Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Evangelium als Literaturgattung. Für weitere Bedeutungen des Begriffes siehe Evangelium
Der Begriff Evangelium kommt aus dem Griechischen (ευαγγελιον - eùaggélion), was soviel heißt wie "Lohn für das Überbringen einer guten Nachricht" oder auch nur "gute Nachricht". Mit den Evangelien sind meistens die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas, und Johannes gemeint.
Im Judentum war mit Evangelium die vom Propheten Jesaja in Kap. 40,9 - 12 angesagte Heilsbotschaft gemeint.
Im Neuen Testament meint ευαγγελιoν die Frohbotschaft vom Heilsgeschehen in Jesus Christus. Diese Frohbotschaft ist mündliche Verkündigung, nicht etwas schriftlich fixiertes.
Einige Kirchenväter bezeichnen das gesamte Neue Testament als Evangelium. Die Bezeichnung Evangelium im Zusammenhang mit den kanonischen Evangelienschriften findet sich bei Irenäus: das Evangelium als die eine Botschaft von Jesus Christus in vier Formen - nach (nicht von!) Matthäus, Markus, Lukas, Johannes. Justinus verwendet den Ausdruck in beiden Bedeutungen.
Evangelien sind eine hauptsächlich im 1. und 2. Jahrhundert entstandene Literaturgattung. Sie handeln jeweils von der Person Jesus Christus, seiner Verkündigung, seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung.
Als Evangelien gelten die ersten 4 Schriften des Neuen Testaments (NT), und enthalten Berichte über das Leben u. Wirken Jesu. Es gibt vier verschiedene Verfasser (Annahme)
Erstes E.
- Verfasser: Matthäus, Apostel (Jünger Jesu)
- Wirkungsbereich: Äthiopien, Persien, Kaspisches Meer
- Entstehungszeit 80-90 n.Chr.
Zweites E.
- Verfasser: Markus, kein Apostel, soll Material für seinen Bericht von Apostel Petrus erhalten haben
- Wirkungsbereich: wahrscheinlich Kleinasien, Griechenland, Rom
- Entstehungszeit: 70 n.Chr
Drittes E.
- Verfasser: Lukas, kein Apostel, war Arzt,Bericht unterscheidet sich durch seine gehobene Sprache
- Wirkungsbereich: wahrscheinlich Jerusalem, Rom
- Entstehungszeit 80-90 n.Chr
Viertes E.
- Verfasser: Johannes, Apostel, kein Lebens- u. Wirkungsbericht, sondern Deutung der Handlungen
- Wirkungsbereich: ? (nicht bekannt)
- Entstehungszeit: 90-150 n.Chr
Auffällig ist, dass bei der Kanonisierung des Neuen Testamentes an vier Evangelien festgehalten wurde. Es gibt durchaus Beispiele für Evangelienharmonien, d. h. ein aus den vier Evangelien zusammengestelltes Werk, so z. B. von Tatian. Indem letztlich aber in den Gemeinden der Versuchung widerstanden wurde, die vorliegenden vier Evangelien zu harmonisieren, und so aus ihnen ein widerspruchsfreies Buch zu erstellen, entschied sich die junge Kirche unbewusst(?) für ein pluralistisches Verstehen der Bibel. Die Erfahrung der Gemeinden lehrte offensichtlich, dass es mehr als nur ein Zeugnis der christlichen Botschaft gibt. Die Botschaft von Jesus schlug sich vielgestaltig nieder, so wie schon die frühen Gemeinden vielgestaltig in Sprache und Kultur waren. Die gnostische Heilslehre dagegen wollte ein möglichst widerspruchsloses Dokument neu erstellen, d. h. die überlieferten Texte wurden z. T. "gesäubert" oder in ihrem Sinne erweitert (s. Marcion).
Neben den oben genannten kanonischen Evangelien gibt es auch noch die so genannten apokryphen Evangelien, zu denen unter anderem das Thomasevangelium, das Evangelium nach Petrus, das Evangelium der Wahrheit, das Evangelium nach Philipp und das Evangelium nach Hermes gehören. Diese wurden nicht in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen. Sie sind teilweise nur in Fragmenten oder Zitaten von Kirchenvätern erhalten.
Siehe auch: Evangelium (Glaube), Neues Testament, Kanon des Neuen Testaments, Biblische Einleitungswissenschaft