Surströmming (ausgesprochen "Ssüür-s'trömming", von Schwedisch sur sauer und strömming Ostseehering, Strömling) ist eine schwedische Fischdelikatesse.
Der zur Herstellung benötigte Fisch wird in der Regel im Frühjahr (März) gefangen, wenn er zu laichen beginnt. Die kleinen Ostsee-Heringe (ca. 10 cm lang) werden meist ohne Kopf - aber mit allen Innereien - in Holzfässern eingesalzen und vergoren. Anschließend werden die Heringe ohne Erhitzen in zylindrische Konservendosen abgefüllt, in denen noch eine Nachgärung stattfindet. Erst wenn sich die Dosen nach etwa einem halben Jahr aufgrund des entstehenden Gasdruckes fast kugelförmig ausgebeult haben, also zu einer so genannten Bombage wurden, gelangen sie in den Handel.
Man nimmt an, dass Surströmming zu essen anfangs nur ein Scherz war. Später wurde das Verfahren als Konservierungsmethode verwendet, die im Gegensatz zum Pökeln weniger des damals teueren Salz benötigte (Der natürliche Salzgehalt der Ostseeheringe ist sehr gering, da das Wasser in der nördlichen Ostsee beinahe Süßwasser ist). Das Verfahren ermöglichte die Überbrückung der langen Dunkelheit im Norden Schwedens. Dabei verhindert die Hefegärung das Verotten des Fisches.
Die Unterscheidung zwischen Surströmming und ganz gewöhnlichem faulem Fisch kann sehr schwer fallen; beim Öffnen der Dose entweicht ein fauler Geruch: Der Geruch von Surströmming erinnert an eine Mischung aus gewöhnlichem verfaulten Fisch, einer Kloake und Müll, der einige Tage in der Sonne stand. Nichtsahnende Ausländer in Schweden hat der Geruch schon dazu gebracht, die Polizei zu rufen, in der Sorge, der Nachbar sei gestorben. Im schwedischen Volksmund wird Surströmming folglich auch Stinkefisch genannt. Einige Schweden behaupten, der Konsum des Surströmming habe in der frühen Geschichte Piraten und heute Touristen ihrem Land fern gehalten. Außerdem habe er andere davon abgehalten, Schweden zu erobern, wie beispielsweise die Nazis. Der Geruch des Surströmming hält sich gut in der Wohnung, Kleidung und auch dem Konsumenten ist er noch tagelang anhängig. Deshalb wird er meist im Sommer (August) im Freien gegessen.
Der Geschmack von Surströmming ist vergleichbar mit einer Mischung aus Harzer Käse und Salz-Dill-Gurken.
Auf klassische Weise wird der Surströmming im nödlichen Schweden wie folgt verzehrt: Einige Heringe werden filetiert und auf mit Butter bestrichenes Tunnbröd gelegt (Dünnbrot; ein Gebäck, das zwischen Knäcke- und Pitabrot anzusiedeln ist. Es wird oft in großen rechteckigen Stücken verkauft, ist aber auch in runden Scheiben erhältlich). Auf das Tunnbröd werden des Weiteren zerdrückte gekochte Mandelpotatis (Mandel-Kartoffeln; eine besondere Art Pellkartoffeln), in Butter geschmorte gehackte Zwiebeln und Gräddfil (saure Sahne) gegeben. Oft wird auch Tomatensalat mit einer Vinägrettsås (Essig-Öl-Soße) dazu gegessen. Traditionell wird der Surströmming mit kalter Milch und Aquavit serviert. Obwohl die Kombination von Surströmming und Kohlenstoffdioxid unangenehme Auswirkungen für einige Zeit nach dem Konsum haben kann, wird auch Bier als begleitendes Getränk immer populärer.
Die klassische Weise, Surströmming zu essen, bezeichnen die Schweden auch als "Surströmmings-Fest", wobei böse Zungen behaupten, dies sei ähnlich wie beispielsweise das Krebsfest (kräftskivan) lediglich ein weiterer Grund zum Konsum von Alkohol.
Obwohl die Nordschweden heute nicht mehr auf den Surströmming als Nahrungsquelle in harten Wintern angewiesen sind, hat sich diese Konservierungsmethode erhalten und erfreut sich einer wachsenden weltweiten Fangemeinde. Viele Menschen mögen den Surströmming nicht; man sagt aber, dass man ihn erst einige Male gegessen haben muss, bevor man seinen Geschmack wirklich zu schätzen weiß. Wer den Surströmming probiert hat, kann sicher sein, dieses Erlebnis nie wieder zu vergessen.