. Eine nachhaltige Integration peripatetischen Denkens scheiterte im Islam aber daran, dass es nach dem Tod Avicennas kaum noch aufgeklärte Herrscher gab, die sich der Philosophie angenommen hätten.[59] Der Einfall nomadisierender Türken und die Kriegszüge der Mongolen im 13. Jahrhundert führten zu einem Niedergang urbaner islamischer Zivilisation. Auch eine zunehmend strenge Ausrichtung auf die als verbindlich anerkannte Tradition des Propheten und seiner Gefährten[60] sowie der Verzicht auf die Beschäftigung mit der schönen Literatur und auf das Studium der griechischen Sprache verhinderten, dass sich eine dem europäischen Humanismus vergleichbare Bewegung nachhaltig entfalten konnte.[61] Im 20. Jahrhundert forderte Ali Schariati, der sich gegen das persische Schahregime engagierte, einen islamischen Humanismus. Es dürfe keine Trennung zwischen Intellektuellen und Volk geben. Frauen seien nach dem Vorbild der Prophetentochter Fatima am öffentlichen Leben zu beteiligen, aber in anderer Weise als Männer. Westliche Modelle würden die Frau ihrer Natur entfremden. Ein islamischer Humanismus müsse dem westlichen Kulturimperialismus, der „Verwestlichungsseuche“ widerstehen. Es könne notwendig sein, für die rechte Sache auch zu sterben. Schariati gewann einen großen Einfluss auf die Vorgeschichte der iranischen Revolution.[62] Auf ihn beruft sich auch der im Iran zeitweilig wegen Blasphemie zum Tode verurteilte Historiker Haschem Aghadscheri:

„Als Muslime, als Anhänger des vollkommenen und göttlichen Islam, achten wir die Menschheit hoch. Der Mensch ist ein Mensch, und zwar unabhängig von seiner Religion, auch wenn er kein Muslim ist, auch wenn er kein Iraner ist. Auch Türken, Kurden, Luren … haben unveräußerliche Rechte. Schariati glaubte, dass der Humanismus im Westen keine festen Wurzeln hatte, weil er dort nicht auf religiösen Prinzipien basiert. Aber im Islam sei der Humanismus von Gott gegeben, wie auch der Mensch die Schöpfung Gottes sei … Unsere Kultur braucht einen islamischen Humanismus. Die Menschenrechte sind in unserer Verfassung garantiert. Niemand darf mit Füßen getreten werden.“

Haschem Aghadscheri[63]

Der tunesisch-französische Autor Abdelwahab Meddeb hält den islamischen Humanismus, der mit bedeutenden Ärzten, Gelehrten und Philosophen auf eine lange Tradition zurückblicken kann, durch den Islamismus für bedroht:

„Die Keime des Islamismus […] sind bereits im koranischen Text vorhanden. Die Dinge wären sehr viel einfacher, wenn es nicht diese islamistische Lektüre des Korans gäbe. Die Islamisten wollen aus ihrer Lesart die einzig richtige machen, dabei ist es ja gerade die Eigenart von Texten, unendlich viele Interpretationen zu ermöglichen […] Das enorme Problem des Islam besteht gerade darin, dass der Islamismus versucht, seine Botschaft in alle Richtungen zu verbreiten. Der offizielle Islam, der eine Art letzter Metamorphose des traditionellen Islam ist, wird heute zunehmend von islamistischem Gedankengut durchsetzt und vergiftet.“

Abdelwahab Meddeb[64]

Buddhismus und Hinduismus

Auch im Buddhismus und Hinduismus spielt das Mitgefühl und das Vermeiden von Leid bei Mitmenschen eine große Rolle. Karuna als tätiges Mitgefühl und Erbarmen hat eine hohe Bedeutung ähnlich der Nächstenliebe im Christentum. Der Begriff umfasst alle Handlungen, die helfen, das Leiden anderer zu verringern. Karuna gründet auf der Erfahrung der Einheit alles Seienden in der Erleuchtung und erstreckt sich unterschiedslos auf alle Lebewesen.[65] Aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Lehrrichtungen muss das Verhältnis zum westlich geprägten Begriff des Humanismus erst noch genauer untersucht werden. Der Individualität kommt in den östlichen Denkweisen meist keine hohe Bedeutung zu. Diese ist jedoch ein Kerngedanke des Humanismus.

