Merkur (Planet)

innerster Planet unseres Sonnensystems
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Merkur, fotografiert von der NASA-Raumsonde Mariner 10

Merkur, fotografiert von der NASA Raumsonde Mariner 10.

Eigenschaften des Orbits
Aphel69,82 Mio. km
0,467 AE
Mittlerer Radius57,91 Mio. km
0,387 AE
Perihel46 Mio. km
0,307 AE
Exzentrizität0,2056
Siderische Periode87,969 Tage
Synodische Periode115,88 Tage
Ø Orbitalgeschwindigkeit47,8725 km/s
Inklination
Kleinster Erdabstand77,3 Mio. km
Größter Erdabstand221,9 km
Physikalische Eigenschaften
Durchmesser am Äquator4879,4 km
Oberflächeninhalt74,8 Mio. km2
(0,147-fache der Erde)
Masse3,302 × 1023 kg
(0,0553 Erdenmassen)
Mittlere Dichte5,427 g/cm3
Schwerkraft
an der Oberfläche
3,7 m/s²
(0,378-fache der Erde)
Rotationsperiode58 Tage 15 Std. 36 Min.
Neigung der Drehachse0,01°
Albedo0,106
Fluchtgeschwindigkeit4,3 km/s
Temperatur
an der Oberfläche
MinMittelMax
100K440K700K
Eigenschaften der Atmosphäre
Druck10-15 bar
Sauerstoff42%
Natrium29%
Wasserstoff22%
Helium6%
Kalium0,5%
Spuren von Argon, Kohlendioxid, Wasser, Stickstoff,
Xenon, Krypton und Neon

Merkur ist der sonnennächste Planet unseres Sonnensystems. Er wird zu den erdähnlichen (terrestrischen) Planeten gerechnet. Im antiken Griechenland bezog man den Planeten auf den Gott Hermes. In der Astrologie ist der Merkur unter anderem das Symbol des Austausches und der Kommunikation. Zeichen: ☿

Aufbau

Die extrem dünne Atmosphäre des Merkur führt zu den extremen Temperaturschwankungen zwischen der Tag- und Nachtseite.

Seine mondähliche, von Kratern durchsetzte Oberfläche aus rauem, porösem, dunklem Gestein reflektiert das Sonnenlicht nur schwach. Die Oberflächentemperatur liegt auf der Sonnenseite bei rund 430 Grad Celsius und auf der Schattenseite bei etwa -180 Grad Celsius. Seine Oberfläche ähnelt der unseres Mondes. Ihr auffälligstes Merkmal ist das Calorisbecken, ein riesiger Einschlagskrater mit etwa 1350 km Durchmesser, der vermutlich von einem Objekt mit über 100 km Durchmesser erzeugt worden ist. Im Gegensatz zum Erdmond sind nur wenige bzw. recht kleine Becken (Maria) auf der der Erde zugewandten Seite des Planeten auszumachen. Einige Formationen finden man jedoch ausschließlich auf der Merkuroberfläche:

  • Die Rupes sind mehrere hundert Kilometer lange und teilweise bis zu 3 km hohe Böschungen.
  • Die Lineamente sind gradlinig verlaufende Böschungen, die an Verwerfungen erinnern.
  • Einige hügelige Gebiete werden von geraden Furchen durchschnitten, die vermutlich durch Schockwellen entstanden sind.

Jüngste Radaruntersuchungen lassen die Möglichkeit zu, dass kleine Mengen von Wasser am Nordpol des Merkurs existieren könnten. Da die Sonne immer flach auf den Nordpol scheint, liegt das Innere von Kratern immer im Schatten. Dort könnten Temperaturen von -160°C herrschen. Wasser, das durch Kometeneinschläge dort gelagert wäre, könnte sich dauerhaft als Eis halten.

Das Innere des Merkur wird von einem Eisenkern beherrscht, der mit einem Durchmesser von etwa 1900 km für die relativ hohe Dichte des Planeten verantwortlich ist. Darüber befindet sich eine lediglich 500 bis 600 km dicke Kruste aus Silikatgestein.

Das von der Sonde Mariner 10 entdeckte Magnetfeld hat eine Stärke von nur etwa 1% der Erdfeldstärke.

Merkur ist der zweitkleinste Planet unseres Sonnensystems. Sein Durchmesser beträgt nur rund 40% des Erddurchmessers und er ist sogar noch kleiner als der Jupitermond Ganymed und der Saturnmond Titan.

Die Umlaufbahn des Merkur ist stark ellipitisch. Die langsame Präzession seiner Umlaufbahn konnte nicht völlig mit der klassischen Mechanik von Isaac Newton erklärt werden. Wie Le Verrier, damaliger Direktor des Pariser Observatoriums, bemerkte, beträgt sie für Merkur 5,74 Bogensekunden pro Jahr. Laut der Newton'schen Mechanik wären das aber 0,43 Bogensekunden pro Jahr zu schnell. Darum vermutete man einen weiteren Planeten auf einer noch engeren Umlaufbahn um die Sonne, der für diese Störungen verantwortlich sein sollte. Einsteins Relativitätstheorie brachte die Erklärung für die kleinen Unterschiede zwischen Theorie und Beobachtung.

Aufgrund seiner engen Umlaufbahn um die Sonne ist er, genau wie die Venus, nur kurz vor Sonnenaufgang und kurz nach Sonnenuntergang am Himmel sichtbar. Von der Erde aus beträgt der Winkel zwischen Merkur und Sonne nie mehr als 28 Grad.

Radarbeobachtungen zeigten 1975, dass der Planet nicht wie ursprünglich angenommen, eine gebundene Rotation besitzt, d.h. der Sonne immer die selbe Seite zuwendet (so, wie der Erdmond uns auf der Erde immer die selbe Seite zeigt). Tatsächlich dreht er sich aber während zweier Umläufe dreimal um seine eigene Achse.


Erforschung

Merkur ist mindestens seit der Zeit der Sumerer (3. Jahrtausend v. Chr.) bekannt. Die Griechen gaben ihm zwei Namen, Apollo, wenn er am Morgenhimmel sichtbar war und Hermes, wenn er am Abendhimmel sichtbar war. Die griechischen Astronomen wussten allerdings, dass es sich um den selben Himmelkörper handelte. Heraklit glaubte sogar, dass Merkur und Venus die Sonne und nicht die Erde umkreisen. Die Römer benannten ihn wegen seiner schnellen Bewegung am Himmel nach dem geflügelten Götterboten Merkur.

Der Merkur gehört zu den am wenigsten erforschten Planeten im Sonnensystem. Er wurde nur von einer einzigen Raumsonde, Mariner 10, besucht, die von 1974 bis 1975 dreimal an ihm vorbei flog. Nur 45% seiner Oberfläche sind kartiert und er befindet sich zu nahe an der Sonne, um mit Teleskopen weiter kartiert zu werden.

Eine weitere Raumsonde der NASA, Messenger, wird 2004 starten und soll den Merkur 2009 erreichen, um ihn erstmals vollständig zu kartografieren. Auch die europäische Raumfahrtorganisation ESA möchte sich ab dem Jahr 2010 mit der Sonde BEPI-COLOMBO an der Erforschung des sonnennächsten Planeten beteiligen.

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