Mädchen nennt man (je nach Kulturkreis und Sprachschicht) Kinder, Jugendliche bis zu Geschlechtsreife / Volljährigkeit bzw. junge Erwachsene weiblichen Geschlechts.

Sprachlich ist „Mädchen“ (wie „Mädl“ oder „Mädel“) eine Verkleinerungsform von „Maid“, „Magd“. In diesem Zusammenhang ist das Wort „Mädchen“ mitunter noch als Kurzform für Dienstmädchen oder Kindermädchen zu finden. Auch die Redewendung Mädchen für alles (Faktotum) erklärt sich daraus.
Altersabgrenzung
Die Bedeutungen des Begriffs überlappen je nach Zusammenhang und schwanken, bezogen auf den gemeinten Abschnitt der Jugend, um 5-7 Jahre:
„Kleine Mädchen“ sind (in Mitteleuropa) Mädchen bis zur Schulreife, oft aber bis etwa zum 9. oder 10. Lebensjahr (auch, ebenso wie „altes Mädchen“, ein Kosewort unter erwachsenen Partnern).
Eltern oder Lehrer reden vom „großen Mädchen“ meist zum Zwecke der Ermutigung des Kindes.
In der Umgangssprache sind, entsprechend ihrer jugendlichen Ausstrahlung bzw. Attraktivität, Mädchen vielfach auch junge („mädchenhafte“) Frauen.
Verwendungsbereiche
Hauptsächlich im süddeutschen Raum wird Mädchen auch synonym für Tochter gebraucht (etwa im Satz: Wann kommt denn unser Mädchen endlich nach Hause?).
Der Begriff Mädchenname bezeichnet den Namen einer Frau, den sie hatte, bevor sie durch Heirat den Familiennamen ihres Ehepartners angenommen hat und unter Umständen nach einer Scheidung wieder annimmt. Der Begriff ist seit Reform des Ehenamensrechts in Deutschland 1991/1992 nur noch in der Umgangssprache gebräuchlich. Die amtliche deutsche Formulierung lautet – wie im § 1355 Abs. 6 des BGB (Ehename) definiert – geschlechtsneutral Geburtsname.
Der veraltete Begriff gefallenes Mädchen, in dem oft Bedauern mitschwingt, bezeichnet junge Frauen, die ihre „sexuelle Unschuld“ verloren haben oder zu Prostituierten wurden.
Eine Prostituierte wird gelegentlich als leichtes Mädchen bezeichnet, wobei sich das „leicht“ auf die Leichtigkeit bezieht, mit der ein sexueller Kontakt hergestellt werden kann.
In der Archäologie werden nicht identifizierte Leichen junger Frauen mitunter als Mädchen von ... geführt, siehe zum Beispiel die Moorleichen das Mädchen von Windeby (das nach neuesten Untersuchungen aber ein Junge ist) oder das Mädchen aus dem Uchter Moor.
Die Sozial-, Kultur- und Jugendarbeit kennt die Mädchenarbeit als eigenständigen Bereich. Siehe dazu unter anderem:
Geschichte
Vor allem, als sich im Zuge der Industrialisierung die Problematik der Prostitution verschärft hat, wurden unterschiedliche Organisationen gegründet, um den betroffenen Mädchen zu helfen und politische Maßnahmen zu fördern, z. B. der Internationale Verein Freundinnen junger Mädchen. Vielerorts gibt es heute Hilfsaktionen für solche Mädchen insbesondere in Entwicklungsländern (2003 ein Schwerpunktthema der katholischen Jugend), auch Wohnheime für Aussteigewillige. Die Organisationen betonen das Opfersein der Mädchen, wie es vor allem beim Mädchenhandel deutlich wird.
Der Nationalsozialismus hat sich des Mädchenbegriffs (vor allem als Mädel) bedient und ihn im Sinne seiner Ideologie benutzt, etwa in der Nachwuchsorganisation Bund Deutscher Mädel. Diese Verwendung wird mitunter auch heute in der rechten Szene wieder aufgegriffen (vgl. Mädelring Thüringen).
Mädchen in Literatur, Musik und Film
Zuerst hat sich das Volkstum dem Mädchen gewidmet (Sterntaler, Rotkäppchen, Dornröschen, Aschenputtel, Schneewittchen).
Das Mädchen wurde mit der Aufklärung Gegenstand der künstlerischen Betrachtung (Goethe, Mignon in Wilhelm Meisters Lehrjahre: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?). Im Gefolge von Johanna Spyris Heidi entstand eine eigne literarische Gattung, die das Leben und die Begegnisse von Mädchen schildert (Das doppelte Lottchen von Erich Kästner, Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren).
Zeitgenössische Darstellungen in Literatur, Musik und Film sind:
Mädchen gelten als bedeutende Zielgruppe für den Zeitschriftenmarkt (siehe die Zeitschrift Mädchen oder die den englischen Begriff benutzende Bravo Girl).
Bilder
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Mädchen aus Nepal
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Italienisches Mädchen, vermutlich mit ihrem Bruder
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Mädchen neben einem Schneemann
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Mädchen aus Gambia
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Mädchen in Berner Sonntagstracht
Literatur
- Ursula Boos-Nünning, Yasemin Karakasoglu: Viele Welten leben - zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund. Münster [u.a.]: Waxmann, 2005.
- Meike Lauggas: Mädchenbildung bildet Mädchen - eine Geschichte des Begriffs und der Konstruktionen. Wien: Milena-Verl., 2000.