Säkularer Humanismus

 
Ludwig Feuerbach, atheistischer Humanist

In negativer Abgrenzung enthält ein Humanismus nach einer areligiösen säkularen Auffassung die Verneinung von höheren göttlichen Mächten, die dem Menschen übergeordnet wären. Dies ist verbunden mit einer Zurückweisung von Religion zugunsten der Meinung, dass sich der moderne Mensch aus eigenem Antrieb weiterzuentwickeln vermöge und nur dann „Mensch“ sei. Er solle sich seiner eigenen Vernunft bedienen. Der säkulare Humanismus beginnt in der Zeit der Aufklärung und sieht sich als einen Weg, unter anderem Fragen der Ethik unabhängig von Religion zu betrachten. Übernatürliche Erklärungen werden abgelehnt. Nach Arnold Ruge ist der Humanismus das aus dem griechischen Denken gewonnene dialektische Geschichtsprinzip der Überwindung der Natur durch den Geist. Er sei „selbstbewußte und als solche sich bewirkende Aufklärung“ und eine „Religion des Diesseits“, die das alte Christentum ersetze.[66] Ludwig Feuerbach löste das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Er vertrat die Auffassung, dass Gott nur eine abstrakte Vergegenständlichung des menschlichen Wesens sei. Die Religion sei die Entzweiung des Menschen mit sich selbst. Der Mensch setze sich Gott als ein ihm entgegengesetztes Wesen gegenüber. Der Mensch vergegenständliche in der Religion sein eigenes geheimes Wesen. Der Mensch sei der Anfang der Religion, der Menschen sei der Mittelpunkt der Religion, der Menschen sei das Ende der Religion.[67] Nach Feuerbach tritt die Philosophie an die Stelle der Religion. Man müsse die Politik zur Religion machen. Der Atheismus sei das Aufgeben eines vom Menschen verschiedenen Gottes.[68] Karl Marx knüpfte an diese Religionskritik Feuerbachs an, um seinen atheistischen Humanismus zu begründen. Der Mensch suche in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels einen Übermenschen. Er finde aber nur den Widerschein seiner selbst. Der Mensch mache die Religion, die Religion mache nicht den Menschen. Die Religion sei das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren habe. Der Staat - im 19. Jahrhundert noch nicht laizistisch - und die Gesellschaft produzierten mit der Religion ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt seien. Der Kampf gegen die Religion sei mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion sei. Die Religion sei der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt. Sie sei der Geist geistloser Zustände sei. Sie sei das Opium des Volks. Das wirliche Glück des Volkes erfordere die Aufhebung der Religion, da diese nur illusorisches Glück sei.[69]

Humanismus und soziale Frage

 
Karl Marx, Kommunist und atheistischer Humanist

Von sozialistischer Seite wurde kritisiert, dass Humanismus eine bürgerliche Weltanschauung sei und kein Interesse für die soziale Frage aufbringe. Das Proletariat bleibe von humanistischer Bildung ausgeschlossen. Nur für eine privilegierte Minderheit sei der Zugang zu Kultur und insbesondere Literatur gewährleistet. Die Gesellschaft müsse aktiv verändert werden, um gleiche Bildungschancen für alle zu ermöglichen. Die wahren Humanisten seien Marx und Engels. Karl Marx setzte den Kommunismus mit einem atheistischen Humanismus gleich. Der Kommunismus hebe das Privateigentum auf, das Ausdruck menschlicher Selbstentfremdung sei. Der Kommunismus sei deshalb die

„[…] wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d.h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus ≈ Humanismus, als vollendeter Humanismus ≈ Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung.“

Karl Marx[70]

Bereits Platon hatte das Privateigentum als Schritt in die Unfreiheit gering geschätzt und ihm in seinem Hauptwerk Politeia die Utopie einer Gütergemeinschaft entgegengehalten, diesen Gedanken in seinem Alterswerk Die Gesetze allerdings wieder erheblich abgeschwächt und den Schwerpunkt seiner Betrachtung auf eine gerechte Verteilung der Güter gelegt. Um gut zu sein bedürfe die Seele des Privateigentums nicht. In der hierarchischen Ordnung der Güter stehe die Idee des Guten an oberster Stelle. In Anknüpfung an John Locke und Adam Smith wird in der Marktwirtschaft die Pleonexia, nämlich das Mehr-Haben-Wollen, nicht grundsätzlich negativ bewertet. Die Pleonexia sei eine Antriebskraft, die unternehmerische Kreativität, Wagemut und Anstrengung steigere und so zu einem bedarfsgerechten Angebot an wettbewerbsbedingt kostengünstigen Waren und Dienstleistungen, zu Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen und damit letztlich zur Verbesserung der allgemeinen Lebensverhältnisse führe. Sie sei deshalb dem Gemeinwohl dienlich.[71] Der moderne Sozialstaat versucht, einen gerechten Ausgleich mit einem komplexen System aus Steuern, Sozialabgaben und Sozialleistungen herbeizuführen.

Einzelne Humanisten

Siehe auch Humanisten

Frühhumanisten

 
Francesco Petrarca

Humanisten der frühen Neuzeit

 
Thomas Morus

Neuhumanisten

 
Wilhelm von Humboldt

Humanisten der Moderne

Siehe auch

Wiktionary: Humanismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu Förster, Wolfgang: Humanismus. In: Hans J. Sandkühler u.a. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Band 2, S. 560 ff.
  2. Förster, a. a. O., S. 560
  3. Vergl. ausführlicher und in anderer Formulierung Fragment 49a DK, Übersetzung nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 132
  4. Fragment 10 DK, Übersetzung nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 132
  5. Zitiert nach Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, S. 327
  6. Konrat Ziegler und Walther Sontheimer, Der Kleine Pauly, Band 4, Paideia, Spalte 408
  7. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 728 f.
  8. Wolfgang Schadewaldt, Der Gott von Delphi und die Humanitätsidee, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1975, S. 25
  9. Platon, Euthyphron, 12d
  10. Platon, Nomoi 4, 716c
  11. Vgl. dazu auch Didaktik bei der Universität Jena: Vormoderne Fassungen des Bildungsbegriffs
  12. Ein bedeutender Beitrag hierzu war der Gedanke, dass Gleiches gleich zu behandeln ist, vgl. Aristoteles, Nicomachische Ethik, V.3. 1131a10-b15. Die Anfänge für die Idee der Gleichheit aller Menschen finden sich aber wohl schon im demokratischen Flügel der Sophistik, vgl. Förster, a.a.O., S. 560
  13. Cicero, Pro Archia 3
  14. Konrat Ziegler und Walther Sontheimer, Der Kleine Pauly, Band 2, Humanitas, Spalte 1241 ff.
  15. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 719 f.
  16. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 722
  17. Marcus Tullius Cicero, Pro Sext. Roscio Amerino, 154
  18. Vgl. Manfred Fuhrmann, Bildung. Europas kulturelle Identität, Reclam, Stuttgart 2002, Seite 20
  19. Olaf Meynersen, Humanismus als immer wiederkehrendes europäisches Kulturprinzip, in: Gymnasium 101 (1994), S. 148 ff. mit Zitaten aus Originalen des Archivio di Stato, Florenz, und der Biblioteca Communale di Cesena
  20. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 716
  21. Vgl. C. Menze, Art. Humanismus, in: HWPh Bd. 3, S. 1218
  22. Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, in: Geschichtsphilosophische Werke, S. 470
  23. Klingner, Humanität und Humanitas, in: Römische Geisteswelt, S. 707
  24. a b Zit. nach Georgi Schischkoff, Philosophisches Wörterbuch, S. 292
  25. Immanuel Kant, Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik. 2. Teil, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1981, S. 697 ff.
  26. Manfred Fuhrmann, Bildung. Europas kulturelle Identität, Reclam, Stuttgart 2002, Seite 28
  27. Eduard Spranger, Der gegenwärtige Stand der Geisteswissenschaften und die Schule, (1922), 2. Aufl. Leipzig 1925, S. 7
  28. Werner Jaeger, Humanistische Reden und Vorträge, Berlin 1960; derselbe, Paideia, Berlin 1933 bis 1947
  29. Werner Jaeger, Begabung und Studium, S. 280
  30. Rüdiger, Der Dritte Humanismus, S. 211; Paul Richard Blum, Art. Humanismus, in: Enzyklopädie Philosophie, Meiner 1999, S. 568, spricht von einem inzwischen korrigierten, idealisierten Bild der antiken Ausbildungspraxis.
  31. Helmuth Plessner, Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 163
  32. Vgl. Helmuth Plessner, Gesammelte Schriften Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 161
  33. Jean-Paul Sartre, Gesammelte Werke, Band 4, S. 141
  34. Martin Heidegger, Über den Humanismus, Frankfurt 2000
  35. Peter Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark. Ein Antwortschreiben zu Heideggers Brief über den Humanismus, Frankfurt am Main 1999, S. 32 ff.
  36. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 65 f.
  37. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 92
  38. Erich Fromm, Humanismus als reale Utopie, S. 116 f.
  39. Gustav Radbruch: Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht. In: Ders.: Rechtsphilosophie, S. 211 ff.
  40. Philip G. Zimbardo, Psychologie, S. 415
  41. Insoweit wird ein Konflikt gesehen zwischen dem heteronomen und dem autonomen Humanismus. Vgl. Adam Schaff, Humanismus, Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie des Marxismus, Wien 1975, S. 160
  42. Vgl. dazu Christoph Schulte, Noachidische Gebote und Naturrecht. Ein Beispiel für die Verteidigung des Universalismus aus den Quellen des Judentums, in: Richard Faber, Enno Rudolph (Hrsg.), Humanismus in Geschichte und Gegenwart, Mohr-Siebeck, Tübingen 2002, S. 141 ff.
  43. Leo Baeck, Das Wesen des Judentums, 4. Auflage, 1925 S. 219
  44. Vgl. Leo Baeck, Das Wesen des Judentums, 4. Auflage, 1925 S. 220
  45. Babylonischer Talmud, Traktat bSanhedrin 56a/b; vgl. Tosefta Aboda Zara 8.4
  46. Klaus Müller, Tora für die Völker. Die noachidischen Gebote und Ansätze zu ihrer Rezeption im Christentum (SKI 15), Berlin 1994, S. 79
  47. Hermann Cohen, Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentum, Berlin 1919, Nachdruck Dreieich 1978, S. 142 f.
  48. Beide Gebote sind bereits im Alten Testament zu finden: Dtn 6,5 EU und Lev 19,18 EU. Vgl. auch oben Abschnitt Judentum, das Alte Testament stimmt mit der Hebräischen Bibel, dem Tanach, weitgehend überein.
  49. Werner Jaeger, Paideia Christi, in: Ders., Humanistische Reden und Vorträge, de Gruyter, 1960, S. 250 ff.
  50. Vgl. Schischkoff, a.a.O., S. 291
  51. Johann Gottfried Herder, Briefe zur Beförderung der Humanität, Riga 1795, S. 568
  52. Jacques Maritain, L'Humanisme intégral, 1936
  53. Karl Barth, Humanismus, 1950, S. 21
  54. Rudolf Bultmann, Humanismus und Christentum, in: Ders., Glauben und Verstehen, 3. Bd., Mohr-Siebeck, Tübingen 1960, S. 61 ff.
  55. Offener Brief von 138 muslimischen religiösen Führern vom 13. Oktober 2007 an Papst Benedikt XVI., dort insbesondere S. 15
  56. Sahih Al-Bukhari, Kitab al-Iman, Hadith no. 13.
  57. Sahih Muslim, Kitab al-Iman, 67-1, Hadith no. 45.
  58. C. Colpe, Art. Mutakallimun, in: Kurt Galling (Hrsg.), Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. 4, 1960, S. 1226
  59. Tjitze J. de Boer, Geschichte der Philosophie im Islam, 1901, S. 151
  60. Fazlur Rahman, Islamic Methodology in History, 1965, S. 86 f.
  61. Hans-Heinrich Schaeder, Der Orient und das griechische Erbe, 1928, S. 156 ff.
  62. Rüdiger Lohlker, Islam. Eine Ideengeschichte, Facultas, Wien 2008, S. 122 f.
  63. Haschem Aghadscheri, Uns fehlt ein islamischer Humanismus, in: Die Zeit, Feuilleton, 52/2002
  64. Abdelwahab Meddeb, Auf der Suche nach der «griechischen» Dimension des Islam, in: Neue Zürcher Zeitung vom 2. April 2007
  65. Lexikon der östlichen Weisheitslehren, S. 185 f.
  66. Arnold Ruge, Hallische Jahrbücher, 1840 ff.
  67. Vgl. Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums, 1841, in: Sämtliche Werke, Bd. 6, Stuttgart 1903, S. 41 und 222
  68. Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums, 1841, in: Sämtliche Werke, Bd. 6, Stuttgart 1903, Seite 228
  69. Karl Marx, in: MEW Bd. 1, S. 378 ff.
  70. Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844., in: MEW Bd. 40, S. 536
  71. John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, 1690, übersetzt von H.J.Hörmann, Frankfurt am Main 1977, dort insbes. II, § 37; vgl. zum Ganzen auch Otfried Höffe, Wirtschaftsbürger, Staatsbürger, Weltbürger. Politische Ethik im Zeitalter der Globalisierung, C.H.Beck, München 2004, S. 32 ff.

Literatur

ab 1980

  • Cornelijs Augustijn: Humanismus (Die Kirche in ihrer Geschichte 2, Lieferung Heft 2). Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-52330-0.
  • Paul Richard Blum: Humanismus - Das kulturelle Modell der Renaissance in Ders. Philosophieren in der Renaissance. Kohlhammer, Stuttgart 2004, Kap. 2, ISBN 3-17-017591-2.
  • Karl Dietrich Bracher: Verfall und Fortschritt im Denken der frühen römischen Kaiserzeit. Studien zum Zeitgefühl und Geschichtsbewußtsein des Jahrhunderts nach Augustus. Böhlau, Wien 1987, ISBN 3-205-08909-X.
  • August Buck:
  1. Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen. Verlag Alber, Freiburg 1987, ISBN 3-495-47627-X.
  2. Der italienische Humanismus, in: Notker Hammerstein (Hrsg.): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Beck, München
  3. 15. bis 17. Jahrhundert. Von der Renaissance bis zum Ende der Glaubenskämpfe. 1996, ISBN 3-406-32463-0, S. 1–56.
  1. Humanismus und Renaissance. Fink, München 1980
  2. Die antiken und mittelalterlichen Quellen, ISBN 3-7705-1815-2.
  3. Philosophie, Bildung und Kunst, ISBN 3-7705-1816-0.
  • Rudolf Kuhr: Wachstum an Menschlichkeit. Humanismus als Grundlage. Lenz, Neustadt 2000, ISBN 3-933037-06-9.
  • Perdita Ladwig: Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898–1933. Campus-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-593-37467-6.
  • Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96136-X
  • Gustav Radbruch: Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht. In: Ders.: Rechtsphilosophie. Studienausgabe herausgegeben von Ralf Dreier und Stanley L. Paulson. C. F. Müller, 2. Aufl., Heidelberg 2003, S. 211 ff.
  • Joachim Ritter u.a. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Schwabe, Basel 1971 bis 2007
  • Horst Rüdiger: Der dritte Humanismus (1937), in: Hans Oppermann (Hrsg.), Humanismus. WBG, Wege der Forschung Bd. XVII, Darmstadt 1970, S. 206—223
  • Jean-Paul Sartre: Der Existentialismus ist ein Humanismus, in: Gesammelte Werke, Band 4. rororo, Reinbek 1994, ISBN 3-499-34013-5.
  • Georgi Schischkoff: Philosophisches Wörterbuch. Kröner, Stuttgart 1982, ISBN 3-520-01321-5
  • Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In: Gerhard Müller u.a. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. De Gruyter, Berlin, Bd. 15, 1986, S. 639–661.
  • Mario Todte: Georg Voigt (1827–1891). Pionier der historischen Humanismusforschung. Universitäts-Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-22-0.
  • Konrat Ziegler und Walther Sontheimer (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. DTV, München 1979, ISBN 3-423-05963-X
  • Philip G. Zimbardo: Psychologie. 5. Auflage, Springer, Heidelberg 1992, ISBN 3-540-53968-9

bis 1980

  • Hans Baron: The crisis of the early renaissance. Civic humanism and republican liberty in age of classicism and tyranny. Princeton University Press, Princeton, N.J. 1993, ISBN 0-691-00752-7.
  • Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Edition Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-933203-89-9 (Repr. der Ausg. Leipzig 1860)
  • Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker. Kröner, Stuttgart 1968
  • Wallace K. Ferguson: The renaissance in the historical thought, Five centuries of interpretation. University Press, Toronto 2006, ISBN 978-0-8020-9415-5 (Repr. d. Ausg. Boston 1948)
  • Eugenio Garin: Der italienische Humanismus. Francke, Bern 1947.
  • Wallace K. Ferguson: Renaissance Studies. Harper & Row, Ontario 1963.
  • Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität, in: Geschichtsphilosophische Werke. Hanser, München 1953, S. 458 ff.
  • Paul Oskar Kristeller: Der italienische Humanismus und seine Bedeutung. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1969.
  • Paul Oskar Kristeller: The classics and renaissance thought. Lectures. Folcroft Press, Folcroft, Pa. 1969 (Repr. d. Ausg. Cambridge, Mass. 1955)
  • Alfred von Martin: Coluccio Salutati und das humanistische Lebensideal. Ein Kapitel aus der Genesis der Renaissance. Gerstenberg, Hildesheim 1973, ISBN 3-8067-0121-0 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1916)
  • Richard Newald: Humanitas, Humanismus, Humanität. Edition Chamier, Essen 1947.
  • Berthold L. Ullmann: The humanism of Coluccio Salutati. Edizione Antenore, Padua 1953.
  • Friedrich Immanuel Niethammer: Der Streit des Philanthropinismus und des Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Frommann, Jena 1808.
  • Walter Rüegg: Cicero und der Humanismus. Formale Untersuchungen über Petrarca und Erasmus. Rhein-Verlag, Zürich 1946.
  • Wolfgang Schadewaldt: Der Gott von Delphi und die Humanitätsidee. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1975
  • Josef P. Schneider: Untersuchungen über das Verhältnis von humanitas zu Recht und Gerechtigkeit bei Cicero. Krause, Freiburg/B. 1964 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg/B. 1963)
  • Berthold L. Ullman: Studies in the Italian Renaissance. Edizione di Storia e Letteratura, Rom 1973 (Repr. d. Ausg. Rom 1955)
  • Georg Voigt: Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des Humanismus. De Gruyter, Berlin 1960 (2 Bde., Repr. d. Ausg. Berlin 1893)